Magdeburg/Adressbuch 1817/Vorrede: Unterschied zwischen den Versionen

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=== {{Sperrschrift|Vorrede}} ===
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Nicht ohne Schüchternheit übergebe ich dem Publikum
hier den ersten Versuch des bereits vor einigen
Jahren angekündigten {{Sperrschrift|allgemeinen Magdeburgischen
Addreßbuches}}, dessen frühere Erscheinung
durch die, dieser Unternehmung vorher nicht günstigen
Zeitumstände, verhindert wurde. – Ohne die vielen
Schwierigkeiten, welche sich besonders mir, als Ausländer,
dabei entgegenstellten, zu verkennen, konnte nur
der Wunsch und die Aufforderung des Verlegers, meines
vieljährigen geschätzten Freundes, so wie die Vorliebe,
welche ich für Magdeburg hege, mich bestimmen,
diese Arbeit zu übernehmen. Wie ich nun diese für
mich doppelt schwierige Aufgabe im Allgemeinen gelöset,
muß ich der Beurtheilung {{Sperrschrift|billiger Sachverständigen}}
überlassen.
 
Wohl weiß ich – und Niemand kann dies vielleicht
mehr fühlen als ich – wie weit dieser erste Versuch
eines allgemeinen systematisch geordneten, für alle
Stände berechneten, Addreßbuchs noch von der Vollkommenheit
entfernt ist, die man von einem solchen
Werke zu erwarten und zu fordern pflegt; allein es
 
(Seite IV)
 
liegt in der Natur der Sache, daß ein solcher {{Sperrschrift|erster
Versuch}}, wobei erst die Bahn gebrochen und der
Grund gelegt werden muß, - auf welchen dann künftig
leichter fortgebauet und gebessert werden kann –
nicht vollkommen und fehlerfrei seyn kann; und wer
die, selbst bei dem besten Willen und dem unverdrossensten
Fleiße doch nicht ganz aus dem Wege zu räumenden
und zu besiegenden, unvermeidlichen Hindernisse
und Schwierigkeiten kennt, womit man bei einer
solchen Arbeit, ohne gehörige Unterstützung von Seiten
des dabei zunächst interessirten Publicums und bei
dem Abgang so mancher andrer Hülfsmittel zu Controllirung
und Constatirunge der Richtigkeit so vieler
Addressen – zu kämpfen hat, der wird wohl so billig
seyn, diesmal noch nichts Vollkommenes und Fehlerfreies
zu erwarten.
 
Nur ein verhältnismäßig sehr kleiner Theil der
hiesigen Einwohner hat, der wiederholten öffentlichen
Aufforderungen und Bitten von Seiten des Verlegers
ohnerachtet, seine Addressen eingeliefert, und selbst unter
diesen wenigen waren manche nicht ganz richtig, nicht
vollständig und genau bestimmt. Dasselbe gilt
auch von mehrern eingegangenen Listen, daher einiges,
z. B. das zum Oberlandes-Gericht gehörige Königl.
{{Sperrschrift|Inquisitoriat}} ec. so wie die von der Königl. Regierung
ressortirenden {{Sperrschrift|Baubeamte}} ec. am nicht gehörigen
Orte nachgetragen werden mußte. Mehrere andere
Notizen gingen zu spät und zum Theil erst während
des bereits angefangenen und schon weit vorgerückten
Drucks ein, die daher eben so wenig gehörig geordnet
und rangirt werden konnten, wie z. B. das Personal
der Königl. {{Sperrschrift|Berghandlung}} u. m. a.
 
(Seite V)
 
In Hinsicht der Anordnung und Classificirung
dürfte man daher, wie ich sehr gut weiß, nicht mit
Unrecht, manche Ausstellungen zu machen haben. Um
diesen zu begegnen, beziehe ich mich auf die bereits angeführten
Inconvenienzen; auch war dabei noch sonst
so vieles zu berücksichtigen, welches die Sache sehr
erschwerte, daß es mir wohl zu einiger Entschuldigung
dienen dürfte, wenn man die Einrichtung nicht ganz
so finden sollte, wie sie unter günstigeren Umständen
wohl hätte gemacht werden können.
 
Was übrigens an Ort und Stelle nicht mehr zu
berichtigen und zu suppliren war, ist so viel möglich
noch nachträglich bemerkt, auch zur Erleichterung des
Auffindens eine alphabetische Nachweisung aller Rubriken
hinzugefügt, wonach es leicht seyn wird, jeden
Geschäftsmann und Gewerbetreibenden, unter der ihn
betreffenden Rubrik, aufzufinden.
 
Ein allgemeines alphabetisches Namen-Verzeichniß
aller Einwohner schien in dieser Hinsicht unnöthig.
Auch sind die Vorzüge einer classificirten Ordnung
vor der gewöhnlichen alphabetischen wohl nicht
zu verkennen, da jene gleich einen Ueberblick jedes
Geschäfts und Gewerbes verschaft, und daher sowohl für
den Staatsmann, Cammeralisten und Statistiker, als
auch für jeden Geschäftsmann, wegen der Zusammenstellung
aller unter eine Cathegorie gehörenden Personen,
nicht ohne Nutzen seyn und manche Vortheile
und Bequemlichkeiten gewähren dürfte. Ich glaubte
deshalb die systematische Ordnung der alphabetischen
vorziehen zu müssen, obgleich jene ungleich mehr
Schwierigkeiten hat als diese. Sollte man aber doch
 
(Seite VI)
 
vielleicht auch diese wünschen und ungern vermissen,
so wird bei der Anfertigung eines neuen Addreßbuchs,
mit den nöthigen Modificationen, auch darauf Rücksicht
genommen werden. Für diesmal fehlte es dazu
an Raum, un wegen der durch mehrere Hindernisse
ohnehin schon so sehr verspäteten Erscheinung des Addreßbuches,
auch an Zeit, was bei der nun einmal
getroffenen Einrichtung, künftig weniger der Fall seyn
dürfte, wo das Addreßbuch immer schon im Januar
wird erscheinen können.
 
