Platjenwerbe Nr.28: Unterschied zwischen den Versionen

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== Einleitung ==
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'''{{PAGENAME}}''', Hof in [[Platjenwerbe]], jetzt Gemeinde [[Ritterhude]], Kreis Osterholz, Niedersachsen. <br> '''Adreesse''': [http://wiki-de.genealogy.net/Auetalweg_in_Platjenwerbe#Haus_Nr.14_.28Jachens.2C_Kalski.29 Auetalweg 14]
'''{{PAGENAME}}''', Hof in [[Platjenwerbe]], jetzt Gemeinde [[Ritterhude]], Kreis Osterholz, Niedersachsen. <br> '''Adreesse''': [http://wiki-de.genealogy.net/Auetalweg_in_Platjenwerbe#Haus_Nr.14_.28Jachens.2C_Kalski.29 Auetalweg 14]. {{Ortskarte|karte=platjenwerbe|53.186676|8.681157}}
   
   
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== Geschichte des Hofes ==
== Geschichte des Hofes ==
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<small>Ritterschaftliches Archiv, Akten Nr.508 (8)</small><br>
<small>Ritterschaftliches Archiv, Akten Nr.508 (8)</small><br>


Im Jahre 1913 wurde das Haus von der bremischen Kaufmannsfamilie Kulenkampff samt seiner Äcker und Weiden - insgesamt 5 Morgen Land - von der Stelle des Hinrich Hasselmann erworben. In dem reizvolen Gelände des Auetal-Weg errichtete er sich einen Sommersitz im Schweizer Stil, so wie es damals en vogue war. Das kleine und der Landschaft angepaßte Niedersachsenhaus diente fortan als Wirtschafshaus. Erst im Jahre 1938 wurde der Besitz nicht mehr intensiv genutzt, das Haus wurde weitgehend sich selbst überlassen und 1955 verkauft. Wie schön die Lage des Hauses ist zeigt eine kleine Begebenheit: Eine Tochter der Familie Kulenkampff behielt sich nach dem Verkauf des gesamten Areals über mehrere Jahre das Recht vor, ein Zimmer des Reetdachhauses als Sommerwohnung zu nutzen.<br>
Im Jahre 1913 wurde das Haus von der bremischen Kaufmannsfamilie Kulenkampff samt seiner Äcker und Weiden - insgesamt 5 Morgen Land - von der Stelle des Hinrich Hasselmann erworben. In dem reizvollen Gelände des Auetal-Weges errichtete er sich einen Sommersitz im Schweizer Stil, so wie es damals en vogue war. Das kleine und der Landschaft angepaßte Niedersachsenhaus diente fortan als Wirtschafshaus. Erst im Jahre 1938 wurde der Besitz nicht mehr intensiv genutzt, das Haus wurde weitgehend sich selbst überlassen und 1955 verkauft. Wie schön die Lage des Hauses ist zeigt eine kleine Begebenheit: Eine Tochter der Familie Kulenkampff behielt sich nach dem Verkauf des gesamten Areals über mehrere Jahre das Recht vor, ein Zimmer des Reetdachhauses als Sommerwohnung zu nutzen.<br>


