Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/170: Unterschied zwischen den Versionen

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der Nachbarschaft in Hamburg einrückten unter dem Commando des schwedischen Generals Grafen Welling. Krumbholz wurde am 4. Juni 1708 abgesetzt, er und Stilke zu dauernder Gefangenschaft verurtheilt. Ersterer ist 1725 zu Hameln verstorben, letzterer zu Dömitz.
 
Ein Geistesverwandter des <tt>Dr.</tt> Mayer in Hamburg war zu dieser Zeit bei uns der Königliche Generalsuperintendent <tt>Dr.</tt> Schwartz. Freilich was seine Gelehrsamkeit betrifft, so stand er hinter jenem sehr zurück. Manche wollten überhaupt die des <tt>Dr.</tt> Schwartz nicht sehr gelten lassen. Puffendorf urtheilt von ihm, er sei in den morgenländischen Sprachen, in den Kirchenvätern, in der Geschichte und den kirchlichen Alterthümern nicht eigentlich bewandert gewesen. Auch als Kanzelredner hielt man ihn schon in Kopenhagen nicht hoch, zumal da man damals dort Lassenius hatte. Auch hatte man ihn deshalb von dort entfernt und ihm die Generalsuperintendentur in den Herzogthümern übertragen. Aber die neueren Streitigkeiten verstand er und war im Besitze des ganzen Vorraths von Redensarten der scholastischen Philosophie und Theologie. Auf Gründe ließ er sich mitunter gar nicht ein. Wurde er erinnert, daß in den Schriften eines Puffendorf, Spener oder Anderer, die er der Irrlehre beschuldigte, sich dergleichen nicht fände, so waren seine Antworten: „Ist es nicht genug, daß ich es ihm imputire? Ist es nicht genug, daß ich also schließe? Ich concipire es nicht anders. Ich habe keinen anderen Begriff davon.“ Zum Streiten war er wie geboren, lebte und webte darin. Für die Reinheit der Lehre zu fechten, das war sein eifrigstes Bemühen. „Ein christeifriger Mann“ wird er von einem seiner Freunde genannt; von einem anderen: „ein für die Reinigkeit der Lehre sehr bemüheter Lehrer.“ Und an Gelegenheit, seinen Eifer au den Tag zu legen, fehlte es in jenem Zeitalter nicht. Ueberdies wurde ihm solcher Amtseifer noch eigens aufgetragen. 1694 erging von König Christian V. an ihn der Befehl, mit dem Pastor <tt>Dr.</tt> Johann Friedrich Mayer an der Jacobi-Kirche in Hamburg sich dahin zu vereinbaren, daß alle Schwärmer, Enthusiasten, Chiliasten und dergleichen Leute aus dem Lande geschafft würden.
 
In Flensburg hatte es schon Streitigkeiten gegeben, bei denen Schwartz sich veranlaßt sah, einzugreifen. Daselbst war der Pastor zu St. Marien Johannes Lysius seit 1681 Vice-Propst, seit 1684

Aktuelle Version vom 3. Januar 2009, 17:21 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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der Nachbarschaft in Hamburg einrückten unter dem Commando des schwedischen Generals Grafen Welling. Krumbholz wurde am 4. Juni 1708 abgesetzt, er und Stilke zu dauernder Gefangenschaft verurtheilt. Ersterer ist 1725 zu Hameln verstorben, letzterer zu Dömitz.

Ein Geistesverwandter des Dr. Mayer in Hamburg war zu dieser Zeit bei uns der Königliche Generalsuperintendent Dr. Schwartz. Freilich was seine Gelehrsamkeit betrifft, so stand er hinter jenem sehr zurück. Manche wollten überhaupt die des Dr. Schwartz nicht sehr gelten lassen. Puffendorf urtheilt von ihm, er sei in den morgenländischen Sprachen, in den Kirchenvätern, in der Geschichte und den kirchlichen Alterthümern nicht eigentlich bewandert gewesen. Auch als Kanzelredner hielt man ihn schon in Kopenhagen nicht hoch, zumal da man damals dort Lassenius hatte. Auch hatte man ihn deshalb von dort entfernt und ihm die Generalsuperintendentur in den Herzogthümern übertragen. Aber die neueren Streitigkeiten verstand er und war im Besitze des ganzen Vorraths von Redensarten der scholastischen Philosophie und Theologie. Auf Gründe ließ er sich mitunter gar nicht ein. Wurde er erinnert, daß in den Schriften eines Puffendorf, Spener oder Anderer, die er der Irrlehre beschuldigte, sich dergleichen nicht fände, so waren seine Antworten: „Ist es nicht genug, daß ich es ihm imputire? Ist es nicht genug, daß ich also schließe? Ich concipire es nicht anders. Ich habe keinen anderen Begriff davon.“ Zum Streiten war er wie geboren, lebte und webte darin. Für die Reinheit der Lehre zu fechten, das war sein eifrigstes Bemühen. „Ein christeifriger Mann“ wird er von einem seiner Freunde genannt; von einem anderen: „ein für die Reinigkeit der Lehre sehr bemüheter Lehrer.“ Und an Gelegenheit, seinen Eifer au den Tag zu legen, fehlte es in jenem Zeitalter nicht. Ueberdies wurde ihm solcher Amtseifer noch eigens aufgetragen. 1694 erging von König Christian V. an ihn der Befehl, mit dem Pastor Dr. Johann Friedrich Mayer an der Jacobi-Kirche in Hamburg sich dahin zu vereinbaren, daß alle Schwärmer, Enthusiasten, Chiliasten und dergleichen Leute aus dem Lande geschafft würden.

In Flensburg hatte es schon Streitigkeiten gegeben, bei denen Schwartz sich veranlaßt sah, einzugreifen. Daselbst war der Pastor zu St. Marien Johannes Lysius seit 1681 Vice-Propst, seit 1684