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== Einleitung == | |||
== | Der Ort Borkendorf in der ehemaligen [[Provinz Schlesien]] gehörte zum [[Landkreis Neisse]] und [[Regierungsbezirk Oppeln]] in [[Oberschlesien]]. Kreisstadt war die Stadt [[Neisse]]. Heute gehört Borkendorf zu [[Polen]]; seit 1945 polnischer Name: Burgrabice. Der Ort liegt im Powiat Nyski in der Woiwodschaft Opole. | ||
Borkendorf | === Allgemeine Information === | ||
:'''''Vorbemerkung zur Beachtung der Urheberrechte''''' <br/> | |||
:'''Quelle''' (Texte zur allgemeinen Information): '''Franz-Christian Jarczyk: „Die Dörfer des Kreises Neisse"''', | |||
:3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes e.V. Hildesheim | |||
Borkendorf liegt 18 km südlich von Neisse, an der Straße über Bielau-Mohrau-Bischofswalde, 270 m über NN. Der Bahnhof liegt an der Strecke Deutsch Wette-Großkunzendorf, eine Poststelle war im Ort. Borkendorf bildet zusammen mit Bischofswalde und Großkunzendorf ein etwa 7 km langes Reihendorf, das sich jenseits der Grenze zur Tschechei noch bis Saubsdorf fortsetzt. Durch das Dorf fließt das Moorwasser (oder: die Mohre), im oberen Dorfteil kommt der Haselbach dazu. Die nähste Erhebung ist der Goldberg (342 m). Zu beiden Seiten der Mohre tritt eine kristalline Kalkinsel mit einer Gesamtmächtigkeit bis etwa 700 m hervor. | :''Mit freundlicher Genehmigung des Verlages handelt es sich um die vollständige und wörtliche Abschrift des Buches.'' | ||
:''(Lediglich die Überschriften wurden zur schnellen Orientierung den Textabschnitten vorangestellt.) | |||
:''Um das Urheberrecht nicht zu verletzen, und den Text nicht zu verfälschen, wird gebeten, weitere Informationen oder Korrekturen erst nach dem gekennzeichneten Ende der Buchabschrift einzustellen.'' | |||
Das Dorf wird erstmals 1284 („Burgravici“) unter den bekannten 65 Dörfern erwähnt. Nach einer Überlieferung siedelten sich hier zwischen 1230 und 1250 Bauern aus Mainfranken an. Um 1300 besitzt „Burccerabsdorph“ nach dem Lib. Fund. 44 große Huben, die für kleine liegen, der Scholze hat davon 6 Huben, 1 Schenke und 1 Mühle mit 2 Rädern. 1518 genehmigte Bischof Johann VI. Turzo die Einrichtung eines Bergwerks; es wurde Eisenkies gewonnen, der zu schmiedbaren Eisenklumpen verhhüttet wurde; ein mit Wasserkraft betriebener Eisenhammer war lange Zeit im Dorf. Der Ort wurde von den Hussiten verwüstet, er hatte 1585 und 1633 unter Pest und Hungersnot zu leiden. Hier fiel am 24.6.1866 ein Palffy-Husar als erster österreichischer Soldat im Krieg zwischen Preußen und Österreich. | :'''''Der Text des Autors soll inhaltlich nicht verändert werden und klar abgegrenzt bleiben von weiteren Ergänzungen.'''''<br/> | ||
'''Geographische Lage''' <br/> | |||
Borkendorf liegt 18 km südlich von Neisse, an der Straße über Bielau-Mohrau-Bischofswalde, 270 m über NN. Der Bahnhof liegt an der Strecke Deutsch Wette-Großkunzendorf, eine Poststelle war im Ort. Borkendorf bildet zusammen mit Bischofswalde und Großkunzendorf ein etwa 7 km langes Reihendorf, das sich jenseits der Grenze zur Tschechei noch bis Saubsdorf fortsetzt. Durch das Dorf fließt das Moorwasser (oder: die Mohre), im oberen Dorfteil kommt der Haselbach dazu. Die nähste Erhebung ist der Goldberg (342 m). Zu beiden Seiten der Mohre tritt eine kristalline Kalkinsel mit einer Gesamtmächtigkeit bis etwa 700 m hervor.<br/> | |||
