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oft sehr bitter als unverständige Wirte getadelt worden sind, wogegen sich schon neulich ein Landmann in diesen Blättern verteidigt hat. Ich selbst hatte die ersten Elemente meiner ökonomischen Kenntnisse auf adeligen Gütern eingesammelt, auf welchen jeder Strohverkauf sowohl den Pächtern als den Untergehörigen auf das schärfste untersagt, und als Kapitalverbrechen behandelt ward. Allein, wenn ich gleich mit diesen Grundsätzen genährt, in den ersten Jahren meines Aufenthalts in der Probstei die Reihen vorüberfahrender Strohwagen nicht ohne unangenehme Empfindung betrachten konnte; so lernte ich doch bald, da ich selbst Landwirt wurde, anders urteilen, und nachdem ich einige Jahre sorgfältig gemergelt hatte, mußte ich mich selbst dieses Verbrechens schuldig machen. Die Menge des Strohs stand mit unserm Viehstand in keinem Verhältnis, und wir mochten so stark einstreuen, als nur irgend möglich war, und jeden Platz, den unser Vieh betrat, mit Stroh belegen, immer blieb uns in den Jahren der ersten Wirksamkeit des Mergels ein zu großer Vorrat übrig. Man kann hier freilich entgegnen: da hättet ihr mehr Vieh anschaffen sollen; allein hier kam wieder die Weide, die Einrichtung unserer Gebäude, der Mangel an Raum und mehrere Lokalhindernisse in Kolission, die sich unmöglich auf der Stelle abändern lassen. Kurz, ich glaube behaupten zu dürfen, unsere Herren Verurteiler würden an unserer Stelle und in unseren Verhältnissen es nicht besser gemacht haben. Indes, wenn ich meine lieben Probsteier auch gegen diesen Tadel in Schutz nehmen zu können glaube, mancher Vorwurf trifft ihre Landwirtschaft mit Recht. Ihr Hauptprinzip, so viel Getreide als möglich zu bauen, ward ihnen Quelle mehrerer Mißgriffe, die zum Teil Deteriorierung der Grundstücke durch zu erschöpfende Saaten zur Folge hatten. Sie ließen es hier oft an gehöriger Rücksicht auf den ganzen Zusammenhang der Wirtschaft fehlen, und erkauften augenblicklichen Gewinn durch bleibende Nachteile zu teuer. Die Viehzucht steht mit dem Ackerbau in der Probstei meistens nicht in einem gehörigen Verhältnis. Es herrscht hierüber unter denkenden Landwirten nur eine Stimme. Stärkerer Viehbestand hebt durch stärkeren Düngergewinn den Ertrag des Ackerbaus, und der Ackerbau durch stärkere Produktion des Viehbedarfs die Viehnutzung. Diese Wechselwirkung giebt, wie Thaer vortrefflich sagt, das große Schwungrad in der regulären Wirtschaft ab, und die Beschleunigung seines Umlaufs teilt sich dem Ganzen mit. Den Fehler der Vernachlässigung und Geringschätzung der tierischen Düngung darf man jetzt nicht mehr rügen. Er herrschte nur in der Periode, da man vom Mergel alles Heil erwartete, und man ist durch Erfahrung belehrt worden, von wie hohem Wert und wie durchaus unersetzlich sie sei. Die Beschränkung der Weide auf eine zu kleine Fläche ist wirklich fehlerhaft. Durch eine reichere und besser kultivierte Weide würde man sich einen sicheren Erwerbzweig mehr eröffnen, mehr Vieh halten, und dieses besser ernähren können. Daß ferner die Benutzung des Landes einzig zum Kornbau übertrieben werden könne, und zum Teil in der Probstei übertrieben sei, leidet keinen Zweifel, ebenso, daß der Fruchtwechsel und die Folge der Saaten zuweilen höchst zweckwidrig war. Es ist eine uralte Erfahrung, daß der Erdboden die Gewächse in ungleich größerer Vollkommenheit hervorbringt, wenn man damit zweckmäßig abwechselt, und eine Folgenreihe derselben hat, nach Beschaffenheit des Bodens, Vorzüge vor mehreren anderen. Hier haben wir so sichere und unbezweifelte Erfahrungen, daß wir leitende Grundsätze daraus abziehen können, und es ist ausgemacht, daß eine zu lange Folge halmiger Getreidefrüchte, wenn sie gar nicht durch Klee oder Hülsenfrüchte unterbrochen wird, den fruchtbarsten Boden am Ende erschöpfen muß. Hier fehlten unsere Probsteier wirklich sehr oft. Ebenso hat der Klee in ihrem Fruchtwechsel einen ihm nicht angemessenen Platz, wenn er erst dann gesäet wird, nachdem das Land 6 bis 7 Getreidesaaten getragen hat. Sein seltenes Gedeihen, sein häufiges Ausfrieren hat darin seinen Grund, daß der Boden nicht mehr kräftig genug und schon zu fest war, als daß er mit seinen Wurzeln gehörig eindringen konnte. Daß man hin und wieder die Wiesen ganz ihrem Schicksale überläßt, hängt mit der Vernachlässigung der Viehzucht zusammen, und ist wirklich |