1955 wurde das Haus von dem Ehepaar Jachens erworben. Im Laufe der Jahre entwickelte es sich als kleines aber feines Dorfmuseum - wenn man durch die Tür ins Innere trat, war man umgeben von der Aura vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte. Margret Jachens sammelte ab den 70er Jahren Geschirr, Küchenutensilien, Handwerkszeug, Bekleidungsstücke und vieles mehr - und das über einen Zeitraum von 30 Jahren. Im Jahre 2003 wurde die gesamte Sammlung an das Museumsdorf Cloppenburg übergeben und befindet sich dort in guter Gesellschaft zur Schraderschen Schmiede aus Platjenwerbe<br>
1955 wurde das Haus von dem Ehepaar Jachens erworben. Im Laufe der Jahre entwickelte es sich als kleines aber feines Dorfmuseum - wenn man durch die Tür ins Innere trat, war man umgeben von der Aura vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte. Margret Jachens sammelte ab den 70er Jahren Geschirr, Küchenutensilien, Handwerkszeug, Bekleidungsstücke und vieles mehr - und das über einen Zeitraum von 30 Jahren. Im Jahre 2003 wurde die gesamte Sammlung an das Museumsdorf Cloppenburg übergeben und befindet sich dort in guter Gesellschaft zur Schraderschen Schmiede aus Platjenwerbe<br>
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'''1820-1846''' (''Langenholz-Theilung'')<br>:
'''1820-1846''' (''Langenholz-Theilung''):<br>
Im Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe wird unter der Ordnungs-Nr. 17 Johann Hedler aufgeführt. In einer weiteren späteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß finden wir unter der Ordnungs-Nr. 17 Marten Fechtmann.
Im Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe wird unter der Ordnungs-Nr. 17 Johann Hedler aufgeführt. In einer weiteren späteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß finden wir unter der Ordnungs-Nr. 17 Marten Fechtmann.
In den Abfindungstabellen ist vermerkt, was jeder Interessent wirklich aus der Gemeinheitsteilung an Schullenstich erhalten hat. Unter der Ordnungsnummer 17 sind für Marten Fechtmann, jetzt Johann Hedler, die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben:<br>
In den Abfindungstabellen ist vermerkt, was jeder Interessent wirklich aus der Gemeinheitsteilung an Schullenstich erhalten hat. Unter der Ordnungsnummer 17 sind für Marten Fechtmann, jetzt Johann Hedler, die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben:<br>
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===Bruns-Lürssen===
===Bruns-Lürssen===


[http://www.ortsfamilienbuecher.de/famreport.php?ofb=lesum&ID=002207&nachname=BRUNS&lang=de Dirich '''Bruns'''] </big> <br> * 1701 Platjenwerbe <br> + 1769 Platjenwerbe <br>  
[http://www.ortsfamilienbuecher.de/famreport.php?ofb=lesum&ID=I002207&nachname=BRUNS&lang=de Dirich '''Bruns'''] </big> <br> * 1701 Platjenwerbe <br> + 1769 Platjenwerbe <br>  
:Sohn von Johann Bruns und Armgard Haßhagen aus Platjenwerbe <br>
:Sohn von Johann Bruns und Armgard Haßhagen aus Platjenwerbe <br>


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===Bruns-Werkmeister-Seebeck===
===Bruns-Werkmeister-Seebeck===
[http://www.ortsfamilienbuecher.de/famreport.php?ofb=lesum&ID=I003821&nachname=BRUNS&lang=de Harm '''Bruns'''] <br> </big> * 1740 Platjenwerbe <br> + 1797 Platjenwerbe <br>  
<big>[http://www.ortsfamilienbuecher.de/famreport.php?ofb=lesum&ID=I003821&nachname=BRUNS&lang=de Harm '''Bruns'''] <br> </big> * 1740 Platjenwerbe <br> + 1797 Platjenwerbe <br>  
:Köthner in Platjenwerbe <br>
:Köthner in Platjenwerbe <br>


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:Rechtsanwalt in Bremen (Adreßbuch 1928), Erwerbe der Hofstelle einschließlich Ländereien 1913<br>
:Rechtsanwalt in Bremen (Adreßbuch 1928), Erwerbe der Hofstelle einschließlich Ländereien 1913<br>
:Die Witwe Marie wohnt 1938 in dem Neubau in Platjenwerbe 28a, das alte Haus wurde vermietet.<br>
:Die Witwe Marie wohnt 1938 in dem Neubau in Platjenwerbe 28a, das alte Haus wurde vermietet.<br>
 
:Weitere Informationen unter "Ergänzende Angaben" weiter unten
 
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</big>[[Datei:Pl 28 Im Auetal Ostern 2012.JPG|thumb|right|400px|Ostern 2012, Quelle: Gerda Zeisberger, Ritterhude]]
</big>[[Datei:Pl 28 Im Auetal Ostern 2012.JPG|thumb|right|300px|Ostern 2012, <small>Quelle: Gerda Zeisberger, Ritterhude</small>]]




