Pfarrer Eugen Vangehr: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Kussen ev Kirche.jpg|thumb|400px|rechts|Die schöne Kirche von [[Kussen]] (russ. Vesnovo), Kreis Pillkallen, die Friedrich der Große 1743 bauen ließ, war 1994 ein Geräteschuppen, Archiv Bernhard Waldmann, 1992]]


August Wilhelm Eugen Paul Vangehr,<br>  
August Wilhelm <U>Eugen</U> Paul Vangehr,<ref>{{wikipedia-Link|Dorfkirche_Kussen#Pfarrer|Pfarrer in  Kussen}} (26.03.2017)</ref><br>  
geboren am 30. Juni 1862 in Memel,<br>   
geboren am 30. Juni 1862 in Memel,<br>   
gestorben am 27. April 1933 in Pillkallen.<br>  
gestorben am 27. April 1933 in Pillkallen.<br>  
Wirkungsstätten als Pfarrer waren die Kirchengemeinden [[Laugszargen]], [[Pillkallen]] und [[Kussen]] in Ostpreußen.
Wirkungsstätten als Pfarrer waren die Kirchengemeinden [[Laugszargen]], [[Pillkallen]] und [[Kussen]] in Ostpreußen.
=Nachruf=
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Nachruf auf Pfarrer Eugen Vangehr<br>
Abschrift, xxx, Seite 22 und 23, Scan von Alfred Vangehr  
Abschrift, xxx, Seite 22 und 23, Scan von Alfred Vangehr  


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Pfarrer emer.<ref>Emeritierung ist eine Form der altersbedingten Befreiung eines Pastors, Bischofs, Papstes, Hochschullehrers oder Professors von der Pflicht zur Wahrnehmung der Alltagsgeschäfte.</ref> Eugen Vangehr, WS. 1882/83, gest. 27. April 1933.
Pfarrer emer.<ref>Emeritierung ist eine Form der altersbedingten Befreiung eines Pastors, Bischofs, Papstes, Hochschullehrers oder Professors von der Pflicht zur Wahrnehmung der Alltagsgeschäfte.</ref> Eugen Vangehr, WS. 1882/83, gest. 27. April 1933.


Eugen Vangehr wurde am 30. Juni 1862 in Memel als Sohn eines Gerichtsbeamten geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und machte dort im Herbst 1882 das Abiturientenexamen. Auf der Albertina studierte er Theologie und schloß sich sofort der Littuania<ref>{{wikipedia-Link|Corps Littuania}} (25.03.2017)</ref> an, der sein älterer Bruder Alfred als Alter Herr bereits angehörte. Er war von Hause aus ein kleiner, schwächlicher, weicher Mensch, und vielleicht mögen es damals nicht wenige gewesen sein, die dem jungen neu eingetretenen Fuchs keine lange Bundesmitgliedschaft voraussagten. Mit immer gleichem herzlichem Lachen hat er später häufig erzählt, wie er tatsächlich wenige Tage nach seinem Eintritt in einer fieberreichen Nacht fest entschlossen gewesen wäre, wieder auszutreten. Das war die Nacht nach der ersten Mensur, die er gesehen und auf der mit bezug auf seinen schwer blutenden Couleurbruder das ominöse Wort „abgestochen" erklang. Als der Morgen graute, sah er ruhiger in die Welt hinein, und als die Zeit gekommen war, daß er selbst auf Mensur trat, da war alle Weichheit verschwunden, und mit wirklich tiefer und ernster Dankbarkeit hat er es bekannt, daß, wenn er im späteren Leben stets mit ruhiger innerer Sicherheit in allen Lagen, vor allen Menschen und vor allen Aufgaben gestanden, er dieses fast ausschließlich seiner geliebten Littuania zu verdanken gehabt hätte. Er blieb ihr treu, auch 1894, als er im Gegensatz zu seinem älteren Bruder den Schritt in das Corps hinein machte.
Eugen Vangehr wurde am 30. Juni 1862 in [[Memel]] als Sohn eines Gerichtsbeamten geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und machte dort im Herbst 1882 das Abiturientenexamen. Auf der Albertina studierte er Theologie und schloß sich sofort der Littuania<ref>{{wikipedia-Link|Corps Littuania}} (25.03.2017)</ref> an, der sein älterer Bruder Alfred als Alter Herr bereits angehörte. Er war von Hause aus ein kleiner, schwächlicher, weicher Mensch, und vielleicht mögen es damals nicht wenige gewesen sein, die dem jungen neu eingetretenen Fuchs keine lange Bundesmitgliedschaft voraussagten. Mit immer gleichem herzlichem Lachen hat er später häufig erzählt, wie er tatsächlich wenige Tage nach seinem Eintritt in einer fieberreichen Nacht fest entschlossen gewesen wäre, wieder auszutreten. Das war die Nacht nach der ersten Mensur, die er gesehen und auf der mit bezug auf seinen schwer blutenden Couleurbruder das ominöse Wort „abgestochen" erklang. Als der Morgen graute, sah er ruhiger in die Welt hinein, und als die Zeit gekommen war, daß er selbst auf Mensur trat, da war alle Weichheit verschwunden, und mit wirklich tiefer und ernster Dankbarkeit hat er es bekannt, daß, wenn er im späteren Leben stets mit ruhiger innerer Sicherheit in allen Lagen, vor allen Menschen und vor allen Aufgaben gestanden, er dieses fast ausschließlich seiner geliebten Littuania zu verdanken gehabt hätte. Er blieb ihr treu, auch 1894, als er im Gegensatz zu seinem älteren Bruder den Schritt in das Corps hinein machte.