Aktuelle Version vom 18. November 2008, 16:19 Uhr
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oft sehr bitter als unverständige Wirte getadelt worden sind, wogegen sich schon neulich ein Landmann in diesen Blättern verteidigt hat. Ich selbst hatte die ersten Elemente meiner ökonomischen Kenntnisse auf adeligen Gütern eingesammelt, auf welchen jeder Strohverkauf sowohl den Pächtern als den Untergehörigen auf das schärfste untersagt, und als Kapitalverbrechen behandelt ward. Allein, wenn ich gleich mit diesen Grundsätzen genährt, in den ersten Jahren meines Aufenthalts in der Probstei die Reihen vorüberfahrender Strohwagen nicht ohne unangenehme Empfindung betrachten konnte; so lernte ich doch bald, da ich selbst Landwirt wurde, anders urteilen, und nachdem ich einige Jahre sorgfältig gemergelt hatte, mußte ich mich selbst dieses Verbrechens schuldig machen. Die Menge des Strohs stand mit unserm Viehstand in keinem Verhältnis, und wir mochten so stark einstreuen, als nur irgend möglich war, und jeden Platz, den unser Vieh betrat, mit Stroh belegen, immer blieb uns in den Jahren der ersten Wirksamkeit des Mergels ein zu großer Vorrat übrig. Man kann hier freilich entgegnen: da hättet ihr mehr Vieh anschaffen sollen; allein hier kam wieder die Weide, die Einrichtung unserer Gebäude, der Mangel an Raum und mehrere Lokalhindernisse in Kolission, die sich unmöglich auf der Stelle abändern lassen. Kurz, ich glaube behaupten zu dürfen, unsere Herren Verurteiler würden an unserer Stelle und in unseren Verhältnissen es nicht besser gemacht haben. Indes, wenn ich meine lieben Probsteier auch gegen diesen Tadel in Schutz nehmen zu können glaube, mancher Vorwurf trifft ihre Landwirtschaft mit Recht. Ihr Hauptprinzip, so viel Getreide als möglich zu bauen, ward ihnen Quelle mehrerer Mißgriffe, die zum Teil Deteriorierung der Grundstücke durch zu erschöpfende Saaten zur Folge hatten. Sie ließen es hier oft an gehöriger Rücksicht auf den ganzen Zusammenhang der Wirtschaft fehlen, und erkauften augenblicklichen Gewinn durch bleibende Nachteile zu teuer. Die Viehzucht steht mit dem Ackerbau in der Probstei meistens nicht in einem gehörigen Verhältnis. Es herrscht hierüber unter denkenden Landwirten nur eine Stimme. Stärkerer Viehbestand hebt durch stärkeren Düngergewinn den Ertrag des Ackerbaus, und der Ackerbau durch stärkere Produktion des Viehbedarfs die Viehnutzung. Diese Wechselwirkung giebt, wie Thaer vortrefflich sagt, das große Schwungrad in der regulären Wirtschaft ab, und die Beschleunigung seines Umlaufs teilt sich dem Ganzen mit. Den Fehler der Vernachlässigung und Geringschätzung der tierischen Düngung darf man jetzt nicht mehr rügen. Er herrschte nur in der Periode, da man vom Mergel alles Heil erwartete, und man ist durch Erfahrung belehrt worden, von wie hohem Wert und wie durchaus unersetzlich sie sei. Die Beschränkung der Weide auf eine zu kleine Fläche ist wirklich fehlerhaft. Durch eine reichere und besser kultivierte Weide würde man sich einen sicheren Erwerbzweig mehr eröffnen, mehr Vieh halten, und dieses besser ernähren können. Daß ferner die Benutzung des Landes einzig zum Kornbau übertrieben werden könne, und zum Teil in der Probstei übertrieben sei, leidet keinen Zweifel, ebenso, daß der Fruchtwechsel und die Folge der Saaten zuweilen höchst zweckwidrig war. Es ist eine uralte Erfahrung, daß der Erdboden die Gewächse in ungleich größerer Vollkommenheit hervorbringt, wenn man damit zweckmäßig abwechselt, und eine Folgenreihe derselben hat, nach Beschaffenheit des Bodens, Vorzüge vor mehreren anderen. Hier haben wir so sichere und unbezweifelte Erfahrungen, daß wir leitende Grundsätze daraus abziehen können, und es ist ausgemacht, daß eine zu lange Folge halmiger Getreidefrüchte, wenn sie gar nicht durch Klee oder Hülsenfrüchte unterbrochen wird, den fruchtbarsten Boden am Ende erschöpfen muß. Hier fehlten unsere Probsteier wirklich sehr oft. Ebenso hat der Klee in ihrem Fruchtwechsel einen ihm nicht angemessenen Platz, wenn er erst dann gesäet wird, nachdem das Land 6 bis 7 Getreidesaaten getragen hat. Sein seltenes Gedeihen, sein häufiges Ausfrieren hat darin seinen Grund, daß der Boden nicht mehr kräftig genug und schon zu fest war, als daß er mit seinen Wurzeln gehörig eindringen konnte. Daß man hin und wieder die Wiesen ganz ihrem Schicksale überläßt, hängt mit der Vernachlässigung der Viehzucht zusammen, und ist wirklich