Chronik Palfner, Klohnen: Unterschied zwischen den Versionen
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Dieser Bericht über den Hof Palfner Klohnen Nr.8 , Post Löbenau, Kreis Schloßberg wurde nach | Dieser Bericht über den Hof Palfner Klohnen Nr.8 , Post Löbenau, Kreis Schloßberg wurde nach | ||
Aufzeichnungen und Unterlagen von Kurt und Anna Palfner zusammengestellt von Vera Palfner-Rathke.<br> | Aufzeichnungen und Unterlagen von Kurt und Anna Palfner zusammengestellt von Vera Palfner-Rathke<ref name=Erlaubnis />.<br> | ||
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Herr Jung, ehemals Müller in [[Klohnen]] schrieb in einem Brief vom 18. 2. 1950 folgendes:<br> | Herr Jung, ehemals Müller in [[Klohnen]] schrieb in einem Brief vom 18. 2. 1950 folgendes:<br> | ||
Wir haben hier eine Frau getroffen, die hat auf der Kolchose [[Löbegallen]] gearbeitet, sie stammt aus [[Lesgewangminnen]]/[[Lesgewangen]] und erzählte, daß Ihr Gehöft abgebrannt ist, aber nicht durch Kriegseinwirkung sondern beim Distelnverbrennen auf den Feldern. Der Krug Theophil ist auch abgebrannt, auch mein Haus und Stall, die Mühle soll stehen aber ausgebaut sein. Auf den Feldern sollen sich lange Strauchgruppen gebildet haben, am besten wachsen die Disteln. Auf der Kolchose [[Löbegallen]] sollen 8 Kühe 6 Pferde und 3 Traktoren sein, da kann man sich ein Bild machen wie trostlos es dort ist. ----<br> | Wir haben hier eine Frau getroffen, die hat auf der Kolchose [[Löbegallen]] gearbeitet, sie stammt aus [[Amt Lesgewangminnen|Lesgewangminnen]]/[[Amt Lesgewangminnen|Lesgewangen]] und erzählte, daß Ihr Gehöft abgebrannt ist, aber nicht durch Kriegseinwirkung sondern beim Distelnverbrennen auf den Feldern. Der Krug Theophil ist auch abgebrannt, auch mein Haus und Stall, die Mühle soll stehen aber ausgebaut sein. Auf den Feldern sollen sich lange Strauchgruppen gebildet haben, am besten wachsen die Disteln. Auf der Kolchose [[Löbegallen]] sollen 8 Kühe 6 Pferde und 3 Traktoren sein, da kann man sich ein Bild machen wie trostlos es dort ist. ----<br> | ||
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=Eine Begegnung= | |||
[[Datei:Bild Klohnen 2017.JPG|thumb|rechts|400px|Besuch in Klohnen, Juli 2017, Bild: Vera Palfner-Rathke <ref name=Erlaubnis_2 />]] | |||
Bericht von Vera Palfner-Rathke<ref name=Erlaubnis_2>Die Zustimmung zur Veröffentlichung dieser Ausführungen in GenWiki liegt von der Rechteinhaberin/Autorin, Vera Palfner-Rathke, schriftlich vom 07.10.2018 vor. </ref> <br> | |||
Juli 2015, meine 2. Reise ins ehemalige Ostpreußen mit der Langenfelder | |||
Gruppe von Lilli Janssen. Unser Quartier lag in Tilsit, ich hatte mir ein Taxi bestellen lassen, und ab ging die Fahrt nach dem nicht mehr existierenden Klohnen.<br> | |||
Bei meiner 1. Reise mit meinem Mann und meiner Schwester 1992 gab es ja noch die Sowjetunion und die Klohner Felder wurden von der Kolchose Löbenau aus bearbeitet. Damals war der Weg zum Hof noch gut zu begehen, zwar mit großen Löchern versehen, weshalb der Taxifahrer das Auto an der Straße stehen ließ und wir zu Fuß dorthin gingen. Rechts des Weges waren drei Trecker dabei ein Feld zu pflügen. Als deren Fahrer uns sahen, ließen sie ihre Maschinen stehen, kamen zu uns und fragten nach Wodka, den wir ja nun nicht hatten. Unser Taxifahrer erklärte ihnen wer wir seien und ich zeigte ihnen alte Fotos vom Hof mit allen Gebäuden und uns als Kinder. Sie haben sich alles interessiert angesehen und mit einem Rubelschein für Wodka zogen sie ab.- | |||
Sehr gespannt war ich darauf, wie es dort jetzt wohl aussieht, und bald stand ich wieder an dem Zufahrtsweg. Die Natur hatte sich das Land zurückerobert, nichts war bearbeitet worden und weit und breit herrschte große Stille. Bei Sonnenschein und blühendem Grün ein schöner Anblick. Der Weg völlig zugewachsen, schien ziemlich undurchdringlich. Ich brauchte für die 500 m bis zu der Hofstelle über eine halbe Stunde, es war jedenfalls sehr mühsam. Wenn ich mich nicht so gut ausgekannt hätte wäre es schwierig gewesen sich zu orientieren. Die 1992 noch vorhandenen Trümmerteile der Gebäude waren völlig überwuchert, ein kleines Mauerstück der Hofveranda stand noch da. Ich habe mich so weit wie möglich umgesehen, entdeckte auch den verfallenen Eingang zum Kartoffelkeller und Steine von der Grundmauer. | |||