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===Jachens===
===Jachens===
 
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<big> Familie Gerhard '''Jachens'''</big><br>
<big> Familie Gerhard '''Jachens'''</big><br>
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==Ergänzende Angaben==
==Ergänzende Angaben==
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'''''Frau Margarethe Jachens berichtet (2012):'''''  
'''''Frau Margarethe Jachens berichtet (2012):''''' <br>
In unserem jetzigen Hause wohnte die Familie Kulenkampff-Pauli, eine Bremer Kaufmannsfamilie. Sie kaufte im Jahre 1910 etwa den gesamten Besitz von dem Köthner Hasselmann im Auetal mit dem kleinen Strohdachhaus. Etwas zurück baute sich der Kaufmann ein üppiges Sommerhaus, wo er mit Kindern und zahlreichen Angestellten einzog. Das Haus wurde aufwendig mit viel Holz gebaut. Es hatte etwa 22 kleine Räume. Es waren Fremdenzimmer, ein riesiger Raum in der Mitte des Hauses gelegen, mit Treppe nach oben, die sogenannte Halle. Von außen verzierten hübsche Erker rund herum das Haus.
In unserem jetzigen Hause wohnte die Familie Kulenkampff-Pauli, eine Bremer Kaufmannsfamilie. Sie kaufte im Jahre 1910 etwa den gesamten Besitz von dem Köthner Hasselmann im Auetal mit dem kleinen Strohdachhaus. Etwas zurück baute sich der Kaufmann ein üppiges Sommerhaus, wo er mit Kindern und zahlreichen Angestellten einzog. Das Haus wurde aufwendig mit viel Holz gebaut. Es hatte etwa 22 kleine Räume. Es waren Fremdenzimmer, ein riesiger Raum in der Mitte des Hauses gelegen, mit Treppe nach oben, die sogenannte Halle. Von außen verzierten hübsche Erker rund herum das Haus.


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Die alte Frau Voigt war Mitinhaberin des damals gegründeten Insel-Verlages. Diese Leute sind alle beschrieben in den Büchern „Sommer in Lesmona“ und die „Goldene Wolke“. Frau Voigt hatte vier Kinder. Ursula Voigt, unverheiratet, arbeitete im Graphischen Kabinett. Erika Voigt ging nach Amerika, Marie-Luise Voigt, später Frau Borchardt, übersetzte Bücher. Peter Voigt starb in der Schweiz.
Die alte Frau Voigt war Mitinhaberin des damals gegründeten Insel-Verlages. Diese Leute sind alle beschrieben in den Büchern „Sommer in Lesmona“ und die „Goldene Wolke“. Frau Voigt hatte vier Kinder. Ursula Voigt, unverheiratet, arbeitete im Graphischen Kabinett. Erika Voigt ging nach Amerika, Marie-Luise Voigt, später Frau Borchardt, übersetzte Bücher. Peter Voigt starb in der Schweiz.


Als Frau Voigt im 74. Lebensjahre starb, hielt Rudolf Alexander Schröder die Leichenrede, in der großen Halle hier im Hause war sie aufgebahrt. Frau Kuhlenkampff ist über 80 Jahre alt geworden, Rechtsanwalt Kulenkampff starb früh, im Jahr 1937.
Als Frau Voigt im 74. Lebensjahre starb, hielt Rudolf Alexander Schröder die Leichenrede, in der großen Halle hier im Hause war sie aufgebahrt. Frau Kulenkampff ist über 80 Jahre alt geworden, Rechtsanwalt Kulenkampff starb früh, im Jahr 1937.<br>
 
 


