Niederblockland Nr. 35: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 29. Januar 2014, 11:53 Uhr
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Bremen > Blockland
Einleitung
Niederblockland Nr. 35, Hof in Niederblockland, Gemeinde Blockland, Stadt Bremen
Adresse: Niederblockland Haus Nr. 35 (Hemmstraße, Hof Kapelle). Lage auf der Höfekarte anzeigen.
Geschichte des Hofes
Allgemein
Auf halbem Wege zwischen dem Findorff (der jetzigen Bundesautobahn) und damit dem ersten zur Wasserhorster Kirchengemeinde gehörigen Gehöft von Geerken - und dann der Schleuse und Gaststätte Dammsiel am Wümmedeich, liegt auf einer Warft der jetzt verfallene Hof "Kapelle". Dort befand sich ein kleines Gotteshaus, eben die Kapelle, die aber nach einer Urkunde aus dem Jahr 1336 damals schon nicht mehr bestand. Eine Sage erzählt, dass deren Glocke noch jetzt tief versunken in einem Graben in der Nähe läge.
Die Mordtat in Niederblockland:
Georg Garbade berichtet in seinem Buch Heimatgeschichte des Blocklandes aus dem Jahr 1995 auf Seite 74-77:
"An der Hemmstraße bei Hermann Geerken, Niederblockland 37, und Lür Geerken waren schon öfter Polen zum Plündern gewesen. Hier hatte es auch schon Schießereien gegeben. ...... Am 20 November 1945, einen Tag vor Buß- und Bettag, waren die Familien Flothmeier - Hamelmann an der Blocklander Hemmstraße 35 um 22 Uhr ins Bett gegangen, kurz vor Mitternacht kamen 10 bewaffnete Polen ins Haus, Wilhelm Hamelmann machte Licht.
Dieses Gehöft war mit einer eigenen Stromversorgung ausgestattet. Als alleiniger Überlebender des nun folgenden Massakers berichtet er in einer Broschüre und auf Tonband von dieser Nacht.
Der deutschsprechende Anführer zwang H. mit vorgehaltener Pistole, alle Hausbewohner herbeizuholen. H. erklärte, daß hier nur hilflose Menschen wohnen und was sie haben wollten, sollten sie mitnehmen. Das taten sie auch, forderten dann aber alle auf, in den Keller zu gehen, der Anführer und drei andere kamen ihnen nach. H. wurde aufgefordert zu schwören, daß er sie nicht anzeigen und verfolgen würde, H. war damit einverstanden. Darauf reichte der Anführer einem Nebenmann mit Maschinenpistole eine Handvoll Patronen, die dieser in das Magazin schob. Daraufhin schoß er in die hilflose Menschengruppe, alle wurden mehrmals getroffen, nur H. überlebte schwerverletzt.
Die Mörder verließen den Keller, doch der Anführer kam zurück und überzeugte sich durch Anheben und wieder Fallenlassen des Beines von H. von dem Erfolg seiner schrecklichen Tat. H. konnte sich totstellen und somit überleben. Nach etwa einer Stunde schleppte sich H. aus dem Keller, fand ein Kinderfahrrad und machte sich auf dem Weg zu dem etwa 2 km entfernten Nachbarhof. Die amerikanische Militärregierung wurde unterrichtet und veranlaßte sofortige Überprüfungen von Lagern, worin die Fremdarbeiter noch wohnten. Am Halmer Weg wurde der Verdacht erhärtet und 8 Polen festgenommen. Das weitere ergibt sich aus den Zeitungsberichten.
Aus Polizeiberichten geht hervor, daß 4 Angeklagte am dritten Verhandlungstag, den 27 Februar 1946, zum Tode verurteilt und am 13 Juli 1946 auf dem alten Schießstand an der Neuenlander Straße erschossen wurden. Der Anführer Zygmund Smyth wurde erst am 26 April 1947 gefasst und zu 40 Jahren Zuchthaus verurteilt. Hamelmann hat schon in der Gerichtsverhandung und später nochmals um Gnade für die Angeklagten gebeten. Er wollte die zu Lebenslang Verurteilten und dann Entlassenen sogar in seine Hausgemeinschaft aufnehmen. Die Blocklander konnten solche Gedanken nur schwer verstehen".
Drei Generationen wurden in der Nacht ausgelöscht:
Hofbesitzer Wilhelm Flothmeier und Frau Meta, Obersteuerinspektor i.R. Heinrich Hamelmann und Frau Berta, die Ehefrau Margarethe Hamelmann, die drei Hamelmanschen Töchter Ruth, Martha, Lieschen, das Dienstmädchen Meta Howald, der Knecht Fritz Heitmann, die zu Besuch weilende Frau Beta Gerdes aus Bremen und der jüngerer Sohn Hamelmanns, Willi, der noch in der Tatnacht infolge eines Schläfenschusses starb.
Quellen:
Georg Garbade in seinem Buch Heimatgeschichte des Blocklandes aus dem Jahr 1995 auf Seite 74-77
Berichte aus der Zeitung Weser-Kurier
Der Name Kapelle wird erstmals am 24.05.1336 erwähnt. Zwischen der Kapelle und den Höfen an der Wümme bestanden zeitweise enge Verflechtungen, so daß nicht immer sicher festgestellt werden kann, wo sich die Bewohner aufgehalten haben. Die nachfolgende Aufstellung gründet sich zunächst auf Hoops, dann auf das Kirchenbuch, soweit ausdrücklich als Wohnort "Kapelle" angegeben ist.
