Australische Auswandererbriefe (1934)/34: Unterschied zwischen den Versionen
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Da die Firma sehr gute Preise in der Nachbörse erzielte, gab es drei Wochen später noch einmal pro Buschel 6 Pence Nachschuß. Um aber ganz unabhängig von privaten Unternehmern zu werden, schließen wir uns zu freien Verkaufsgemeinschaften zusammen, die heißen | Da die Firma sehr gute Preise in der Nachbörse erzielte, gab es drei Wochen später noch einmal pro Buschel 6 Pence Nachschuß. Um aber ganz unabhängig von privaten Unternehmern zu werden, schließen wir uns zu freien Verkaufsgemeinschaften zusammen, die heißen „Volunty Wheat Pools“. So machen wir es mit allem, was von der Farm heruntergeht. mit Milch und Eiern, mit Geflügel und Rindvieh. | ||
{{NE}}Im Busch siedeln, wenn man nur seine Hände als Kapital mitbringt, ist ein schweres Ding. Da muß man sich erst ein Sprungbrett suchen. Nur die allertüchtigsten Farmhands kommen aber dazu; die sind ja dann auch auf 50 Meilen in der Runde bekannt; denen greift man unter die Arme. Nimm einmal an, du hast eine Buschfarm von 1.000 Ackern. Arbeitskräfte sind knapp; denn das junge Geschlecht bleibt lieber in der Stadt, als daß es weit in den unkultivierten Busch geht. Es hat bisher trotz allem nur dazu gelangt, 800 Acker urbar zu machen. Du möchtest aber in Zukunft Deinen ganzen Besitz unter dem Pflug haben. Dann machst Du das Deinen Nachbarn kund. Das geht wie ein Lauffeuer hundert Meilen in die Runde. Eines Tages kommt ein Farmer, den Du kennst oder jemand aus Deiner engeren Freundschaft. Der bringt einen sonnengebräunten Gentleman mit, seine anerkannt tüchtige Farmhand. Der hat Lust, Dir Deine 200 Acker Busch zu schmeißen. Ganz offen und ehrlich sagt er Dir - denn bei solcher Geschäften gibt es bei uns kein Heimlichtun -, daß er so 1.000-2.000 Schillinge an der Hand hat, eigen verdient mit seiner Arme Kraft im australischen Busch. Gefällt Dir der Mann, machst Du mit ihm Deinen Pakt. Die Hand voll Zechinen braucht er selber als Lebensunterhalt denn den kann ich ihm nicht auch noch geben. Er kann sofort anfangen, kriegt Bullochsen und Pferde, Wagen, Pflüge, Springkarre, Eggen, Walzen, Forken, Schippen, Spaten, Aexte und was er sonst noch nötig hat, von Dir. Davon steht ja genug in Deinen Schuppen, und froh bist Du, daß Deine Tiere Bewegung kriegen. Traut er sich nicht allein heran, läßt er noch einen Freund nachkommen, aber einen von seinem eigenen Format. Und nun geht es mit dem Abräumen los. Stückweise wird der abgeräumte Platz unter den Pflug genommen. Jede Ernte geht zu zwei Drittel an den Eigentümer; der Rest gehört Deinem Helfer. Hat er mit dem Wetter Glück, schickt er Dir schon nach drei Ernten all Dein Vieh, Deine Maschinen und Deine Geräte zurück. Von seinem Verdienst kauft er sich alles eigen. Dann geht es nach bekanntem Muster fifty-fifty ein paar Ernten weiter. Eines Tages bist Du ihn los. Da hat er selber ein Stück Buschland angekauft und ist Herr auf eigenem Grund; Du aber hast Dir 200 Acker bisher ungenutzten Busches zu Prima-Kulturland umformen lassen. Und das war ja Deine ursprüngliche Absicht. | {{NE}}Im Busch siedeln, wenn man nur seine Hände als Kapital mitbringt, ist ein schweres Ding. Da muß man sich erst ein Sprungbrett suchen. Nur die allertüchtigsten Farmhands kommen aber dazu; die sind ja dann auch auf 50 Meilen in der Runde bekannt; denen greift man unter die Arme. Nimm einmal an, du hast eine Buschfarm von 1.000 Ackern. Arbeitskräfte sind knapp; denn das junge Geschlecht bleibt lieber in der Stadt, als daß es weit in den unkultivierten Busch geht. Es hat bisher trotz allem nur dazu gelangt, 800 Acker urbar zu machen. Du möchtest aber in Zukunft Deinen ganzen Besitz unter dem Pflug haben. Dann machst Du das Deinen Nachbarn kund. Das geht wie ein Lauffeuer hundert Meilen in die Runde. Eines Tages kommt ein Farmer, den Du kennst oder jemand aus Deiner engeren Freundschaft. Der bringt einen sonnengebräunten Gentleman mit, seine anerkannt tüchtige Farmhand. Der hat Lust, Dir Deine 200 Acker Busch zu schmeißen. Ganz offen und ehrlich sagt er Dir - denn bei solcher Geschäften gibt es bei uns kein Heimlichtun -, daß er so 1.000-2.000 Schillinge an der Hand hat, eigen verdient mit seiner Arme Kraft im australischen Busch. Gefällt Dir der Mann, machst Du mit ihm Deinen Pakt. Die Hand voll Zechinen braucht er selber als Lebensunterhalt denn den kann ich ihm nicht auch noch geben. Er kann sofort anfangen, kriegt Bullochsen und Pferde, Wagen, Pflüge, Springkarre, Eggen, Walzen, Forken, Schippen, Spaten, Aexte und was er sonst noch nötig hat, von Dir. Davon steht ja genug in Deinen Schuppen, und froh bist Du, daß Deine Tiere Bewegung kriegen. Traut er sich nicht allein heran, läßt er noch einen Freund nachkommen, aber einen von seinem eigenen Format. Und nun geht es mit dem Abräumen los. Stückweise wird der abgeräumte Platz unter den Pflug genommen. Jede Ernte geht zu zwei Drittel an den Eigentümer; der Rest gehört Deinem Helfer. Hat er mit dem Wetter Glück, schickt er Dir schon nach drei Ernten all Dein Vieh, Deine Maschinen und Deine Geräte zurück. Von seinem Verdienst kauft er sich alles eigen. Dann geht es nach bekanntem Muster fifty-fifty ein paar Ernten weiter. Eines Tages bist Du ihn los. Da hat er selber ein Stück Buschland angekauft und ist Herr auf eigenem Grund; Du aber hast Dir 200 Acker bisher ungenutzten Busches zu Prima-Kulturland umformen lassen. Und das war ja Deine ursprüngliche Absicht. |
Aktuelle Version vom 30. November 2013, 16:39 Uhr
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Da die Firma sehr gute Preise in der Nachbörse erzielte, gab es drei Wochen später noch einmal pro Buschel 6 Pence Nachschuß. Um aber ganz unabhängig von privaten Unternehmern zu werden, schließen wir uns zu freien Verkaufsgemeinschaften zusammen, die heißen „Volunty Wheat Pools“. So machen wir es mit allem, was von der Farm heruntergeht. mit Milch und Eiern, mit Geflügel und Rindvieh.