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[[Datei:Pl 28.1 um 1952 Kulenk-Pauli Blick von Strasse.jpeg|thumb|left|300px|von der Straße aus gesehen]]
[[Datei:Pl 28.1 um 1952 Kulenk-Pauli Blick Garten.jpeg|thumb|right|300px|Eingangsseite, Blick in den Garten]]
[[Datei:Pl 28.1 um 1952 Kulenk-Pauli Blick Eingang.jpeg|thumb|left|300px|der Eingangsbereich]]
[[Datei:Pl 28.1 um 1952 Kulenk-Pauli Blick Grubert.jpeg|thumb|right|300px|vom Auetal aus gesehen]]
Wie bereits geschildert, wurde auch das Sommerhaus vermietet. Vom 1. Januar 1951 bis Mai 1954 wohnte dort im Obergeschoß die Familie Helmut E. Wagner aus Halle. Zu dieser Zeit lebten im linken Teil des Erdgeschosses die Witwe Marie-Luise Borchardt mit ihren Kindern Corona, Caspar und Cornelius, auf der rechten Seite die Familie Theil aus Schlesien.
Helmut Wagner hatte vor dem Krieg den weltweiten Alleinvertrieb für die bei der Verarbeitung von Wolle in der Bremer Wollkämmerei in Blumenthal anfallenden Wollfette. Auf der Suche nach einer neuen Existenz konnte er mit der Kämmerei eine neue Vereinbarung treffen und lebte zunächst mit seiner Familie in Platjenwerbe im Auetalweg, 1954 dann in Bremen-Lesum. Wie auf den Fotos (Quelle: W. Wagner) ersichtlich, war der über die gesamte Seite gehende hölzerne Balkon sowie die Gauben und Erker beeindruckend.
Bei der Witwe Marie-Luise Borchardt handelt es sich um die Ehefrau des bekannten und berühmten Schriftstellers, Lyrikers, Übersetzers und Redners  [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Borchardt '''''Rudolf Borchardt'''''], geboren 9. Juni 1877 in Königsberg, gestorben 10. Januar 1945 bei Steinach in Tirol. Weitere Informationen über sein Leben und Schaffen sind im [http://www.lyrik-kabinett.de/index.php?t=3&s=5 ''Rudolf Borchardt Archiv''] und bei der [http://www.rudolf-borchardt.eu/?page_id=15 ''Rudolf Borchardt Gesellschaft''] zu finden. Zu Rudolf Borchardt selbst und der Familie vor der Platjenwerber Zeit finden Sie weitere Informationen [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/243405/ hier]


Wie Frau Jachens schreibt, wurde das Haus vermietet. Vom 1. Januar 1951 bis Mai 1954 wohnte dort im Obergeschoß die Familie Helmut Wagner. Zu dieser Zeit lebten im linken Teil des Erdgeschosses die Witwe Marie-Luise Borchardt mit ihren Kindern Corona, Caspar und Cornelius, auf der rechten Seite die Familie Theil.
Auch der Schriftsteller, Dichter, Architekt und Maler [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Alexander_Schröder ''Rudolf Alexander Schröder''] war oft Gast bei der Familie Borchardt, Marie-Luise war seine Nichte, Tochter seiner Schwester Lina Voigt, die am 29. Juni 1949 im Alter von 75 Jahren in diesem Haus verstarb.  


1920 gründete der Berliner Kunsthändler I.B. Neumann als erste seiner Filialen das [http://www.kunsthandel-werner.de/ ''Graphische Kabinett''] in Bremen, Fedelhören 11. 1922 wurde es von Lina Voigt übernommen, 1925 trat ihr Sohn Peter in die Firma ein und verlegte die Galerie in das Haus Rembertistraße 1A. Nach dem Tod Peter Voigts im Jahr 1950 leitete Ursula Voigt die Galerie. 1970 zum 50jährigen Jubiläum übergab Ursula Voigt die Firma an Wolfgang Werner.


Die [http://grabsteine.genealogy.net/tomb.php?cem=135&tomb=7752&b=V Grabstelle] der Familie befindet sich auf dem Riensberger Friedhof.


1955 erwarb die Familie Jachens die gesamte Hofstelle, das Sommerhaus wurde größtenteils abgerissen und umgebaut - die Halle blieb erhalten.




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In unserem jetzigen Haus wohnte die Familie Kulenkampff-Pauli, die etwa 1910 den gesamten Besitz von dem Köthner Hasselmann erworben hatte, baute sich etwas von der Straße zurückliegend ein üppiges Sommerhaus im Schweizer Stil, wo er mit Kindern und zahlreichen Angestellten einzog. Das Haus wurde aufwendig und mit viel Holz gebaut. Es hatte etwa 22 kleine Räume





Aktuelle Version vom 28. Januar 2014, 09:36 Uhr

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Um 1925

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Osterholz > Platjenwerbe




Einleitung

Platjenwerbe Nr.28, Hof in Platjenwerbe, jetzt Gemeinde Ritterhude, Kreis Osterholz, Niedersachsen.
Adreesse: Auetalweg 14. Lage auf der Höfekarte anzeigen.


Geschichte des Hofes

Stinbalken sw.jpg
1875 Ur-Kataster

Allgemein


Der Stirnbalken über der ehemaligen "Grootdör" aus dem Jahr 1735 zeigt die Inschrift

Baumeister H.R. = wahrscheinlich Henrich Raschen, geb. 1684 vor dem Vegesack, gest. 1759 in Platjenwerbe verh. 1706 mit Beke Haslop, Tochter des Zimmermanns Marten Haslop aus Platjenwerbe.

