Gästebitter: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:H-Herne-GBitter.jpg|thumb|350px|Köchin und Gästebitter vor der Deelentür mit Nachbarschaftshelfern 1957 im Vest Recklinghausen]]
==Gästebitter==
==Gästebitter==
* Berufsbezeichnung
* Berufsbezeichnung
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Ein Gästebitter hatte in Westfalen die Aufgabe, die gewünschten Gäste zur Hochzeit einzuladen. Dies war in erster Linie die traditionell festgefügte Nachbarschaft und ebenso die im Kirchspiel wohnende Verwandtschaft mit dem zugehörigen Gesinde.
Ein Gästebitter hatte in Westfalen die Aufgabe, die gewünschten Gäste zur Hochzeit einzuladen. Dies war in erster Linie die traditionell festgefügte Nachbarschaft und ebenso die im Kirchspiel wohnende Verwandtschaft mit dem zugehörigen Gesinde.


Dabei gab er, für jedermann erkenntlich, eine ganz wichtige öffentliche Person ab. Gekleidet war er demgemäß feierlich mit blauem Kittel, weißem (Unter-) Hemd und rotem Halstuch, der üblichen Hose und Holzschuhen. Dazu trug er einen blumenverzierten Hutund mit bunten Bändern verzierten Stab (Schultenstab) und schritt  stolz wie ein Pfau durch das Dorf. Um 1900 und danach fuhren bereits einige wenige Gästebitter mit dem Fahrrad, trugen wegen ihers „hohen Standes“ einen Vatermörder mit Schlips und auch schon einen Zylinder.
Dabei gab er, für jedermann erkenntlich, eine ganz wichtige öffentliche Person ab. Gekleidet war er demgemäß feierlich mit blauem Sackkittel, weißem (Unter-) Hemd und rotem Halstuch, der üblichen Hose und Holzschuhen. Dazu trug er einen blumenverzierten Hut und mit bunten (roten) Bändern verzierten Stab (Schultenstab) und schritt  stolz wie ein Pfau, manchmal mit einem Regenschirm auf dem Rücken, durch das Dorf. Um 1900 und danach fuhren bereits einige wenige Gästebitter mit dem Fahrrad, trugen wegen ihers „hohen Standes“ als eigene Karrikatur einen Bratenrock mit "Vatermörder" und Schlips, wie auch schon einen Zylinder.


Jedenfalls konnte sich diese Tätigkeit wegen der Vielzahl der persönlich zu bewerkstelligenden Einladungen und dem jeweiligen Bewirtungsumfang (prostevieren) gegenüber dem Gästebitter  über mehrere Tage erstrecken (20 bis 40 Familieneinladungen).
Jedenfalls konnte sich diese Tätigkeit wegen der Vielzahl der persönlich zu bewerkstelligenden Einladungen und dem jeweiligen Bewirtungsumfang (prostevieren) gegenüber dem Gästebitter  über mehrere Tage erstrecken (20 bis 40 Familieneinladungen).


Wenn der Gästebitter in ein Haus trat, meist über die Deele zur Küche hin, stellte er sich – den buntgeschmückten Stock mit beiden Händen vor sich haltend oder sich darauf stützend – breitbeinig in die Küchen- oder Wohnstube und sprach dann salbungsvoll sein Sprüchlein auf, so etwa in verschiedenen lokalen Versionen und mit zusätzlichen Erweiterungen in der Soester Börde:
Wenn der Gästebitter in ein Haus trat, meist über die Deele zur Küche hin, stellte er sich – zunächst den buntgeschmückten Stock kräftig auf den Boden stoßend, dann mit beiden Händen vor sich haltend oder sich darauf stützend – breitbeinig in die Küchen- oder Wohnstube und sprach dann salbungsvoll sein Sprüchlein auf, so etwa in verschiedenen lokalen Versionen und mit zusätzlichen Erweiterungen in der Soester Börde:


===Soester Börde===
===Soester Börde===
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De Briut well garn de suinste suin!” <br/>
De Briut well garn de suinste suin!” <br/>


===Westmünsterland===
Der Dank für die Einladung war dann meist ein "Schnäpsken" für den Gästebitter, und wenn der dann auf einem Bein nicht stehen konnte, bekam er auch ein zweites Glas Schnaps. Daher verteilte der Gästebitter seine Einladungen über mehrere Tage, dann hatte er länger etwas davon. In vorgerückter Stunde wurde dann manchmal sein Vortrag etwas gekürzt und undeutlicher, aber jeder wußte ja, worum es ging.
* Auch hier gibt es kürzere odere längere persönlich gefärbte Versionen der einzelnen Hochzeits- oder Gästebitter: <br/>
 