Ich stand dann auf der etwas erhöhten Stelle des ehemaligen Wohnhauses, sah auf das Brennnessel und Distelfeld des ehemaligen Gartens und entdeckte rechts in Gartennähe ein kleines flaches Haus, das aber nicht mehr bewohnt zu sein schien. Ich hoffte von da aus leichter zur Straße zu kommen und machte mich langsam auf den Weg dahin. Dann sah ich in dieser völlig menschenleeren verlassenen Gegend von der anderen Seite einen Mann kommen, der wohl auch zur Straße wollte. Ich grüßte, er auch, Verständigung mit Händen und Füßen, ich bedeutete ihm “mein Taxi dort“, und wir gingen auf diesem besseren Weg gemeinsam zur Straße. Sein Auto stand da, ich sollte unbedingt einsteigen, und er fuhr mit mir bis zum Taxi. So hatte ich ja nun mit dem auch deutsch sprechenden Fahrer einen Dolmetscher. Der Mann fragte ob ich schon einmal hier gewesen sei und ich sagte 1992 mit Mann und Schwester. Er sah mich groß an und sagte er sei einer der damaligen Treckerfahrer. Er konnte sich noch gut an die Bilder erinnern, auch daran dass ich auf einem der Fotos zu sehen war und zeichnete meinem Fahrer die Lage der damaligen Gebäude in den Straßensand. Was für eine Begegnung! Wir drei meinten, das müsse mehr als Zufall sein. | |||
Er begleitete mich dann noch zum Friedhof, bahnte mir den Weg. Dort war alles so zugewachsen, überall Bäume und Gesträuch, ich hätte unseren Platz alleine nicht gefunden. Einen Stein, der 1992 schon umgekippt dalag konnte ich an der Form erkennen, einen weiteren konnte ich nicht identifizieren. Er nahm einen Stock und kratzte so lange bis die Schrift zu lesen war, es war der Grabstein der ersten Palfners, die 1771 den Hof gekauft hatten. Wir gingen zurück zum Auto, er erzählte dort unter anderem, dass sein Vater vor 70 Jahren in diese Kolchose gekommen sei und er ja auch hier geboren ist und dies doch unser beider Heimat sei. Große Umarmung, er fuhr davon und ich machte mich auf den Weg zur Inster. | |||
Jetzt 2017 die gleiche Reise, und wieder mit einem Taxi nach Klohnen. Diesmal in Begleitung eines Mitreisenden. Ich hatte ja vor 2 Jahren diesen Mann fotografiert, jetzt sein Bild ausgedruckt und ebenso ein Foto der drei Treckerfahrer von 1992. Ich wollte durch meinen Fahrer in Löbenau, der ehemaligen Kolchose, nach diesem Mann fragen lassen. Mein Taxifahrer zeigte einer Passantin das Foto und siehe da, wir parkten direkt vor dem Haus des gesuchten. Dieser stand auch gerade auf dem Hof, erkannte mich gleich und auf beiden Seiten war die Freude groß. Wir sollten ins Haus kommen, eine Tasse Kaffee trinken und dank Iwan, dem dolmetschenden Taxifahrer war es eine interessante Stunde von „Grischas“ Leben zu erfahren. Großer Abschied, dann ging es weiter nach Klohnen. | |||
gez. Vera Palfner-Rathke | |||
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|[[Datei:Bild_Klohnen_Feld_1992.jpg|thumb|400px|Klohnen, das Feld 1992, Bild: Vera Palfner-Rathke<ref name=Erlaubnis_2 />]] | |||
|[[Datei:Bild Klohnen Treckerfahrer.jpg|thumb|400px|Rechts die drei Treckerfahrer, Bild: Vera Palfner-Rathke<ref name=Erlaubnis_2 />]] | |||
|[[Datei:Bild Klohnen Feld 2017.jpg|thumb|400px|Klohnen, das selbe Feld 2017, Bild: Vera Palfner-Rathke<ref name=Erlaubnis_2 />]] | |||
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Aktuelle Version vom 7. Oktober 2018, 14:07 Uhr
Dieser Bericht über den Hof Palfner Klohnen Nr.8 , Post Löbenau, Kreis Schloßberg wurde nach
Aufzeichnungen und Unterlagen von Kurt und Anna Palfner zusammengestellt von Vera Palfner-Rathke[1].
Unsere Familie: Kurt und Anna Palfner geb. Heckler, drei Töchter: Ursula, Vera, Anneliese
Die Chronik der Familie Palfner aus Klohnen
Hofbeschreibung für die Ostpreußische Herdbuchgesellschaft
von Anna Palfner
Wo Klohnen liegt, ist auf der Landkarte leicht zu finden: dort, wo die Inster ihren nördlichsten Punkt erreicht, zwischen dem Fluß und dem Torfmoor Königshuld.