Dieses alte Käthnerhaus wurde 1736 errichtet und gehört damit zu den ältesten noch existierenden Häusern im Dorf. Allerdings ist nur noch das alte Reetdach sowie das Fachwerk in der Giebelseite mit dem alten Stirnbalken erhalten, alle anderen Holzteile wurden im Laufe der Jahrhunderte durch massives Mauerwerk ersetzt. Es war ein sogenanntes Rauchhaus, der Schornstein wurde erst Mitte 19. Jahrhundert gesetzt.

In einer Beschreibung der Gebäude von Platjenwerbe werden für diese Stelle aufgeführt:

1826-1829 - Johann Hedeler - ein Wohnhaus 40x33 Fuß, eine Scheune 16x15 Fuß, ein Backhaus 12x10 Fuß
1864 - Heinrich Haßelmann, sonst wie vor
1871 - Johann Haßelmann, sonst wie vor

Ritterschaftliches Archiv, Akten Nr.508 (8)

Im Jahre 1913 wurde das Haus von der bremischen Kaufmannsfamilie Kulenkampff samt seiner Äcker und Weiden - insgesamt 5 Morgen Land - von der Stelle des Hinrich Hasselmann erworben. In dem reizvollen Gelände des Auetal-Weges errichtete er sich einen Sommersitz im Schweizer Stil, so wie es damals en vogue war. Das kleine und der Landschaft angepaßte Niedersachsenhaus diente fortan als Wirtschafshaus. Erst im Jahre 1938 wurde der Besitz nicht mehr intensiv genutzt, das Haus wurde weitgehend sich selbst überlassen und 1955 verkauft. Wie schön die Lage des Hauses ist zeigt eine kleine Begebenheit: Eine Tochter der Familie Kulenkampff behielt sich nach dem Verkauf des gesamten Areals über mehrere Jahre das Recht vor, ein Zimmer des Reetdachhauses als Sommerwohnung zu nutzen.

1955 wurde das Haus von dem Ehepaar Jachens erworben. Im Laufe der Jahre entwickelte es sich als kleines aber feines Dorfmuseum - wenn man durch die Tür ins Innere trat, war man umgeben von der Aura vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte. Margret Jachens sammelte ab den 70er Jahren Geschirr, Küchenutensilien, Handwerkszeug, Bekleidungsstücke und vieles mehr - und das über einen Zeitraum von 30 Jahren. Im Jahre 2003 wurde die gesamte Sammlung an das Museumsdorf Cloppenburg übergeben und befindet sich dort in guter Gesellschaft zur Schraderschen Schmiede aus Platjenwerbe


Chronologische Dokumentation

1789 (Tobacks-Accise für das Dorf Platjenwerbe):
11. Harm Brunß



1812 (Meierbrief):
Abgleich und Erneuerung eines bestehenden Meiervertrages wegen Wechsels der Gutsherrschaft für den Guthsmeier Martin Fechtmann zu Platjenwerbe Nro 2 Meiergefälle:

An Zins zwei Thaler
Sechs Handdiensttage in corpore, oder wenn solche nicht verlangt werden, sechs und dreißig Groten
Ein Rauchhun in natura oder wenn solches nicht begehrt wird, sechs Groten

Alles in Cassenmünze

Für den nicht erschienenen Guthsmeier Martin Fechtmann zu Platjenwerbe Nro 2 Commune Lesum wohnhaft, stellte sich Johann Hinrich Fechtmann aus Platjenwerbe, der den Meierbrief producirte, solchen mit obiger Angabe verglich und die Richtigkeit derselben nahmens vorgedachten Meiers anerkannte, wobei derselbe erklärte daß zu dieser Stelle noch folgende Grundstücke gehören

Ein Garten groß zwei Viertel zwei Spint, begrenzt ins Norden von Gerd Krudops Gehölz ins Osten von Frederich Bolte und dem Wege nach der Gemeinheit.

