Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/163: Unterschied zwischen den Versionen

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Pietismus zu thun, wie derselbe sich in seinen ersten Anfängen darstellte, wesentlich verschieden von den Schwärmereien, welche früher unser Land wiederholt beunruhigt, aber im Volke selbst wenig Anklang gefunden hatten.
 
Bei dem Pietismus aber trat sofort das Bestreben hervor, an die niederen Kreise des Volks sich zu wenden, sich der Unwissenden, der Einfältigen, der Unmündigen anzunehmen, das Christenthum als Herzenssache und als Angelegenheit des Lebens darzustellen. Es war ein oft ausgesprochener Hauptgedanke, daß es im Christenthum mehr darauf ankomme, fromm, als gelehrt zu sein, ja, es ging das in eine Verachtung oder wenigstens Vernachlässigung der Gelehrsamkeit und Wissenschaft über.
 
Das Ziel der Pietisten war nicht das historische Wissen, sondern das praktische Christenthum. Durch ihr ganzes Auftreten wurde die Classe der hochgelahrten Theologen gestoßen, die damals nicht geringe Zahl der Männer, welche einseitig sich auf die theologische Gelehrsamkeit geworfen hatten, darin lebten und webten, und solche, selbst von der Kanzel herab, vortrugen. Diese Gelehrten hielten fest an den hergebrachten Formen der Lehre, und waren zu rüstigen Kämpfern auf diesem Felde zu sehr ausgebildet, um nicht in der pietistischen Richtung viele Neuerungen und Abweichungen zu entdecken und darzulegen, und dieselben den Pietisten als Irrlehren und Ketzereien vorzurücken. Sie wollten gerne als die wahrhaft rechtgläubigen Kirchenlehrer bezeichnet werden und traten mit Entschiedenheit den Pietisten als Irrlehrern entgegen.
 
Demnach erhob sich, wie zu erwarten stand, zwischen der gelehrten Orthodoxie und dem Pietismus ein heftiger Kampf, über welchen ein gehaltvolles Urtheil von Kahnis uns vorliegt, dessen Anfang hier wörtlich anzuführen wir uns nicht enthalten können. Er sagt:<ref>Kahnis, Der innere Gang des deutschen Protestantismus. Ausg. III. (Leipzig 1874) I, S. 220.</ref> „In dem Kampfe zwischen der Orthodoxie und dem Pietismus war die Losung der ersten: Rechter Glaube, die Losung der zweiten: Lebendiger Glaube. Während im Zeitalter der Orthodoxie der rechte Glaube den lebendigen verzehrte, hatte im Zeitalter des Pietismus der lebendige Glaube mindestens eine Neigung, den <noinclude>
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Aktuelle Version vom 3. Januar 2009, 16:27 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Pietismus zu thun, wie derselbe sich in seinen ersten Anfängen darstellte, wesentlich verschieden von den Schwärmereien, welche früher unser Land wiederholt beunruhigt, aber im Volke selbst wenig Anklang gefunden hatten.

Bei dem Pietismus aber trat sofort das Bestreben hervor, an die niederen Kreise des Volks sich zu wenden, sich der Unwissenden, der Einfältigen, der Unmündigen anzunehmen, das Christenthum als Herzenssache und als Angelegenheit des Lebens darzustellen. Es war ein oft ausgesprochener Hauptgedanke, daß es im Christenthum mehr darauf ankomme, fromm, als gelehrt zu sein, ja, es ging das in eine Verachtung oder wenigstens Vernachlässigung der Gelehrsamkeit und Wissenschaft über.

Das Ziel der Pietisten war nicht das historische Wissen, sondern das praktische Christenthum. Durch ihr ganzes Auftreten wurde die Classe der hochgelahrten Theologen gestoßen, die damals nicht geringe Zahl der Männer, welche einseitig sich auf die theologische Gelehrsamkeit geworfen hatten, darin lebten und webten, und solche, selbst von der Kanzel herab, vortrugen. Diese Gelehrten hielten fest an den hergebrachten Formen der Lehre, und waren zu rüstigen Kämpfern auf diesem Felde zu sehr ausgebildet, um nicht in der pietistischen Richtung viele Neuerungen und Abweichungen zu entdecken und darzulegen, und dieselben den Pietisten als Irrlehren und Ketzereien vorzurücken. Sie wollten gerne als die wahrhaft rechtgläubigen Kirchenlehrer bezeichnet werden und traten mit Entschiedenheit den Pietisten als Irrlehrern entgegen.

Demnach erhob sich, wie zu erwarten stand, zwischen der gelehrten Orthodoxie und dem Pietismus ein heftiger Kampf, über welchen ein gehaltvolles Urtheil von Kahnis uns vorliegt, dessen Anfang hier wörtlich anzuführen wir uns nicht enthalten können. Er sagt:[1] „In dem Kampfe zwischen der Orthodoxie und dem Pietismus war die Losung der ersten: Rechter Glaube, die Losung der zweiten: Lebendiger Glaube. Während im Zeitalter der Orthodoxie der rechte Glaube den lebendigen verzehrte, hatte im Zeitalter des Pietismus der lebendige Glaube mindestens eine Neigung, den


  1. Kahnis, Der innere Gang des deutschen Protestantismus. Ausg. III. (Leipzig 1874) I, S. 220.