Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/53: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K (1 Versionen)
 
K (Einrückung)
 
(6 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien|52|53|54|unvollständig}}
{{Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien|52|53|54|korrigiert}}
ich: „Brüder, laßt uns den Zweck unserer heutigen Versammlung
nicht aus dem Auge verlieren; laßt uns die Frage untersuchen
und beantworten, ob es recht und nöthig sei, sich von
der Kirche zu trennen.“ Nun entstand folgender Wortwechsel
zwischen den kirchlichen Brüdern und den Separatisten.
 
{{NE}} {{Sperrschrift|Separatisten}} (aufstehend): Wir können auf Vater Lindl
und Jakob nichts kommen lassen. Daß die Kirche schrecklich
verfallen ist, könnt ihr gar nicht läugnen; die gottlosesten
Menschen werden ohne Unterschied zum Abendmahl zugelassen;
die Pastoren und Schullehrer sind Lohnknechte und Miethlinge,
die sich um die Heerde nicht kümmern, sondern nur sich selbst
weiden.
 
{{NE}} {{Sperrschrift|Brüder}}: „Es sei ferne von uns, daß wir sollten Lindl
und Jakob richten: wir lassen Beide dem Herrn stehen, wissen
auch, daß es Lindl treu und redlich meint; aber Lindl und
Jakob sind auch nicht der Heiland, sie sind Menschen, und irren
ist menschlich. Die Geschichte zeigt uns, daß erleuchtete
Männer in einzelnen Stücken und Nebendingen geirrt haben.
Es steht auch geschrieben: In allen seinen Boten findet der
Herr Thorheit, und unser Erkennen ist Stückwert. Es ist also
möglich, daß Lindl und Jakob in Hinsicht der Separation,
d. h. Absonderung, und in Hinsicht des Termins der Wiederkunft
des Herrn, irren. Daß der Feind so viel Unkraut auf den
Kirchenacker gesäet hat, und in der Kirche selbst so Vieles
ist, was nicht sein sollte, beklagen und beseufzen wir selbst.
Allein daß ist noch kein Grund zur Separation, wie ihr vorgenommen
habt. Der Herr hat gesagt: „laßt Unkraut und
Weizen mit einander wachsen bis zur Ernte.“ Die jüdische
Kirche war so sehr, wo nicht ärger verfallen, als die christliche,
und doch schieden der Herr und seine Apostel nicht von
ihr aus, sondern haben sich allen von Gott gegebenen Ordnungen
unterworfen und im Tempel und in allen Bethäusern,
wo alle Juden zusammen kamen, öffentlich gelehrt; ja, der
Herr hat sogar um den äußern Tempel sehr geeifert. Sie
blieben, bis sie hinausgeworfen wurden. So lange also in der
allgemeinen Kirche das Evangelium rein und lauter gepredigt
wird, und die Sakramente nach der Einsetzung unseres Herrn
verwaltet werden, ist keine Ursache da, sich von ihr zu trennen,
zumal da wir jetzt gläubige Pastoren haben. In Hinsicht der
Austheilung des heiligen Abendmahls an Gottlose, stimmen
wir Lindl bei, wenn er sagt: „das lasse ich den Pastoren zu
ihrer Verantwortung über.“ Und in Betreff des Gehalts hat

Aktuelle Version vom 21. Dezember 2013, 06:40 Uhr

GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[52]
Nächste Seite>>>
[54]
Datei:Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


ich: „Brüder, laßt uns den Zweck unserer heutigen Versammlung nicht aus dem Auge verlieren; laßt uns die Frage untersuchen und beantworten, ob es recht und nöthig sei, sich von der Kirche zu trennen.“ Nun entstand folgender Wortwechsel zwischen den kirchlichen Brüdern und den Separatisten.

       Separatisten (aufstehend): Wir können auf Vater Lindl und Jakob nichts kommen lassen. Daß die Kirche schrecklich verfallen ist, könnt ihr gar nicht läugnen; die gottlosesten Menschen werden ohne Unterschied zum Abendmahl zugelassen; die Pastoren und Schullehrer sind Lohnknechte und Miethlinge, die sich um die Heerde nicht kümmern, sondern nur sich selbst weiden.

       Brüder: „Es sei ferne von uns, daß wir sollten Lindl und Jakob richten: wir lassen Beide dem Herrn stehen, wissen auch, daß es Lindl treu und redlich meint; aber Lindl und Jakob sind auch nicht der Heiland, sie sind Menschen, und irren ist menschlich. Die Geschichte zeigt uns, daß erleuchtete Männer in einzelnen Stücken und Nebendingen geirrt haben. Es steht auch geschrieben: In allen seinen Boten findet der Herr Thorheit, und unser Erkennen ist Stückwert. Es ist also möglich, daß Lindl und Jakob in Hinsicht der Separation, d. h. Absonderung, und in Hinsicht des Termins der Wiederkunft des Herrn, irren. Daß der Feind so viel Unkraut auf den Kirchenacker gesäet hat, und in der Kirche selbst so Vieles ist, was nicht sein sollte, beklagen und beseufzen wir selbst. Allein daß ist noch kein Grund zur Separation, wie ihr vorgenommen habt. Der Herr hat gesagt: „laßt Unkraut und Weizen mit einander wachsen bis zur Ernte.“ Die jüdische Kirche war so sehr, wo nicht ärger verfallen, als die christliche, und doch schieden der Herr und seine Apostel nicht von ihr aus, sondern haben sich allen von Gott gegebenen Ordnungen unterworfen und im Tempel und in allen Bethäusern, wo alle Juden zusammen kamen, öffentlich gelehrt; ja, der Herr hat sogar um den äußern Tempel sehr geeifert. Sie blieben, bis sie hinausgeworfen wurden. So lange also in der allgemeinen Kirche das Evangelium rein und lauter gepredigt wird, und die Sakramente nach der Einsetzung unseres Herrn verwaltet werden, ist keine Ursache da, sich von ihr zu trennen, zumal da wir jetzt gläubige Pastoren haben. In Hinsicht der Austheilung des heiligen Abendmahls an Gottlose, stimmen wir Lindl bei, wenn er sagt: „das lasse ich den Pastoren zu ihrer Verantwortung über.“ Und in Betreff des Gehalts hat