Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/18: Unterschied zwischen den Versionen

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hier, bis Lindl die Predigt mit Amen schloß und die Gemeinde  
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aufstand. Jetzt erst wurde er gewahr, in welcher Stellung und wo er sich befand, und ganz verschämt stand er auf und trat wieder an die Thür. Von dieser Zeit gehörte er der evangelischen Kirche an. Der Sonntag wurde regelmäßig so gefeiert: Morgens früh Frühlehre, Abends Abendbetrachtung mit Gebet im Betsaale. Während der Kinderlehre versammelten sich die Leute in verschiedenen Häuser und erbauten sich in Gotteswort und gemeinschaftlichem Gebet, oder wohnten der Kinderlehre bei. Nach der Kinderlehre machte die Jugend, wenn die Witterung günstig war, vom Betsaal aus, Arm an Arm in langen Reihen, ein geistliches Lied singend, einen Spaziergang durch die Kolonie, die Jünglinge nach dieser, die Jungfrauen nach einer andren Richtung. Eine Strecke vor der Kolonie setzten sie sich im Grünen und sangen noch einige Verse, lasen ein Kapitel, einer der ältesten sprach ein freies Gebet knieend, auf welches ein Schlußgesang folgte und alles ruhig nach Hause ging. In der Woche war jeden Tag Morgen- und Abendgebet im Betsaale. Das heilige Abendmahl feierte Lindl mit der Gemeinde einfach und in beiderlei Gestalt, wie die evangelische Kirche, nur daß er dabei manchmal auf dem schwarzen Talar ein weißes Meßkleid trug, der eingzige Gegenstand, welcher an die römisch-katholische Kirche erinnerte. Ebenso war die Taufe und Confirmation rein evangelisch und die Trauung und Begräbnisfeier ganz einfach. Die Hochzeit wurde mit einem stillen Mahle abgeschlossen. Die Grundzüge in Lindls Predigten waren Buße, Rechtfertigung allein durch den Glauben an Jesum den Gekreuzigten, Rengeburt aus dem heiligen Geist, Heiligung, Liebe, Gottseligkeit, Gebet und Bereitschaft auf die bevorstehende Wiederkunft des Herrn. Er hatte zwar eine besondere Vorliebe zum prophetischen Wort der heiligen Schrift; seine Ansicht über die baldige Wiederkunft des Herrn beruhte jedoch nicht auf eigene Meinung, sondern auf der apokalyptischen Auslegung und Berechnung Bengels, wie bei vielen Gläubigen
aufstand. Jetzt erst wurde er gewahr, in welcher Stellung  
und wo er sich befand, und ganz verschämt stand er auf und trat  
wieder an die Thür. Von dieser Zeit gehörte er der evangelischen  
Kirche an. Der Sonntag wurde regelmäßig so gefeiert:  
Morgens früh Frühlehre, um 10 Uhr Hauptgottesdienst, um
2 Uhr Kinderlehre, Abends Abendbetrachtung mit Gebet im  
Betsaale. Während der Kinderlehre versammelten sich die Leute  
in verschiedenen Häuser und erbauten sich in Gotteswort und  
gemeinschaftlichem Gebet, oder wohnten der Kinderlehre bei.  
Nach der Kinderlehre machte die Jugend, wenn die Witterung  
günstig war, vom Betsaal aus, Arm an Arm in langen Reihen,  
ein geistliches Lied singend, einen Spaziergang durch die Kolonie,  
die Jünglinge nach dieser, die Jungfrauen nach einer  
andren Richtung. Eine Strecke vor der Kolonie setzten sie sich  
im Grünen und sangen noch einige Verse, lasen ein Kapitel,  
einer der ältesten sprach ein freies Gebet knieend, auf welches  
ein Schlußgesang folgte und alles ruhig nach Hause ging. In  
der Woche war jeden Tag Morgen- und Abendgebet im Betsaale.  
Das heilige Abendmahl feierte Lindl mit der Gemeinde  
einfach und in beiderlei Gestalt, wie die evangelische Kirche,  
nur daß er dabei manchmal auf dem schwarzen Talar  
ein weißes Meßkleid trug, der eingzige Gegenstand, welcher an die  
römisch-katholische Kirche erinnerte. Ebenso war die Taufe und  
Confirmation rein evangelisch und die Trauung und Begräbnisfeier  
ganz einfach. Die Hochzeit wurde mit einem stillen  
Mahle abgeschlossen. Die Grundzüge in Lindls Predigten waren  
Buße, Rechtfertigung allein durch den Glauben an Jesum  
den Gekreuzigten, Neugeburt aus dem heiligen Geist, Heiligung,  
Liebe, Gottseligkeit, Gebet und Bereitschaft auf die bevorstehende  
Wiederkunft des Herrn. Er hatte zwar eine besondere  
Vorliebe zum prophetischen Wort der heiligen Schrift; seine  
Ansicht über die baldige Wiederkunft des Herrn beruhte jedoch  
nicht auf eigene Meinung, sondern auf der apokalyptischen  
Auslegung und Berechnung Bengels, wie bei vielen Gläubigen

