Varel (Jadebusen): Unterschied zwischen den Versionen

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'''[[Varel (Jadebusen)|Varel]]''': Familiengeschichtsforschung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen, Hinweise... '''Über die Kirchenbücher hinaus'''  befinden sich die Quellen für weitergehende Forschungen auch in den Staats-, Adels-, Stadt- und Gemeindearchiven.
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* Varel, St. Bonifatius, kath., Matriken 1851 - 1970, [http://data.matricula-online.eu/de/deutschland/vechta/varel-st-bonifatius/ Digitalisate] online bei Matricula
* Evangelische [[Kirchenbuch|Kirchenbücher]]  seit 1676
* Evangelische [[Kirchenbuch|Kirchenbücher]]  seit 1676
* Reformierte [[Kirchenbuch|Kirchenbücher]]  1711-1811
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==Zufallsfunde==
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Aktuelle Version vom 29. Januar 2024, 14:28 Uhr

Varel: Familiengeschichtsforschung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen, Hinweise... Über die Kirchenbücher hinaus befinden sich die Quellen für weitergehende Forschungen auch in den Staats-, Adels-, Stadt- und Gemeindearchiven.

Disambiguation notice Varel ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Varel.

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Friesland > Varel

Varel im Umfeld: Le Coq, Topographische Karte -Westfalen (1805)

Name

  • 1124 „ourias Varlas" als Vorwerk des Klosters Rastede erwähnt., Anfang 13. Jh. Farle (friesisch), 1315 Varle (ndt.) 1414 Varel, 1498 Farle, 15.-16. Jh. Varle, seit dem 17. Jh. überwiegt Varel. [1]

Landschaftslage

Varel liegt auf einem in die Marsch vorspringenden Geestvorsprung, der sich zwischen der Nordender und Südender Leke bis 12,7 m erhebt. Die Stadt ist erbaut an der Grenze von Geest, Moor und Marsch, 3 km vom Südwestrand des Jadebusens entfernt.

Ortsursprung

Varel war vor 1300 friesische Grenzsiedlung, Vor-ort des Rüstringer Landesviertels Bovajatha (Bovenjadingen). Hier besaß das Kloster Rastede 1124 ein Vorwerk von mehreren Höfen. 1386 wird Varel als friesischer Häuptlingssitz genannt. Es hatte damals dörflichen Charakter, besaß aber schon durch seine Sendkirche Bedeutung als Vorort eines Landesviertels. Dieser entwickelte sich allmählich zu einem Markt und Verwaltungsmittelpunkt. [2]

Stadtgründung

Stadtrecht

Die dänische Regierung versuchte die 1681 gegründete Festung Christiansburg am Varlaer Hafen durch Privilegien (Religions- und Steuerfreiheit usw.) zur Seehafenstadt zu erheben. Wegen Verschlammung des Hafens mißglückte die Stadtgründung, 1694 aufgegeben. Der Flecken Varel erhielt am 01.05.1856 von der oldenburgischen Regierung Stadtrecht und wurde am 01.05.1858 zur Stadt 1. Klasse erhoben. [3]

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

1952: Die Siedlung Varel bestand ursprünglich aus 2 Bauernschaften, Nordende und Südende. Diese sind durch eine in Nordwest-Südost-Richtung verlaufende Straße verbunden, die eine nordöstliche Abzweigung zur (ältesten?) Siedlung Oldorf schickt. Die Stadt hatte einen T-förmigen Grundriß und ist planlos zusammengewachsen in Anlehnung an Kirche und Schloß. Leichte Befestigung des Kirchenbezirks in älterer Zeit ist anzunehmen, nur „Knick und Graben" 1506 belegt. Festung Christiansburg an der Jade 1682-94. Stadtumriß stellte ein unregelmäßiges Rechteck dar, der rechteckige Altmarktwar eine Straßenerweiterung. Neumarkt 1755. Um 1850 starke Bauerweiterung durch Querstraßen und durch Hauptverbindungsstraße nach Oldenburg (1839). Bebauung des ehemaligen gräflichen Gartens (Marienlustgarten) seit 1860. Bebauung des Schloßplatzviertels seit 1870, des Bahnhofsviertels seit 1867. Das alte Stadtbild seit jener Zeit von vielen Fabrikanlagen durchsetzt, die alte Grundrißgestaltung der Stadt durch die Erweiterungen völlig verändert und unübersichtlich. 1911 Stadtrandsiedlung (Hansakolonie). 1949 Stadtrandsiedlungen. [4]

