Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/17: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2013, 08:14 Uhr
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durchs Haupthaar dünngedeckten Glaze und einem klaren
Angesichte, das einen gewaltigen Ernst, und doch dabei einen
göttlichen Frieden, eine brennende, wehmüthige Liebe ausdrückte.
Die Stirn war mäßig hoch, aber hell, die Augen mit durchdringendem
Blick schienen ins Röthliche zu spielen, als ob sie
eben geweint hätten. Sein Umgang war freundlich und herablassend,
seine Sprache klang voll und allewege erbaulich und
gesalbt. Ich sah ihn in der Gemeinde öfters Hausbesuche
machen. Auch von den Leuten in Sarata wehete einem ein
wohlthuender Friede und eine zuvorkommende Liebe entgegen,
die alle Rohheit verscheuchte. Der Gottesdienst in dem schönen
geräumigen Betsaale war ergreifend. Letzterer war in Form
der Herrnhutischen Betsäle gebaut, hatte zwei Chöre und einen
schönen, gläsernen Kronleuchter, der von der gewölbähnlichen,
hohen Decke herabhing. Auf dem der Eingangsthüre gegenüberstehenden
Altare, hinter welchem, mit diesen verbunden,
die Kanzel mit einem fast in Lebensgröße gemalten Brustbilde
des Herrn stand, befand sich ein kleines, einfaches, vergoldetes
Crucifix, welches heute noch den Altar der neuen Kirche zu
Sarata ziert, die große Altar-Bibel und ein paar metallene
Leuchter. Das Amtskleid Lindls war ein langer schwarzer
Talar, wie ihn die evangelischen Prediger heute noch tragen,
und eine glatte schwarze Halsbinde, hinter welcher ein ganz
schmales, weißes Streifchen um den Hals hervorragte. Päffchen
trug er nicht. Der einfache im langsamsten Zeitmaß gehaltene
Choralgesang der Gemeinde, die herzlichen Lieder aus dem
Sarater Gesangbuche (Sammlung auserlesener Lieder von der
erlösenden Liebe von J. Goßner), das in jedem Hauptgottesdienst
wiederkehrende Beichtgebet, welches Lindl gewöhnlich an
den Stufen des Altars knieend oder auf dem Angesicht liegend
abhielt, die dabei, wenn auch nicht nach allen Regeln der
musikalischen Kunst gesetzte, von den Chören harmonisch,
mehrstimmig ausgeführte herrliche Liturgie: „Herr, erbarme Dich!“
u.s.w. - „Heilig, Heilig, Heilig,“ u.s.w., an deren Schluß
sich der Pfarrer von den Knien erhob, und die Altarstufen
hinaufsteigend, die erste Zeile des Liedes: „Alles, was Odem
hat, lobe den Herrn,“ anstimmte, in dessen zweite Zeile die
ganze Gemeinde einfiel, darauf die kräftige, auch dem
Einfältigsten verständliche, gesalbte Predigt, das Alles umfassende
Kirchengebet, - kurz, der ganze Gottesdienst von Anfang bis
Ende war für einen Nichtsarater etwas so Unerhörtes und
Anziehendes, daß man sich dabei wie im Himmel und unter