Vorgelesen genehmigt und unterschrieben

(Viertel = frühes Getreidemaß in Preußen = 13,74 Liter, Spind = Getreidemaß in Bremen = 4,63 Liter)



1820-1846 (Langenholz-Theilung):
Im Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe wird unter der Ordnungs-Nr. 17 Johann Hedler aufgeführt. In einer weiteren späteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß finden wir unter der Ordnungs-Nr. 17 Marten Fechtmann. In den Abfindungstabellen ist vermerkt, was jeder Interessent wirklich aus der Gemeinheitsteilung an Schullenstich erhalten hat. Unter der Ordnungsnummer 17 sind für Marten Fechtmann, jetzt Johann Hedler, die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben:

1. Der Anschuß neben dem Garten - 035
2. Auf dem großen Glindberge - 089
3. Bei der Bullenkuhle - 180
4. Östlich von Brundorf am Hauptwege nach Lehnstedt - 206



1852 (Einwohnerliste):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 5 vom 3. Dezember 1852 aufgenommen von Baumeister Hermann Kühlken aus Platjenwerbe:

Johann Hedeler (56), Lena Hedeler (51), Tagelöhner Sohn Martin (24), Tochter Sina (21), Sohn Hermann (14), Sohn Johann (11), Tochter Anna (8).



1864 (Einwohnerliste): Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 28 vom 3. Dezember 1864 aufgenommen von dem Vorsteher Hinrich Seiden aus Platjenwerbe:

Seefahrer Johann Hasselmann (27), Ehefrau Catharina (24), Altenteiler Hinrich Hasselmann (64), Ehefrau Anna (52) mit deren Sohn Georg (12). Weiterhin sind als Bewohner aufgeführt:

Seefahrer Carl Horstmann (28), Ehefrau Betha (25), Tochter Wilhelmiene (3).



1874/75 (Grundsteuer): Bei der Grundsteuerveranlagung sind in den Gemarkungsakten zum Ur-Kataster von Platjenwerbe für Platjenwerbe Nr. 28 dem Seefahrer Johann Hasselmann folgende Flächen zugewiesen: Blatt 1 Parzellen 49, 50, 51,52.

Im Ur-Kataster von 1875 Blatt 1 ist auf der Parzelle 48 der Umriß eines Hauses zu sehen. Diese Parzelle gehört im Jahr 1875 Martin Hedeler auf Platjenwerbe 11, der bereits 1864 seinen Vater als Altenteiler mit auf Pl. 11 beherbergt. Es ist zu vermuten, daß die Hedelers aus diesem alten, früh aufgegebenen oder verkauften Haus stammen.



Geschlechterfolge

Bruns-Lürssen

Dirich Bruns
* 1701 Platjenwerbe
+ 1769 Platjenwerbe

Sohn von Johann Bruns und Armgard Haßhagen aus Platjenwerbe


oo 1734 Lesum


Gesche Lürssen
* 1708 Platjenwerbe
+ 1787 Platjenwerbe

Tochter des Köthners Harm Lürssen aus Platjenwerbe und Marlene Ronners aus Heilshorn

Zuordnung zur Hofstelle nicht sicher dokumentiert, die Initialen auf dem Hausbalken würden jedoch zutreffend sein



Bruns-Werkmeister-Seebeck

Harm Bruns
* 1740 Platjenwerbe
+ 1797 Platjenwerbe

Köthner in Platjenwerbe


oo 1769 Lesum (I. Ehe)


Anna Werkmeister
* 1747 Marßel
+ 1790 Platjenwerbe

Tochter von Johann Werkmeister aus Marßel und Aalke Pund aus Oslebshausen


oo 1790 Lesum (II. Ehe)


Beke Seebeck
* 1755 Marßel
+ 1812 Platjenwerbe

Tochter von Johann Seebeck aus Marßel und Gretje Fechtmann aus bei Neuendamm im Kirchspiel Scharmbeck



Bruns-Fechtmann

Beke Bruns
* 1774 Platjenwerbe
+ 1831 Platjenwerbe

Tochter aus der I. Ehe von Harm Bruns mit Anna Werkmeister


oo 1798 Lesum


Martin Fechtmann
* 1773 Platjenwerbe
+ 1826 Platjenwerbe

Sohn von Johann Fechtmann und Marlene Lürssen aus Platjenwerbe



Fechtmann-Hedeler

Helena Fechtmann
* 1802 Platjenwerbe
+ 1856 Platjenwerbe


oo 1824 Lesum, St. Martini


Johann Christian Hedeler
* 1797 Ritterhude
+ 1868 Platjenwerbe

Köthner und Zimmermann
Sohn von Andreas Hedeler und Helene Finken



Hasselmann-Rosenbrock

Hinrich Rudolf Hasselmann
* 1799 Bassum
+

Arbeitsmann, Anbauer in Schönebeck, Briefträger
Sohn von Justus Ludwig Hasselmann und Charlotte Windel


oo 1833 Lesum, St. Martini


Anne Margrete Rosenbrock
*
+

Tochter von Johann Hinrich Jakob Rosenbrock, Pachtmüller in Lesum, und Metta Rebecca Lohse

Die Kinder werden zunächst in Schönebeck, dann Neu-Schönebeck, Neu-Lesum und erst das 7. und letzte Kind 1852 in Platjenwerbe geboren.