Gebäude

Kirche (etwa 13. Jhdt.) mit Doppelturm. Burg (1506), wurde Grafenschloß (1651-59, Abbruch 1870). Waisenhaus (1673). Amtsgebäude um 1952 Amtsgericht (1870). Rathaus (1882). Postamt (1887). Reichsbank (1923). Wasserturm, Wahrzeichen der Zeit (1913). Hansa-Automobilfabrik (1911) und andere Fabriken. Kath. Kirche(1858).

Brände

Brände überliefert aus 1407, 1464, 1569 (80 Häuser). 1751 wurde ein Flügel des Schlosses mit der gräflichen Bibliothek und einem Teil des Archivs vernichtet, ferner die beiden herrschaftlichen Vor-werke, 14 Bauernhöfe und 14 andere Wohnhäuser.

Zerstörungen

Im zweiten Weltkrieg 3 Wohnhäuser und 1 Fabrikgebäude zerstört,war 1952 alles wieder aufgebaut.

Bevölkerung

Herkunft

1952: Herkunft der Bevölkerung größtenteils aus der Nachbarschaft (friesisches Wehde und Ammerland), z. T. friesischen Ursprungs. Seit Ende 19. Jhdts. auch Industriearbeiterschaft aus anderen Teilen Deutschlands.

Ältere Einwohnerzahlen

1683: 2.018 Einwohner (E.), 1769: 2.111 E., 1793: 2.046 E. (etwa 330 Wohnhäuser).

Seuchen

Pest 1578 (247 Tote).

Bevölkerungsverzeichnisse

Kirchenbücher

Ortsfamilienbuch

Lebensdaten auf Grabsteinen

Berühmte Personen

  • Charlotte Amelie de la Tremoille, Gräfin von Aldenburg, Regentin in Varel 1680-1706 (Memoiren), * 03.01.1652 Thouars, f 21.01.1732 Ut-recht, beigesetzt Varel.
  • Wilhelm Gustav Friedrich von Bentinck, Herr zu Varel und Kniphausen (infolge seiner „Gewissensehe" mit Sara Margarete-Gerdes entstand der berüchtigte Bentincksche Erbfolgestreit), * 27.01.1762 Den Haag, + 22.10.1835 Varel
  • Friedrich Christoph Schlosser, Geschichtsschreiber (Weltgeschichte), 1797-98 Hauslehrer am Hof zu Varel, * 17.11.1776 Jever, + 23.09.1861 Heidelberg.
  • Ludwig Mosle, Politiker 1848-51, Oldenburg, Oberst, * 02.01.1794 Varel, + 24.10.1877 Oldenburg.
  • Johann Gerhard Öncken, Gründer der ersten dt. Baptistenkirche (Ham-burg 1834), * 26.01.1800 Varel, + 02.01.1884 Zürich.
  • Lothar Meyer, Chemiker (Periodisches Svstem der Elemente 1869), *19.8.1830 Varel,+ 11.04. 1895 Tübingen.
  • Julius Schultze, Volkswirt, Industrieller, * 08.04.1848 Varel, + 24.01.1920 Hamburg.
  • Robert Allmers, Fabrikant (Gründer der Hansa-Automobilwerke in Varel), * 10.03.1872 Absen bei Rodenkirchen, + 27.01.1951 Burg Thurant/Mosel.

Jüngere Einwohnerentwicklung

1816: 2.614 Einwohner (E.), 1828: 3.009 E.. 1850: 3.577 E., 1861: 5.240 E., 1871: 4.858 E., 1880: 4.937 E., 1890: 4.670 E., 1900: 5.188 E., 1910: 5.671 E., 1919: 8.480 E., 1925: 8.620 E.. 1939: 8.099 E., 1946: 12.670 E., 1950: 14.249 Einwohner, davon 4.283 Flüchtlinge und 977 Ausländer (DPs =Displaced Persons).