Der landwirtschaftliche Betrieb Klohnen, seit 1771 im Besitz von 5 Generationen der aus dem Salzburgischen stammenden Familie Palfner, vom 5. 8. 1923 bis zum bitteren Ende Eigentum meines Mannes Kurt Palfner, hatte eine Größe von 159 ha, sowohl schweren als auch leichten Boden. Das in hoher Kultur stehende Land ist mit eigenen Mitteln in der Zeit von1906 bis 1913 systematisch dräniert worden und liegt mit guter Vorflut zur Inster.
Von den landwirtschaftlich genutzten 155 ha,– 4 ha Hofplatz, Gärten, Teiche und Wege,– waren 35 ha Dauerweiden. Auf dem übrigen Land wurden alle Getreidesorten, Futter-und Zuckerrüben, Kartoffeln, und, weil wenig Wiesen vorhanden, zur Futterbeschaffung Klee und Timotheus auch als Saat angebaut. Die Insterabhänge hatten einen guten Baumbestand, ebenfalls war eine kleine Schonung von ½ ha Birken und Tannen vorhanden. Das notwendige Brennholz wurde aus den umliegenden Staatsforsten bezogen.
Der im Viereck angelegte Hof lag an der Kreis-Kiesstraße Haselberg (Lasdehnen) – Lesgewangen, ca. 10 km von diesen beiden Orten entfernt. Verladestation war das 12 km entfernte Rautenberg. Zur dortigen Molkerei-Genossenschaft wurde die Milch täglich mit eigenem Fuhrwerk geliefert.
Mein Schwiegervater Albert Palfner war seit dem 1. Weltkrieg Mitglied der Ostpreußischen Herdbuchgesellschaft. Unsere Herdbuchherde bestand durchschnittlich aus 40-44 Milchkühen,2 Zuchtbullen, 20 Sterken, 45 Jungtieren und Kälbern. Sie wurden von einem Melkermeister und 2 Melkergehilfen betreut. Tragende Sterken, die nicht zum Auffüllen des Bestandes gebraucht wurden und Jungbullen wurden auf den Auktionen in Insterburg verkauft. Die zur Herde passenden Jungbullen kaufte mein Mann ebenfalls auf den Auktionen in Insterburg und Königsberg.
Weiteres lebendes Inventar: 18 Pferde, Kreuzungspferde Warm- und Kaltblut, darunter 8 Zuchtstuten, 2 davon Trakehner Abstammung und pro Jahrgang 4-6 Fohlen, 15-20 Schweine, 10 Schafe, 85 Hühner, Zuchtputen, Gänse und Enten. Der Betrieb war maschinell gut ausgestattet, seit 1923 mit Elektrizität versehen und eigener Wasserversorgung für Wohnhaus und Ställe. Wohnhaus, Pferdestall mit Speicher, Viehstall mit Schweinestall massiv, 2 Scheunen, 1 offene Wagenunterfahrt mit Schuppen für Brennholz und Werkstatt, 2Maschinen und Wagenschuppen aus Holz gebaut. Eine massive Autogarage und 80 und 300 m vom Hof entfernt 2 Wohnhäuser, dazu 3 Ställe für 8 Deputantenfamilien, ebenfalls massiv erbaut. Am 17.10.1944. morgens 7 Uhr kam der Räumungsbefehl. Die Rindviehherde wurde auf Anordnung in einen Weidegarten an der Inster getrieben . Das Vieh sollte später abtransportiert werden. Nachmittags um 17 Uhr schlug die Abschiedsstunde von Klohnen. Am 18.1.1945 meldete der Wehrmachtsbericht: Russische Panzer haben den Oberlauf der Inster erreicht.
So ist es dem Hof ergangen
In Klohnen ist durch Kriegseinwirkungen nichts zerstört worden. Das erfuhren wir durch einen Brief von Carl Becker.