Präzise wie ein Uhrwerk vollzog sich die Vorbereitung auf seinen Lebensberuf, in Zielbewußtheit, mit Überlegung und großem Fleiß. Nach 4 Semestern ging er mit dem auswärtigen Mitgliederrecht auf die Universität Erlangen<ref>[https://www.fau.de/universitaet/fakultaeten-und-einrichtungen/fakultaeten/ Universität Erlangen] (25.03.2017)</ref>, deren theologische Fakultät damals in besonderem Ansehen stand. Zwei Semester später kehrte er zur Albertina<ref>{{wikipedia-Link|Albertus-Universität Königsberg}} (25.03.2017)</ref> zurück. Ostern 1886 bestand er die erste Prüfung, Ostern 1887 das Staatsexamen. Unmittelbar darauf wurde er für das geistliche Amt ordiniert, und schon im Sommer dess. J. erhielt er die Pfarrstelle in [[Laugszargen]]. Ein Jahr später war er zweiter Prediger in [[Pillkallen]] und Anfang 1803 Pfarrer in [[Kussen]], wo er bis zu seiner Emeritierung Herbst 1929 verblieb. Am 27. April 1933 ist er in Pillkallen verstorben.
Präzise wie ein Uhrwerk vollzog sich die Vorbereitung auf seinen Lebensberuf, in Zielbewußtheit, mit Überlegung und großem Fleiß. Nach 4 Semestern ging er mit dem auswärtigen Mitgliederrecht auf die Universität Erlangen<ref>[https://www.fau.de/universitaet/fakultaeten-und-einrichtungen/fakultaeten/ Universität Erlangen] (25.03.2017)</ref>, deren theologische Fakultät damals in besonderem Ansehen stand. Zwei Semester später kehrte er zur Albertina<ref>{{wikipedia-Link|Albertus-Universität Königsberg}} (25.03.2017)</ref> zurück. Ostern 1886 bestand er die erste Prüfung, Ostern 1887 das Staatsexamen. Unmittelbar darauf wurde er für das geistliche Amt ordiniert, und schon im Sommer dess. J. erhielt er die Pfarrstelle in [[Laugszargen]]. Ein Jahr später war er zweiter Prediger in [[Pillkallen]] und Anfang 1803 Pfarrer in [[Kussen]], wo er bis zu seiner Emeritierung Herbst 1929 verblieb. Am 27. April 1933 ist er in Pillkallen verstorben.
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Wir aber gedenken des lieben Entschlafenen in Treue und Dankbarkeit für alle Güte und Liebe, die er auch selbst uns, dem Bunde und jedem Einzelnen in seinem Leben erwiesen hat. Ehre seinem Andenken!
Wir aber gedenken des lieben Entschlafenen in Treue und Dankbarkeit für alle Güte und Liebe, die er auch selbst uns, dem Bunde und jedem Einzelnen in seinem Leben erwiesen hat. Ehre seinem Andenken!
Alfred Färber<ref>Färber, Theodor Alfred, Pfarrer in Schirwindt von 1896 bis 1926</ref>.
:::::::::::::::::::Alfred Färber<ref>Färber, Theodor Alfred, Pfarrer in [[Schirwindt]] von 1896 bis 1926</ref>.