Sprache

Bis ins 14. Jahrhundert Friesisch als Umgangssprache, dann verdrängt durch Niederdeutsch. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts blieb das Plattdeutsch Umgangssprache. Amtssprache der Behörden seit 1650 Hochdeutsch, in der Schule Hochdeutsch als Unterrichtssprache seit 1765. [5]

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

  • Zuerst 1597: 2 Jahrmärkte erwähnt. 1732 Lösch- und Ladeplatz am Vareler Siel angelegt. Starker Aufschwung des Warenverkehrs durch die napoleonische Festlandssperre (Schmuggel und Seehandel unter der neutralen Kniphauser Flagge).
  • Im 19. Jh. zunehmende Industrialisierung durch Verbindung mit England. 1846 neue Schleuse, 1852 Anlage des Vareler Hafens. Die schnell aufgeschossene Baumwollindustrie ging nachdem nordamerikanischen Sklavenkrieg 1861 bis 1865 erheblich zurück.
  • Zum Ende des 19. Jahrhunderts und mit dem Aufschwung des benachbarten Wilhelmshaven neuer langsamer Anstieg des Gewerbelebens: Eisengießerei, Maschinenfabrik, Baum Wollindustrie, Lederfabrikation, Brauereien, Ziegeleien, Sägereien, Bürstenfabrik, Honigkuchenbäckerei und andere kleinere Betriebe. Absatz von Klinkersteinen der Ziegeleien der friesischen Wehde über Varel und Vareler Hafen. Vor dem ersten Weltkrieg lebhafter Wirt-schaftsaufschwung durch Hansa - Automobilwerke, deren Verlegung nach Bremen (seit 1925) für Varel der schwerste Schlag war und den Zu-sammenbruch vieler anderer Fabriken zur Folge hatte. Neugründung von Halbzellstoffindustrie (Strohpappe) ohne dauernden Erfolg.
  • Stand 1952: Nach dem zweiten Weltkrieg erneute wirtschaftliche De-pression. Demontage des Motorenwerks Varel, doch nach 1948 langsame Neubelebung von Industrie und Handel. [6]

19. und 20. Jahrhundert

Stand 1952: Rübenzuckerfabrik (1810-15). Eisenwerk Julius Schultze u. Co. (1842), Umwandlung in die AG. für Eisenindustrie und Maschinenbau (1857), weiter in die AG. für Maschinenbau und Eisenindustrie (1S66). Eisenwerk eingegangen um 1930. Maschinenfabrik A. Heinen, gegr. 1856. W. H. Springer, Eisengießerei und Maschinenfabrik (1875-1925). G. Uhlhorn, Maschinenfabrik (1882), eingegangen. Wienicker u. Lieber, Maschinenfabrik (1886). Mechanische Weberei und Baumwollspinnerei, gegr. von Hinr. Alb. Rabe und Gerh. Joh. Ruschmann (1837-39), seit 1845 nach einem Brand von Rabe aufgebaut, nach 1856 der AG. für Warpsspinnerei und Stärkerei in Oldenburg angegliedert. Fabrikgebäude in Varel 1868 abgebrannt, die AG. 1870 liquidiert. Spinnerei G. J. Ruschmami gegr. 1842, übernommen 1864 von der AG. Concordia, 1S70 eingegangen. Spinnerei Gust. Heinrich Kodbrede (1842-49). Spinnerei Emil Heeder, gegr. 1845, seit 1856 AG. für Baumwollspinnerei und Weberei, Spinnerei übernommen von I. H. Rabe 1870 und aufgelöst. Die Weberei jedoch aufrechterhalten und 1879 von der 1867 gegr. Weberei Tameling u. Stöve übernommen. Weberei B. H. E. Michaelsen, gegr. 1850, übernommen von Knemeyer u. Co., und 1886 nach Herford verlegt. Jade-Dampfschiffahrts-AG. (etwa 1850-70). Papierfabrik Varel, gegr. von Otto Oechelhäuser (1856-60). Schiffswerft (1850-75). Lederfabrik von S. Schwabe, gegr. 1861, übernommen 1938 von Edel u. Co. Eugen Hammer, Gummimäntelfabrik (1921-31). Hansa-Automobilwerke GmbH., gegr. 1906 von Dr. Rob. Allmers und Ing. Sporkhorst, umgewandelt 1914 in AG., seit 1921 Zweigniederlassung der Hansa-Lloyd-Werke in Bremen und endgültig 1929 dorthin verlegt. Bürstenfabrik Heinr. Plönnies, gegr. 1894. Möbelfabrik G. Tietjen, gegr. 1887. Ziegelei Ehlers u. Krömmelbein. gegr. 1886, übernommen 1904 von Thomas Kuper, Vareler Hafen. Ziegelei G. Brumund, Vareler Hafen, gegr. 1898. Schuhfabrik Heinr. Höfers, gegr. 1921 auf älterer Grundlage. Wilhelm Poppe, Fischgroßhandel und Muschelkalkwerk, gegr. 1921. Jan Meyer, Fischerei und Granatdarren, gegr. 1921. Honigkuchenfabrik, gegr. von Louis Klauß (1884). Motorenwerk Varel (1936), Seifenfabrik Hegeler und Messing gegr. 1830, Nachfolger H. F. Ludenig (seit 1915). Weberei L. Langerfeld (1930). [7]