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'''Zur Geschichte''' <br/> | |||
Das Dorf wird erstmals 1284 („Burgravici“) unter den bekannten 65 Dörfern erwähnt. Nach einer Überlieferung siedelten sich hier zwischen 1230 und 1250 Bauern aus Mainfranken an. Um 1300 besitzt „Burccerabsdorph“ nach dem Lib. Fund. 44 große Huben, die für kleine liegen, der Scholze hat davon 6 Huben, 1 Schenke und 1 Mühle mit 2 Rädern. 1518 genehmigte Bischof Johann VI. Turzo die Einrichtung eines Bergwerks; es wurde Eisenkies gewonnen, der zu schmiedbaren Eisenklumpen verhhüttet wurde; ein mit Wasserkraft betriebener Eisenhammer war lange Zeit im Dorf. Der Ort wurde von den Hussiten verwüstet, er hatte 1585 und 1633 unter Pest und Hungersnot zu leiden. Hier fiel am 24.6.1866 ein Palffy-Husar als erster österreichischer Soldat im Krieg zwischen Preußen und Österreich.<br/> | |||
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'''Die Gemeinde''' <br/> | |||
Borkendorf (Bürgermeister 1935: Gastwirt Paul Beier, 1939 und 1942: Gasthausbesitzer Karl Dittrich) gehörte zum Amtsbezirk Großkunzendorf, im Ort war das Standesamt und der Gendarmerieposten. 1920 war eine Schwesternstation der Mägde Mariens für Krankenpflege, Handarbeitsunterricht und für die Betreuung eines Kindergartens gegründet worden. Zur Gemeinde gehörte die Kolonie Neudorf.<br/> | |||
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'''Kirchen''' <br/> | |||
Die nächste evangelische Kirche war in Ziegenhals.Die katholische Kirche gehörte bis 1418 zur Pfarrei Bischofswalde, wurde dann Pfarrkirche und kam 1538 als Filiale zu Kunzendorf, 1781-1783 wieder Filiale von Bischofswalde und dann erneut Pfarrkirche. Die Kriche (Patrozinium St. Bartholomäus, früher auch St. Barbara und St. Hedwig) war eine Wehrkirche,; der Bau stammt vermutlich aus dem Spätmittelalter, 1720 umgebaut, 1913 erweitert, wobei anstelle des Turms ein neubarocker Rundbau mit einem Kuppeldach errichtet wurde. Eine Glocke von 1500 war von Bartholomäus Lindenrath in Neisse gegossen worden. Zum Kirchenschatz gehörten Monstranz von 1704, Goldschmiedearbeit von Martin Vogelbund, Neisse, 17 cm hoch; Holzstatue St. Bartholomäus, Anfang des 17. Jahrhunderts; Holzstatue Pieta, Mitte des 17. Jahrhunderts. Bei der Erweitereung erhielt die Kirche einen Kreuzweg von Kunstmaler Max Günther und eine Orgel der Neisser Firma Berschdorf. In die Mauer um die Kirche ist ein Grabstein der Frau Margarete Betsch (+ 1575) eingelassen, der zweitälteste Grabstein für eine Frau in Oberschlesien. | |||
Altkirmes ist am Sonntag nach Michaelis (29.9.), Jungkirmes am Sonntag nach St. Bartholomäus (24.8.). Gelöbnistage waren am 24./25. Mai (St. Urban, Schutzpatron der Winzer; nach dem Pfarrarchiv uralt) und am 15.8. (St. Rochus, seit 1833 begangen). Wallfahrten gingen am 29.6. nach Wartha, am 8.9. nach Maria Hilf bei Neisse. <br/> | |||
Pfarrer waren 1895-1925 Julius Malich, 1925-1937 Leo Jackowski, 1937-1945 Karl Glatzel (geboren in Riemertsheide, Schüler des :Carolinums Neisse).<br/> | |||