===Westmünsterland - [[Vest Recklinghausen]]===
[[Bild:Gaestebitter.jpg|thumb|350px|left|Um 1930 Hochzeits- oder Gästebitter im Münsterland, mit "Esprit" in linker Hand.]]
* Im nördlichen [[Vest Recklinghausen]] (längs des Lippetals) und Westmünsterland bab es kürzere odere längere persönlich gefärbte Versionen der einzelnen Hochzeits- oder Gästebitter: <br/>


Goden Dag in't Quartier! <br/>
Goden Dag in't Quartier! <br/>
De Gästebidder is wiär hier. <br/>
De Gästebidder is wiär hier. <br/>
Hadden Ej et al vernommen,  
Hadden it et all vernommen,  
Dat de oek all` wull kommen ?  
Dat de oek all` wull kommen ?  
Hier sett ick mienen Staff <br/>
Hier sett ick mienen Staff <br/>
un nemm mien Käppken aff. <br/>
un nemm mien Käppken aff. <br/>
Ick söll ju seggen, dat .... <br/>
Ick söll ink seggen, dat .... <br/>
Un wet net wat. <br/>
Un wet nich watt. <br/>
Ick soll ju seggen daor <br/>
Ick soll ink seggen daor <br/>
Un wet net waor. <br/>
Un wet nich waor. <br/>
Ick hadde´t  mej noch up'n Stock eschriäwen, <br/>
Ick hadde´t  mej noch up'n Stock eschriäwen, <br/>
Daor häw ick't met de Mau afriäwen. <br/>
Daor häw ick't met de Mau afriäwen. <br/>
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(N.N.)  äs Brüdigam, (N.N.) äs Bruut, <br/>
(N.N.)  äs Brüdigam, (N.N.) äs Bruut, <br/>
De schickt mej äs Gästebidder ut. <br/>
De schickt mej äs Gästebidder ut. <br/>
Ick soll token Wäke, Dinsdag un Gunsdag, <br/>
Ick soll niächste Wäeke, Dinsdag un Gunsdag, <br/>
To rechter Tied, <br/>
To rechter Tied, <br/>
Ou inloden to öhre Hochtied, <br/>
Ou inloden to öhre Hochtied, <br/>
Allemaole, klein un grot, <br/>
Allemaole, klein un grot, <br/>
Jung un old, so as Ej gaoht, <br/>
Jung un old, so as it gaoht, <br/>
Sölws dat kleinste Kind, <br/>
Sölws dat kleenste Kind, <br/>
Wat sick in de Weege find', <br/>
Wat sick in de Weege find', <br/>
Makt Ou daorto recht fien, <br/>
Makt Ou daorto recht fien, <br/>
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Giff et gllcks ne Klaoren dann, <br/>
Giff et gllcks ne Klaoren dann, <br/>
Dann gifft Koffie met n` Klünteken, <br/>
Dann gifft Koffie met n` Klünteken, <br/>
Dat giff oek n` söt Mündeken. <br/>
Dat giff oek n` söit Schnüteken. <br/>
Dorbej ne Botteram met Schinken, <br/>
Dorbej ne Botteram met Schinken, <br/>
Do könn Ej  god up drinken. <br/>
Do könn Ej  god up drinken. <br/>
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Un denn den ganzen Tropp <br/>
Un denn den ganzen Tropp <br/>
Up de Dìäl herop. <br/>
Up de Dìäl herop. <br/>
De Aollers van den Brüdigam führt <br/>
De Aollers van den Brüdigam füöhrt <br/>
De Brut an Öhren nejen Herd. <br/>
De Brut an öhren niejen Herd. <br/>
Dann wünßet wej den Brutlöh Sägen<br/>
Dann wünßet wej den Brutlöh Sägen<br/>
Un en lang Löwen. <br/>
Un en lang Liäwen. <br/>
Met de Tied sodann <br/>
Met de Tied sodann <br/>
Funk dat Middagäten an: <br/>
Funk dat Middagiäten an: <br/>
Suppe, Fleeßk, Gemös un Schinken, <br/>
Suppe, Fleeßk, Gemös un Schinken, <br/>
Un dorbej giff et wat te drinken; <br/>
Un dorbej giff`t et wat te drinken; <br/>
N`Stück van n` gebraoden Kalf, <br/>
N`Stück van n` gebraoden Kalf, <br/>
Is`t ken heel, so isst doch half; <br/>
Is`t ken heel, so isst doch half; <br/>
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As Proppen n` Stück Stuten, <br/>
As Proppen n` Stück Stuten, <br/>
Daor will wej de Maoltied met besluten. <br/>
Daor will wej de Maoltied met besluten. <br/>
De Jungen Gäste vor allen Dingen<br/>
De Jungen Gäste vör allen Dingen<br/>
Wüllt ganz gerne danßen un springen. <br/>
Wüllt ganz gerne danßen un springen. <br/>
Tien Musikanten un tien Tunnen Bier, <br/>
Tien Musikanten un tien Tunnen Bier, <br/>
Dat giff up te Brutlacht n` wahn Pläsier. <br/>
Dat giff up te Brutlacht n` wahn Pläsier. <br/>
Well dat danßen net met will dohn, <br/>
Well dat danßen nich met will dohn, <br/>
kann ganz gern hen karten gaohn. <br/>
kann ganz giärn hen karten gaohn. <br/>
De aollen Wiewer, dat muck noch seggen, <br/>
De aollen Wiewer, dat mock noch seggen, <br/>
De will ick ok gern n` Söten brengen. <br/>
De will ick ok gern n` Söiten brengen. <br/>
Un Naomidags to Vespertied<br/>
Un Naomedags to Vespertied<br/>
Gifft Koffie met Botteram, nao Aptit, <br/>
Gifft Koffie met Botteram, nao Aptit, <br/>
Un aowens Erdäppel met Braoden, <br/>
Un aowens Erdäppel met Braoden, <br/>
Dat`t sick jeder kann smaken laoten. <br/>
Dat`t sick jedereen kann smaken laoten. <br/>
Van morgens bis to`t nao Hus hengaohn <br/>
Van moanns büs tao`t nao Hus hengaohn <br/>
Will ick sicher mien Beste dohn. <br/>
Will ick sieker mien Beste dohn. <br/>
Ok den twedden Dag, dor staok vör in, <br/>
Ok den twedden Dag, dor stao`k vör in, <br/>
Sallt wäsen, dat`t net biäter wäsen künn. <br/>
Sallt wäsen, dat`t net biäter wäsen künn. <br/>
Häw Ej mej no recht verstaohn ? <br/>
Häwt it mij no recht verstaohn ? <br/>
Dat Ej te rechten Tied könnt gaohn ? <br/>
Dat it te rechten Tied könnt gaohn ? <br/>
Sünß möcht net mer so t`rechte staohn. <br/>
Süß möcht nich mer so t`rechte staohn. <br/>
N` Lint an 'n Hot<br/>
N` Lind an 'n Hot<br/>
Dat geht net got; <br/>
Dat geht nich got; <br/>
Maor `n got Drinkgeld in de Hand, <br/>
Maor `n got Drinkgeld in de Hand, <br/>
Dao is den Gästebidder met kontant.<br/>
Daor is den Gästebidder met kontant.<br/>
 