Verkehrswesen

Stand 1952: Varel hat seit 1867 Eisenbahnanschluß (Bremen <> Oldenburg <> Wilhelmshaven), seit 1893 Nebenbahnen zu den Ziegeleiorten der friesischen Wehde (Bockhorn, Zetel, Neuenburg, Bramloge). Strecke Varel <> Rodenkirchen eröffnet 1913. Varel liegt 1952 an der Bundesstraße Oldenburg - Wilhelmshaven.

Umgebungsbedeutung

Stand 1952: Varel ist 1952 trotz zahlreicher Rückschläge noch immer Industriekleinstadt und durch seine günstige Nachbarschaft zum Jadebusen und den Waldungen der friesischen Wehde auch Ausgangspunkt für Fremdenverkehr. Bedeutung als Marktort hat Varel für die friesische Wehde und die Marschgebiete am Südrand des Jadebusens und liegt im Einzugsbereich der Stadt Oldenburg.

Verwaltung

Vor der Stadtwerdung

Kanton im Arrondissement Oldenburg

  • 1812 im Kanton Varel (Jadebusen) die Mairie Varel mit 2.526 Einwohnern und den Ortschaften Dangast mit 210, Wehgast 4, Hoheberg 93, Streek 220, Jethausen 34, Hohelucht 64, Buppel und Neuenwege 135, Jeringhave 203, Drenke 30, Rotenhahn 42, Winkelsheide 104, Tange 16, Raling 45, Brunne 68, Seggehorn 166, Borgstede 228, Obenstroh 520, Konneforde 79, Spehle 136, Clus und Hollerorth 42, Altjührden 236, Varelersiel 17 und Oldendorf mit 40 Einwohnern. [9]

Der Rat

Stand 1952: 1831 erhielt der Flecken Varel Ortsverwaltung mit Ortsvorsteher und Ortsausschuß. Durch die oldenburgische Gemeindeordnung von 1855 wurde die Landgemeinde Varel abgetrennt und Varel zu einer Stadt 2. Klasse erhoben, die amtssässig und damit dem Amt Varel unterstellt war. Von 1858-1933 nach oldenburgischem Gemeinderecht Stadt 1. Klasse (kreisfrei), Verwaltung durch Statut von 1858, Stadtrat aus 15 Mitgliedern (Stadtverordnetenkollegium), daraus der Magistrat gewählt: 1 Bürgermeister (bis 1873 als Stadtdirektor bezeichnet) und 4 Ratsherren. Der Bürgermeister wurde auf Lebenszeit gewählt, seit 1903 auf 8 Jahre, wie die Ratsherren. Seit 1946 Stadtrat mit Bürgermeister (21 Ratsherren) und Selbstverwaltung mit Stadtdirektor, neue Hauptsatzung.

Gericht

Der Magistrat Varel hatte von 1907-33 ein Verwaltungsgericht.

Landesherrschaft

Landesherren

In der 2. Hälfte 14. Jh. übten friesische Häuptlinge die Landesherrschaft im Gebiet Bovenjadingen-Varel aus. Sie öffneten 1386 den Grafen von Oldenburg die feste Kirche. Seit 1465 ist Varel oldenburgisch. Das „Haus" und Amt Varel dienten zeitweilig als Witwensitz oder zur Ausstattung von Mitgliedern des Oldenburgischen Grafenhauses.