Datei:Bild Klohnen 028 Hof Palfner.pdf
Hier ein Auszug aus dessen Brief, der die Zeit von Februar 1946 bis zum 1. April 1948 betrifft:
Im Februar 1946 wurde ein Teil unserer Kolchose aufgelöst und wir wurden nach Löbegallen hingeschafft. Auf diesem Gut steht noch alles, nicht mal die Dachpfannen waren beschädigt, nur die Gastwirtschaft war abgebrannt. In Löbegallen lag die 1. Brigade, die 2. auf dem Kniestschen Grundstück und die 3. in Klohnen auf Ihrem Hof. Wir gehörten zur 2. Brigade, weil ich Futtermeister war, kam ich auch öfter auf Ihren Hof weil da auch welche Pferde standen. Nun zu Ihren Fragen: Weil auf Ihrem Hof eine Viehwirtschaft war, ca. 300 Stck. Jungvieh, Sterken und Bullen, wurde nur ein geringer Teil bestellt, der andere Teil lag brach und diente als Viehweide. Der Kirchhof war unbeschädigt. Die Birkenbäume an der Landstraße standen noch. Ihre Scheunen standen auch, darin war Vieh untergebracht. Die Unterfahrt war da. In Ihren Weidegärten weidete das Vieh, während in Klein Wersmeningken die meisten Weidegärten abgebrochen wurden. Hof Lörzer stand auch. Ihr Wohnhaus war besetzt mit deutschen und russischen Arbeiterinnen. Auf den anderen kleinen Gehöften am Bruch wohnten auch russische Familien. Ihnen gab der Staat ein kleines Dahrlehen zur Beschaffung einer Kuh u.a. Mitunter waren auch verschiedene Gehöfte abgebrannt. Der Krug Theophil war schon früher abgebrannt. Das Getreide von Ihren Feldern wurde nach Löbegallen gefahren und dort gedroschen. Ihr Dreschkasten stand in Löbegallen. Ackergeräte und Maschinen aus allen Dörfern wurden auf die Kolchosen zusammengefahren. Die Straßen und Wege waren ja furchtbar, es wurde nichts in Ordnung gebracht. Russische Familien sollten uns ablösen, es wurde auch Frühjahr. Erst am 1. 4. 1948 kamen wir mit dem 1. Transport raus. Es war auch höchste Zeit, denn meine Fraun und ich kamen halbkrank aus diesem Elend raus. 2/3 unserer Mitmenschen werden wohl erst im Herbst 1948 fortgekommen sein.
Herr Jung, ehemals Müller in Klohnen schrieb in einem Brief vom 18. 2. 1950 folgendes:
Wir haben hier eine Frau getroffen, die hat auf der Kolchose Löbegallen gearbeitet, sie stammt aus Lesgewangminnen/Lesgewangen und erzählte, daß Ihr Gehöft abgebrannt ist, aber nicht durch Kriegseinwirkung sondern beim Distelnverbrennen auf den Feldern. Der Krug Theophil ist auch abgebrannt, auch mein Haus und Stall, die Mühle soll stehen aber ausgebaut sein. Auf den Feldern sollen sich lange Strauchgruppen gebildet haben, am besten wachsen die Disteln. Auf der Kolchose Löbegallen sollen 8 Kühe 6 Pferde und 3 Traktoren sein, da kann man sich ein Bild machen wie trostlos es dort ist. ----
So weit der Bericht von Herrn Jung.
Als wir 1992 nach Klohnen kamen, waren nur noch einige Trümmer vorhanden, und nach Google Earth ist inzwischen nichts mehr da.
Die Eigentümer von Klohnen Nr. 8
Kurzfassung der Aufzeichnungen meines Vaters Kurt Palfner von Vera Palfner-Rathke.
Die 1. Salzburger Ansiedlung im Kirchspiel Lasdehnen (Haselberg) war Familie Schlick in Klohnen Nr.8. Die Einwanderungsorte der Palfner: u.a. Jodupönen bei Schirwindt, Sallehnen bei Lasdehnen und Karohnen bei Rautenberg.
Familie Schlick 1732/33 – 1778
Nachdem 2 Generationen Schlick in Klohnen gewirtschaftet hatten, verkaufte (Se)-Bastian Schlick das Grundstück am 10.11. 1771 an Wolfgang Palfner.
Wolfgang Palfner 1771 – 1778
Der aus Sallehnen stammende Wolfgang Palfner kam aus Löbegallen, wo er Pächter des Gutskruges gewesen war. Es hielt ihn nicht lange in Klohnen, er zog nach Lasdehnen, nachdem er das Grundstück seiner verw. Schwester Elisabeth Rohrmoser, geb. Palfner übergeben hatte.
Elisabeth Palfner 1778 – 1824
1754 geboren, ging sie 1778 oder 79 die Ehe mit Kreuzberger ein und heiratete nach dessen Tod am 17.07.1795 in Lasdehnen Michael Palfner aus Karohnen. 1824 gaben sie den Hof an ihren Sohn Michael ab.
Michael Palfner 1824 – 1856
Er heiratete Margarete Gruber aus Blumenthal.
Das Dorf Klohnen lag damals an der Inster, vom Krug bis zu der Stelle wo das hohe Insterufer anfängt. Der Palfnerhof war der erste, dort stehen heute noch wilde Obstbäume am Abhang. Die alte Landstraße führte da vorbei. Die Höfe lagen zwischen der Straße und der Inster.
Es kam die Separation. Michael Palfners Werk war die Verlegung des Hofes von der Inster in die Mitte der Felder, dorthin, wo dieser bis zuletzt stand und Bäume und Buschwerk heute noch daran erinnern.
1856 übergab Michael Palfner die Wirtschaft dem ältesten seiner 3 Söhne, dem am 06.01.1828 geborenen Josef.
Josef Palfner 1856 - 1889
Verheiratet mit Emilie Krafft, Stieftochter des Mathias Palfner, des letzten Palfners aus Karohnen. Durch Zukauf von Land Vergrößerung des Hofes auf 300 Morgen, und dadurch bedingt Bau des weißen Stalles und eines Insthauses für 4 Familien. Er legte den Garten mit den Lindenhecken und Obstbäumen an. 1889 übergab er die Wirtschaft Albert, dem ältesten seiner drei Söhne.