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'''Schulen''' <br/> | |||
Eine Schule wird 1651 erstmals erwähnt. Das zweistöckige Schulhaus stammt von 1843. Im Jahr 1925 besuchten 170 Kinder die vierklassige Schule.<br/> | |||
Unterricht gaben: die Hauptlehrer Paul Günther 1905-1925, Alfred Neuber 1926-1933, Paul Richter 1933-1936, Bruno Grandel 1936-1945 :(bereits seit 1928 hier Lehrer), ferner die Lehrer Paul Freund 1887-1927, August Brosig 1913-1925, Richard Heimann 1928-1936, :Lehrerin Melanie Risch 1935-1945 und Maria Wlzer 1943-1945, Lehrer Heribert Kallabis 1937-1943, Walter Patzner 1937-1945. Die Schulakten und die Schulstammrolle wurden von Polen verbrannt.<br/> | |||
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Bekannte Personen des Ortes:<br/> | |||
Ein Sohn des Ortes, Anton Beier, als 17 jähriger Freiwilliger im Befreiungskrieg 1813, erkannte nach der Schlacht bei Kulm den französischen General Vandamme, der sich gerade durch die Flucht hatte retten wollen und der in der Neisser Gegend für viele Drangsalierungen der Bevölkerung verantwortlich gewesen war. Vandamme wurd gefangengenommen, Beier erhielt Orden und Ehrensold und lebte hochgeehrt im Dorf. 1835 richtete die Frau des Gutsbesitzers eine Stiftung zur Bekleidung armer Kinder ein.<br/> | |||
Hauptlehrer Grandel gründete in den 30er Jahren ein Heimatmuseum und schrieb die Chronik des Dorfes.<br/> | |||
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'''Die Gemeindeflur'''<br/> | |||
Die Gemeindeflur ist 1193 ha groß. Das Rittergut (182 ha) wurde 1930 in Parzellen verkauft. Flurnamen sind: Bettelsteig (1744), Enderberg, der Fiebig, Goldberg, Hahnberg, Hofe-Weg, Hüttengrund, Hüttenmühle, Kälberberg, Klankenberg, Lierberg, am Seifen, :Stolla-Börnla, Töpfer-Plan, Zenkergasse. Die Dorfbewohner waren Bauern oder arbeiteten in der Steinindustrie im Ort oder im benachbarten Großkunzendorf. Bis zum Beginn dieses Jahrhunderts war Borkendorf für seine Töpferei bekannt, deren Blütezeit gegen Ende des 15. Jahrhunderts gewesen war; Ende des 16. Jahrhunderts war eine Töpferinnung gegründet worden. | |||
Borkendorf war eines der größten Dörfer des Kreises. Es gab einen Kriegerverein, einen Kirchenchor mit Instrumentalisten, einen Radfahrerverein (gegründet 1924), einen Jungmännerverein (Sportverein), einen Vaterländ. Frauenverein vom Roten Kreuz. Im Ort bestand eine Freiwillige Feuerwehr.<br/> | |||
'''Neudorf'''<br/> | |||
eine Kolonie bei Borkendorf, wurde 1728 vom Besitzer der Scholtisei gegründet. Die Gemeindeflur ist 5 ha groß. Bis 1880 mussten die Schulkinder zum Unterricht nach Borkendorf gehen, dann wurden sie in das nähergelegene Kaindorf eingeschult.<br/> | |||
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'''Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:'''<br/> | |||
:'''Borkendorf''' | :'''Borkendorf''' | ||
:1784: 796 Einwohner, 37 Stellen | :1784: 796 Einwohner, 37 Stellen | ||
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:1939: 1290 Einwohner, 378 Haushalte | :1939: 1290 Einwohner, 378 Haushalte | ||
