Handbuch der praktischen Genealogie/064: Unterschied zwischen den Versionen
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zu nehmen, zu baden usw. habe. Eine wesentliche Erweiterung ihres Inhaltes weisen die Kalender seit dem Ende des 18. Jahrhunderts auf. Man erkannte im Kalender das geeignete Mittel, gemeinnützige Kenntnisse und Aufklärung unter den niederen Volksschichten zu verbreiten. Es bildete sich mit der Zeit eine förmliche Kalenderliteratur aus, welche allgemeine Belehrung und Unterhaltung als Hauptzweck verfolgte. Diese Belehrung erstreckte sich auch auf gewisse Beamtengruppen, z. B. auf die Geistlichen, Stadtväter und Stadtverordneten eines bestimmten Ortes oder einer bestimmten Gegend. Es können solche Angaben dem Familienforscher gelegentlich recht gute Dienste leisten. | |||
{{NE}}Almanache nannte man kalenderartige Tafeln mit astrologischen und sonstigen Notizen. Der erste gedruckte war der von Regiomontan 1474 für die Jahre 1475—1506 herausgegebene und später bis 1551 fortgesetzte Almanach, der in Nürnberg in lateinischer Sprache erschien. Jährliche Almanache scheinen erst im 16. Jahrhundert aufgekommen zu sein. Im 17. Jahrhundert fing man an, den astrologischen und meteorologischen Kalendernotizen anderweitige Nachrichten hinzuzufügen. So gab der A. royal, der seit 1679 in Paris erschien, Notizen über den Postenlauf, die Hoffeste, die Messen und Märkte usf., seit 1679 wurden auch die Genealogie des Königlichen Hauses, ein Verzeichnis der höheren Geistlichkeit u. dgl. hinzugefügt. Hiermit ist familiengeschichtliches Material gegeben. In Deutschland fand dies bald Nachahmung und seit 1730 auch in England.<ref>''Champier, Victor'', ''Les anciens almanachs illustrés'', histoire du calendrier depuis les temps anciens jusqu'à nos jours, ouvrage accompagné de 50 planches hors texte en noir et en couleur, reproduisant les principaux almanachs illustrés ou gravés par Léonard Gaultier, Crispin de Passe, Abraham Bosse, de Larmessin, Lepautre, Cl. Audran, Gravelot, Corhin Quèverdo, Dorgez, Debucourt, Devéria etc. etc. Paris, bibliothèque des deux mondes. E. Frinzine et Cie., éditeurs. Rue Bonaparte 1, 1886. — ''Welschinger'', Les almanachs de la Révolution. Paris 1834. — ''Grand-Carteret'', Les almanachs français, édits à Paris 1600—1895, Paris 1896. </ref> | |||
{{randtextre|Kalendarien der Domstifter}}{{NE}}Einer besonderen Hervorhebung wert sind die Kalendarien der Domstifter.<ref>''Bormanns, Stanislaus'', Über die Kalendarien der Domstifter, JAW 4, 8.</ref> In früheren Zeiten pflegten mehrere deutsche und ausländische Stifter, bei denen die Präbendare adeliger Abkunft<ref>In einigen Domstiftern finden sich neben adligen auch nichtadelige Domherren; diese mußten aber Doktoren sein und galten als personaladelig dem Stiftsadel gleich, sie legten sich ein (oft sehr unheraldisch zusammengestelltes) Wappen bei, falls ihre Familie nicht schon früher ein solches geführt hatte.</ref> sein mußten, alljährlich Kalender oder Almanache herauszugeben, die zu den interessantesten und zugleich auch authentischsten heraldischen Dokumenten gehören. Diese Almanache, in der Form von mehr oder minder großen Tafeln gedruckt, geben nämlich stets außer dem Kalendarium und einigen damit zusammenhängenden <noinclude> | |||
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zu nehmen, zu baden usw. habe. Eine wesentliche Erweiterung ihres Inhaltes weisen die Kalender seit dem Ende des 18. Jahrhunderts auf. Man erkannte im Kalender das geeignete Mittel, gemeinnützige Kenntnisse und Aufklärung unter den niederen Volksschichten zu verbreiten. Es bildete sich mit der Zeit eine förmliche Kalenderliteratur aus, welche allgemeine Belehrung und Unterhaltung als Hauptzweck verfolgte. Diese Belehrung erstreckte sich auch auf gewisse Beamtengruppen, z. B. auf die Geistlichen, Stadtväter und Stadtverordneten eines bestimmten Ortes oder einer bestimmten Gegend. Es können solche Angaben dem Familienforscher gelegentlich recht gute Dienste leisten.
Almanache nannte man kalenderartige Tafeln mit astrologischen und sonstigen Notizen. Der erste gedruckte war der von Regiomontan 1474 für die Jahre 1475—1506 herausgegebene und später bis 1551 fortgesetzte Almanach, der in Nürnberg in lateinischer Sprache erschien. Jährliche Almanache scheinen erst im 16. Jahrhundert aufgekommen zu sein. Im 17. Jahrhundert fing man an, den astrologischen und meteorologischen Kalendernotizen anderweitige Nachrichten hinzuzufügen. So gab der A. royal, der seit 1679 in Paris erschien, Notizen über den Postenlauf, die Hoffeste, die Messen und Märkte usf., seit 1679 wurden auch die Genealogie des Königlichen Hauses, ein Verzeichnis der höheren Geistlichkeit u. dgl. hinzugefügt. Hiermit ist familiengeschichtliches Material gegeben. In Deutschland fand dies bald Nachahmung und seit 1730 auch in England.[1]
Kalendarien der Domstifter Einer besonderen Hervorhebung wert sind die Kalendarien der Domstifter.[2] In früheren Zeiten pflegten mehrere deutsche und ausländische Stifter, bei denen die Präbendare adeliger Abkunft[3] sein mußten, alljährlich Kalender oder Almanache herauszugeben, die zu den interessantesten und zugleich auch authentischsten heraldischen Dokumenten gehören. Diese Almanache, in der Form von mehr oder minder großen Tafeln gedruckt, geben nämlich stets außer dem Kalendarium und einigen damit zusammenhängenden
- ↑ Champier, Victor, Les anciens almanachs illustrés, histoire du calendrier depuis les temps anciens jusqu'à nos jours, ouvrage accompagné de 50 planches hors texte en noir et en couleur, reproduisant les principaux almanachs illustrés ou gravés par Léonard Gaultier, Crispin de Passe, Abraham Bosse, de Larmessin, Lepautre, Cl. Audran, Gravelot, Corhin Quèverdo, Dorgez, Debucourt, Devéria etc. etc. Paris, bibliothèque des deux mondes. E. Frinzine et Cie., éditeurs. Rue Bonaparte 1, 1886. — Welschinger, Les almanachs de la Révolution. Paris 1834. — Grand-Carteret, Les almanachs français, édits à Paris 1600—1895, Paris 1896.
- ↑ Bormanns, Stanislaus, Über die Kalendarien der Domstifter, JAW 4, 8.
- ↑ In einigen Domstiftern finden sich neben adligen auch nichtadelige Domherren; diese mußten aber Doktoren sein und galten als personaladelig dem Stiftsadel gleich, sie legten sich ein (oft sehr unheraldisch zusammengestelltes) Wappen bei, falls ihre Familie nicht schon früher ein solches geführt hatte.