Josef Palfner starb am 12.10.1898.
Albert Palfner 1889 – 1923
heiratete Marie Moslehner aus Brandwethen. Auch in dieser Generation gab es drei Söhne. Der Älteste, Erich, fiel im 1. Weltkrieg 1915 in Skiblewo bei Grodno, so dass der 2. Sohn Kurt (mein Vater) der zukünftige Hoferbe war.
Albert Palfner kaufte in den 90er Jahren das Grundstück Kurras, 190 M und 90 M Land in Poplinen. Dazu kamen noch 75 M Land mit dem Loshaus (2.Insthaus) von Meschkat. Umfangreiche Bautätigkeiten waren die Folge, darunter Bau beider Scheunen und des roten Stalles.
Als Mitglied des Kreistages war er treibende Kraft für den Bau der Kreis-Kiesstraße Haselberg – Lesgewangen 1907 und der Anschlußstraßen nach Rautenberg und Altenkirch 1909/10.
1915, bei dem 2. Russeneinfall war Klohnen Artilleriestellung. Das gesamte lebende Inventar ging verloren und vieles mehr, doch die Gebäude blieben alle erhalten.
Am 5. August 1923 übergab mein Großvater die Wirtschaft seinem Sohn Kurt. Meine Großeltern lebten noch 11 Jahre als Altsitzer und starben 1934. Sie ruhen, wie auch alle vorherigen Generationen auf dem Erbbegräbnisplatz des Klohner Friedhofs — soweit die Gräber nicht von den Russen zerstört sind.
Kurt Palfner 5. 8. 1923 – 2.8.1945
Am 8.Oktober 1923 Heirat mit Anna Heckler in Szieleitschen. Auch 3 Kinder in dieser Generation,
drei Töchter: Ursula *09.08.1924 +09.07.2012, Vera *14.10.1929, Anneliese *29.10.1932 +02.03.1994.
Als mein Vater 1923 die Wirtschaft übernahm, war die Inflation gerade dabei über die Millionengrenze zu gehen, und es herrschten wirtschaftlich schwierige Zeiten.
1924 Bau der elektrischen Anlage. Weitere An- Um- und Neubauten, Pflasterung der Auffahrt, umfangreiche Mechanisierung, Vergrößerung der Viehherde. Dann begann 1939 der Krieg.
Nachdem am 10.07.1944 der erste Kanonendonner zu hören war, erreichten die Russen im Oktober 1944 die Grenze und brachen beinahe bis Schloßberg durch.
Am 17.10.1944 morgens um 07 Uhr kam der Räumungsbefehl und nachmittags 17 Uhr schlug die Abschiedsstunde von Klohnen.
Auf der Potsdamer Konferenz am 2. August 1945 wurde unsere Heimat der Sowjetunion zugesprochen.
Baujahre der Gebäude und Grundrisse
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Feuerversicherungsscheine
Arbeiten im Winter
Weihnachten
- 24. 12. Vormittags: Alle Ställe eingestreut, Vorrat an Klee gebunden. Für Schweizer(Melker) Futterstroh für drei Tage auf Wagen geladen. Futterkartoffeln heranbringen geholfen. Nachmittags frei. Nachsehen, alle Ställe durchgegangen, danach auch für mich frei! An allen drei Feiertagen: morgens alle beim Beschicken geholfen, dann weiter gefeiert.
Zwischen Weihnachten und Neujahr:
- Holz aus Waldlinder Forst gefahren, oder Garten und an der Inster leicht durchforstet in der Weise, daß nicht viel zu merken ist, es trotzdem erheblich Holz gibt. Inzwischen wird es Neujahr und der Tagesablauf normal.
Januar
- Schon werden die Tage etwas länger. Nachts herrscht klirrender Frost. Meist wird Holz gefahren, Klee gerieben, Dung gefahren. Beginn der großen Dreschperiode und Getreide verladen ins Kornhaus Rautenberg. Die Dungverteilung ist so, daß auf die grünen Brachen im Laufe des Winters ca.5 große Dunghaufen gefahren werden, auf den Grünklee kleine Haufen gleich auseinandergefahren, sobald im Frühjahr Schnee und Frost rausgehen, ausgestreut werden. Das Aussenfeld ebenfalls so und 2 Weidegärten (Komp.) Wenn dann ein warmer Regen kommt, läuft direkt Jauche über die Grünkleepflanzen. Es kommt bei dem Viehbestand alle 5 Wochen zum Dungfahren.Während im Herbst das Dreschen immer herausgeschoben wurde um zu sparen, geht es jetzt richtig los. Vom Holz kommen 1 bis 2 Stapel an die Scheune, einer ans Ende des Holzschauers, einer ins Holzschauer als Küchenholz für die Kreissäge. Unterdessen ist es Ende Januar geworden, die Hengste kommen zur Deckstation, es wird
Februar
- (Spätwinter), die Tage sind schon erheblich länger. Saatkataloge kommen. Es riecht mitunter schon nach Frühling. Stuten probiert ? (das konnte ich in der Aufzeichnung nicht richtig lesen!) –Sterken kommen zur Auktion, Dreschen, Verladen, Dung fahren, Rüben aus Mieten in den Keller. Mitunter noch Holz gefahren.