=Laugszargener Kirche wird 100=
=Laugszargener Kirche wird 100=
Abschrift aus:
Memeler Dampfboot, die Heimatzeitung der Memelländer, 139. Jahrgang, 20. Juli 1987, Nr.: 7, Seite 99 und 100.<br> 
Die ganze Ausgabe ist [http://memel.klavb.lt/MD/MD1987/MD1987_07.pdf hier] zu finden.<br>
Am 12./13. September 1987 wird im Rahmen des 18. Bundestreffens der Memelländer in der Patenstadt Mannheim das 100jährige Jubiläum der evangelischen Kirche Laugszargen gefeiert werden. Richard Taudien und Joachim-Hans Killus, ihr letzter deutscher Pfarrer, berichten hier über die Geschichte der Kirche, die zu den wenigen noch erhaltenen Gotteshäusern in unserer Heimat zählt.
Der Grenzort Laugszargen (noch 1887 „Lauksargen" geschrieben „Feldwächter") - an der Bahnlinie Tilsit-Tauroggen - ca. 4 km vor Poszerune, dem Ausgangsort der preußischen Erhebung 1813 gegen Napoleon, kann seinen Namen vom litauischen Feldgott „Lauksargis" erhalten haben. Der preußisch-litauische Pfarrer M. Mažvydas, der in Königsberg als Stipendiat Herzog Albrechts studierte, warnt in dem 1. gedruckten litauischen Katechismus von 1547: „ … laßt fahren die Beschützer der Felder („lauksargius"), alle Teufeleien, die Feengeister … Sucht Gottes Won mit allem Fleiß ..."
Weil die Wege bis zur Willkischker Mutterkirche zu weit und beschwerlich waren, „gründete die Königl. Regierung 1864 eine Kirchengemeinde" mit den 16 Ortschaften Laugszargen (mit Tragseden und Maldiglauken), Ablenken (Gut und Mühle), Augstwilken, Gillanden, Greiszöhnen, Gröszpelken, Kallehnen, Kampspowilken, Kriegsdehnen, Neumeilen, Swirrinten, Alt- und Neu-Schäcken, Szillutten.
Durch Urkunde vom 1. 8. 1867 wurde für die neue Parochie eine Predigerstelle errichtet. Die Gottesdienste fanden in einem kleinen Bethause statt. Wegen seiner Baufälligkeit erzwang die Königl. Regierung von Gumbinnen mit Erlaß vom 11. Juni 1882 den Bau einer „Surrogatkirche" („Ersatz"-Gotteshaus).
Bereits seit 1836 begannen die Laugszarger an eine eigene Kirchengemeinde und Kirche zu denken. Es wurde dafür ein Fonds gegründet. Von ihm wurden 1854 elf Morgen Land gekauft, auf dem ein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude gebaut wurden.
Gutsbesitzer Samuel Habedank schenkte für den Bau der Kirche ein Stück Land. Die größeren Besitzer spendeten bis 1500 M, die kleineren Wirte und Bauern 150 bis 200 M. Auch übernahmen sie die Innenausstattung des unverputzten roten Ziegelbaues, der mit 36000 M veranschlagt war. 20000 M trug die Gesamtgemeinde Willkischken bei.
Das Hauptportal ist im Turm. Rechts und links führen zwei kleinere Eingänge mit Treppen zu den Emporen, zur Orgel und den beiden Glocken im Turm. Vom Eingangsraum unter dem Turm gelangt man zu den beiden Seitentreppen, durch eine schwere Doppeltür ins Kirchenschiff. Dieses ist zweigeteilt, der Mittelgang mit roten Ziegeln ausgelegt. Die Apsis hat drei Bogenfenster. In der Mitte steht der Altar mit Kruzifix, Bibel und Leuchter. Das Altarbild zeigt das Abend¬mahl. Die Kanzel wird durch eine Tür links vom Altar bestiegen. Rechts geht eine Tür in die Sakristei. Im Kirchenschiff vor der Sakristei steht der Taufstein. Hinter ihm hing ein Bild des Auferstandenen. Die Emporen reichen U-förmig bis zur Hälfte des Raumes und den beiden Seitengängen. Beim linken steht der Ofen.
Laut einem Bericht des Konsistoriums Königsberg am 17. 10. 1887 an den Oberkirchenrat in Berlin konnte die Kirche am 6. 10. 1887 eingeweiht werden, allerdings noch ohne Orgel. Ihre Kosten (3500 M) überstieg die Opferkraft der jungen Gemeinde, die schon 1883 das Wohnhaus für den Geistlichen hatte umbauen müssen. 1800 M brachte die Gesamtparochie W. auf. Der Oberkirchenrat bewilligte zuletzt 1000 M. '''Pfarrer Vangehr''' bat dann noch den Kaiser um ein „Gnadengeschenk", das auch einige Monate nach der Einweihung eintraf (800 M).
Doch noch immer wurde die Gemeinde nicht selbstständig. Sie sollte die Umbaukosten der Willkischker Kirche (54000 M) mit tragen helfen. Das wollte die Muttergemeinde. Noch am 11. 11. 1890 beklagte sich Pfarrer Küsel deswegen beim Königl. Ministerium in Berlin und bat um seine Veranlassung, einen eigenen Gemeinde-Kirchenrat wählen zu dürfen und zur Hebung der gesunkenen Kirchenfreudigkeit der Gemeinde selbstständig zu werden. Wann das erfolgte, wissen wir nicht.