Von 1577-1647 unterstand Varel der Delmenhorster Linie der Grafen von Oldenburg. 1667 hinterließ Graf Anton Günther von Oldenburg Haus und Amt Varel seinem unehelichen Sohn, dem Reichsgrafen Anton I. von Aldenburg, als Herrschaft Varel „edle Herrschaft Varel". Die einzige Tochter Graf Antons IL vermählte sich 1733 mit dem Reichsgrafen Wilhelm von Bentinck und brachte Varel an das Haus Bentinck. Diese Familie trat nach dem Erbfolgestreit mit den Großherzögen von Oldenburg die Herrschaft Varel 1854 gegen Abfindungssumme an Oldenburg ab. Varel kam 1947 mit diesem zum Land Niedersachsen. [10]

Kriegerische Ereignisse

Zerstörung Varels in der „Bremer Fehde" 1407, 1465 in der Oldenburger Fehde. Die französische Zeit 1811-13 brachte lebhaften Schmuggel und Auf, Garnisonschwung.

Reichstage

  • 1667 bis 1852 Aldenburg-Bentincksche Regierung,
  • 1852-1933Sitz eines oldenburgischen Amtes.
  • 1847-79 Obergericht
  • 1852 Amtsgericht

Kriegswesen

Wehrhoheit

Die Wehrhoheit war im Besitz des Landesherrn. 1700 verlangte der König von Dänemark ein Kontingent von 63 Mann aus der Herrschaft Varel, das aber desertierte. Für das dänische National-Regiment mußte der Ort Varel 28 Mann stellen, Aufhebung des National-Bataillons 1767.

Schützengilden

Ein Schützenverein wurde gegründet im Anschluß an die Bürgerwehr von 1848.

Garnison

Von dem 1813 gegründeten Oldenburgischen Infanterie-Regiment lag 1 Kompanie in Varel (bis 1830). Garnison 1942-45 (Schiffs-Stammabteilung und Kriegsschule).

Siegel, Wappen, Fahne

Varel-wap.jpg Beschreibung Wappen:
1862-1937 in Blau eine rote Stadtmauer, über dem Stadttor Zinnenturm, beiderseits daneben ein Fabrikschornstein.
Seit 1937: In Blau eine silberne Stadtmauer, über dem Stadttor ein Zinnenturm, rechts davon ein freischwebendes goldenes Ankerkreuz, links davon eine goldene 5blättrige Rose.

Stadtfarben (1952): Fahne in blauweiß.

Finanzwesen

Seit der Stadtrechtsverleihung von 1855 erhob Varel gemäß den oldenburgischen Gesetzen Gemeindesteuern (Einkommensteuer und Realsteuer); an indirekten Steuern: Hundesteuer, Lastgeldsteuer, Tanzbelustigungssteuer, Branntweinsteuer, Standgeld. Dazu Gebühren und ähnliches. Nach 1920 erfolgte die Angleichung an die Reichssteuergesetze.

Stadtgebiet

Stand 1952: Das Stadtgebiet war im wesentlichen zwischen Jadebusen, Nordender und Südender Leke eingeschränkt und seit 1856 fast unverändert 849 ha, davon 130 ha Waldland.

Politische Einteilung

Stadtteile

  • Almsee, Altjührden, Borgstede, Bramloge, Brunne, Büppel, Dangast, Dangastermoor, Grünenkamp, Hohelucht, Hohenberge, Jeringhave, Jethausen, Jethausermoor, Langendamm, Logemoor, Moorhausen, Neudorf, Neuenwege, Obenstrohe, Plaggenkrug, Rahling, Rallenbüschen, Rosenberg, Rotenhahn, Schwarzenberg, Seghorn, Streek, Tange, Wilkenhausen, Winkelsheide

Kirchenwesen

Bistümer seit dem Mittelalter

Varel war im Mittelalter Sitz einer der 4 Gau-(Send-) kirchen des friesischen Rüstringer Landes, dem Erzbistum Bremen unterstellt. Katholische Missions-gemeinde (1851), 1925 selbständig, dem Bistum Münster unterstellt.

Katholische Kirche

Die Gemeinde Varel erhielt 1851 einen Missionar, 1858 die Kirche zum hl. Bonifatius. Die Abpfarrung von Oldenburg erfolgte 1925.

