Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/13: Unterschied zwischen den Versionen

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werden von den Gemeinden bezogen. Das Verhältnis zwischen den Deutschen und den sie umwohnenden anderen Nationen ist ein durchaus friedliches, und die in den dreißiger Jahren eingewanderten und um sie her angesiedelten Bulgaren-Kolonisten suchen den Deutschen nachzuahmen. So haben sie sich schon statt ihrer türkischen Büffel-Karren deutsche Fuhrwerke angeschafft und den Turban abgelegt; aber an ihrer nationalen Sprache und Tracht halten Deutsche und Bulgaren mit eiserner Zähigkeit fest. Bessarabien ist ein Brodland, und jeder seiner Einwohner findet bei Fleiß und ordentlichem Leben sein Auskommen.
werden von den Gemeinden bezogen. Das Verhältnis zwischen den Deutschen und den sie umwohnenden anderen Nationen ist ein durchaus friedliches, und die in den dreißiger Jahren eingewanderten und um sie her angesiedelten Bulgaren-Kolonisten suchen den Deutschen nachzuahmen. So haben sie sich schon statt ihrer türkischen Büffel-Karren deutsche Fuhrwerke angeschafft und den Turban abgelegt; aber an ihrer nationalen Sprache und Tracht halten Deutsche und Bulgaren mit eiserner Zähigkeit fest. Bessarabien ist ein Brodland, und jeder seiner Einwohner findet bei Fleiß und ordentlichem Leben sein Auskommen.
 
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===3. Seelennoth===
===3. Seelennoth===
In religiöser und kirchlicher Beziehung waren die bessarabischen Deutschen zur Zeit ihrer Ansiedlung ein in den polnischen Wäldern sehr verkommenes Volk, einige Alte ausgenommen, in denen noch ein Kern der Gottseligkeit aus Deutschland lag, aber die in Polen mit Herrnhutischen Diaspora-Arbeitern waren bekannt geworden. Man fühlte zwar das Bedürfnis eines gemeinsamen öffentlichen Gottesdienstes, richtete deshalb gleich eine Kolonistenstube oder besondere Erdbude dazu ein, und stellte einen Mann als Schullehrer ein, der lesen und etwas kritzeln konnte und den Gottesdienst leiten und im Winter Schule halten mußte. Aber mit welcher Gleichgültigkeit kam man zum Gottesdienste! Unter leichsinnigem Geplauder und Scherz, das Gesangbuch unter dem Arm und die Pfeife rauchend versammelte man sich z.B. in Majolarosslawetz, und paffte auch im Versammlungssaal fort, bis ein aler, ehrlicher und dazu wohlhabender Schwabe in die Erdbude eintrat und in seinem eigenthümlichen Dialekt ausrief: „Pfife us 'em Mul! mi sind in de Kille;“ (Pfeifen aus dem Maul! wir sind in der Kirche). Auf solches Kommando waren natürlich alle Gewehre im Augenblick bei Fuß oder in Tasche, und es folgte Gesang, Gebet, Predigt, Kirchengebet, Vaterunser, Segen und Schlußgesang. Den übrigen Theil des Sonntags brachte man mit Schlaf, Geschwätz und Tanz in der Schenkbude zu. Von Kinderlehre und Nachmittagsgottesdienst wußte man in den meisten Kolonien nichts. Keinen großen Anstoß erregte es, wenn auch manche Schullehrer in öffentlichen Lastern lebten. So stand in Kulm, Fl. eine Reihe von Jahren, bekannt als argen Trunkenbold, der oft im Rausche Kleiner's Hirtenstimme
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{{NE}} In religiöser und kirchlicher Beziehung waren die bessarabischen Deutschen zur Zeit ihrer Ansiedlung ein in den polnischen Wäldern sehr verkommenes Volk, einige Alte ausgenommen, in denen noch ein Kern der Gottseligkeit aus Deutschland lag, aber die in Polen mit Herrnhutischen Diaspora-Arbeitern waren bekannt geworden. Man fühlte zwar das Bedürfnis eines gemeinsamen öffentlichen Gottesdienstes, richtete deshalb gleich eine Kolonistenstube oder besondere Erdbude dazu ein, und stellte einen Mann als Schullehrer ein, der lesen und etwas kritzeln konnte und den Gottesdienst leiten und im Winter Schule halten mußte. Aber mit welcher Gleichgültigkeit kam man zum Gottesdienste! Unter leichsinnigem Geplauder und Scherz, das Gesangbuch unter dem Arm und die Pfeife rauchend versammelte man sich z.B. in Majolarosslawetz, und paffte auch im Versammlungssaal fort, bis ein aler, ehrlicher und dazu wohlhabender Schwabe in die Erdbude eintrat und in seinem eigenthümlichen Dialekt ausrief: „Pfife us 'em Mul! mi sind in de Kille;“ (Pfeifen aus dem Maul! wir sind in der Kirche). Auf solches Kommando waren natürlich alle Gewehre im Augenblick bei Fuß oder in Tasche, und es folgte Gesang, Gebet, Predigt, Kirchengebet, Vaterunser, Segen und Schlußgesang. Den übrigen Theil des Sonntags brachte man mit Schlaf, Geschwätz und Tanz in der Schenkbude zu. Von Kinderlehre und Nachmittagsgottesdienst wußte man in den meisten Kolonien nichts. Keinen großen Anstoß erregte es, wenn auch manche Schullehrer in öffentlichen Lastern lebten. So stand in Kulm, Fl. eine Reihe von Jahren, bekannt als argen Trunkenbold, der oft im Rausche Kleiner's Hirtenstimme