Aktuelle Version vom 2. Dezember 2013, 17:08 Uhr

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Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
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lauter seligen Engeln fühlte. So trat z.B. einmal während des Gottesdienstes ein alter, katholischer Greis, Dombrowsky aus Krasna mit silberweißem Haar in den Bethsaal, und wurde von dem, was er sah und hörte, so ergriffen, daß er unwillkürlich an der Thür niederkniete und ohne ein Auge von Lindl zu verwenden, sich selbst vergessend, allmählich der Kanzel zurutschte, bis er an die Altarstufen kam. Kniend verharrte er hier, bis Lindl die Predigt mit Amen schloß und die Gemeinde aufstand. Jetzt erst wurde er gewahr, in welcher Stellung und wo er sich befand, und ganz verschämt stand er auf und trat wieder an die Thür. Von dieser Zeit gehörte er der evangelischen Kirche an. Der Sonntag wurde regelmäßig so gefeiert: Morgens früh Frühlehre, um 10 Uhr Hauptgottesdienst, um 2 Uhr Kinderlehre, Abends Abendbetrachtung mit Gebet im Betsaale. Während der Kinderlehre versammelten sich die Leute in verschiedenen Häuser und erbauten sich in Gotteswort und gemeinschaftlichem Gebet, oder wohnten der Kinderlehre bei. Nach der Kinderlehre machte die Jugend, wenn die Witterung günstig war, vom Betsaal aus, Arm an Arm in langen Reihen, ein geistliches Lied singend, einen Spaziergang durch die Kolonie, die Jünglinge nach dieser, die Jungfrauen nach einer andren Richtung. Eine Strecke vor der Kolonie setzten sie sich im Grünen und sangen noch einige Verse, lasen ein Kapitel, einer der ältesten sprach ein freies Gebet knieend, auf welches ein Schlußgesang folgte und alles ruhig nach Hause ging. In der Woche war jeden Tag Morgen- und Abendgebet im Betsaale. Das heilige Abendmahl feierte Lindl mit der Gemeinde einfach und in beiderlei Gestalt, wie die evangelische Kirche, nur daß er dabei manchmal auf dem schwarzen Talar ein weißes Meßkleid trug, der eingzige Gegenstand, welcher an die römisch-katholische Kirche erinnerte. Ebenso war die Taufe und Confirmation rein evangelisch und die Trauung und Begräbnisfeier ganz einfach. Die Hochzeit wurde mit einem stillen Mahle abgeschlossen. Die Grundzüge in Lindls Predigten waren Buße, Rechtfertigung allein durch den Glauben an Jesum den Gekreuzigten, Neugeburt aus dem heiligen Geist, Heiligung, Liebe, Gottseligkeit, Gebet und Bereitschaft auf die bevorstehende Wiederkunft des Herrn. Er hatte zwar eine besondere Vorliebe zum prophetischen Wort der heiligen Schrift; seine Ansicht über die baldige Wiederkunft des Herrn beruhte jedoch nicht auf eigene Meinung, sondern auf der apokalyptischen Auslegung und Berechnung Bengels, wie bei vielen Gläubigen