Wurst (Familienname): Unterschied zwischen den Versionen

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==Herkunft und Bedeutung==
==Herkunft und Bedeutung==
Mittelbarer Berufsname des Fleischers oder Wurstmachers (mhd.  
*Aus der mittelhochdeutschen Bezeichnung für Wurstmacher - ''wurstaere'' - leitet sich dieser bedeutungsreiche [[Familienname]] ab. Erstens steht er für einen [[Berufsname|Berufsnamen]]: ''Wurst, Worst, Wurstman, Worstman''. Wie Hans Marcus Thomsen bemerkt, wurde manch ein Reicher mit dem Namen "Wurst" bedacht - als Inbegriff des Luxus.<ref>Hans Marcus Thomsen, Artikel zum Familiennamen Wurst, in: Die WELT, Ausgabe vom 12.08.2005, siehe Weblinks</ref>
wurstaere), nach dem Nationalgericht der Deutschen; daher Hans Wurst (schon bei Luther).
*Zweitens wird das Fleischerprodukt selbst und alles, was mit der Wurstherstellung zu tun haben mag, zum [[Übername|Übernamen]]: ''Wurstbendel, Machewurst''. Ein ganzes Schaufenster würden die Wurstsorten füllen, die sich in den verschiedenen Namensvarianten erhalten haben: ''Krautwurst, Fretwurst, Rörewurst, Dickswürstl''. ''Dickswürstl'' spielt darüber hinaus auf die gedrungene Gestalt eines Menschen an.
Urkundl. ist z. B. Dickswürstl um 1350 in Olmütz Name eines Fleischers; u. wie urkundl. Siebenschuh der Schuster, Siebenrock der Schneider, so ist Siebenwurst Spottname des Fleischers, wie auch Wurstbendel (1274 Hessen), Fretwurst (Meckl.), Machewurst, Rörewurst usw.  
*In einer dritten Bedeutung ist ein fließender Übergang zum [[Spottname|Spottnamen]] festzustellen: Analog zu ''Siebenschuh'' bzw. ''Siebenrock'' als übertreibende Bezeichnung für einen Schuster bzw. Schneider ist ''Siebenwurst'' als Spottname eines Fleischers bezeugt.
Ein ganzes Schaufenster würden die Wurstsorten füllen, die sich in Familienname erhalten haben.  
*Der bekannteste Spottname stellt in diesem Zusammenhang ''Hans Wurst'' oder in einer frühen Form ''Hanswurst'' dar. Der Name spiegelt die "niederdeutsche, danach obersächsische Schelte des unbeholfenen Dicken" wider, "dessen Gestalt einer Wurst gleicht. Der Name erinnert an den französischen ''Jean potage'', den ''Maccaroni'' in [[Italien]], den ''Jack Pudding'' in [[England]], den ''Pikkelhering'' in [[Holland]]. Deutlich sind diese Namen nach den Lieblingsgerichten der unteren Volksklassen der verschiedenen Völker gegeben worden." Der Name ''Hanswurst'' erscheint zuerst 1519 in einer niederdeutschen Bearbeitung des 'Narrenschiffs' von Sebastian Brant. Martin Luther erweitert in seiner 1541 erschienenen Schrift "Widder Hannsworst" die Bedeutung des Namens auf "Tölpel". Die heute übliche Form ''Hans Wurst'' steht erst in [[Fischart|Fischarts]] "Gargantua" 1575. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird der Hans Wurst zur Gestalt des Narren im [[Lustspiel]], von da aus zur Bezeichnung jedes närrischen, albernen Menschen."<ref>Lutz Röhrich, [[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten]], Freiburg, Basel, Wien: Herder 1994, hier: S. 661f</ref>
Vgl. die Namenbücher von Heintze-Cascorbi, Die deut. Familiennamen. 7. Aufl. Halle (1933),  
Gottschald, M., Deutsche Namenkunde. 2. Aufl. München (1942), Bahlow. In Schlesien vgl. Familienname Krautwurst. - Belege: Nickel Worscht 1439 Kr. Neisse; Andrebs/Andrebis
Wurstman/Worstman 1387, 1386 Liegnitz.


==Varianten des Namens==
==Varianten des Namens==
* Dickswürstl um 1350 in Olmütz  
* Wurst
* Wurstbendel (1274 Hessen)
* [[Worst (Familienname)|Worst]]
* Fretwurst (Meckl.)
* Dickswürstl, um 1350 [[Olmütz]]
* Krautwurst
* Wurstbendel, 1274 [[Hessen]]
* Nickel Worscht 1439 Kr. Neisse
* Fretwurst, [[Mecklenburg]]
* Andrebs/Andrebis Wurstman/Worstman 1387, 1386 Liegnitz.
* Krautwurst, [[Schlesien]]
* Nickel Worscht, 1439 [[Landkreis Neisse]]
* Andrebs Wurstman; Andrebis Worstman, 1387, 1386 [[Liegnitz]]
* Siebenwurst
* Siebenwurst
* Machewurst
* Machewurst
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==Geographische Verteilung==
==Geographische Verteilung==
<geogen>Kolbe</geogen>
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===Schlesien===
===Schlesien===
Wurst (Liegnitz [8] Neustadt [4] Beuthen [5] Oppeln [17])
* Wurst ([[Liegnitz]] [8], [[Neustadt]] [4], [[Beuthen O.S.]] [5], [[Oppeln]] [17])


Die Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf die Häufigkeit der Namen, also Görlitz [20] = 20 mal in Görlitz vorkommend, und so fort aus "den Adreßbüchern der dreißiger Jahre" der entsprechenden Städte.
Die Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf die Häufigkeit der Namen, also Görlitz [20] = 20 mal in Görlitz vorkommend, und so fort aus "den Adreßbüchern der dreißiger Jahre" der entsprechenden Städte.
 