Hasselmann-Haake

Johann Heinrich Hasselmann
* 1838 Schönebeck
+ 1904 ?

Seefahrer, Bahnarbeiter (lt. Adreßbücher 1905 und 1909)


oo 1864 Platjenwerbe, im Haus


Catharina Haake
* 1838 Platjenwerbe
+ 1904 Platjenwerbe

Tochter von Hinrich Haake aus Erve und Metta Margarete Budelmann aus Lesumstotel
Todesanzeige Bremer Nachrichten



Kulenkampff-Pauli-N.N.

Reinhold Kulenkampff-Pauli

Rechtsanwalt in Bremen (Adreßbuch 1928), Erwerbe der Hofstelle einschließlich Ländereien 1913
Die Witwe Marie wohnt 1938 in dem Neubau in Platjenwerbe 28a, das alte Haus wurde vermietet.
Weitere Informationen unter "Ergänzende Angaben" weiter unten




Mieter
Johann Hinrich Nordloh
* 1882 Lesum
+ Platjenwerbe

Zugezogen lt. An- und Abmeldungen Platjenwerbe Nr. 665 im Jahr 1913. Er wohnt dort bis ca. 1930 und dann in einem eigenen Neubau in der Lindenstraße in Platjenwerbe.

Johann Heinrich Carl Peters (*1879 in Bremen), Kaufmännischer Angestellter (lt. Adreßbuch 1938) und Ehefrau Gretchen Hollander (*1881 in Bremen)

1905 Agentur und Comissionsgeschäft (lt. An- und Abmeldungen)

Caroline Gehlken

1938 in den An- und Abmeldungen Platjenwerbe genannt

Valentin Kalski, * 1893 in Derz, Kreis Allenstein in Ostpreussen, + 1972 in Platjenwerbe, verheiratet mit Herta Emma Frieda Behnke, * 1910 in Wilkendorf

Valentin Kalski war Berufssoldat und zugezogen aus dem Lager Dänemark. Er wohnte dort von 1947 - 1972 und anschließend die Ehefrau, die dann zu Jachens in Stubben verzog.


Ostern 2012, Quelle: Gerda Zeisberger, Ritterhude



Jachens

Familie Gerhard Jachens

Erwerb der Kate und des Sommersitzes von Kulenkampff im Jahr 1955





Ergänzende Angaben




neues Sommerhaus der Familie Kulenkampff-Pauli (Platjenwerbe Nr. 28a)

Frau Margarethe Jachens berichtet (2012):
In unserem jetzigen Hause wohnte die Familie Kulenkampff-Pauli, eine Bremer Kaufmannsfamilie. Sie kaufte im Jahre 1910 etwa den gesamten Besitz von dem Köthner Hasselmann im Auetal mit dem kleinen Strohdachhaus. Etwas zurück baute sich der Kaufmann ein üppiges Sommerhaus, wo er mit Kindern und zahlreichen Angestellten einzog. Das Haus wurde aufwendig mit viel Holz gebaut. Es hatte etwa 22 kleine Räume. Es waren Fremdenzimmer, ein riesiger Raum in der Mitte des Hauses gelegen, mit Treppe nach oben, die sogenannte Halle. Von außen verzierten hübsche Erker rund herum das Haus.

Die Familie hatte sechs Kinder – Maria, Beate, Eva, Irene und Ilse, der einzige Sohn, er hieß Gustav, verunglückte in den Bergen. Maria heiratete einen Möbelkaufmann Wilckens, sie verkaufte uns das Anwesen. Beate malte, ein Bild hat Frau Berta Wolf von ihr, ein anderes hing im kleinen Haus (jetzt hier).