===Zeremonienmeister===
Als Zeremonienmeister fungierte schließlich der Gästebitter bei der Hochzeitsfeier selber in Westfalen. Wenn die Gäste nach der kirchlichen Hochzeit mit der Kutsche oder dem Leiterwagen vorfuhren empfing sie der Gästebitter mit einem "Dat it willkommen sind!" und reichte den Männern ein "Schnäpsken" und den Frauen einen "Pupannis". Die Gäste antwortetem dem Gästebitter dann:"Willkommen of nich, wij sinnt all dao!".
 
War es dann Mittagzeit, lud der Gästebitter zu Tisch und wies mit launigen Versen und Sprüchen auch die Sitzplätze an. Er wachte darüber, daß es an nichts fehlte und die in der Küche helfenden unverheirateten Nachbarstöchter ausreichend nachlieferten. Für seine fürsorgende Freundlichkeit und die der Köchin durfte er dann vor dem Nachtisch mit "dem Hoet gaohn" (den Hut rundgehen lassen und Geld sammeln.). Vorher erzählte er dann, daß die Köchin sich bei der Essenszubereitung "Schoeh un Huosen" (Schuh und Strümpfe) am Feuer verbrannt hätte und Ersatz brauche. Den Erlös der Sammlung teilten sich Köchin und Gästebitter.