Das Leben der Grenzbewohner ist immer bedroht. Beim Russeneinfall 1914/15 wurde auch die Kirche stark beschädigt, der Turm abgeschossen, Orgel, Dach und Inneneinrichtung bös zugerichtet. Die Reparaturen zogen sich bis 1924 hin. Eine Briefschreiberin schreibt: „Im Jahre 1925, als ich zum Konfirmanden-Unterricht ging, wurde der Turm eingeweiht. Der Chor sang: Großer Gott, wir loben dich. Die Predigt hielt Superintendent Gregor von Memel."
Bild: Konfirmation in Wannaggen am 27.07.1886. Mitte Bischof Kalvanas. Mit Kreuz: Pfarrer Roga.
Die Wiedervereinigung mit dem Reich am 22. 3. 1939 brachte es mit sich, daß der noch immer zweisprachige Gottesdienst aufhörte und nur noch deutsch gepredigt wurde.
Dann trieb der 2. Weltkrieg die Bevölkerung im Oktober 1944 aus der angestammten Heimat. Damals wies die Kirchengemeinde etwa 2000 Gemeindeglieder auf.
Der Kriegssturm ging auch über die Kirche hinweg. Es war ein Wunder, daß sie nicht zerstört oder zweckentfremdet wurde, sondern wieder für kirchliche Zwecke Verwendung fand.
Der weitere Bericht stützt sich auf Zeitschriften und Briefe einzelner zurückgebliebener Evangelischer an ihre Verwandten im Westen: Altar. Fenster und Dach hatten Schaden erlitten. Bänke und Orgel waren zerstört. Nur noch eine Glocke läutete. Die Kirche hatte als Pferdestall gedient.
Dennoch: Am 20. 7. 1947 konnte Pfarrer Lic. J. Kalvanas von Tauroggen (seit 1976 Bischof) die ersten Konfirmanden einsegnen. Alle Dienste vollzogen sich nun in litauischer Sprache.
Hier die '''Pfarrer''' der Gemeinde:
{|
|1864-1870  ||Ansat, Adolf (kam von Schwarzort)
|-
|1871-1876  ||Laudien, Anton Gustav
|-
|1877     ||Dengel, Julius Theodor
|-
|1879-1887  ||Nölzel, Emil Alexander
|-
|1887-1888  ||'''Vangehr, August W. E. P.'''
|-
|1889-1894  ||Küsel, Heinrich Eduard
|-
|1895-1905  ||Laudien, Wilhelm Viktor
|-
|1906-1917  ||Harner, Ernst Albert Paul
|-
|1918-1921  ||Braun, Walter Max Emil
|-
|1921     ||unbesetzt
|-
|1922-1925  ||Podszus, Georg
|-
|1926-1929  ||Sargun, Hermann
|-
|1930-1935  ||Orend, Johannes (am 7. 4. 1935 †)
|-
|1935-1937  ||Grops, Walter
|-
|1937-1944  ||Killus, Joachim-Hans (8. 10.1944 Evakuierung)
|-
|20.7.1947  ||1. Konfirmation nach dem Krieg
|-
|bis 1952    ||Kalvanas, Jonas, Lektor
|-
|ab 1952    ||Pfr. P. Knispelis, zuletzt als Hilfe Dr. med. Kalvanas, Jonas, junior u. a.
|}
'''Präzentoren''' (Organisten) waren:
Hermann Stahl bis etwa 1899, Ennulat, Ernst Gilde seit 1916 bis ?, Rosenfeld u. a.
'''Schulorte''': Laugszargen seit 1735 (vor der Eingemeindung 1894 Trakseden), Gillanden, Gröszpelken, Kallehnen, Alt-Schacken und Szillutten.
P. Knispelis sammelte die kleine Gemeinde. Für die wenigen zurückgebliebenen Evangelischen sind die meist monatlichen Gottesdienste Freude, Erquickung und Glaubensstärkung. Sie kommen z.T. von weit her. Nur hier und in Coadjuthen finden im ehemaligen Kirchenkreis Pogegen (mit seinen vormals 11 Kirchen) ab und an noch Gottesdienste statt.
Etwa 1984 brannte leider das Pfarrhaus aus unbekannter Ursache ab. Die kleine Gemeinde, ergänzt durch evangelische Litauer (die meisten litauischen Neubürger sind ja katholisch) ist arm aber sehr opferfreudig. Mit Feiß und Einsatz versah man in den beiden letzten Jahren die Kirche mit einem neuen Schieferdach, reparierte die Fenster, den Altar und erneuerte etwas den Innenanstrich. Ausbesserung des Fußbodens, der Sakristei und anderer Schäden soll folgen. Aus Schuttholz ließ die Pfarrfrau neue Bänke herstellen.
Man rüstet sich mit Eifer auf das 100-jährige Jubiläum am 19. 7. 1987. Ein Chor und Posaunenchor aus Tauroggen sollen den Festgottesdienst verschönern, und die Gemeinde wird wie bei der Turmeinweihung 1925 singen: „Großer Gott, wir loben dich ... ". Derselbe Choral soll auch am 13. 9.1987 im Jubiläums-Festgottesdienst in der [http://www.christuskirchemannheim.de/ Christuskirche in Mannheim] <ref>{{wikipedia-Link|Christuskirche_(Mannheim)|Christuskirche Mannheim}} (26.03.2017)</ref> erklingen.
Hinweis: Am 12. September 1987, um 15 Uhr, treffen sich die Laugszargener im Mannheimer Rosengarten, Konferenzraum, Erdgeschoß.