Chronologische Dokumentation
1336: am 24.05. wird der Hof erstmals erwähnt
1739: lfd. Nr. 50: 6 Pferde, 5 Hornvieh, 4 Fächer Haus, 2 Fächer Scheune, 16 Morgen von Dr. Meyer und Bürgermeister v. Büren, 8 Morgen von H. Baumeister und der Blocklander Bauernschaft. 16 Morgen Erbland
1741: Hausbau
1812: Bau eines Backhauses
1945: am 20.11. wird der Hof von plündernden Polen überfallen, es gab 12 Tote
1949: Wilhelm Hamelmann verkauft den Hof
1997: der Hof wird abgerissen
Generationenfolge
Geuers
Hinrik Geuers
* keine weiteren Daten bekannt
- um 1594 erwähnt
Gartelmann
Frerk Gartelmann Wwe.
* keine weiteren Daten bekannt
- um 1642 erwähnt
Warneken
Didrich Warneken
* keine weiteren Daten bekannt
- um 1668 erwähnt
Harjes
Hermann Harjes
* keine weiteren Daten bekannt
- um 1715 erwähnt
Kropp
Arend Kropp
* keine weiteren Daten bekannt
- um 1735 erwähnt
Kropp-Harjes-Garbade
Metje Kropp
* keine weiteren Daten bekannt
- Tochter von Arend Kropp
oo (nicht bekannt)
Harm Harjes
* 1700 (nicht bekannt)
† 30.03.1770 Niederblockland
oo (nicht bekannt)
Hille Garbade
* 30.10.1720 Wasserhorst Nr. 2
† 30.04.1762 Niederblockland
- Tochter von Albert Garbade und von Alke Garbade aus Wasserhorst Nr. 2
Harjes
Dierk Harjes
* keine weiteren Daten bekannt
- um 1739 erwähnt
Harjes
Harmen Harjes
* 1734 Niederblockland
† 10.02.1793 Niederblockland
- blieb Ledig, Erbin seine Tante
Harjes-Bavendam
Anna Harjes
* keine weiteren Daten bekannt
oo (nicht bekannt)
Johann Bavendam
* keine weiteren Daten bekannt
Bavendam-Harjes
Johann Bavendam
* keine weiteren Daten bekannt
oo (nicht bekannt)
Beke Harjes
* Niederblockland Nr. 5 keine weiteren Daten bekannt
Bavendam-Sinning
Frerich Bavendam
* 28.05.1780 Niederblockland
† 09.05.1838 Niederblockland
oo (nicht bekannt)
Hille Sinning
* 01.04.1784 Wasserhorst Nr. 1
† 29.10.1853 Niederblockland
Bavendam-Garbade-Raschen-Raschen-Meyer
Gesche Bavendam
* 10.07.1816 Niederblockland
† 09.05.1838 Niederblockland
oo 23.06.1842 Wasserhorst
Berend Garbade
* 1811 Niederblockland Nr. 19
† (nicht bekannt) Niederblockland
oo 15.02.1856 (2.Ehe) Niederblockland Nr. 32
Wubke Raschen
* 09.11.1823 Niederblockland Nr. 11
† 10.05.1862 Niederblockland
- Tochter von Johann Raschen und Anna Geils aus Niederblockland Nr. 11
oo 26.06.1863 (3.Ehe) Niederblockland Nr. 32
Anna Raschen
* 06.01.1829 Niederblockland Nr. 11
† 20.03.1866 Niederblockland
- Tochter von Johann Raschen und Anna Geils aus Niederblockland Nr. 11
oo 15.02.1870 (4.Ehe) Niederblockland 35
Margarethe Meyer
* 10.04.1836 Torfmoor
† 14.11.1906 Niederblockland
- Tochter von Johann Meyer und Margarethe Viebrock aus Torfmoor
Garbade
Frerk Garbade
* 28.04.1849 Niederblockland
† 18.12.1930 Niederblockland
- 1900 Hofübergabe an seine Halbschwester
Garbade-Flothmeier
Meta Garbade
* 10.04.1878 Niederblockland
† 21.11.1945 Niederblockland
oo 1900 Wasserhorst
Friedrich Wilhelm Flothmeier
* 14.10.1873 Niederblockland Nr. 11
† 21.11.1945 Niederblockland
- Sohn von Wilhelm Heinrich Flothmeier und Metta Kropp aus Niederblockland Nr. 11
Flothmeier-Hamelmann-Pretor
Margarete Flothmeier
* 19.05.1906 Niederblockland
† 21.11.1945 Niederblockland
oo 30.09.1927 Wasserhorst
Friedrich Wilhelm Hamelmann
* 21.06.1902 Walle-Bremen
† 18.10.1979 Wildeshausen
oo 1946 (2.Ehe) (nicht bekannt)
Edeltraud Pretor
* 04.02.1922 (nicht bekannt)
† 26.11.1973 Wildeshausen