:'''Kolonie Neudorf''' | :'''Kolonie Neudorf''' | ||
:1933: 71 Einwohner | :1933: 71 Einwohner<br/> | ||
Im Dorf gab es 1937: 4 Bäcker, 2 Brunnenbauer, 1 Elektroinstallateur, 2 Fleischer, 1 Friseur, 1 Gartenbaubetrieb, 3 Gasthöfe, 3 Gemischtwarenläden, 1 Marmorwerk, 1 Molkerei, 3 Mühlen, 2 Schmiede, 2 Schneider, 2 Schuhmacher, 2 Stellmacher, 2 Tischler, 1 Uhrmacher, 1 Raiffeisen-Genossenschaft, 1 Elektrizitäts-Genossenschaft.<br/> | |||
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'''Im Ort wohnten 1935:'''<br/> | |||
* [[{{PAGENAME}}/ Bewohner 1935]] | * [[{{PAGENAME}}/ Bewohner 1935]]<br/> | ||
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'''Flucht und Vertreibung 1945''' <br/> | |||
Am 2. September 1945 wurde die Bevölkerung von den Polen aus dem Dorf vertrieben; der | Am 2. September 1945 wurde die Bevölkerung von den Polen aus dem Dorf vertrieben; der Ausweisungsbefehl – im Dorf angeschlagen – ist noch im Original vorhanden.<br/> | ||
:‘‘'''Ende der Buchabschrift'''‘‘<br/> | |||
http://genwiki.genealogy.net/Landkreis_Neisse/Fluchtberichte)<br/> | |||
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== Bibliographie == | == Bibliographie == | ||
* Ortschronik: Walter Otte: „Erinnerungen an Borkendorf“, 1984, 129 Seiten | * Ortschronik: Walter Otte: „Erinnerungen an Borkendorf“, 1984, 129 Seiten | ||
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== Politische Einteilung == | |||
== Kirchen/Zugehörigkeit == | |||
=== Evangelische Kirche === | |||
Die nächste evangelische Kirche war in Ziegenhals. | |||
=== Katholische Kirche === | |||
Kirche St. Bartholomäus; zum Pfarrbereich gehörten Großkunzendorf und Neudorf. | |||
== Genealogische und historische Quellen == | == Genealogische und historische Quellen == | ||
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* [[{{PAGENAME}}/Zufallsfunde]] | * [[{{PAGENAME}}/Zufallsfunde]] | ||
==Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote== | == Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote== | ||
{{Einleitung Forscherkontakte}} | {{Einleitung Forscherkontakte}} | ||
* [[{{PAGENAME}}/Forscherkontakte]] | * [[{{PAGENAME}}/Forscherkontakte]] | ||
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=== Ort === | |||
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[[Kategorie:Ort im Landkreis Neisse]] | [[Kategorie:Ort im Landkreis Neisse]] |
Aktuelle Version vom 7. Februar 2023, 18:16 Uhr
Hierarchie
Regional > Ehemalige deutsche Gebiete > Schlesien > Regierungsbezirk Oppeln > Landkreis Neisse > Borkendorf
Einleitung
Der Ort Borkendorf in der ehemaligen Provinz Schlesien gehörte zum Landkreis Neisse und Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Heute gehört Borkendorf zu Polen; seit 1945 polnischer Name: Burgrabice. Der Ort liegt im Powiat Nyski in der Woiwodschaft Opole.
Allgemeine Information
- Vorbemerkung zur Beachtung der Urheberrechte
- Quelle (Texte zur allgemeinen Information): Franz-Christian Jarczyk: „Die Dörfer des Kreises Neisse",
- 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes e.V. Hildesheim
- Mit freundlicher Genehmigung des Verlages handelt es sich um die vollständige und wörtliche Abschrift des Buches.