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Aktuelle Version vom 26. März 2017, 13:40 Uhr

Diese Seite gehört zum Portal Pillkallen und wird betreut von der Familienforschungsgruppe Pillkallen.
Der Grabstein steht auf dem Friedhof in Schloßberg, direkt neben dem Ehrenmal von 1871. Bilderarchiv Inge Barfels, Mai 2013
Blick von Osten auf die evangelische Kirche von Laugszargen, Foto: Hans Kairies, Prusellen, 2007
Die schöne Kirche von Kussen (russ. Vesnovo), Kreis Pillkallen, die Friedrich der Große 1743 bauen ließ, war 1994 ein Geräteschuppen, Archiv Bernhard Waldmann, 1992

August Wilhelm Eugen Paul Vangehr,[1]
geboren am 30. Juni 1862 in Memel,
gestorben am 27. April 1933 in Pillkallen.
Wirkungsstätten als Pfarrer waren die Kirchengemeinden Laugszargen, Pillkallen und Kussen in Ostpreußen.

Nachruf

Abschrift, xxx, Seite 22 und 23, Scan von Alfred Vangehr

AH. Vanger †

Pfarrer emer.[2] Eugen Vangehr, WS. 1882/83, gest. 27. April 1933.

Eugen Vangehr wurde am 30. Juni 1862 in Memel als Sohn eines Gerichtsbeamten geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und machte dort im Herbst 1882 das Abiturientenexamen. Auf der Albertina studierte er Theologie und schloß sich sofort der Littuania[3] an, der sein älterer Bruder Alfred als Alter Herr bereits angehörte. Er war von Hause aus ein kleiner, schwächlicher, weicher Mensch, und vielleicht mögen es damals nicht wenige gewesen sein, die dem jungen neu eingetretenen Fuchs keine lange Bundesmitgliedschaft voraussagten. Mit immer gleichem herzlichem Lachen hat er später häufig erzählt, wie er tatsächlich wenige Tage nach seinem Eintritt in einer fieberreichen Nacht fest entschlossen gewesen wäre, wieder auszutreten. Das war die Nacht nach der ersten Mensur, die er gesehen und auf der mit bezug auf seinen schwer blutenden Couleurbruder das ominöse Wort „abgestochen" erklang. Als der Morgen graute, sah er ruhiger in die Welt hinein, und als die Zeit gekommen war, daß er selbst auf Mensur trat, da war alle Weichheit verschwunden, und mit wirklich tiefer und ernster Dankbarkeit hat er es bekannt, daß, wenn er im späteren Leben stets mit ruhiger innerer Sicherheit in allen Lagen, vor allen Menschen und vor allen Aufgaben gestanden, er dieses fast ausschließlich seiner geliebten Littuania zu verdanken gehabt hätte. Er blieb ihr treu, auch 1894, als er im Gegensatz zu seinem älteren Bruder den Schritt in das Corps hinein machte.