Danken muß ich bei dieser Arbeit – wobei so
manche Hülfsquelle mir entweder ganz versiegte oder
doch nur spärlich floß – noch die bereitwillige Unterstützung
und Hülfe rühmen, deren ich mich von Seiten
einiger achtungswerthen, sich für dies gemeinnützige
Unternehmen interessirenden Männer zu erfreuen gehabt.
Auch rechne ich vorzüglich mit hieher die mir
gütigst verstattete Benutzung der allgemeinen Polizeylisten,
welche dem Addreßbuche  zur ersten Grundlage
dienen. Mehrere schätzbare Beiträge, genauere Bestimmungen
und Berichtigungen verdankt dasselbe insbesondere
den thätigen Bemühungen eines Patrioten,
dessen Bescheidenheit seinen Namen zu nennen verbietet. –
 
Dem ohnerachet werden sich doch noch manche
Fehler, Mängel und Unvollkommenheiten finden,
<tt>quos aut fudit, aut parum cavit humana
natura </tt> – die jedoch in dem künftigen Addreßbuche
leicht zu verbessern seyn dürften, wenn diejenigen,
welche ihre Namen, Geschäfte und Wohnungen entweder
gar nicht, oder nicht richtig angegeben finden
 
(Seite VII)
 
sollten, dies berichtigend dem Verleger anzuzeigen die
Güte haben wollten. Auch jede sonstige Berichtigung,
so wie jeder Wunsch, Vorschlag und Wink zur demnächstigen
Verbesserung und Vervollkommung des
Addreßbuches wird dankbar aufgenommen, bestens
benutzt und möglichst befolgt werden.
 
Die {{Sperrschrift|Friedrichsstadt}}, der {{Sperrschrift|Werder}}, die
{{Sperrschrift|Alte}} und {{Sperrschrift|Neue Neustadt}} und {{Sperrschrift|Sudenburg}}
sind besonders aufgeführt, wei bei den hier mehr oder
weniger Statt gefundenen Local-Veränderungen es
vielleicht Manchem angenehm seyn dürfte, den gegenwärtigen
Gewerbstand derselben besonders zu überblicken.
 
Was endlich die vorausgeschickte kurze geschichtliche
Ortsbeschreibung betrifft, <nowiki>*</nowiki>) so schien mir diese
besonders für Fremde, die doch auch die Stadt selbst,
in Hinsicht ihrer Localität, so wie ihrer Entstehung,
allmähligen Vergrößerung und ihrer merkwürdigen
Schicksale näher kennen zu lernen wünschen werden,
nicht unzweckmäßig. Auch dürfte diese historisch topographische
Skizze Einheimischen vielleicht zu einer
angenehmen Erinnerung dienen. Zwar hat man zur
Geschichte und Topographie von Magdeburg, unter
andern, bereits die sehr schätzbaren Werke der Herren
{{Sperrschrift|Berghauer}} und {{Sperrschrift|Rathmann}}; beide aber sind für
die, welche Magdeburgs Geschichte und Locla-Verfassung
nicht etwa zu ihrem besondern Studium machen
wollen, zu weitläufig und auch zu theuer. Der nach-
 
<nowiki>*</nowiki>) Ist auch besonders abgedruckt und für 6 gr. broschirt zu haben.
 
(Seite VIII)
 
folgende Abriß ist größtentheils ein kurzer Auszug aus
jenen, mit einigen nöthigen Veränderungen und Zusätzen.
Die Benutzung beider Werke zu diesem Zweck
wird mir daher wohl nicht zum Vorwurf gereichen
und hoffe ich deshalb keinen Tadel zu verdienen.
 
Und somit glaube ich nun, da es bisher hier noch
ganz an einem solchen möglichst vollständigen und gemeinnützigen
Addreßbuche fehlte, (denn die früherhin
hier erschienenen ähnlichen Werke hatten eine andere
Tendenz und ließen in jener Hinsicht noch vieles zu
wünschen übrig,) nichts unverdienstliches unternommen
und nichts unnützes und unbrauchbares geliefert
zu haben, obgleich ich keineswegs so anmaaßend
bin, zu glauben, einem schon oft und länger gefühlten
Bedürfniß durch diese Arbeit {{Sperrschrift|völlig}} abgeholfen und
jene Lücke {{Sperrschrift|ganz}} ausgefüllt zu haben.
 
Möge indessen mit freundlicher Nachsicht aufgenommen
werden, was ich für diesmal gab und geben
konnte, und möge man zugleich auch nicht vergessen,
daß alles Gute und Nützliche doch nur {{Sperrschrift|allmählig}}
reift, und nru bei {{Sperrschrift|aufmunternder Unterstützung}}
und sorgfältiger Pflege gedeihet.
 
Magdeburg, im März 1817.
 
{{Sperrschrift|Wilhelm Lohmann.}}

Aktuelle Version vom 17. September 2008, 16:56 Uhr