März
- (Vorfrühling). Beendigung des Dreschens und Verladen des Getreides. Heranschaffen des Kunstdüngers. Holzarbeit mit Kreissäge, Stubben, Kloben, Strauch, Pfähle- Vorrat und Bretter, Brennholz. Herdbuchauktion, letzte Rübenmiete in den Keller. Dünger fahren.
- Saatgetreide und Saatkleeverkauf vom Speicher. Pferdeverkauf vom Hof, großer Betrieb. Schon sehr lange hell. Kunstdung gemengt, z. T. als Kopfdung. Dunghaufen im Weidegarten ausgestreut. Vorbereitung zur Ackerbestellung, Kartoffeln vorbereitet.
Hiermit enden die Notizen meines Vaters über die im Winter anfallenden Arbeiten, die er im Jahr 1948 auf fünf Kalenderblätter schrieb.
Bilder aus Klohnen aus den Jahren vor 1945
Besuch in Klohnen im Jahr 1992
Ein Bericht von Ursula Bollmeyer geb.Palfner
Dieser Abschnitt betrift Klohnen
Wir waren zu dritt: Meine Schwester Vera, Schwager Wilhelm Rathke und ich. Nun fuhren wir von Haselberg Richtung Klohnen.
So ging es dann vorbei an Gr. und Kl. Wersmeninken, - damals umbenannt in Langenfelde, – zwei kleinen stillen Dörfern, einige Holzhäuser standen noch dort, es sah alles unbewohnt aus.
Schon waren wir an der Wegegabelung links nach Löbegallen und rechts nach Klohnen. Der an dieser Kreuzung gelegene Krug existierte nicht mehr, genauso wenig wie der nahe bei unserm Hof gelegene kleine Lebensmittelladen Theophil, die Mühle und Schmiede, in der unsere Pferde immer beschlagen wurden, d. h. sie bekamen hier ihre Hufeisen und im Winter bei Eis und Schnee die Stollen. Dann kam auch schon der Auffahrtsweg zum Hof. Er lag noch genauso da wie vor 50 Jahren, nur recht verwahrlost und ausgefahren. Die Bäume links und rechts des Weges hatten sich sehr ausgebreitet, so daß der Weg fast zugewachsen war. Wir ließen das Auto an der Straße stehen, es hätte bei dem ausgefahrenen Weg steckenbleiben können. Der ehemalige Garten sah von weitem wie ein kleines verwildertes Waldstück aus. Als wir in Richtung ehemaligen Hof gingen, waren rechts vom Weg 2 Trecker im Gange. Selbige blieben stehen und drei Russen kamen auf uns zugelaufen, begrüßten uns, Taxifahrer Willi dolmetschte. Sie fragten sehr dringend nach etwas Wodka, baten immer wieder. Leider hatten wir keinen dabei und sie zogen traurig ab. Dann kam das große Wiedersehen mit dem Hof, der nicht mehr vorhanden war. Die Insthäuser weg, die Auffahrt eine Wüstenei. Die großen Scheunen waren ganz verschwunden, restliche Steine des abgebrochenen Pferde- und des Kuhstalles lagen noch da, wo die Ställe gestanden hatten. Das Wohnhaus war, bis auf die Hälfte einer Giebelwand, völlig zusammengebrochen, einige Balken und ein Türrahmen ragten in den spätsommerlichen klaren Himmel.
Steine des abgebrochenen Pferde- und des Kuhstalles lagen noch da, wo die Ställe gestanden hatten. Das Wohnhaus war, bis auf die Hälfte einer Giebelwand, völlig zusammengebrochen, einige Balken und ein Türrahmen ragten in den spätsommerlichen klaren Himmel. Auf der Hofseite, vor dem ehemaligen Haus, lag ein großer überwachsener Haufen, wohl ein ehemaliger Misthaufen, denn das Wohnhaus war, wie wir später hörten, zu einem Viehstall umfunktioniert worden. Und hier an dieser verwilderten Trümmer und Ruinenstätte hatten wir dann unser Picknick.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, ging es über ein tatsächlich gepflügtes Feld (was hier eine Seltenheit war) zu dem nahegelegenen kleinen Friedhof, der noch genauso dalag wie früher. Ein warmer Spätsommertag, vollkommene Windstille, keine Menschenseele weit und breit, das weite etwas verwilderte Land lag einfach da, wie unberührt, – einsam , zeitlos. Alte knorrige Bäume umrahmten den Friedhof, der sehr verwahrlost aussah.