Präzise wie ein Uhrwerk vollzog sich die Vorbereitung auf seinen Lebensberuf, in Zielbewußtheit, mit Überlegung und großem Fleiß. Nach 4 Semestern ging er mit dem auswärtigen Mitgliederrecht auf die Universität Erlangen[4], deren theologische Fakultät damals in besonderem Ansehen stand. Zwei Semester später kehrte er zur Albertina[5] zurück. Ostern 1886 bestand er die erste Prüfung, Ostern 1887 das Staatsexamen. Unmittelbar darauf wurde er für das geistliche Amt ordiniert, und schon im Sommer dess. J. erhielt er die Pfarrstelle in Laugszargen. Ein Jahr später war er zweiter Prediger in Pillkallen und Anfang 1803 Pfarrer in Kussen, wo er bis zu seiner Emeritierung Herbst 1929 verblieb. Am 27. April 1933 ist er in Pillkallen verstorben.

Eugen Vangehrs Wesen war, seiner natürlichen Anlage entsprechend, sein ganzes Leben hindurch Güte und freundliches Wohlwollen gegen jedermann, ohne daß er jemals Verärgerung oder auch nur eine Spur von Schärfe zeigte, und diese Güte und Freundlichkeit hat ihm in hohem Maße die Liebe und Zuneigung aller derer eingebracht, mit denen er im Amt und Leben zu tun gehabt.

Aber diese Güte trug ihm auch in jenen bewegten Zeiten der Littuania Lasten ein, von denen er sich später nicht mehr hat befreien können. So sonnig sein Leben auf dessen Höhe war, - als das Alter kam, da kamen auch die Schatten der Sorge, des Unglücks und des Leids. Einen hoffnungsvollen Sohn raffte der Tod dahin. Die Stürme des Weltkrieges brachten schwere Erschütterungen mancherlei Art. Unser lieber Corpsbruder verlor die innere Sicherheit. Schwere Krankheit fesselte seine Gattin Elma, geb. Schaumburg, mit der er in innigster Liebe und Treue verbunden war, an den Krankenstuhl. Ihn selbst zwang heimtückische Krankheit auf den Rollstuhl. Dazu kamen Schlaganfall und andere zehrende Leiden, und so bot das ganze Haus in den letzten Jahren den Anblick von Siechtum und Leid.

Da kam schließlich der Tod als Erlöser und brachte dem körperlich und seelisch schwer Kämpfenden ein friedliches Ende.

Wir aber gedenken des lieben Entschlafenen in Treue und Dankbarkeit für alle Güte und Liebe, die er auch selbst uns, dem Bunde und jedem Einzelnen in seinem Leben erwiesen hat. Ehre seinem Andenken!

Alfred Färber[6].

Laugszargener Kirche wird 100

Abschrift aus: Memeler Dampfboot, die Heimatzeitung der Memelländer, 139. Jahrgang, 20. Juli 1987, Nr.: 7, Seite 99 und 100.
Die ganze Ausgabe ist hier zu finden.

Am 12./13. September 1987 wird im Rahmen des 18. Bundestreffens der Memelländer in der Patenstadt Mannheim das 100jährige Jubiläum der evangelischen Kirche Laugszargen gefeiert werden. Richard Taudien und Joachim-Hans Killus, ihr letzter deutscher Pfarrer, berichten hier über die Geschichte der Kirche, die zu den wenigen noch erhaltenen Gotteshäusern in unserer Heimat zählt.

Der Grenzort Laugszargen (noch 1887 „Lauksargen" geschrieben „Feldwächter") - an der Bahnlinie Tilsit-Tauroggen - ca. 4 km vor Poszerune, dem Ausgangsort der preußischen Erhebung 1813 gegen Napoleon, kann seinen Namen vom litauischen Feldgott „Lauksargis" erhalten haben. Der preußisch-litauische Pfarrer M. Mažvydas, der in Königsberg als Stipendiat Herzog Albrechts studierte, warnt in dem 1. gedruckten litauischen Katechismus von 1547: „ … laßt fahren die Beschützer der Felder („lauksargius"), alle Teufeleien, die Feengeister … Sucht Gottes Won mit allem Fleiß ..."

Weil die Wege bis zur Willkischker Mutterkirche zu weit und beschwerlich waren, „gründete die Königl. Regierung 1864 eine Kirchengemeinde" mit den 16 Ortschaften Laugszargen (mit Tragseden und Maldiglauken), Ablenken (Gut und Mühle), Augstwilken, Gillanden, Greiszöhnen, Gröszpelken, Kallehnen, Kampspowilken, Kriegsdehnen, Neumeilen, Swirrinten, Alt- und Neu-Schäcken, Szillutten.