[[Kategorie:Berufsbezeichnung]]
[[Kategorie:Berufsbezeichnung|Gaestebitter]]
[[Kategorie: Sitten und Gebräuche|Gästebitter]]
[[Kategorie: Sitten und Gebräuche|Gästebitter]]

Aktuelle Version vom 18. November 2011, 10:37 Uhr

Köchin und Gästebitter vor der Deelentür mit Nachbarschaftshelfern 1957 im Vest Recklinghausen

Gästebitter

  • Berufsbezeichnung
  • Bedeutung: Bittet Gäste zur Teilnahme an Hochzeitsfeierlichkeiten

Erläuterung

Ein Gästebitter hatte in Westfalen die Aufgabe, die gewünschten Gäste zur Hochzeit einzuladen. Dies war in erster Linie die traditionell festgefügte Nachbarschaft und ebenso die im Kirchspiel wohnende Verwandtschaft mit dem zugehörigen Gesinde.

Dabei gab er, für jedermann erkenntlich, eine ganz wichtige öffentliche Person ab. Gekleidet war er demgemäß feierlich mit blauem Sackkittel, weißem (Unter-) Hemd und rotem Halstuch, der üblichen Hose und Holzschuhen. Dazu trug er einen blumenverzierten Hut und mit bunten (roten) Bändern verzierten Stab (Schultenstab) und schritt stolz wie ein Pfau, manchmal mit einem Regenschirm auf dem Rücken, durch das Dorf. Um 1900 und danach fuhren bereits einige wenige Gästebitter mit dem Fahrrad, trugen wegen ihers „hohen Standes“ als eigene Karrikatur einen Bratenrock mit "Vatermörder" und Schlips, wie auch schon einen Zylinder.

Jedenfalls konnte sich diese Tätigkeit wegen der Vielzahl der persönlich zu bewerkstelligenden Einladungen und dem jeweiligen Bewirtungsumfang (prostevieren) gegenüber dem Gästebitter über mehrere Tage erstrecken (20 bis 40 Familieneinladungen).

Wenn der Gästebitter in ein Haus trat, meist über die Deele zur Küche hin, stellte er sich – zunächst den buntgeschmückten Stock kräftig auf den Boden stoßend, dann mit beiden Händen vor sich haltend oder sich darauf stützend – breitbeinig in die Küchen- oder Wohnstube und sprach dann salbungsvoll sein Sprüchlein auf, so etwa in verschiedenen lokalen Versionen und mit zusätzlichen Erweiterungen in der Soester Börde:

Soester Börde

“Guodden Dag in`t Hus, Här un Frau,
Süönne un Döchter, Gesinde därtau!
Ik sall jiu fröndlik seggen:
(N.N.) Hochtuid) is in (N.N.) Wiäken –
Ossen un Schwiune sind all schlacht`
Un oek all`s opt fuinste herut gebracht.
Aower Messer un Gaofel nit vergiäten,
Süs könnt jiu et Floisk me de Fingers iäten!
Det Owends giät n` kollen Drunk
Un dobui oek n` lust`gen Sprunk.
De Musukanten spiält met Hörns un Floiten,
Dann jeddereen danzen met suiner Groiten.
Niu makt jiu fuin, aower nit to fuin,
De Briut well garn de suinste suin!”

Der Dank für die Einladung war dann meist ein "Schnäpsken" für den Gästebitter, und wenn der dann auf einem Bein nicht stehen konnte, bekam er auch ein zweites Glas Schnaps. Daher verteilte der Gästebitter seine Einladungen über mehrere Tage, dann hatte er länger etwas davon. In vorgerückter Stunde wurde dann manchmal sein Vortrag etwas gekürzt und undeutlicher, aber jeder wußte ja, worum es ging.

Westmünsterland - Vest Recklinghausen

Um 1930 Hochzeits- oder Gästebitter im Münsterland, mit "Esprit" in linker Hand.
  • Im nördlichen Vest Recklinghausen (längs des Lippetals) und Westmünsterland bab es kürzere odere längere persönlich gefärbte Versionen der einzelnen Hochzeits- oder Gästebitter:

Goden Dag in't Quartier!
De Gästebidder is wiär hier.
Hadden it et all vernommen, Dat de oek all` wull kommen ? Hier sett ick mienen Staff
un nemm mien Käppken aff.
Ick söll ink seggen, dat ....
Un wet nich watt.
Ick soll ink seggen daor
Un wet nich waor.
Ick hadde´t mej noch up'n Stock eschriäwen,
Daor häw ick't met de Mau afriäwen.
Dag un Daotum is mej vörgäten,
De Müse häbt mej den Kalender upefriäten.
No wick mej es besinnen,
Ick möcht noch finnen.
(N.N.) äs Brüdigam, (N.N.) äs Bruut,
De schickt mej äs Gästebidder ut.
Ick soll niächste Wäeke, Dinsdag un Gunsdag,
To rechter Tied,
Ou inloden to öhre Hochtied,
Allemaole, klein un grot,
Jung un old, so as it gaoht,
Sölws dat kleenste Kind,
Wat sick in de Weege find',
Makt Ou daorto recht fien,
Maor ok net all te fien,
Brut un Brüdigam willt gern de fiensten sien.
Komm Ej up de Brutlacht an,
Giff et gllcks ne Klaoren dann,
Dann gifft Koffie met n` Klünteken,
Dat giff oek n` söit Schnüteken.
Dorbej ne Botteram met Schinken,
Do könn Ej god up drinken.
En Piepken met Tabak
schmökt jeder nao sienen Geschmack.
Dann gäwt wej uns up de Föte
Un gaoht de Brutlöh in de Möte.
Fähnken un Musik vörut,
So gaoht Brüdigam un Brut
Un denn den ganzen Tropp
Up de Dìäl herop.
De Aollers van den Brüdigam füöhrt
De Brut an öhren niejen Herd.
Dann wünßet wej den Brutlöh Sägen
Un en lang Liäwen.
Met de Tied sodann
Funk dat Middagiäten an:
Suppe, Fleeßk, Gemös un Schinken,
Un dorbej giff`t et wat te drinken;
N`Stück van n` gebraoden Kalf,
Is`t ken heel, so isst doch half;
Prumen un Rosinen
Do sall net de Mund nao schrlenen,
Puddlnk un Leckerej,
Alles gifft dorbej;
As Proppen n` Stück Stuten,
Daor will wej de Maoltied met besluten.
De Jungen Gäste vör allen Dingen
Wüllt ganz gerne danßen un springen.
Tien Musikanten un tien Tunnen Bier,
Dat giff up te Brutlacht n` wahn Pläsier.
Well dat danßen nich met will dohn,
kann ganz giärn hen karten gaohn.
De aollen Wiewer, dat mock noch seggen,
De will ick ok gern n` Söiten brengen.
Un Naomedags to Vespertied
Gifft Koffie met Botteram, nao Aptit,
Un aowens Erdäppel met Braoden,
Dat`t sick jedereen kann smaken laoten.
Van moanns büs tao`t nao Hus hengaohn
Will ick sieker mien Beste dohn.
Ok den twedden Dag, dor stao`k vör in,
Sallt wäsen, dat`t net biäter wäsen künn.
Häwt it mij no recht verstaohn ?
Dat it te rechten Tied könnt gaohn ?
Süß möcht nich mer so t`rechte staohn.
N` Lind an 'n Hot
Dat geht nich got;
Maor `n got Drinkgeld in de Hand,
Daor is den Gästebidder met kontant.

Zeremonienmeister

Als Zeremonienmeister fungierte schließlich der Gästebitter bei der Hochzeitsfeier selber in Westfalen. Wenn die Gäste nach der kirchlichen Hochzeit mit der Kutsche oder dem Leiterwagen vorfuhren empfing sie der Gästebitter mit einem "Dat it willkommen sind!" und reichte den Männern ein "Schnäpsken" und den Frauen einen "Pupannis". Die Gäste antwortetem dem Gästebitter dann:"Willkommen of nich, wij sinnt all dao!".

War es dann Mittagzeit, lud der Gästebitter zu Tisch und wies mit launigen Versen und Sprüchen auch die Sitzplätze an. Er wachte darüber, daß es an nichts fehlte und die in der Küche helfenden unverheirateten Nachbarstöchter ausreichend nachlieferten. Für seine fürsorgende Freundlichkeit und die der Köchin durfte er dann vor dem Nachtisch mit "dem Hoet gaohn" (den Hut rundgehen lassen und Geld sammeln.). Vorher erzählte er dann, daß die Köchin sich bei der Essenszubereitung "Schoeh un Huosen" (Schuh und Strümpfe) am Feuer verbrannt hätte und Ersatz brauche. Den Erlös der Sammlung teilten sich Köchin und Gästebitter.