  • Das Pfarrgebiet (rk.) umfaßt Varel, Jade und Friesisch Wehde.
  • Seit Mitte des 20. Jhdts. bestehen Pfarrektorate in Bockhorn, Jade und Zetel, das seit 1921 ein Oratorium besitzt.

Reformation

Evangelische Kirchen

  • Ev.-luth. Kirchengemeinde Varel
    Kirchenverwaltung,
    Schloßplatz 3,
    26316 Varel,
    Tel. 04451/9662-0
    Webseite: www.ev-kirche-varel.de (06-2007)
  • Ev.-freikirchliche Gemeinde Varel
    Mühlenstraße 35,
    26316 Varel,
    Tel. 04451/4437
    Webseite: www.baptisten-varel.de (06-2007)

Bekenntnisse

1855: 4.059 evangelisch, 130 katholisch, 1895: 4.524 evangelisch, 253 katholisch, 1948: 10.288 evangelisch, 1.656 katholische Eimwohner. Seit 1843 Baptistengemeinde. Reformierte Gemeinde bestand 1711-1811 (Einfluß der Bentincks).

Juden

Juden seit 1760 in Varel nachweisbar. 1805 Er-laubnis zur Abhaltung jüdischer Gottesdienste in besonderem Haus erteilt. 1827: 79 Juden, 1841: 86. 1880: 92, 1910: 68 Juden. Anfänglich ärmlich, entfalteten die Juden in Varel allmählich Wohlstand, einzelne Familien errangen im Varelerer Wirtschaftsleben führende Stellung, emigrierten nach der Machtergriefung der Nationalsozialisten ab 1933. Synagogenbau 1848, in Brand gesetzt 1938 (Novemberpogrom) .

Andere Religionsgemeinschaften

Neuapostolische Kirche

  • Neuapostolische Gemeinde
    Bahnhofstraße 36,
    26316 Varel,
    Tel. 04451/860265
    Website:

www.nak-varel.de

Wohlfahrtspflege

Stand 1952: Waisenhaus (1673). St.-Johannes-Stift (Kath. Krankenhaus, gegr. 1863). Frauenklinik des Dt. Roten Kreuzes (1948). Grosse-Stift, Al-tersheim (1889), private Stiftung, ebenso Zimmer-Stift und Meyerholz-Stift.

  • Gasanstalt, gegr. von W. Fortmann-Oldenburg 1862, seit 1916 städtisch, Anschluß an die Siemens-Werke Wiesmoor 1912.
  • Anlage der Kanalisation seit 1903
  • Städtisches Wasserwerk mit Wasserturm 1913.
  • Stadtküche (1945-50)
  • Stadtbad privat (1949)
  • Apotheke 1712 [11]

Bildungswesen

Schulen

Stand 1952: Ein vermutlich an der Katechetenschule tätiger Schulmeister zuerst Ende 16. Jh. erwähnt, 1699 ein Rektor, offenbar Leiter einer Lateinschule neben der Volksschule. Eigene Waisenhausschule bestand 1671-1867, daneben „Armenschule" 1831—46. 1734 wurde eine „Neue Schule" eingeweiht, 1846 Bau einer Volksschule, Knabenschule 1858 und 1872, Mädchenschule 1874, katholische Volksschule 1866, dazu kamen später die Hafenschule-Hafenstraße und die Pestalozzischule (Hilfsschule). Höhere Bürgerschule gegründet 1841, Abzweigung einer Töchterschule 1876, gleichzeitig Umwandlung der Bürgerschule in eine Realschule. Umwandlung zum Realprogymnasium 1877, Angliederung einer Landwirt-schaftsschule 1879. die aber 1894 wieder davon getrennt wurde.