- (Lediglich die Überschriften wurden zur schnellen Orientierung den Textabschnitten vorangestellt.)
- Um das Urheberrecht nicht zu verletzen, und den Text nicht zu verfälschen, wird gebeten, weitere Informationen oder Korrekturen erst nach dem gekennzeichneten Ende der Buchabschrift einzustellen.
- Der Text des Autors soll inhaltlich nicht verändert werden und klar abgegrenzt bleiben von weiteren Ergänzungen.
Geographische Lage
Borkendorf liegt 18 km südlich von Neisse, an der Straße über Bielau-Mohrau-Bischofswalde, 270 m über NN. Der Bahnhof liegt an der Strecke Deutsch Wette-Großkunzendorf, eine Poststelle war im Ort. Borkendorf bildet zusammen mit Bischofswalde und Großkunzendorf ein etwa 7 km langes Reihendorf, das sich jenseits der Grenze zur Tschechei noch bis Saubsdorf fortsetzt. Durch das Dorf fließt das Moorwasser (oder: die Mohre), im oberen Dorfteil kommt der Haselbach dazu. Die nähste Erhebung ist der Goldberg (342 m). Zu beiden Seiten der Mohre tritt eine kristalline Kalkinsel mit einer Gesamtmächtigkeit bis etwa 700 m hervor.
Zur Geschichte
Das Dorf wird erstmals 1284 („Burgravici“) unter den bekannten 65 Dörfern erwähnt. Nach einer Überlieferung siedelten sich hier zwischen 1230 und 1250 Bauern aus Mainfranken an. Um 1300 besitzt „Burccerabsdorph“ nach dem Lib. Fund. 44 große Huben, die für kleine liegen, der Scholze hat davon 6 Huben, 1 Schenke und 1 Mühle mit 2 Rädern. 1518 genehmigte Bischof Johann VI. Turzo die Einrichtung eines Bergwerks; es wurde Eisenkies gewonnen, der zu schmiedbaren Eisenklumpen verhhüttet wurde; ein mit Wasserkraft betriebener Eisenhammer war lange Zeit im Dorf. Der Ort wurde von den Hussiten verwüstet, er hatte 1585 und 1633 unter Pest und Hungersnot zu leiden. Hier fiel am 24.6.1866 ein Palffy-Husar als erster österreichischer Soldat im Krieg zwischen Preußen und Österreich.
Die Gemeinde
Borkendorf (Bürgermeister 1935: Gastwirt Paul Beier, 1939 und 1942: Gasthausbesitzer Karl Dittrich) gehörte zum Amtsbezirk Großkunzendorf, im Ort war das Standesamt und der Gendarmerieposten. 1920 war eine Schwesternstation der Mägde Mariens für Krankenpflege, Handarbeitsunterricht und für die Betreuung eines Kindergartens gegründet worden. Zur Gemeinde gehörte die Kolonie Neudorf.
Kirchen
Die nächste evangelische Kirche war in Ziegenhals.Die katholische Kirche gehörte bis 1418 zur Pfarrei Bischofswalde, wurde dann Pfarrkirche und kam 1538 als Filiale zu Kunzendorf, 1781-1783 wieder Filiale von Bischofswalde und dann erneut Pfarrkirche. Die Kriche (Patrozinium St. Bartholomäus, früher auch St. Barbara und St. Hedwig) war eine Wehrkirche,; der Bau stammt vermutlich aus dem Spätmittelalter, 1720 umgebaut, 1913 erweitert, wobei anstelle des Turms ein neubarocker Rundbau mit einem Kuppeldach errichtet wurde. Eine Glocke von 1500 war von Bartholomäus Lindenrath in Neisse gegossen worden. Zum Kirchenschatz gehörten Monstranz von 1704, Goldschmiedearbeit von Martin Vogelbund, Neisse, 17 cm hoch; Holzstatue St. Bartholomäus, Anfang des 17. Jahrhunderts; Holzstatue Pieta, Mitte des 17. Jahrhunderts. Bei der Erweitereung erhielt die Kirche einen Kreuzweg von Kunstmaler Max Günther und eine Orgel der Neisser Firma Berschdorf. In die Mauer um die Kirche ist ein Grabstein der Frau Margarete Betsch (+ 1575) eingelassen, der zweitälteste Grabstein für eine Frau in Oberschlesien.