== Bekannte Namensträger ==
==Berühmte Namensträger==


==Sonstige Personen==
==Sonstige Personen==
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==Umgangssprachliche Bezeichnungen==
==Umgangssprachliche Bezeichnungen==
==Anmerkungen==
<references/>


==Literaturhinweise==
==Literaturhinweise==
* Bahlow, H., [[Schlesisches Namenbuch]] (1953)
* Hans Bahlow, [[Schlesisches Namenbuch]] (1953)
 
== Metasuche ==
{{Metasuche-Name|{{#var:FamNam}}}}


==Weblinks==
== Weblinks ==
<!-- Hier kann man Links eintragen -->
[http://www.welt.de/print-welt/article688218/Manchem_Reichen_gaben_Mitmenschen_den_Namen_Wurst_-_als_Inbegriff_des_Luxus.html Hans Marcus Thomsen, Artikel zum Familiennamen Wurst]


[[Kategorie:Familienname]]
[[Kategorie:Familienname]]
[[Kategorie:Familienname aus Übernamen]]
[[Kategorie:Familienname in Schlesien]]

Aktuelle Version vom 26. November 2023, 09:14 Uhr

Herkunft und Bedeutung

  • Aus der mittelhochdeutschen Bezeichnung für Wurstmacher - wurstaere - leitet sich dieser bedeutungsreiche Familienname ab. Erstens steht er für einen Berufsnamen: Wurst, Worst, Wurstman, Worstman. Wie Hans Marcus Thomsen bemerkt, wurde manch ein Reicher mit dem Namen "Wurst" bedacht - als Inbegriff des Luxus.[1]
  • Zweitens wird das Fleischerprodukt selbst und alles, was mit der Wurstherstellung zu tun haben mag, zum Übernamen: Wurstbendel, Machewurst. Ein ganzes Schaufenster würden die Wurstsorten füllen, die sich in den verschiedenen Namensvarianten erhalten haben: Krautwurst, Fretwurst, Rörewurst, Dickswürstl. Dickswürstl spielt darüber hinaus auf die gedrungene Gestalt eines Menschen an.
  • In einer dritten Bedeutung ist ein fließender Übergang zum Spottnamen festzustellen: Analog zu Siebenschuh bzw. Siebenrock als übertreibende Bezeichnung für einen Schuster bzw. Schneider ist Siebenwurst als Spottname eines Fleischers bezeugt.
  • Der bekannteste Spottname stellt in diesem Zusammenhang Hans Wurst oder in einer frühen Form Hanswurst dar. Der Name spiegelt die "niederdeutsche, danach obersächsische Schelte des unbeholfenen Dicken" wider, "dessen Gestalt einer Wurst gleicht. Der Name erinnert an den französischen Jean potage, den Maccaroni in Italien, den Jack Pudding in England, den Pikkelhering in Holland. Deutlich sind diese Namen nach den Lieblingsgerichten der unteren Volksklassen der verschiedenen Völker gegeben worden." Der Name Hanswurst erscheint zuerst 1519 in einer niederdeutschen Bearbeitung des 'Narrenschiffs' von Sebastian Brant. Martin Luther erweitert in seiner 1541 erschienenen Schrift "Widder Hannsworst" die Bedeutung des Namens auf "Tölpel". Die heute übliche Form Hans Wurst steht erst in Fischarts "Gargantua" 1575. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird der Hans Wurst zur Gestalt des Narren im Lustspiel, von da aus zur Bezeichnung jedes närrischen, albernen Menschen."[2]

Varianten des Namens

Geographische Verteilung

<lastname-map>Wurst</lastname-map>

Schlesien

Die Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf die Häufigkeit der Namen, also Görlitz [20] = 20 mal in Görlitz vorkommend, und so fort aus "den Adreßbüchern der dreißiger Jahre" der entsprechenden Städte.

Bekannte Namensträger

Sonstige Personen

Geographische Bezeichnungen

Umgangssprachliche Bezeichnungen

Anmerkungen

  1. Hans Marcus Thomsen, Artikel zum Familiennamen Wurst, in: Die WELT, Ausgabe vom 12.08.2005, siehe Weblinks
  2. Lutz Röhrich, Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg, Basel, Wien: Herder 1994, hier: S. 661f

Literaturhinweise

Metasuche

Compgen-Metasuche.png zum Familiennamen: Wurst


Weblinks

Hans Marcus Thomsen, Artikel zum Familiennamen Wurst