Nuffen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Nuffen bezeichnet in [[Thüringen]] ein im Gespann links gehendes Pferd'''
#REDIRECT [[Nuffe]]
 
* linkes Gespannpferd, bzw. Gespanntier.
* das rechte Gespannpferd, bzw. Gespanntier wird „'''Neben'''“ genannt.
 
 
== Zeitungsbeitrag ''Thüringer Allgemeine'' <ref>{{Wikipedia-Link|Thüringer Allgemeine}}</ref> ==
'''Ein Nuffen ist ein Pferd, das links geht'''
 
:''[[Thüringen|Thüringer]] Wortgeschichten: Manchmal erinnert unsere [[Mundart]] an den englischen Linksverkehr.''
 
 
Ein sehr exklusives thüringisches Wort ist „Nuffen“. Es ist in keinem anderem [[Deutschland|deutschen]] [[Dialekt]] bezeugt und sogar innerhalb des Thüringischen nur in bäuerlichen Gegenden um [[Eisenach]], [[Weimar]] und im [[Landkreis Eichsfeld|Eichsfeld]]. Es bezeichnet ein im Gespann links gehendes Pferd. Das rechts gehende Pferd wird „Neben“ genannt.
 
In früheren Zeiten wurden die landwirtschaftlichen Erzeugnisse auf Lastkarren zum Hof gefahren. Dabei sind in der Regel zwei Pferde vorgespannt und der Lastkarren hat keinen Kutschbock, auf den sich der Bauer hätte setzen können. Daher hat man entweder die Pferde am Zügel geführt oder, wenn man nicht laufen wollte, sich selbst einfach auf eines der Perde gesetzt – traditionellerweise auf das linke. Ferner werden im Thüringer Dialekt <ref>{{Wikipedia-Link|Thüringischer Dialekt}}</ref> auch Adjektiv-Ausdrücke <ref>{{Wikipedia-Link|Adjektiv}}</ref> verwendet: das nebene (rechte) und das nuffene (linke) Pferd.
 
In der Umgangssprache ist „nuffen“ so zu beurteilen: Es ist eine umgangssprachliche Adjektiv-Bildung zu dem Adverb <ref>{{Wikipedia-Link|Adverb}}</ref> „hinauf“, das in nördlichen und westlichen Thüringer Mundarten „nuff“ lautet. Das nuffene Pferd ist also das Pferd, auf das man zum Reiten nuff steigt.
 
Aber die Geschichte geht noch weiter: Traditionell war das linke Pferd das Sattelpferd, auf dem man ritt und das Gespann lenkte. Daraus ergab sich zwangsläufig das Rechtsfahren, denn beim Rechtsfahren kann man den von links kommenden Gegenverkehr besser im Auge behalten, wenn man auf der linken Seite sitzt.
 
Dies war nicht nur in vielen [[Deutschland|deutschen]] Gebieten so, sondern auch in einigen Gegenden [[Frankreich]]s. Nach der französchischen Revolution <ref>{{Wikipedia-Link|Französische Revolution}}</ref> wurde das Rechtsfahrgebot verbindlich festgelegt. Dieses Gesetz wurde auch unter Napoleon <ref>{{Wikipedia-Link|Napoleon Bonaparte}}</ref> beibehalten und in Folge seiner Eroberungen in fast ganz [[Europa]] eingeführt. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
 
»Doch warum gibt es in [[England]] den Linksverkehr mit dem Lenkrad auf der rechten Fahrzeugseite? Sie ahnen es schon: In England war das Sattelpferd das rechte ... «
 
Da Napoleon England nicht eroberte, konnte auch das Gesetz dort nicht eingeführt werden. Deswegen müssen wir uns in England mühsam durch den Linksverkehr quälen.
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:<small>[[Jena]] 2014: Sabine Ziegler</small>
 
::Die Autorin ist Wissenschaftlerin am Institut für Indorgermanistik <ref>{{Wikipedia-Link|Indogermanistik}}</ref> der [[Friedrich-Schiller-Universität Jena]]
 
== Anmerkungen ==
<references />
 
== Weblinks ==
* [http://manuffe-unserblock.blogspot.de/2007/06/tag-4.html?m=1 In Thüringen beschreibt man mit dem Wort Nuffen ein „linkes Gespannpferd, bzw. Gespanntier“]
* [https://www.tlz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Thueringen-hat-mehr-Dialekte-als-Klossrezepte-322993378
* [http://www.deutschlandfunkkultur.de/warum-dieringisch-kee-saeggsisch-is.1001.de.html?dram:article_id=155830 Warum Dieringisch kee Säggsisch is] Deutschlandfunk Kultur
* [http://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=158982 Thüringer Dialekt – was unsere Sprache ausmacht] ''nnz''-online
* [https://www.oriindufa.uni-jena.de/Seminare/Seminar+f%C3%BCr+Indogermanistik/Lehrstuhl+f%C3%BCr+Indogermanistik.html. Lehrstuhl für Indogermanistik] Friedrich-Schiller-Universität Jena
* {{Wikipedia-Link|Geschichte Thüringens}}
 
[[Kategorie:Historischer Begriff]]
[[Kategorie:Mundart]]

Aktuelle Version vom 22. April 2022, 14:19 Uhr

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