Durch Urkunde vom 1. 8. 1867 wurde für die neue Parochie eine Predigerstelle errichtet. Die Gottesdienste fanden in einem kleinen Bethause statt. Wegen seiner Baufälligkeit erzwang die Königl. Regierung von Gumbinnen mit Erlaß vom 11. Juni 1882 den Bau einer „Surrogatkirche" („Ersatz"-Gotteshaus).

Bereits seit 1836 begannen die Laugszarger an eine eigene Kirchengemeinde und Kirche zu denken. Es wurde dafür ein Fonds gegründet. Von ihm wurden 1854 elf Morgen Land gekauft, auf dem ein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude gebaut wurden.

Gutsbesitzer Samuel Habedank schenkte für den Bau der Kirche ein Stück Land. Die größeren Besitzer spendeten bis 1500 M, die kleineren Wirte und Bauern 150 bis 200 M. Auch übernahmen sie die Innenausstattung des unverputzten roten Ziegelbaues, der mit 36000 M veranschlagt war. 20000 M trug die Gesamtgemeinde Willkischken bei.

Das Hauptportal ist im Turm. Rechts und links führen zwei kleinere Eingänge mit Treppen zu den Emporen, zur Orgel und den beiden Glocken im Turm. Vom Eingangsraum unter dem Turm gelangt man zu den beiden Seitentreppen, durch eine schwere Doppeltür ins Kirchenschiff. Dieses ist zweigeteilt, der Mittelgang mit roten Ziegeln ausgelegt. Die Apsis hat drei Bogenfenster. In der Mitte steht der Altar mit Kruzifix, Bibel und Leuchter. Das Altarbild zeigt das Abend¬mahl. Die Kanzel wird durch eine Tür links vom Altar bestiegen. Rechts geht eine Tür in die Sakristei. Im Kirchenschiff vor der Sakristei steht der Taufstein. Hinter ihm hing ein Bild des Auferstandenen. Die Emporen reichen U-förmig bis zur Hälfte des Raumes und den beiden Seitengängen. Beim linken steht der Ofen.

Laut einem Bericht des Konsistoriums Königsberg am 17. 10. 1887 an den Oberkirchenrat in Berlin konnte die Kirche am 6. 10. 1887 eingeweiht werden, allerdings noch ohne Orgel. Ihre Kosten (3500 M) überstieg die Opferkraft der jungen Gemeinde, die schon 1883 das Wohnhaus für den Geistlichen hatte umbauen müssen. 1800 M brachte die Gesamtparochie W. auf. Der Oberkirchenrat bewilligte zuletzt 1000 M. Pfarrer Vangehr bat dann noch den Kaiser um ein „Gnadengeschenk", das auch einige Monate nach der Einweihung eintraf (800 M).

Doch noch immer wurde die Gemeinde nicht selbstständig. Sie sollte die Umbaukosten der Willkischker Kirche (54000 M) mit tragen helfen. Das wollte die Muttergemeinde. Noch am 11. 11. 1890 beklagte sich Pfarrer Küsel deswegen beim Königl. Ministerium in Berlin und bat um seine Veranlassung, einen eigenen Gemeinde-Kirchenrat wählen zu dürfen und zur Hebung der gesunkenen Kirchenfreudigkeit der Gemeinde selbstständig zu werden. Wann das erfolgte, wissen wir nicht.

Das Leben der Grenzbewohner ist immer bedroht. Beim Russeneinfall 1914/15 wurde auch die Kirche stark beschädigt, der Turm abgeschossen, Orgel, Dach und Inneneinrichtung bös zugerichtet. Die Reparaturen zogen sich bis 1924 hin. Eine Briefschreiberin schreibt: „Im Jahre 1925, als ich zum Konfirmanden-Unterricht ging, wurde der Turm eingeweiht. Der Chor sang: Großer Gott, wir loben dich. Die Predigt hielt Superintendent Gregor von Memel."

Bild: Konfirmation in Wannaggen am 27.07.1886. Mitte Bischof Kalvanas. Mit Kreuz: Pfarrer Roga.

Die Wiedervereinigung mit dem Reich am 22. 3. 1939 brachte es mit sich, daß der noch immer zweisprachige Gottesdienst aufhörte und nur noch deutsch gepredigt wurde.

Dann trieb der 2. Weltkrieg die Bevölkerung im Oktober 1944 aus der angestammten Heimat. Damals wies die Kirchengemeinde etwa 2000 Gemeindeglieder auf.