Vereinigung der Bürger- und Töchterschule zu einer gemeinsamen Realschule für Knaben und Mädchen 1905, ausgebaut 1923 zur Oberrealschule, umgewandelt in Städtische Oberschule 1933. Baugewerk- und Maschinensclmle, 1895 privat gegründet, seit 1920 Technikum, 1928 nach Oldenburg verlegt. Staatliches Lehrerseminar 1913-24. Landwirtschaftsschule, 1879 aus der Neuenburger Ackerbauschule hervorgegangen, 1894 verstaatlicht, aufgehoben 1913. Landwirtschaftliche Winterschule seit 1883, später Landwirtschaftsschule der Landwirtschaftskammer Weser-Ems. Fortbildungs- und Gewerbeschule, gestiftet 1865 von Eilert Hörmann, genannt Meischen, Neubau 1908 (Meischen-Stiftung), erweitert zur Kreisberufsschule, seit 1937 mit Handelsschule. [12]

Theater

Stand 1952: In der Aldenburg-Bentinckschen Zeit gelegentlich Gastspiele von Theater-„Banden", z. T. mit beachtlichem Programm, so 1843 mit Klassikern. Nach 1919 Gastspiele des Oldenburgischen Landestheaters bzw. Staatstheaters. Gesangvereine veranstalteten früher sommerliche Singfeste im Wald, Konzerte des Singvereins Varel und des Wilhelmshavener Orchesters seit 1919. Musikkreis Varel veranstaltete 1947 Bachfest, 1948 Mozartfest und 1949 eine Internationale Kammer -musikwoche. [13]

Kulturelles

Alt-Vareler Leben kulturgeschichtlich reizvoll geschildert in der Selbstbiographie der Prinzessin Charlotte Amelie de la Tremoille,herausgegeben von R. Mosen: Das Leben der Prinzessin Ch. A. (1892). Die Bentincksche Zeit im Roman von Ludwig Beckstein, Der Dunkelgraf.

Quellen und Stadtgeschichte

Darstellungen

  • Wagner, E.: Aus Varels Vergangenheit (1909).
  • Henk, P.: Allgemeine und Gemeindepolit. Geschichte der Stadt Varel (1920).

Genealogische Quellen

Grabsteine

Historische Quellen

Literatur

Bibliografiesuche

Genealogische Bibliografie

Zu Grabsteinen aus Varel siehe Vareler Heimatheft/Nr. 15

Oldenburgische Familienkunde der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde e.V., JG 1980, Heft 4
Mannzahlregister Rastede, Neuenburg, Varel 1581-1648, Seiten: 36, Preis: 3,50,-

Archiv, Sammlungen

  • Teilbestand für die Öffentlichkeit unzugänglich bei der Stadt Varel (im zweiten Weltkrieg viel vernichtet).
  • Teilbestand als Depositum im Niedersächsischen Staatsarchiv Oldenburg (Depositum 262-5)
    • Gesamtbestand: Laufzeit: 1900-1936; Umfang: 1 m davon vor 1945: Akten: 1 m 1900-1936
  • Private Sammlungen in Varel

Fußnoten

  1. Quelle: Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte, Bd. III. Nordwest-Deutschland, II. Westfalen (1954) W. Kohlhammer Verlag Stuttgart
  2. Literatur: Wagner, B.: Aus Varel Vergangenheit (1909).
  3. Literatur: Lorenzen, Vilh.: Christiansburg, in: Historik Tidskrift 10 (1940).
    Sello, G.: Territorium, Entwicklung des Hzt. Oldenburg (1917).
  4. Quelle: Tegtmeyer, H.: Varel, eine Stadtgeographische Studie (1949), Manuskript im Staatsarchiv Oldenburg.
  5. Literatur: W. Schmidt-Brockhoff, Die Gliderung der Marschenmund-arten am Jadebusen (1943).
  6. Literatur: Fischer, H.: Geschichte der Vareler Industrie, in: Friesland, Kreisheimatbuch (1950).
  7. Literatur: Jürgens,A.: Wirtschafts- und Vertwaltungsgeschichte der Stadt Varel (1908).
  8. Quelle: Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik Heft VI
    Volksmenge des Herzogthums Oldenburg vom Jahr 1702
  9. Quelle/n: Lasius, A. F. L.: Der Französische Kaiser-Staat unter der Regierung des Kaisers Napoleon des Grossen im Jahre 1812. (Osnabrück: Kißling 1813)
  10. Literatur: Wagner, E.: Aus Varels Vergangenheit (1909).
  11. Literatur: Henk, P.: Allgemeine und gemeindepolitische Geschichte der Stadt Varel. (1920).
  12. Quelle: Jürgens, A.: Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Varel (1908).
  13. Quelle: Lüpke, G.: Musik in Varel (1949).

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>VARRELJO43BJ</gov>