Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/118: Unterschied zwischen den Versionen
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annahmen, auch das Tragen des den Franciscanern eigenthümlichen Strickes, mit dem sie das graue wollene Gewand umgürteten. An dem Gewande ist eine runde Kapuze oder Kappe, in der Art, wie sie als Tracht der Frauen aus den niederen Ständen noch unter dem Namen Mönchskappe sich an einigen Orten unsrer Lande erhielt<ref>Von der hohen und spitzigen Kapuze ist ein in späteren Zeiten 1528 von dem Franciscaner-Orden abgetrennter Zweig benannt, der der Kapuziner, welche auch den Bart wachsen lassen.</ref>. Neben dem Gürtelstrick, woran eine knotige Geißel herabhängt, gehörte zu den äußeren Abzeichen der Franciscaner oder Minoriten vornehmlich die Barfüßigkeit, daher sie häufig auch Barfüßer-Mönche hießen. Auch dadurch sollte die Erniedrigung zur äußersten Armuth bezeichnet werden, wie denn der Ausspruch Christi Matth. 10, 9. 10 (— ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben, auch keine Taschen zur Wegfahrt, auch nicht zween Röcke, keine Schuh, auch keinen Stecken) den Anstoß zur Ordensstiftung bei Franciscus gegeben hatte, der überall die Schriftworte sehr buchstäblich zu deuten geneigt war bis zu dem Grade, daß er um das Wort zu erfüllen: „Prediget das Evangelium aller Creatur“ auch vor Thieren gepredigt haben soll; daß er selbst die Elemente und leblose Geschöpfe als Brüder anredete, z. B. mein Bruder Feuer! Etwas sehr Schwärmerisches war überhaupt in ihm. Er sah, wie Christus ihm die fünf Wunden eindrückte, oder vielmehr ein Seraph, den er gekreuziget erblickt, daher der ganze Orden den Namen des seraphischen erhielt. Dies war zwei Jahre vor seinem Tode, welcher am 4. Okt. 1226 zu Assisi erfolgte. 1230 ist er unter die Heiligen versetzt. Es konnte nicht fehlen, daß von solchem Stifter sich viel Ueberspanntes in den Orden verpflanzen mußte, welches eine Zerspaltung in mehrere Zweige hervorrief, je nachdem man in der Strenge und Entsagung noch weiter zu gehen trachtete, während Andere glaubten, etwas darin nachlassen zu dürfen, oder mehr der Gelehrsamkeit, die anfangs sehr zurückgestellt werden sollte, sich zuneigten, um in dieser Beziehung mit den Dominicanern, mit welchen vielfach Streit obwaltete, es aufnehmen, oder sich anderweitig als bei den niederen Volksklassen Einfluß verschaffen zu können. Die mildere Partei, welche die Armuth nicht im strengsten Sinne nehmen wollte, half sich durch die Unterscheidung | |||
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Aktuelle Version vom 8. Juni 2008, 09:57 Uhr
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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annahmen, auch das Tragen des den Franciscanern eigenthümlichen Strickes, mit dem sie das graue wollene Gewand umgürteten. An dem Gewande ist eine runde Kapuze oder Kappe, in der Art, wie sie als Tracht der Frauen aus den niederen Ständen noch unter dem Namen Mönchskappe sich an einigen Orten unsrer Lande erhielt[1]. Neben dem Gürtelstrick, woran eine knotige Geißel herabhängt, gehörte zu den äußeren Abzeichen der Franciscaner oder Minoriten vornehmlich die Barfüßigkeit, daher sie häufig auch Barfüßer-Mönche hießen. Auch dadurch sollte die Erniedrigung zur äußersten Armuth bezeichnet werden, wie denn der Ausspruch Christi Matth. 10, 9. 10 (— ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben, auch keine Taschen zur Wegfahrt, auch nicht zween Röcke, keine Schuh, auch keinen Stecken) den Anstoß zur Ordensstiftung bei Franciscus gegeben hatte, der überall die Schriftworte sehr buchstäblich zu deuten geneigt war bis zu dem Grade, daß er um das Wort zu erfüllen: „Prediget das Evangelium aller Creatur“ auch vor Thieren gepredigt haben soll; daß er selbst die Elemente und leblose Geschöpfe als Brüder anredete, z. B. mein Bruder Feuer! Etwas sehr Schwärmerisches war überhaupt in ihm. Er sah, wie Christus ihm die fünf Wunden eindrückte, oder vielmehr ein Seraph, den er gekreuziget erblickt, daher der ganze Orden den Namen des seraphischen erhielt. Dies war zwei Jahre vor seinem Tode, welcher am 4. Okt. 1226 zu Assisi erfolgte. 1230 ist er unter die Heiligen versetzt. Es konnte nicht fehlen, daß von solchem Stifter sich viel Ueberspanntes in den Orden verpflanzen mußte, welches eine Zerspaltung in mehrere Zweige hervorrief, je nachdem man in der Strenge und Entsagung noch weiter zu gehen trachtete, während Andere glaubten, etwas darin nachlassen zu dürfen, oder mehr der Gelehrsamkeit, die anfangs sehr zurückgestellt werden sollte, sich zuneigten, um in dieser Beziehung mit den Dominicanern, mit welchen vielfach Streit obwaltete, es aufnehmen, oder sich anderweitig als bei den niederen Volksklassen Einfluß verschaffen zu können. Die mildere Partei, welche die Armuth nicht im strengsten Sinne nehmen wollte, half sich durch die Unterscheidung
- ↑ Von der hohen und spitzigen Kapuze ist ein in späteren Zeiten 1528 von dem Franciscaner-Orden abgetrennter Zweig benannt, der der Kapuziner, welche auch den Bart wachsen lassen.