Berlin-Wartenberg/Kirche: Unterschied zwischen den Versionen
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Bei der nach der Reformation vermutlich 1540 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax<ref name="pax">Pax (lateinisch) bzw. ☧ = "Friede" gilt als Christussymbol.</ref> angegeben.<ref name="visitation">CDB, A 11, S. 477</ref> Die Monstranz, die 8 Mark 12 Lot wog, mußte daraufhin der kurfürstlichen Silberkammer "überantwortet" werden.<ref name="monstranz">CDB, C 3, S. 501</ref> | Bei der nach der Reformation vermutlich 1540 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax<ref name="pax">Pax (lateinisch) bzw. ☧ = "Friede" gilt als Christussymbol.</ref> angegeben.<ref name="visitation">CDB, A 11, S. 477</ref> Die Monstranz, die 8 Mark 12 Lot wog, mußte daraufhin der kurfürstlichen Silberkammer "überantwortet" werden.<ref name="monstranz">CDB, C 3, S. 501</ref> | ||
Ein gotischer Schnitzaltar aus Lindenholz des 15. Jahrhunderts bestand aus einem einfachen Kastenschrein mit geschnitzten Figuren, einer Bemalung und einer geputzten Musterung des vergoldeten Hintergrundes.<ref name="altar">Türck, Walter C., ''Die Dorfkirchen ...'', S. 21</ref> Den Mittelschrein füllte, als einzige Schnitzfigur, die Madonna mit dem Kind, auf der Mondsichel stehend. Ihr Körper trug mit der ganzen rechten Seite das Christuskind. Links und rechts der Madonna waren zwei Figuren in bräunlicher Farbe auf die Wand gemalt, vermutlich der Stifter und ein Heiliger. Während der rechte Flügel des Altars noch die ursprünglichen weiblichen Heiligenfiguren Barbara, Maria Magdalena, Katharina und Margaretha enthielt, stammten die im linken Flügel stehenden Apostel aus einem später verlorengegangenen Altar des 16. Jahrhunderts. Petrus' bärtiges Gesicht schaute prüfend herunter, die rechte Hand hält zierlich den Schlüssel. Thomas hielt in der rechten Hand ein Buch und stützte sich mit der linken auf eine Lanze. Der Bildschnitzer hat die Figuren nicht idealisiert, sondern stellte die Gesichter so dar, wie er die Bauern um sich herum sah - auch darin liegt der besondere Wert dieses Kunstwerks. Im 19. Jahrhundert gelangte der Marienaltar ins Märkische Museum und von dort in die Hohenschönhauser Taborkirche | Ein gotischer Schnitzaltar aus Lindenholz des 15. Jahrhunderts bestand aus einem einfachen Kastenschrein mit geschnitzten Figuren, einer Bemalung und einer geputzten Musterung des vergoldeten Hintergrundes.<ref name="altar">Türck, Walter C., ''Die Dorfkirchen ...'', S. 21</ref> Den Mittelschrein füllte, als einzige Schnitzfigur, die Madonna mit dem Kind, auf der Mondsichel stehend. Ihr Körper trug mit der ganzen rechten Seite das Christuskind. Links und rechts der Madonna waren zwei Figuren in bräunlicher Farbe auf die Wand gemalt, vermutlich der Stifter und ein Heiliger. Während der rechte Flügel des Altars noch die ursprünglichen weiblichen Heiligenfiguren Barbara, Maria Magdalena, Katharina und Margaretha enthielt, stammten die im linken Flügel stehenden Apostel aus einem später verlorengegangenen Altar des 16. Jahrhunderts. Petrus' bärtiges Gesicht schaute prüfend herunter, die rechte Hand hält zierlich den Schlüssel. Thomas hielt in der rechten Hand ein Buch und stützte sich mit der linken auf eine Lanze. Der Bildschnitzer hat die Figuren nicht idealisiert, sondern stellte die Gesichter so dar, wie er die Bauern um sich herum sah - auch darin liegt der besondere Wert dieses Kunstwerks. Im 19. Jahrhundert gelangte der Marienaltar ins Märkische Museum und von dort 1924 in die Hohenschönhauser Taborkirche. Dadurch wurde er vor der Zerstörung 1945 bewahrt und kann heute betrachtet werden. | ||