Aktuelle Version vom 21. Dezember 2013, 08:59 Uhr

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Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
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werden von den Gemeinden bezogen. Das Verhältnis zwischen den Deutschen und den sie umwohnenden anderen Nationen ist ein durchaus friedliches, und die in den dreißiger Jahren eingewanderten und um sie her angesiedelten Bulgaren-Kolonisten suchen den Deutschen nachzuahmen. So haben sie sich schon statt ihrer türkischen Büffel-Karren deutsche Fuhrwerke angeschafft und den Turban abgelegt; aber an ihrer nationalen Sprache und Tracht halten Deutsche und Bulgaren mit eiserner Zähigkeit fest. Bessarabien ist ein Brodland, und jeder seiner Einwohner findet bei Fleiß und ordentlichem Leben sein Auskommen.

3. Seelennoth

       In religiöser und kirchlicher Beziehung waren die bessarabischen Deutschen zur Zeit ihrer Ansiedlung ein in den polnischen Wäldern sehr verkommenes Volk, einige Alte ausgenommen, in denen noch ein Kern der Gottseligkeit aus Deutschland lag, aber die in Polen mit Herrnhutischen Diaspora-Arbeitern waren bekannt geworden. Man fühlte zwar das Bedürfnis eines gemeinsamen öffentlichen Gottesdienstes, richtete deshalb gleich eine Kolonistenstube oder besondere Erdbude dazu ein, und stellte einen Mann als Schullehrer ein, der lesen und etwas kritzeln konnte und den Gottesdienst leiten und im Winter Schule halten mußte. Aber mit welcher Gleichgültigkeit kam man zum Gottesdienste! Unter leichsinnigem Geplauder und Scherz, das Gesangbuch unter dem Arm und die Pfeife rauchend versammelte man sich z.B. in Majolarosslawetz, und paffte auch im Versammlungssaal fort, bis ein aler, ehrlicher und dazu wohlhabender Schwabe in die Erdbude eintrat und in seinem eigenthümlichen Dialekt ausrief: „Pfife us 'em Mul! mi sind in de Kille;“ (Pfeifen aus dem Maul! wir sind in der Kirche). Auf solches Kommando waren natürlich alle Gewehre im Augenblick bei Fuß oder in Tasche, und es folgte Gesang, Gebet, Predigt, Kirchengebet, Vaterunser, Segen und Schlußgesang. Den übrigen Theil des Sonntags brachte man mit Schlaf, Geschwätz und Tanz in der Schenkbude zu. Von Kinderlehre und Nachmittagsgottesdienst wußte man in den meisten Kolonien nichts. Keinen großen Anstoß erregte es, wenn auch manche Schullehrer in öffentlichen Lastern lebten. So stand in Kulm, Fl. eine Reihe von Jahren, bekannt als argen Trunkenbold, der oft im Rausche Kleiner's Hirtenstimme