Die Gräber unseres Erbbegräbnisses, ebenso die anderen Gräber waren zum Teil ausgehoben, tiefe Gräber, an deren Seite die aufgeschichtete Erde so lag, als warten sie auf eine neue Beerdigung. Die verwitterten Grabsteine lagen dazwischen, Namen und Daten waren noch ganz gut zu lesen. Als ich mich mit den Gräbern genauer befaßte, entdeckte ich im Grab des Urgroßvaters Michael dessen Schädel, schon recht verwittert, einträchtig neben einem Pferdeschädel. Die anderen kamen herbeigeeilt und bestaunten die Überreste des 1856 beerdigten Urahnen. Dieser hatte in Klohnen eine gutgehende Pferdezucht betrieben. Hatte man ihm damalsvielleicht einen Pferdeschädel mit ins Grab gelegt – oder wie hing das zusammen? So alt jedenfalls sah der Pferdeschädel nicht aus. Auf diese Art haben wir den Schädel des Urahnen zu sehen bekommen – ein etwas makabres Erlebnis, aber immerhin, wem wird schon solches geboten?? Nachdem alles fotografiert worden war, haben wir etwas Erde über die beiden Köpfe geschüttet, symbolisch eine nochmalige Beerdigung.
Zurück zu unserm Auto, Weiterfahrt, immer der Landkarte nach, - es war nichts mehr
wiederzuerkennen. Es war alles fremd, doch manche wieder so vertraut. Unser zu Hause war es nicht mehr, - es war Rußland. Wir fuhren dann über Tilsit zurück nach Jugnaten. Hier wurde dann beim gemeinsamen Abendessen viel erzählt, denn jeder hatte so seine Erlebnisse gehabt.
Die Fahrt nach Klohnen war für uns sehr beeindruckend. Es ließ uns keine Ruhe, wir wollten noch einmal hin, vor allem auch an die Inster. So haben wir Willi dann noch einmal mit seinem Taxi bestellt und sind dann an einem anderen Tag wieder nach Klohnen gefahren; waren an der Inster, wo noch die Ableger der alten, von unseren Vorfahren vor 200 Jahren an den Abhang gepflanzten Bäume standen und diese – es war ja Herbst – noch eine Menge kleiner wilder Äpfel trugen. Wir haben einige eingesammelt und Kerne zu Hause in Blumentöpfe gelegt, die auch aufgegangen sind. (2 Bäume gibt es heute 2012 noch davon.)
Hier an der Inster sah alles etwas anders aus, der Flußlauf nach wie vor, doch alles sehr zugewachsen. Gar keine richtigen Ufer mehr, unsere Badestelle völlig verändert, ganz kahl keine Büsche mehr. Das einst klare Wasser floß gelb und trübe dahin, das war ja auch nicht mehr unsere Inster, es war nun die Instrusch, und so sah sie auch aus.Wir gingen zurück Richtung Straße, bzw. Auffahrtsweg und sahen, daß aus zwei Weidegärten und Insterwiesen ein See entstanden war. Wie das zustande gekommen ist? Vielleicht durch eine Überschwemmung - ob da auch Fische drin sind? Wir sahen da auch einen Mann mit Boot.
Wir sind noch einmal zum Hof gegangen, wieder alles still, ruhig, auch kein Treckergeräusch und wieder schönstes Wetter. Wir konnten noch den Platz des großen Teiches hinter der ehemaligen Scheune ausmachen – eine größere Vertiefung, jetzt mit Gras überwachsen. Hier haben wir uns im Winter auf dem Eis vergnügt und im Sommer hatten die Enten ihren Spaß .
Ob wir nun zum Friedhof gingen, zur Inster, über die ehemaligen Felder, Wiesen, dort jenseits der Chaussee der Kurrasche Berg - es war einmal unser Land, das Land meiner Eltern und Vorfahren, die ihres Glaubens wegen aus dem Salzburger Land ausgewandert sind und hier eine neue Heimat fanden. In diesem, im Jahre 1709/10 durch die Pest entvölkerten Land hatte Friedrich Wilhelm I 1732 Protestanten aus Salzburg, Holland usw. angesiedelt. Mit großem Fleiß, vielen Entbehrungen und großer Zähigkeit haben sie das Land kultiviert und es zu Wohlstand gebracht. Wir haben hier gelebt, es war unser zu Hause. Alles ist nun russisch – und es ist verkommen! Wie mag es hier wohl in hundert oder zweihundert Jahren sein ---
Eine Begegnung
Bericht von Vera Palfner-Rathke[5]
Juli 2015, meine 2. Reise ins ehemalige Ostpreußen mit der Langenfelder
Gruppe von Lilli Janssen. Unser Quartier lag in Tilsit, ich hatte mir ein Taxi bestellen lassen, und ab ging die Fahrt nach dem nicht mehr existierenden Klohnen.