Altkirmes ist am Sonntag nach Michaelis (29.9.), Jungkirmes am Sonntag nach St. Bartholomäus (24.8.). Gelöbnistage waren am 24./25. Mai (St. Urban, Schutzpatron der Winzer; nach dem Pfarrarchiv uralt) und am 15.8. (St. Rochus, seit 1833 begangen). Wallfahrten gingen am 29.6. nach Wartha, am 8.9. nach Maria Hilf bei Neisse.
Pfarrer waren 1895-1925 Julius Malich, 1925-1937 Leo Jackowski, 1937-1945 Karl Glatzel (geboren in Riemertsheide, Schüler des :Carolinums Neisse).
Schulen
Eine Schule wird 1651 erstmals erwähnt. Das zweistöckige Schulhaus stammt von 1843. Im Jahr 1925 besuchten 170 Kinder die vierklassige Schule.
Unterricht gaben: die Hauptlehrer Paul Günther 1905-1925, Alfred Neuber 1926-1933, Paul Richter 1933-1936, Bruno Grandel 1936-1945 :(bereits seit 1928 hier Lehrer), ferner die Lehrer Paul Freund 1887-1927, August Brosig 1913-1925, Richard Heimann 1928-1936, :Lehrerin Melanie Risch 1935-1945 und Maria Wlzer 1943-1945, Lehrer Heribert Kallabis 1937-1943, Walter Patzner 1937-1945. Die Schulakten und die Schulstammrolle wurden von Polen verbrannt.
Bekannte Personen des Ortes:
Ein Sohn des Ortes, Anton Beier, als 17 jähriger Freiwilliger im Befreiungskrieg 1813, erkannte nach der Schlacht bei Kulm den französischen General Vandamme, der sich gerade durch die Flucht hatte retten wollen und der in der Neisser Gegend für viele Drangsalierungen der Bevölkerung verantwortlich gewesen war. Vandamme wurd gefangengenommen, Beier erhielt Orden und Ehrensold und lebte hochgeehrt im Dorf. 1835 richtete die Frau des Gutsbesitzers eine Stiftung zur Bekleidung armer Kinder ein.
Hauptlehrer Grandel gründete in den 30er Jahren ein Heimatmuseum und schrieb die Chronik des Dorfes.
Die Gemeindeflur
Die Gemeindeflur ist 1193 ha groß. Das Rittergut (182 ha) wurde 1930 in Parzellen verkauft. Flurnamen sind: Bettelsteig (1744), Enderberg, der Fiebig, Goldberg, Hahnberg, Hofe-Weg, Hüttengrund, Hüttenmühle, Kälberberg, Klankenberg, Lierberg, am Seifen, :Stolla-Börnla, Töpfer-Plan, Zenkergasse. Die Dorfbewohner waren Bauern oder arbeiteten in der Steinindustrie im Ort oder im benachbarten Großkunzendorf. Bis zum Beginn dieses Jahrhunderts war Borkendorf für seine Töpferei bekannt, deren Blütezeit gegen Ende des 15. Jahrhunderts gewesen war; Ende des 16. Jahrhunderts war eine Töpferinnung gegründet worden.
Borkendorf war eines der größten Dörfer des Kreises. Es gab einen Kriegerverein, einen Kirchenchor mit Instrumentalisten, einen Radfahrerverein (gegründet 1924), einen Jungmännerverein (Sportverein), einen Vaterländ. Frauenverein vom Roten Kreuz. Im Ort bestand eine Freiwillige Feuerwehr.