Eine der beiden Patronatsfamilien stiftete am Ende des 18. Jahrhunderts eine silberne Oblatendose. Die glatte Form der Dose wurde durch reiche Ziselierung belebt. Diese zeigte auf einem Berg einen Widder, aus dessen Brust das Blut in breitem Strom in den Kelch floß. Umgeben wurde die sinnbildliche Darstellung von reichem Rankenwerk.<ref name="dose">ebenda, S. 20</ref> | Eine der beiden Patronatsfamilien stiftete am Ende des 18. Jahrhunderts eine silberne Oblatendose. Die glatte Form der Dose wurde durch reiche Ziselierung belebt. Diese zeigte auf einem Berg einen Widder, aus dessen Brust das Blut in breitem Strom in den Kelch floß. Umgeben wurde die sinnbildliche Darstellung von reichem Rankenwerk.<ref name="dose">ebenda, S. 20</ref> |
Version vom 26. September 2010, 14:10 Uhr
Die Dorfkirche von Wartenberg wurde der Spätromanik (1200 bis 1235) zugeordnet und gehörte damit zu den ältesten Sakralbauten auf dem Barnim. Kurz vor Kriegsende, am 21. April 1945, wurden die Kirchen von Malchow, Wartenberg und Falkenberg von Wehrmachtsangehörigen gesprengt, da sie andernfalls als Orientierung für die anrückende Rote Armee hätte dienen können (?!). Später sind sie nicht wieder aufgebaut worden.
Äußeres
Maße:[2]
Turm: 5,5 m lang und breit
Schiff und Turm: 9,9 m breit
Schiff: 8,9 m lang
Chor: 5,5 m lang und 6,9 m breit
Apsis: 2,8 m lang und 5,1 m breit
Die Kirche stellte (von West nach Ost) mit dem Schiff, dem eingezogenen Chor und der halbruden Apsis eine klare Dreigliederung dar. Südlich war dem Chor eine spätmittelalterliche Eingangshalle vorgebaut. Das Baumaterial bestand aus regelmäßigen Feldsteinen, nur der Anbau war aus unregelmäßigen Steinen errichtet und verputzt, das Turmoberteil stammte aus dem Barock (ab 1600). Alte Öffnungen waren ein rundbogiges Apsisfenster und ein spitzbogiger Westeingang, beide später zugemauert.
Innenraum
Die Kirche hatte einen rundbogigen Triumphbogen. Schiff und Chor besaßen ein aufwändiges flaches Netzgewölbe ersetzt.[3] Das engmaschige Netz mit seinen dünnen Rippen endete und stützte sich auf winzige Konsolen. Die hier rotfarbigen Halbfiguren bärtiger Männer und einer Anna Selbdritt waren später z. T. beschädigt und durch mehrere, dick aufeinander liegende, ziegelrote Farbaufträge verschwommen.[4]
Ausstattung
Bei der nach der Reformation vermutlich 1540 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax[5] angegeben.[6] Die Monstranz, die 8 Mark 12 Lot wog, mußte daraufhin der kurfürstlichen Silberkammer "überantwortet" werden.[7]
Ein gotischer Schnitzaltar aus Lindenholz des 15. Jahrhunderts bestand aus einem einfachen Kastenschrein mit geschnitzten Figuren, einer Bemalung und einer geputzten Musterung des vergoldeten Hintergrundes.[8] Den Mittelschrein füllte, als einzige Schnitzfigur, die Madonna mit dem Kind, auf der Mondsichel stehend. Ihr Körper trug mit der ganzen rechten Seite das Christuskind. Links und rechts der Madonna waren zwei Figuren in bräunlicher Farbe auf die Wand gemalt, vermutlich der Stifter und ein Heiliger. Während der rechte Flügel des Altars noch die ursprünglichen weiblichen Heiligenfiguren Barbara, Maria Magdalena, Katharina und Margaretha enthielt, stammten die im linken Flügel stehenden Apostel aus einem später verlorengegangenen Altar des 16. Jahrhunderts. Petrus' bärtiges Gesicht schaute prüfend herunter, die rechte Hand hält zierlich den Schlüssel. Thomas hielt in der rechten Hand ein Buch und stützte sich mit der linken auf eine Lanze. Der Bildschnitzer hat die Figuren nicht idealisiert, sondern stellte die Gesichter so dar, wie er die Bauern um sich herum sah - auch darin liegt der besondere Wert dieses Kunstwerks. Im 19. Jahrhundert gelangte der Marienaltar ins Märkische Museum und von dort 1924 in die Hohenschönhauser Taborkirche. Dadurch wurde er vor der Zerstörung 1945 bewahrt und kann heute betrachtet werden.