Bei meiner 1. Reise mit meinem Mann und meiner Schwester 1992 gab es ja noch die Sowjetunion und die Klohner Felder wurden von der Kolchose Löbenau aus bearbeitet. Damals war der Weg zum Hof noch gut zu begehen, zwar mit großen Löchern versehen, weshalb der Taxifahrer das Auto an der Straße stehen ließ und wir zu Fuß dorthin gingen. Rechts des Weges waren drei Trecker dabei ein Feld zu pflügen. Als deren Fahrer uns sahen, ließen sie ihre Maschinen stehen, kamen zu uns und fragten nach Wodka, den wir ja nun nicht hatten. Unser Taxifahrer erklärte ihnen wer wir seien und ich zeigte ihnen alte Fotos vom Hof mit allen Gebäuden und uns als Kinder. Sie haben sich alles interessiert angesehen und mit einem Rubelschein für Wodka zogen sie ab.-
Sehr gespannt war ich darauf, wie es dort jetzt wohl aussieht, und bald stand ich wieder an dem Zufahrtsweg. Die Natur hatte sich das Land zurückerobert, nichts war bearbeitet worden und weit und breit herrschte große Stille. Bei Sonnenschein und blühendem Grün ein schöner Anblick. Der Weg völlig zugewachsen, schien ziemlich undurchdringlich. Ich brauchte für die 500 m bis zu der Hofstelle über eine halbe Stunde, es war jedenfalls sehr mühsam. Wenn ich mich nicht so gut ausgekannt hätte wäre es schwierig gewesen sich zu orientieren. Die 1992 noch vorhandenen Trümmerteile der Gebäude waren völlig überwuchert, ein kleines Mauerstück der Hofveranda stand noch da. Ich habe mich so weit wie möglich umgesehen, entdeckte auch den verfallenen Eingang zum Kartoffelkeller und Steine von der Grundmauer.
Ich stand dann auf der etwas erhöhten Stelle des ehemaligen Wohnhauses, sah auf das Brennnessel und Distelfeld des ehemaligen Gartens und entdeckte rechts in Gartennähe ein kleines flaches Haus, das aber nicht mehr bewohnt zu sein schien. Ich hoffte von da aus leichter zur Straße zu kommen und machte mich langsam auf den Weg dahin. Dann sah ich in dieser völlig menschenleeren verlassenen Gegend von der anderen Seite einen Mann kommen, der wohl auch zur Straße wollte. Ich grüßte, er auch, Verständigung mit Händen und Füßen, ich bedeutete ihm “mein Taxi dort“, und wir gingen auf diesem besseren Weg gemeinsam zur Straße. Sein Auto stand da, ich sollte unbedingt einsteigen, und er fuhr mit mir bis zum Taxi. So hatte ich ja nun mit dem auch deutsch sprechenden Fahrer einen Dolmetscher. Der Mann fragte ob ich schon einmal hier gewesen sei und ich sagte 1992 mit Mann und Schwester. Er sah mich groß an und sagte er sei einer der damaligen Treckerfahrer. Er konnte sich noch gut an die Bilder erinnern, auch daran dass ich auf einem der Fotos zu sehen war und zeichnete meinem Fahrer die Lage der damaligen Gebäude in den Straßensand. Was für eine Begegnung! Wir drei meinten, das müsse mehr als Zufall sein.
Er begleitete mich dann noch zum Friedhof, bahnte mir den Weg. Dort war alles so zugewachsen, überall Bäume und Gesträuch, ich hätte unseren Platz alleine nicht gefunden. Einen Stein, der 1992 schon umgekippt dalag konnte ich an der Form erkennen, einen weiteren konnte ich nicht identifizieren. Er nahm einen Stock und kratzte so lange bis die Schrift zu lesen war, es war der Grabstein der ersten Palfners, die 1771 den Hof gekauft hatten. Wir gingen zurück zum Auto, er erzählte dort unter anderem, dass sein Vater vor 70 Jahren in diese Kolchose gekommen sei und er ja auch hier geboren ist und dies doch unser beider Heimat sei. Große Umarmung, er fuhr davon und ich machte mich auf den Weg zur Inster.
Jetzt 2017 die gleiche Reise, und wieder mit einem Taxi nach Klohnen. Diesmal in Begleitung eines Mitreisenden. Ich hatte ja vor 2 Jahren diesen Mann fotografiert, jetzt sein Bild ausgedruckt und ebenso ein Foto der drei Treckerfahrer von 1992. Ich wollte durch meinen Fahrer in Löbenau, der ehemaligen Kolchose, nach diesem Mann fragen lassen. Mein Taxifahrer zeigte einer Passantin das Foto und siehe da, wir parkten direkt vor dem Haus des gesuchten. Dieser stand auch gerade auf dem Hof, erkannte mich gleich und auf beiden Seiten war die Freude groß. Wir sollten ins Haus kommen, eine Tasse Kaffee trinken und dank Iwan, dem dolmetschenden Taxifahrer war es eine interessante Stunde von „Grischas“ Leben zu erfahren. Großer Abschied, dann ging es weiter nach Klohnen.
gez. Vera Palfner-Rathke
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Ausgabe der Fußnotenliste:
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- ↑ Gezeichnet von Hans-Siegfried Ebner
- ↑ Roßwerk/Göpel, Artikel Göpel. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. 04.12.2014)
- ↑ Pferdegöpel im Museum am Kiekeberg (Rosengarten-Ehestorf bei Hamburg), Artikel Pferdegöpel. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (04.12.2014)
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Die Zustimmung zur Veröffentlichung dieser Ausführungen in GenWiki liegt von der Rechteinhaberin/Autorin, Vera Palfner-Rathke, schriftlich vom 07.10.2018 vor.