Als nun die Eltern gestorben waren und der zweite Weltkrieg kam, wurde das Haus bewohnt von einer Familie Voigt, die befreundet war mit Kulenkampffs. Der alte Herr Voigt war Rechtsanwalt und Frau Voigt eine geborene Schröder. Ihr Bruder war Rudolf Alexander Schröder. Diese Familie war am Osterdeich in Bremen ausgebombt.

An sich war das Haus in Platjenwerbe nur im Sommer zu bewohnen. Eine Tochter von Kulenkampff, Ilse, baute sich für den Notfall im kleinen Strohdachhaus oben ein Zimmer aus. Sie bewohnte es kaum.

Die alte Frau Voigt war Mitinhaberin des damals gegründeten Insel-Verlages. Diese Leute sind alle beschrieben in den Büchern „Sommer in Lesmona“ und die „Goldene Wolke“. Frau Voigt hatte vier Kinder. Ursula Voigt, unverheiratet, arbeitete im Graphischen Kabinett. Erika Voigt ging nach Amerika, Marie-Luise Voigt, später Frau Borchardt, übersetzte Bücher. Peter Voigt starb in der Schweiz.

Als Frau Voigt im 74. Lebensjahre starb, hielt Rudolf Alexander Schröder die Leichenrede, in der großen Halle hier im Hause war sie aufgebahrt. Frau Kulenkampff ist über 80 Jahre alt geworden, Rechtsanwalt Kulenkampff starb früh, im Jahr 1937.



von der Straße aus gesehen
Eingangsseite, Blick in den Garten
der Eingangsbereich
vom Auetal aus gesehen

Wie bereits geschildert, wurde auch das Sommerhaus vermietet. Vom 1. Januar 1951 bis Mai 1954 wohnte dort im Obergeschoß die Familie Helmut E. Wagner aus Halle. Zu dieser Zeit lebten im linken Teil des Erdgeschosses die Witwe Marie-Luise Borchardt mit ihren Kindern Corona, Caspar und Cornelius, auf der rechten Seite die Familie Theil aus Schlesien.

Helmut Wagner hatte vor dem Krieg den weltweiten Alleinvertrieb für die bei der Verarbeitung von Wolle in der Bremer Wollkämmerei in Blumenthal anfallenden Wollfette. Auf der Suche nach einer neuen Existenz konnte er mit der Kämmerei eine neue Vereinbarung treffen und lebte zunächst mit seiner Familie in Platjenwerbe im Auetalweg, 1954 dann in Bremen-Lesum. Wie auf den Fotos (Quelle: W. Wagner) ersichtlich, war der über die gesamte Seite gehende hölzerne Balkon sowie die Gauben und Erker beeindruckend.

Bei der Witwe Marie-Luise Borchardt handelt es sich um die Ehefrau des bekannten und berühmten Schriftstellers, Lyrikers, Übersetzers und Redners Rudolf Borchardt, geboren 9. Juni 1877 in Königsberg, gestorben 10. Januar 1945 bei Steinach in Tirol. Weitere Informationen über sein Leben und Schaffen sind im Rudolf Borchardt Archiv und bei der Rudolf Borchardt Gesellschaft zu finden. Zu Rudolf Borchardt selbst und der Familie vor der Platjenwerber Zeit finden Sie weitere Informationen hier

Auch der Schriftsteller, Dichter, Architekt und Maler Rudolf Alexander Schröder war oft Gast bei der Familie Borchardt, Marie-Luise war seine Nichte, Tochter seiner Schwester Lina Voigt, die am 29. Juni 1949 im Alter von 75 Jahren in diesem Haus verstarb.

1920 gründete der Berliner Kunsthändler I.B. Neumann als erste seiner Filialen das Graphische Kabinett in Bremen, Fedelhören 11. 1922 wurde es von Lina Voigt übernommen, 1925 trat ihr Sohn Peter in die Firma ein und verlegte die Galerie in das Haus Rembertistraße 1A. Nach dem Tod Peter Voigts im Jahr 1950 leitete Ursula Voigt die Galerie. 1970 zum 50jährigen Jubiläum übergab Ursula Voigt die Firma an Wolfgang Werner.

Die Grabstelle der Familie befindet sich auf dem Riensberger Friedhof.

1955 erwarb die Familie Jachens die gesamte Hofstelle, das Sommerhaus wurde größtenteils abgerissen und umgebaut - die Halle blieb erhalten.








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