Eine der beiden Patronatsfamilien stiftete am Ende des 18. Jahrhunderts eine silberne Oblatendose. Die glatte Form der Dose wurde durch reiche Ziselierung belebt. Diese zeigte auf einem Berg einen Widder, aus dessen Brust das Blut in breitem Strom in den Kelch floß. Umgeben wurde die sinnbildliche Darstellung von reichem Rankenwerk.[9]
Im 19. Jahrhundert wurde in die Kirche eine Orgelempore eingebaut, allerdings ohne Rücksicht auf die Proportionen des beengten Raumes und die vorhandenen Konsolen.[10]
Von allen Ausstattungsgegenständen konnten nach der Sprengung 1945 nur Konsolsteine (Apostel bzw. Evangelistenfiguren) aus dem 15. Jahrhundert gerettet werden. Sie befinden sich heute im Foyer der 1999 neu errichteten Wartenberger Kirche an der Falkenberger Chaussee.[11]
Grabstätten
Früher war die Dorfkirche zugleich Begräbnisstätte der Patronatsherrschaften.[12] Die übrigen Bewohner werden bis heute auf dem Kirchhof begraben. Von den alten, bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts anzutreffenden mannshohen, gußeisernen Grabkreuzen[13] ist keines erhalten geblieben. Das heute älteste Grab datiert aus dem Jahre 1907.
Literatur
- Türck, Walter C.: Die Dorfkirchen von Berlin. Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1950.
- Friske, Matthias: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Geschichte - Architektur - Ausstattung. Lukas Verlag, Berlin 2001.
Quellen
- Codex diplomaticus brandenburgensis (CDB). Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellen für die Mark Brandenburg. Herausgegeben von Adolph Friedrich Riedel. 4 Hauptteile (A-D) mit 35 Bänden, Supplementband, 5 Registerbände. Berlin 1838 - 1869.
Fußnoten
- ↑ Laut Kirchenbuch wurde er am 30. September 1826, morgens um 3 Uhr, geboren.
- ↑ Friske, Matthias, Die mittelalterlichen Kirchen ..., S. 339
- ↑ Friske, Matthias, Die mittelalterlichen Kirchen ..., S. 340
- ↑ Türck, Walter C., Die Dorfkirchen ..., S. 13/14
- ↑ Pax (lateinisch) bzw. ☧ = "Friede" gilt als Christussymbol.
- ↑ CDB, A 11, S. 477
- ↑ CDB, C 3, S. 501
- ↑ Türck, Walter C., Die Dorfkirchen ..., S. 21
- ↑ ebenda, S. 20
- ↑ ebenda, S. 13
- ↑ Homepage der Wartenberger Kirche
- ↑ Türck, Walter C., Die Dorfkirchen ..., S. 24
- ↑ ebenda, S. 26
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>WARER2JO62SN</gov> <gov>WARER3JO62SN</gov>
Wartenberg | |
1 | Rittergut 1. Anteil | 2 | 3 | 4 | 5 | vereinigtes Rittergut | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | Kirche | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | Rittergut 2. Anteil | 20 | Schule | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | Chausseehaus |