Der Kriegssturm ging auch über die Kirche hinweg. Es war ein Wunder, daß sie nicht zerstört oder zweckentfremdet wurde, sondern wieder für kirchliche Zwecke Verwendung fand.

Der weitere Bericht stützt sich auf Zeitschriften und Briefe einzelner zurückgebliebener Evangelischer an ihre Verwandten im Westen: Altar. Fenster und Dach hatten Schaden erlitten. Bänke und Orgel waren zerstört. Nur noch eine Glocke läutete. Die Kirche hatte als Pferdestall gedient.

Dennoch: Am 20. 7. 1947 konnte Pfarrer Lic. J. Kalvanas von Tauroggen (seit 1976 Bischof) die ersten Konfirmanden einsegnen. Alle Dienste vollzogen sich nun in litauischer Sprache.

Hier die Pfarrer der Gemeinde:

1864-1870 Ansat, Adolf (kam von Schwarzort)
1871-1876 Laudien, Anton Gustav
1877 Dengel, Julius Theodor
1879-1887 Nölzel, Emil Alexander
1887-1888 Vangehr, August W. E. P.
1889-1894 Küsel, Heinrich Eduard
1895-1905 Laudien, Wilhelm Viktor
1906-1917 Harner, Ernst Albert Paul
1918-1921 Braun, Walter Max Emil
1921 unbesetzt
1922-1925 Podszus, Georg
1926-1929 Sargun, Hermann
1930-1935 Orend, Johannes (am 7. 4. 1935 †)
1935-1937 Grops, Walter
1937-1944 Killus, Joachim-Hans (8. 10.1944 Evakuierung)
20.7.1947 1. Konfirmation nach dem Krieg
bis 1952 Kalvanas, Jonas, Lektor
ab 1952 Pfr. P. Knispelis, zuletzt als Hilfe Dr. med. Kalvanas, Jonas, junior u. a.

Präzentoren (Organisten) waren: Hermann Stahl bis etwa 1899, Ennulat, Ernst Gilde seit 1916 bis ?, Rosenfeld u. a.

Schulorte: Laugszargen seit 1735 (vor der Eingemeindung 1894 Trakseden), Gillanden, Gröszpelken, Kallehnen, Alt-Schacken und Szillutten.

P. Knispelis sammelte die kleine Gemeinde. Für die wenigen zurückgebliebenen Evangelischen sind die meist monatlichen Gottesdienste Freude, Erquickung und Glaubensstärkung. Sie kommen z.T. von weit her. Nur hier und in Coadjuthen finden im ehemaligen Kirchenkreis Pogegen (mit seinen vormals 11 Kirchen) ab und an noch Gottesdienste statt.

Etwa 1984 brannte leider das Pfarrhaus aus unbekannter Ursache ab. Die kleine Gemeinde, ergänzt durch evangelische Litauer (die meisten litauischen Neubürger sind ja katholisch) ist arm aber sehr opferfreudig. Mit Feiß und Einsatz versah man in den beiden letzten Jahren die Kirche mit einem neuen Schieferdach, reparierte die Fenster, den Altar und erneuerte etwas den Innenanstrich. Ausbesserung des Fußbodens, der Sakristei und anderer Schäden soll folgen. Aus Schuttholz ließ die Pfarrfrau neue Bänke herstellen.

Man rüstet sich mit Eifer auf das 100-jährige Jubiläum am 19. 7. 1987. Ein Chor und Posaunenchor aus Tauroggen sollen den Festgottesdienst verschönern, und die Gemeinde wird wie bei der Turmeinweihung 1925 singen: „Großer Gott, wir loben dich ... ". Derselbe Choral soll auch am 13. 9.1987 im Jubiläums-Festgottesdienst in der Christuskirche in Mannheim [7] erklingen.

Hinweis: Am 12. September 1987, um 15 Uhr, treffen sich die Laugszargener im Mannheimer Rosengarten, Konferenzraum, Erdgeschoß.

Fußnoten

  1. Artikel Pfarrer in Kussen. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (26.03.2017)
  2. Emeritierung ist eine Form der altersbedingten Befreiung eines Pastors, Bischofs, Papstes, Hochschullehrers oder Professors von der Pflicht zur Wahrnehmung der Alltagsgeschäfte.
  3. Artikel Corps Littuania. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (25.03.2017)
  4. Universität Erlangen (25.03.2017)
  5. Artikel Albertus-Universität Königsberg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (25.03.2017)
  6. Färber, Theodor Alfred, Pfarrer in Schirwindt von 1896 bis 1926
  7. Artikel Christuskirche Mannheim. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (26.03.2017)