Bicker (Familienname): Unterschied zwischen den Versionen
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Ein Indiz für die Entstehung des Familiennamens Bicker aus dem mittelhochdeutschen „bicken“ in der Bedeutung von „hauen“ dürfte im Siegel des Gießener Rentmeisters Hermann Bickerich (+18.9.1493) zu sehen sein. Dieses zeigt „... unter einer schräggelegten Haue (Bicke) einen Sechsberg, auf dessen Spitze die Haue gerichtet ist“. Unter der Bicke versteht man „... eine spitze Haue [Spitzhacke] zur Boden- und Steinbearbeitung“. In diesem Zusammenhang sei auch auf den noch heute gebräuchlichen Pickel hingewiesen. | Ein Indiz für die Entstehung des Familiennamens Bicker aus dem mittelhochdeutschen „bicken“ in der Bedeutung von „hauen“ dürfte im Siegel des Gießener Rentmeisters Hermann Bickerich (+18.9.1493) zu sehen sein. Dieses zeigt „... unter einer schräggelegten Haue (Bicke) einen Sechsberg, auf dessen Spitze die Haue gerichtet ist“. Unter der Bicke versteht man „... eine spitze Haue [Spitzhacke] zur Boden- und Steinbearbeitung“. In diesem Zusammenhang sei auch auf den noch heute gebräuchlichen Pickel hingewiesen. | ||
Demgemäß würde der Name Bicker einen mit der Bicke arbeitenden Menschen bezeichnen und wäre als Berufsname zu interpretieren, wobei das genauere Berufsbild des "Bicker" noch offen ist. Die im Vergleich mit anderen Berufsnamen relativ geringe und überwiegend auf den nord- und westdeutschen Raum sich erstreckende Verbreitung läßt eine „bäuerliche“ Bodenbearbeitung mit der Bicke als Berufsbild unwahrscheinlich erscheinen. Vor dem Hintergrund der frühen Bickervorkommen im Lipper Bergland, dem Sauerland sowie dem oberhessischen Raum (Vogelsberg) scheint mir die Verwendung der Bicke zur Steinbearbeitung ein interessanter Aspekt zu sein. Diesen kann man vielleicht dahingehend auslegen kann, daß der Name Bicker eine Art „bergmännischen“ Beruf bezeichnete. | Demgemäß würde der Name Bicker einen mit der Bicke arbeitenden Menschen bezeichnen und wäre als Berufsname zu interpretieren, wobei das genauere Berufsbild des "Bicker" noch offen ist. Die im Vergleich mit anderen Berufsnamen relativ geringe und überwiegend auf den nord- und westdeutschen Raum sich erstreckende Verbreitung läßt eine „bäuerliche“ Bodenbearbeitung mit der Bicke als Berufsbild unwahrscheinlich erscheinen. Vor dem Hintergrund der frühen Bickervorkommen im Lipper Bergland, dem Sauerland sowie dem oberhessischen Raum (Vogelsberg) scheint mir die Verwendung der Bicke zur Steinbearbeitung ein interessanter Aspekt zu sein. Diesen kann man vielleicht dahingehend auslegen kann, daß der Name Bicker eine Art „bergmännischen“ Beruf bezeichnete. | ||
=== Bicker als patronymischer Name === | |||
Ausgehend von der Namensendung -er könnte der Name Bicker auch als eine patronymische Namensbildung auf den Namen Bick interpretiert werden. Er stünde dann in einer Reihe mit den patronymischen Namen "Bicking" oder "Bickerich". | |||
Andererseits ist auch eine Namensverkürzung, z.B. von Bickerich auf Bicker belegt | |||
==Varianten des Namens== | ==Varianten des Namens== |
Version vom 2. Dezember 2005, 14:28 Uhr
Bicker (Familienname)
Herkunft und Bedeutung
Eine allgemeingültige Interpretation des Namens Bicker und damit der von ihm abgeleiteten Schreibformen Bieker bzw. Biecker (aber auch Biker, Bikker, Bieger etc.) dürfte nicht möglich sein. Die meines Erachtens plausibelste Erklärung für die Herkunft dieses Namens leitet ihn aus dem althochdeutschen „pichan“ bzw. dem mittelhochdeutschen „bicken“ ab, welches sowohl „hauen“ als auch „stechen“ bedeuten kann. Auch die mit Bicker zusammengesetzten Namen wie Aalbicker (Aale werden gestochen), Nußbicker (Nußhauer) oder Steinbicker (Steinhauer) lassen diesen Deutungsansatz zu.
Bicker als Beiname
Nach E. Weise soll Bicker - wohl im Sinne von „stechen“ ausgehend - im mittelalterlichen Waffenhandwerk ein ehrender Beiname gewesen sein. Aus dem Bremer Rittergeschlecht von Luneberg hat sich so gegen Ende des 14. Jahrhunderts eine Linie mit dem Namen Bicker von Luneberg abgetrennt, die auch als Bicker von Bockhorst (1328), Bicker von Elme (1349) und Bicker von Borneborch (1367) aufgetreten sind. Schließlich verdrängte der Beiname Bicker den älteren Geschlechternamen von Luneberg und seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ist dann das Richteramt in der Beverstedter Börde im erblichen Besitz der Bicker (von Luneberg).
