Handbuch der praktischen Genealogie/014: Unterschied zwischen den Versionen
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die kritische Sondierung das Echte vom Falschen geschieden hat, manch interessante Überlieferung verborgen ist, soll nicht geleugnet werden. Daß aber die Literatur unseres deutschen Turnierwesens noch manchen Wunsch unerfüllt läßt, wird hauptsächlich durch die dem einst hochberühmt gewesenen, nun aber mit Fug und Recht verrufenen [[Anfang, vrsprung vnd herkomen des Thurniers inn teutscher nation (Rüxner)|Turnierbuche]] des pfälzischen Herolds [[Georg Rüxner]] beschiedenen Erfolge verschuldet. Durch dieses opulent ausgestattete und sich schon hierdurch empfehlende Werk ist den Ritterspielen und den Familien, die sie besucht haben, im Gegensatze zu anderen Geschlechtern eine viel zu große Bedeutung beigemessen worden. Die Ritterschaft nahm leider die der Eitelkeit Tür und Tor öffnenden, dreisten Erfindungen eines Schwindlers so begierig auf und berief sich so selbstgefällig auf dieselben, daß sie lange Zeit als historische Wahrheit galten und der Verbreitung richtiger Ansichten hemmend entgegenwirkten. Was Rüxners Schrift in gewissen Kreisen besonders empfahl, ist absolut unstichhaltig: die Vorstellung nämlich, daß der kleine Reichsadel im 10. und 11. Jahrhundert mit Fürsten und Herren auf der Stechbahn und auch außerhalb derselben beinahe wie mit seinesgleichen verkehrt hätte. Turniere hat es bekanntlich im 10. und 11. Jahrhundert nicht gegeben. Erwägen wir, daß die Erteilung des Druckprivilegiums (1527) für das Turnierbuch nur wenige Jahre nach dem 1522 von Franz v. Sickingen zu Landau abgehaltenen Rittertage erfolgte, so ist es gewiß sehr begreiflich, daß die politisch erregten, sich bis zum Untergange Wilhelms v. Grumbach mit großen Dingen tragenden Reichsritter, die es dem hohen Adel gleichtun wollten, sehr dazu geneigt waren, alles zu glauben, was ihrem Größenwahn den Schein historischer Berechtigung verlieh. Zwar wurden schon im 16. Jahrhundert wohlbegründete Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Turnierbuches mehrfach ausgesprochen. Aber diesen Bedenken fehlte die erforderliche Verbreitung hauptsächlich in jenen Schichten, die sich hätten belehren lassen sollen, während | die kritische Sondierung das Echte vom Falschen geschieden hat, manch interessante Überlieferung verborgen ist, soll nicht geleugnet werden. Daß aber die Literatur unseres deutschen Turnierwesens noch manchen Wunsch unerfüllt läßt, wird hauptsächlich durch die dem einst hochberühmt gewesenen, nun aber mit Fug und Recht verrufenen [[Anfang, vrsprung vnd herkomen des Thurniers inn teutscher nation (Rüxner)|Turnierbuche]] des pfälzischen Herolds [[Georg Rüxner]] beschiedenen Erfolge verschuldet. Durch dieses opulent ausgestattete und sich schon hierdurch empfehlende Werk ist den Ritterspielen und den Familien, die sie besucht haben, im Gegensatze zu anderen Geschlechtern eine viel zu große Bedeutung beigemessen worden. Die Ritterschaft nahm leider die der Eitelkeit Tür und Tor öffnenden, dreisten Erfindungen eines Schwindlers so begierig auf und berief sich so selbstgefällig auf dieselben, daß sie lange Zeit als historische Wahrheit galten und der Verbreitung richtiger Ansichten hemmend entgegenwirkten. Was Rüxners Schrift in gewissen Kreisen besonders empfahl, ist absolut unstichhaltig: die Vorstellung nämlich, daß der kleine Reichsadel im 10. und 11. Jahrhundert mit Fürsten und Herren auf der Stechbahn und auch außerhalb derselben beinahe wie mit seinesgleichen verkehrt hätte. Turniere hat es bekanntlich im 10. und 11. Jahrhundert nicht gegeben. Erwägen wir, daß die Erteilung des Druckprivilegiums (1527) für das Turnierbuch nur wenige Jahre nach dem 1522 von Franz v. Sickingen zu Landau abgehaltenen Rittertage erfolgte, so ist es gewiß sehr begreiflich, daß die politisch erregten, sich bis zum Untergange Wilhelms v. Grumbach mit großen Dingen tragenden Reichsritter, die es dem hohen Adel gleichtun wollten, sehr dazu geneigt waren, alles zu glauben, was ihrem Größenwahn den Schein historischer Berechtigung verlieh. Zwar wurden schon im 16. Jahrhundert wohlbegründete Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Turnierbuches mehrfach ausgesprochen. Aber diesen Bedenken fehlte die erforderliche Verbreitung hauptsächlich in jenen Schichten, die sich hätten belehren lassen sollen, während |
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Handbuch der praktischen Genealogie | |
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Band 2 Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI | |
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die kritische Sondierung das Echte vom Falschen geschieden hat, manch interessante Überlieferung verborgen ist, soll nicht geleugnet werden. Daß aber die Literatur unseres deutschen Turnierwesens noch manchen Wunsch unerfüllt läßt, wird hauptsächlich durch die dem einst hochberühmt gewesenen, nun aber mit Fug und Recht verrufenen Turnierbuche des pfälzischen Herolds Georg Rüxner beschiedenen Erfolge verschuldet. Durch dieses opulent ausgestattete und sich schon hierdurch empfehlende Werk ist den Ritterspielen und den Familien, die sie besucht haben, im Gegensatze zu anderen Geschlechtern eine viel zu große Bedeutung beigemessen worden. Die Ritterschaft nahm leider die der Eitelkeit Tür und Tor öffnenden, dreisten Erfindungen eines Schwindlers so begierig auf und berief sich so selbstgefällig auf dieselben, daß sie lange Zeit als historische Wahrheit galten und der Verbreitung richtiger Ansichten hemmend entgegenwirkten. Was Rüxners Schrift in gewissen Kreisen besonders empfahl, ist absolut unstichhaltig: die Vorstellung nämlich, daß der kleine Reichsadel im 10. und 11. Jahrhundert mit Fürsten und Herren auf der Stechbahn und auch außerhalb derselben beinahe wie mit seinesgleichen verkehrt hätte. Turniere hat es bekanntlich im 10. und 11. Jahrhundert nicht gegeben. Erwägen wir, daß die Erteilung des Druckprivilegiums (1527) für das Turnierbuch nur wenige Jahre nach dem 1522 von Franz v. Sickingen zu Landau abgehaltenen Rittertage erfolgte, so ist es gewiß sehr begreiflich, daß die politisch erregten, sich bis zum Untergange Wilhelms v. Grumbach mit großen Dingen tragenden Reichsritter, die es dem hohen Adel gleichtun wollten, sehr dazu geneigt waren, alles zu glauben, was ihrem Größenwahn den Schein historischer Berechtigung verlieh. Zwar wurden schon im 16. Jahrhundert wohlbegründete Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Turnierbuches mehrfach ausgesprochen. Aber diesen Bedenken fehlte die erforderliche Verbreitung hauptsächlich in jenen Schichten, die sich hätten belehren lassen sollen, während