Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/320: Unterschied zwischen den Versionen
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concreten Anschaulichkeit zu bringen suchen. Dafür wählen wir zum Exempel Flensburg, die größte Stadt des Herzogthums Schleswig, und wir werden sehen, wie dort dem Bedürfnisse nur durchaus ungenügend abgeholfen war. | |||
Jedes der drei Kirchspiele dieser wichtigen Stadt hatte eine sogenannte Schreibschule bei der Kirche. Der Schreibmeister war zugleich Küster, hatte vermittelst dieses seines Kirchenamtes seine Stellung und feste Einkünfte und war dadurch eigentlich gut gestellt. Er konnte aber unmöglich dem vorhandenen Bedürfnisse genügen. Man hatte daher auf mehr Schulen bedacht sein müssen. So war z. B. in der volkreichen Mariengemeinde eine solche, die Möhringsche, im Heiligengeistgange, eine andere, die der Ramsharde, im Schloßgange. Das Schulhalten war noch, so zu sagen, ein freies Gewerbe. Es kam darauf an, da ein festes Gehalt mangelte, wie die Persönlichkeit des Schulmeisters war, und eine wie große Schülerzahl er herbeiziehen konnte, wonach seine lediglich durch das Schulgeld erwachsende Einnahme sich bestimmte. Mit dem Schulhalten, besonders für kleinere Kinder, beschäftigten sich aber viele Personen männlichen und weiblichen Geschlechts, sie hatten die sogenannten Klippschulen oder Winkelschulen, welche noch sehr lange fortgedauert haben. Diese waren zum Theil so eingerichtet und das Schulgeld so mäßig gestellt, daß auch die ärmere Classe ihre Kinder daran Theil nehmen lassen konnte. Jedes Kind brachte einen Schilling wöchentlich mit, so wie eine Anzahl Torf im Winter zur Heizung des oft kümmerlichen Lokals, welches der Schulhalter hergab, auch wohl um die Weihnachtszeit ein Licht oder ein paar Lichter. Für ganz arme Schüler war ein Armen-Schulmeister bestellt, der zu gewissen Zeiten mit seinen Schülern singend durch die Straßen zog und vor den Häusern milde Gaben einsammelte. Die Anforderung lautete: „Arme Schölers watt geven.“ Dies war die sogenannte Currende. Der Name ward aber häufig verdreht, und sie hießen im Munde des Volks die „Korinthschölers“. | |||
Es war übrigens doch ein Großes, daß überhaupt Gelegenheiten zum Unterrichte existirten, wie mangelhaft auch der Unterricht selbst sein mochte. Bei einigen solcher Schulen war der Preis verschieden, je nachdem bloß Buchstabiren, Lesen, Beten und der Katechismus gelehrt ward, oder auch Schreiben und Rechnen. Den erhöhten Preis für letzteres aufzubringen, mochte manchen dürftigeren |
Aktuelle Version vom 1. Februar 2009, 13:28 Uhr
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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concreten Anschaulichkeit zu bringen suchen. Dafür wählen wir zum Exempel Flensburg, die größte Stadt des Herzogthums Schleswig, und wir werden sehen, wie dort dem Bedürfnisse nur durchaus ungenügend abgeholfen war.
Jedes der drei Kirchspiele dieser wichtigen Stadt hatte eine sogenannte Schreibschule bei der Kirche. Der Schreibmeister war zugleich Küster, hatte vermittelst dieses seines Kirchenamtes seine Stellung und feste Einkünfte und war dadurch eigentlich gut gestellt. Er konnte aber unmöglich dem vorhandenen Bedürfnisse genügen. Man hatte daher auf mehr Schulen bedacht sein müssen. So war z. B. in der volkreichen Mariengemeinde eine solche, die Möhringsche, im Heiligengeistgange, eine andere, die der Ramsharde, im Schloßgange. Das Schulhalten war noch, so zu sagen, ein freies Gewerbe. Es kam darauf an, da ein festes Gehalt mangelte, wie die Persönlichkeit des Schulmeisters war, und eine wie große Schülerzahl er herbeiziehen konnte, wonach seine lediglich durch das Schulgeld erwachsende Einnahme sich bestimmte. Mit dem Schulhalten, besonders für kleinere Kinder, beschäftigten sich aber viele Personen männlichen und weiblichen Geschlechts, sie hatten die sogenannten Klippschulen oder Winkelschulen, welche noch sehr lange fortgedauert haben. Diese waren zum Theil so eingerichtet und das Schulgeld so mäßig gestellt, daß auch die ärmere Classe ihre Kinder daran Theil nehmen lassen konnte. Jedes Kind brachte einen Schilling wöchentlich mit, so wie eine Anzahl Torf im Winter zur Heizung des oft kümmerlichen Lokals, welches der Schulhalter hergab, auch wohl um die Weihnachtszeit ein Licht oder ein paar Lichter. Für ganz arme Schüler war ein Armen-Schulmeister bestellt, der zu gewissen Zeiten mit seinen Schülern singend durch die Straßen zog und vor den Häusern milde Gaben einsammelte. Die Anforderung lautete: „Arme Schölers watt geven.“ Dies war die sogenannte Currende. Der Name ward aber häufig verdreht, und sie hießen im Munde des Volks die „Korinthschölers“.
Es war übrigens doch ein Großes, daß überhaupt Gelegenheiten zum Unterrichte existirten, wie mangelhaft auch der Unterricht selbst sein mochte. Bei einigen solcher Schulen war der Preis verschieden, je nachdem bloß Buchstabiren, Lesen, Beten und der Katechismus gelehrt ward, oder auch Schreiben und Rechnen. Den erhöhten Preis für letzteres aufzubringen, mochte manchen dürftigeren