Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/027: Unterschied zwischen den Versionen
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Beifall fanden und die furchtbaren Aufregungen hervorriefen, welche in den Bauernkriegen und später durch die wiedertäuferischen Unruhen so viel Unheil stifteten. Der Rath zu Schleswig wandte sich an den König mit der Bitte um einen tüchtigen und gelehrten evangelischen Geistlichen. Marquard Schuldorp, ein geborener Kieler, wurde darauf von Wittenberg, wo er studirt hatte, berufen, und nachdem er eine Predigt über Römer 1, 16 („Ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht“) gehalten hatte, von Rath und Gemeinde einhellig angenommen, 1526 oder 1527. Er behielt als Capellan den Friederich noch ein halbes Jahr neben sich, dessen früheres Ansehen aber verloren ging, zumal seitdem er eine Frau genommen hatte, sich in Sammet und Seide prächtig zu kleiden anfing und anders lebte, als er lehrte. Daneben fuhr er in seinem Ungestüm fort, fiel einem gewissen Marquard Bülau, des Bürgermeisters Drewes Bülau Sohn (der vielleicht mit dem Marquard Schwerdtfeger, welcher bereits 1507 Pfarrherr des S. Laurentii-Chors war, dieselbe Person ist), während der Predigt in die Rede, erklärte Alles, was derselbe sagte, für Lügen und Narrenpossen, griff auch den Königlichen Kanzler Wolfgang heftig an und beschuldigte ihn der Verlogenheit, worüber sich derselbe beim König beklagte. Nun war seines Bleibens nicht länger; er entwich, ward aber zu Neumünster ergriffen und ins Halseisen gesteckt, doch ward er zwar auf Königlichen Befehl wieder freigelassen, mußte aber das Land räumen. Solche Züge geben uns ein anschauliches Bild der derzeitigen Aufregung und Verwirrung. — Von Eckernförde mangeln aus dieser Zeit Nachrichten, ja es scheint, als ob noch 1535 dort zwei katholische Geistliche gewesen. Es wird indessen berichtet, daß Friederich I. 1528, als er zu Eckernförde sich befand, den <tt>Dr.</tt> Petrus Mellitius bei sich gehabt habe, den er von dort nach Rendsburg sandte, um daselbst die Reformation zu Stande zu bringen, wo er denn auch bis 1532 als erster evangelischer Pastor im Amte gewesen ist. Jedoch erst unter dem folgenden Prediger, Johann Meyer, der ein angesehener Theologe war, wurde die Stadt evangelisch. — In Kiel hingegen trat die Reformation schon 1526 ein, indem Wilhelm Prawest hier Pastor an der Nicolai-Kirche ward und die evangelische Lehre verkündigte. Allein bald wurde er verdächtig, und Luther selbst, der ihn anfangs für einen seiner getreuen Freunde gehalten hatte, wurde enttäuscht, |
Aktuelle Version vom 1. Juni 2008, 14:01 Uhr
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Beifall fanden und die furchtbaren Aufregungen hervorriefen, welche in den Bauernkriegen und später durch die wiedertäuferischen Unruhen so viel Unheil stifteten. Der Rath zu Schleswig wandte sich an den König mit der Bitte um einen tüchtigen und gelehrten evangelischen Geistlichen. Marquard Schuldorp, ein geborener Kieler, wurde darauf von Wittenberg, wo er studirt hatte, berufen, und nachdem er eine Predigt über Römer 1, 16 („Ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht“) gehalten hatte, von Rath und Gemeinde einhellig angenommen, 1526 oder 1527. Er behielt als Capellan den Friederich noch ein halbes Jahr neben sich, dessen früheres Ansehen aber verloren ging, zumal seitdem er eine Frau genommen hatte, sich in Sammet und Seide prächtig zu kleiden anfing und anders lebte, als er lehrte. Daneben fuhr er in seinem Ungestüm fort, fiel einem gewissen Marquard Bülau, des Bürgermeisters Drewes Bülau Sohn (der vielleicht mit dem Marquard Schwerdtfeger, welcher bereits 1507 Pfarrherr des S. Laurentii-Chors war, dieselbe Person ist), während der Predigt in die Rede, erklärte Alles, was derselbe sagte, für Lügen und Narrenpossen, griff auch den Königlichen Kanzler Wolfgang heftig an und beschuldigte ihn der Verlogenheit, worüber sich derselbe beim König beklagte. Nun war seines Bleibens nicht länger; er entwich, ward aber zu Neumünster ergriffen und ins Halseisen gesteckt, doch ward er zwar auf Königlichen Befehl wieder freigelassen, mußte aber das Land räumen. Solche Züge geben uns ein anschauliches Bild der derzeitigen Aufregung und Verwirrung. — Von Eckernförde mangeln aus dieser Zeit Nachrichten, ja es scheint, als ob noch 1535 dort zwei katholische Geistliche gewesen. Es wird indessen berichtet, daß Friederich I. 1528, als er zu Eckernförde sich befand, den Dr. Petrus Mellitius bei sich gehabt habe, den er von dort nach Rendsburg sandte, um daselbst die Reformation zu Stande zu bringen, wo er denn auch bis 1532 als erster evangelischer Pastor im Amte gewesen ist. Jedoch erst unter dem folgenden Prediger, Johann Meyer, der ein angesehener Theologe war, wurde die Stadt evangelisch. — In Kiel hingegen trat die Reformation schon 1526 ein, indem Wilhelm Prawest hier Pastor an der Nicolai-Kirche ward und die evangelische Lehre verkündigte. Allein bald wurde er verdächtig, und Luther selbst, der ihn anfangs für einen seiner getreuen Freunde gehalten hatte, wurde enttäuscht,