Im Busch siedeln, wenn man nur seine Hände als Kapital mitbringt, ist ein schweres Ding. Da muß man sich erst ein Sprungbrett suchen. Nur die allertüchtigsten Farmhands kommen aber dazu; die sind ja dann auch auf 50 Meilen in der Runde bekannt; denen greift man unter die Arme. Nimm einmal an, du hast eine Buschfarm von 1.000 Ackern. Arbeitskräfte sind knapp; denn das junge Geschlecht bleibt lieber in der Stadt, als daß es weit in den unkultivierten Busch geht. Es hat bisher trotz allem nur dazu gelangt, 800 Acker urbar zu machen. Du möchtest aber in Zukunft Deinen ganzen Besitz unter dem Pflug haben. Dann machst Du das Deinen Nachbarn kund. Das geht wie ein Lauffeuer hundert Meilen in die Runde. Eines Tages kommt ein Farmer, den Du kennst oder jemand aus Deiner engeren Freundschaft. Der bringt einen sonnengebräunten Gentleman mit, seine anerkannt tüchtige Farmhand. Der hat Lust, Dir Deine 200 Acker Busch zu schmeißen. Ganz offen und ehrlich sagt er Dir - denn bei solcher Geschäften gibt es bei uns kein Heimlichtun -, daß er so 1.000-2.000 Schillinge an der Hand hat, eigen verdient mit seiner Arme Kraft im australischen Busch. Gefällt Dir der Mann, machst Du mit ihm Deinen Pakt. Die Hand voll Zechinen braucht er selber als Lebensunterhalt denn den kann ich ihm nicht auch noch geben. Er kann sofort anfangen, kriegt Bullochsen und Pferde, Wagen, Pflüge, Springkarre, Eggen, Walzen, Forken, Schippen, Spaten, Aexte und was er sonst noch nötig hat, von Dir. Davon steht ja genug in Deinen Schuppen, und froh bist Du, daß Deine Tiere Bewegung kriegen. Traut er sich nicht allein heran, läßt er noch einen Freund nachkommen, aber einen von seinem eigenen Format. Und nun geht es mit dem Abräumen los. Stückweise wird der abgeräumte Platz unter den Pflug genommen. Jede Ernte geht zu zwei Drittel an den Eigentümer; der Rest gehört Deinem Helfer. Hat er mit dem Wetter Glück, schickt er Dir schon nach drei Ernten all Dein Vieh, Deine Maschinen und Deine Geräte zurück. Von seinem Verdienst kauft er sich alles eigen. Dann geht es nach bekanntem Muster fifty-fifty ein paar Ernten weiter. Eines Tages bist Du ihn los. Da hat er selber ein Stück Buschland angekauft und ist Herr auf eigenem Grund; Du aber hast Dir 200 Acker bisher ungenutzten Busches zu Prima-Kulturland umformen lassen. Und das war ja Deine ursprüngliche Absicht.
Ihr seht also, so ganz ohne ist das hier nicht mit dem Auf-die-eigenen-Beine-Kommen. Darum - wer von Deutschland zu uns kommt, soll es sich zehnmal überlegen, ehe er abreißt. Vor allem, meidet die australischen Städte; da geht Ihr ohne allerbeste Beziehungen glatt vor die Hunde.
Sonne über Deutschland lacht
den 2. Februar 1934.
Da habt Ihr uns allen die allergrößte Freude gemacht. Das Bild des Führers hat den Ehrenplatz in der Vorhalle zum Hause, damit jeder aus den ersten Blick sieht, welch frischer Wind hier weht.
An des Führers Buch „Mein Kampf“ studiere ich jeden Abend. Das kann man nicht lesen, das muß man mit Herz und Verstand zugleich als Offenbarung aufnehmen. Czech-Jochbergs Buch aber - Hitler eine deutsche Bewegung - ist edler Wein und Dynamit zugleich. Da taumelt man und springt hellauf vor Begeisterung. Das habe ich unseren Jungmannen auf die Reihe gegeben.
Selbst die Engländer sehen uns jetzt mit anderen Augen an. Und es würde mich gar nicht wundern, wenn mir, wie damals dem Großvater wegen Bismarck ein weißhaariger Engländer auf die Schulter klopfte: „Damned Yong! Euer Hitler ist noch mehr Squarehead als Ihr alle hier zusammen!“
(Schluß)