Neudorf
eine Kolonie bei Borkendorf, wurde 1728 vom Besitzer der Scholtisei gegründet. Die Gemeindeflur ist 5 ha groß. Bis 1880 mussten die Schulkinder zum Unterricht nach Borkendorf gehen, dann wurden sie in das nähergelegene Kaindorf eingeschult.
Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:
- Borkendorf
- 1784: 796 Einwohner, 37 Stellen
- 1845: 1331 Einwohner, (5 ev.), 211 Häuser
- 1895: 1471 Einwohner, (6 ev.), 211 Häuser, 379 Haushalte
- 1939: 1290 Einwohner, 378 Haushalte
- Kolonie Neudorf
- 1933: 71 Einwohner
Im Dorf gab es 1937: 4 Bäcker, 2 Brunnenbauer, 1 Elektroinstallateur, 2 Fleischer, 1 Friseur, 1 Gartenbaubetrieb, 3 Gasthöfe, 3 Gemischtwarenläden, 1 Marmorwerk, 1 Molkerei, 3 Mühlen, 2 Schmiede, 2 Schneider, 2 Schuhmacher, 2 Stellmacher, 2 Tischler, 1 Uhrmacher, 1 Raiffeisen-Genossenschaft, 1 Elektrizitäts-Genossenschaft.
Im Ort wohnten 1935:
Flucht und Vertreibung 1945
Am 2. September 1945 wurde die Bevölkerung von den Polen aus dem Dorf vertrieben; der Ausweisungsbefehl – im Dorf angeschlagen – ist noch im Original vorhanden.
- ‘‘Ende der Buchabschrift‘‘
http://genwiki.genealogy.net/Landkreis_Neisse/Fluchtberichte)
Bibliographie
- Ortschronik: Walter Otte: „Erinnerungen an Borkendorf“, 1984, 129 Seiten
- Volltextsuche nach Borkendorf in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Politische Einteilung
Kirchen/Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Die nächste evangelische Kirche war in Ziegenhals.
Katholische Kirche
Kirche St. Bartholomäus; zum Pfarrbereich gehörten Großkunzendorf und Neudorf.
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Standesamt Borkendorf
- POLNISCHES STAATSARCHIV: Standesamt Borkendorf: Geburten 1885-1886, 1888-1912, Heiraten 1885-1907, Tote 1885-1912 sind online.
Kirchenbücher
- FAMILY SEARCH: Kirchenbücher von Borkendorf Kreis Neisse sind in einer örtlichen Forschungsstelle der Mormononen einsehbar. :Online kann erkundet werden, welche Jahrgänge einsehbar sind: https://www.familysearch.org/search/catalog
Denkmäler
- Gefallenendenkmäler: Borkendorf: http://www.denkmalprojekt.org/2012/borkendorf-burgrabice_kr-neisse_os.html
Adressbücher
Ortsfamilienbücher
- in der Familiendatenbank Dörfer südl. Kreis Neisse sind über 1200 Personen mit Bezug zu Borkendorf erfasst https://online-ofb.de/neissekreis_suedl
- Auflistung aller Ortsfamilienbücher:
- Online Ortsfamilienbücher: https://online-ofb.de/
- Alphabetische Liste aller Ortsfamilienbücher zu Schlesien: http://wiki-de.genealogy.net/Kategorie:Ortsfamilienbuch_zu_Schlesien
Webseiten
- nach dem Ort: Borkendorf
- Suche nach Personendaten in verschiedenen Datenbanken: http://meta.genealogy.net/
- Suche nach kompletten Familienforschungen: http://gedbas.genealogy.net/
- Finden von Kirchenbüchern und zahlreiche Hilfen und Tipps für Schlesienforscher: http://www.christoph-www.de
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.
Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Ort
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