Die Deutung des Namens Bicker als einen militärischen Beinamen mag im Fall der Bicker von Luneburg vielleicht zutreffen, es scheint mir aber nicht möglich zu sein diese Namensdeutung zu verallgemeinern. Ausgehend von ihrer zumeist bäuerlichen Herkunft dürften die meisten Träger des Namens Bicker wohl kaum in der Lage gewesen sein sich einen militärischen Beinamen zu erwerben, oder zumindest als „Soldat“ die Bezeichnung Bicker - die dann wohl weniger als Berufs- denn als Tätigkeitsname (Bicker - Pikenier) zu deuten wäre - zu erlangen.
Andererseits lassen sich viele der im norddeutschen Raum auftretenden Bicker eindeutig auf abgespaltene und verbürgerlichte Nebenlinien dieser Bicker von Luneberg zurückführen.
Bicker als Herkunftsname
Für eine Interpreteation des Namens Bicker als Herkunftsname bieten sich die folgenden Orte an:
• BICKER - in der Grafschaft Lincoln, England
• BICKEN - bei Herborn, Hessen
• BICKERN - bei Bochum, seit 1897 Wanne
Der Ort BICKER in der Grafschaft Lincoln in England dürfte wohl kaum ernsthaft in Frage kommen um den Namen in Deutschland zu erklären, im Gegensatz zu den zahlreichen Vertretern dieses Namens in England.
Die von Allmann angegebene Deutung des Namens Bicker als Herkunftsname vom Ort Bicken bei Herborn könnte zwar die regionalen Vorkommen des Namens in Oberhessen und im Sauerland erklären, aber vor dem Hintergrund der eher periphären Lage Bickens zum Verbreitungsgebiet im westfälischen und nordeutschen Raum befriedigt dieser Deutungsansatz nicht!
Eine Namensentstehung über "von Bicken" (1590) zu Bicker (1621), wie sie Allmann angibt, erscheint mir wegen der zu dieser Zeit in Marburg bereits weitgehend abgeschlossenen Namensbildung zweifelhaft, insbesondere da der von ihr genannte „Handwerker“ Bicker wohl mit dem aus Niederaula stammenden und 1621 in Marburg eingebürgerten Zimmermann Henrich Bickert identisch sein dürfte.
Andere Herkunftsorte, z.B. Bickenbach im Hunsrück oder im Odenwald, wenngleich beide in der Nä-he zu sehr frühen Nennungen des Namens Bicker liegen, dürften ebenso wie die Gemeinde Bickern (ab 1897 Wanne) bei Bochum wohl zu anderen Herkunftsnamen geführt haben.
Bicker als Berufsname
Interpretiert man den Namen Bicker als Berufsname, abgeleitet aus dem mittelhochdeutschen "bicken", ergeben sich zwei Deutungsmöglichkeiten, nämlich:
• im Sinne von "stechen" oder
• im Sinne von "hauen"
Bezüglich der Bedeutung im Sinne von "stechen" ist z.B. der zusammengesetzte Name Aalbicker (s.o.) selbstredend. Eine weitere Möglichkeit den Namen Bicker als Berufsnamen in der Bedeutung von stechen zu inter-pretieren bietet sich in Verbindung mit der Pike an. Die Pike (aus dem frz. "piquer" - stechen) löste in der Mitte des 15.Jh. die Hellebarde als Hauptstoßwaffe der Fußtruppen ab. Der Name Bicker könnte dann jemanden bezeichnen, der eine Pike besaß, oder als Soldat ("Pikenier") mit einer Pike bewaffnet war. In diesem Sinne sei auch auf den spanischen "Pikador" (berittener Stierkämpfer mit Lanze) verwiesen.
Ein Indiz für die Entstehung des Familiennamens Bicker aus dem mittelhochdeutschen „bicken“ in der Bedeutung von „hauen“ dürfte im Siegel des Gießener Rentmeisters Hermann Bickerich (+18.9.1493) zu sehen sein. Dieses zeigt „... unter einer schräggelegten Haue (Bicke) einen Sechsberg, auf dessen Spitze die Haue gerichtet ist“. Unter der Bicke versteht man „... eine spitze Haue [Spitzhacke] zur Boden- und Steinbearbeitung“. In diesem Zusammenhang sei auch auf den noch heute gebräuchlichen Pickel hingewiesen. Demgemäß würde der Name Bicker einen mit der Bicke arbeitenden Menschen bezeichnen und wäre als Berufsname zu interpretieren, wobei das genauere Berufsbild des "Bicker" noch offen ist. Die im Vergleich mit anderen Berufsnamen relativ geringe und überwiegend auf den nord- und westdeutschen Raum sich erstreckende Verbreitung läßt eine „bäuerliche“ Bodenbearbeitung mit der Bicke als Berufsbild unwahrscheinlich erscheinen. Vor dem Hintergrund der frühen Bickervorkommen im Lipper Bergland, dem Sauerland sowie dem oberhessischen Raum (Vogelsberg) scheint mir die Verwendung der Bicke zur Steinbearbeitung ein interessanter Aspekt zu sein. Diesen kann man vielleicht dahingehend auslegen kann, daß der Name Bicker eine Art „bergmännischen“ Beruf bezeichnete.
Bicker als patronymischer Name
Ausgehend von der Namensendung -er könnte der Name Bicker auch als eine patronymische Namensbildung auf den Namen Bick interpretiert werden. Er stünde dann in einer Reihe mit den patronymischen Namen "Bicking" oder "Bickerich". Andererseits ist auch eine Namensverkürzung, z.B. von Bickerich auf Bicker belegt
Varianten des Namens
Bieker, Biecker, Biker, Bikker, (?)Bieger
In USA auch: Beaker.
Ebenso zusammengesetzte Formen wie: Aalbicker, Nußbicker, Steinbicker.