Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/375: Unterschied zwischen den Versionen
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seine Ausdildung auf dem Gymnasium Kloster U. L. Frauen und den Universitäten Halle und Berlin, woselbst er die Professoren Tholuck, Jul. Müller und Neander nebst Nitzsch fleißig hörte. Der Ruf des Wupperthales zog ihn Ostern 1854 nach Elberfeld, wo er Hilfsprediger wurde an der luth. Gemeinde, an welcher Sander, Jaspis, Feldner, Scheele Pastoren waren. 1856 wurde er Pastor und Lehrer in Lippspringe, woselbst die kathol. Bevölkerung sich mit Mühe an den Gedanken gewöhnte, daß die evang. Gemeinde eine dauernde Stiftung unter ihnen sein solle. Die vielen evang. Badegäste aber geboten ihr mehr und mehr, eine freundliche Stellung gegen die junge Gemeinde einzunehmen. Durch Fürsprache des Generals von Gerlach, dessen Familie den Brunnen in Lippspringe benutzte, gelang es ihm der Pfarre ein Fundationscapital von 6000 Thlr. beim König zu erwirken. So konnte er leichtern Herzens den Ruf nach Lemgo annehmen, nachdem er einen andern in die heimathliche Provinz Sachsen abgelehnt hatte. Die Nähe von Ravensberg zog ihn dahin, und die Wahrnehmung, daß eine baldige Besetzung der Stelle an St. Marien nöthig sei, eine Stelle, in welche sonst jeder einzutreten, viele Bedenken haben konnte. Denn die Einnahme war erbärmlich, 1800 Mark, jetzt erhöht auf 2220 Mark, ein Theil der Gemeinde über Kulemanns Entfernung erbittert, ein andrer Theil gegen alle Landeskirchliche argwöhnisch und im Herzen die Erneuerung einer freien evang. Gemeinde ersehnend. Dazu war die alte Kirche so baufällig, daß nur die muthige Entscheidung des Ministers von Oheimb den weitern Bestand derselben durchgesetzt hat. Es begann ein mehr als dreijähriger Reparaturbau, zu welchem eine Landescollecte 3900 Mark beisteuerte, die Aebtissin des Stifts, Prinzessin Luise, aber 3000 Mark. Während dieser Zeit fand der Gottesdienst in der neuen evang. Kirche am Osterthore statt. Endlich am 14. Mai 1861, Dienstag vor Pfingsten, zog die Gemeinde in die alte Marienkirche wieder ein, woselbst nun wieder der Gottesdienst, nach der Kirchenordnung von 1571 gestaltet, begann. 15000 Mark Schulden waren noch, (heute 1880, sind es noch 1200 Mark), waren doch auch Pfarr-, Küster- und Kantorhaus ziemlich verfallen! Die Vorfahren hatten es sich allzu bequem gemacht. Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts war Nichts mehr gestiftet, Nichts mehr geopfert. Es gab nur Verluste einzuregistriren, wie z. B. die geistlichen Armen-Stiftungen und Schulen vom Magistrat ganz an sich gezogen sind. Die Stadtgemeinde ist meist mittellos. Hinzugekommen zu den 800 Seelen in der Stadt waren 500 Seelen auf dem Lande aus Familien, die zum großen Theil schon unter Pastor Clemen bis 1848 in der Marienkirche nicht bloß den Gottesdienst besucht, sondern auch |
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Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881 | |
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seine Ausdildung auf dem Gymnasium Kloster U. L. Frauen und den Universitäten Halle und Berlin, woselbst er die Professoren Tholuck, Jul. Müller und Neander nebst Nitzsch fleißig hörte. Der Ruf des Wupperthales zog ihn Ostern 1854 nach Elberfeld, wo er Hilfsprediger wurde an der luth. Gemeinde, an welcher Sander, Jaspis, Feldner, Scheele Pastoren waren. 1856 wurde er Pastor und Lehrer in Lippspringe, woselbst die kathol. Bevölkerung sich mit Mühe an den Gedanken gewöhnte, daß die evang. Gemeinde eine dauernde Stiftung unter ihnen sein solle. Die vielen evang. Badegäste aber geboten ihr mehr und mehr, eine freundliche Stellung gegen die junge Gemeinde einzunehmen. Durch Fürsprache des Generals von Gerlach, dessen Familie den Brunnen in Lippspringe benutzte, gelang es ihm der Pfarre ein Fundationscapital von 6000 Thlr. beim König zu erwirken. So konnte er leichtern Herzens den Ruf nach Lemgo annehmen, nachdem er einen andern in die heimathliche Provinz Sachsen abgelehnt hatte. Die Nähe von Ravensberg zog ihn dahin, und die Wahrnehmung, daß eine baldige Besetzung der Stelle an St. Marien nöthig sei, eine Stelle, in welche sonst jeder einzutreten, viele Bedenken haben konnte. Denn die Einnahme war erbärmlich, 1800 Mark, jetzt erhöht auf 2220 Mark, ein Theil der Gemeinde über Kulemanns Entfernung erbittert, ein andrer Theil gegen alle Landeskirchliche argwöhnisch und im Herzen die Erneuerung einer freien evang. Gemeinde ersehnend. Dazu war die alte Kirche so baufällig, daß nur die muthige Entscheidung des Ministers von Oheimb den weitern Bestand derselben durchgesetzt hat. Es begann ein mehr als dreijähriger Reparaturbau, zu welchem eine Landescollecte 3900 Mark beisteuerte, die Aebtissin des Stifts, Prinzessin Luise, aber 3000 Mark. Während dieser Zeit fand der Gottesdienst in der neuen evang. Kirche am Osterthore statt. Endlich am 14. Mai 1861, Dienstag vor Pfingsten, zog die Gemeinde in die alte Marienkirche wieder ein, woselbst nun wieder der Gottesdienst, nach der Kirchenordnung von 1571 gestaltet, begann. 15000 Mark Schulden waren noch, (heute 1880, sind es noch 1200 Mark), waren doch auch Pfarr-, Küster- und Kantorhaus ziemlich verfallen! Die Vorfahren hatten es sich allzu bequem gemacht. Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts war Nichts mehr gestiftet, Nichts mehr geopfert. Es gab nur Verluste einzuregistriren, wie z. B. die geistlichen Armen-Stiftungen und Schulen vom Magistrat ganz an sich gezogen sind. Die Stadtgemeinde ist meist mittellos. Hinzugekommen zu den 800 Seelen in der Stadt waren 500 Seelen auf dem Lande aus Familien, die zum großen Theil schon unter Pastor Clemen bis 1848 in der Marienkirche nicht bloß den Gottesdienst besucht, sondern auch