Berlin-Wartenberg/Kirche: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Dorfkirche von Wartenberg wurde der Spätromanik (1200 bis 1235) zugeordnet und gehörte damit zu den ältesten Sakralbauten auf dem Barnim. Die Außenmaßen waren:<ref name="maße">Friske, Matthias, ''Die mittelalterlichen Kirchen ...'', S. 339</ref> | |||
Turm: 5,5 m lang und breit<br> | Turm: 5,5 m lang und breit<br> |
Version vom 26. September 2010, 13:32 Uhr
Baugeschichte
Die Dorfkirche von Wartenberg wurde der Spätromanik (1200 bis 1235) zugeordnet und gehörte damit zu den ältesten Sakralbauten auf dem Barnim. Die Außenmaßen waren:[2]
Turm: 5,5 m lang und breit
Schiff und Turm: 9,9 m breit
Schiff: 8,9 m lang
Chor: 5,5 m lang und 6,9 m breit
Apsis: 2,8 m lang und 5,1 m breit
Die Kirche stellte mit dem Schiff, dem eingezogenen Chor und der halbruden Apsis eine klare Dreigliederung dar. Das Gotteshaus bestand aus schweren Granitquadern - die Wände waren stärker als ein Meter - und war in West-Ost-Richtung erbaut, denn das frühe Christentum legte fest, daß der Priester, abgewendet von den Gläubigen, sein Gesicht der aufgehenden Sonne zuwenden solle. Der ursprüngliche Bau wird ein einfacher, rechteckiger Raum gewesen sein, wahrscheinlich ohne Turm. Da Glas im Mittelalter ein wertvoller Werkstoff war, blieben die wenigen Fenster offen und wurden, um den Einfluß von Wind und Wetter im Innenraum möglichst gering zu halten, hoch angebracht, wobei man Leibung und Solbank abschrägte, um den Lichteinfall zu vermehren. Diese Lichtdurchlässe wurden später zugemauert und durch größere Fenster ersetzt, blieben aber an der Wartenberger Kirche trotz mehrfacher Um- und Anbauten teilweise noch erkennbar.[3]
Das Gebäude hatte wohl ursprünglich kein Gestühl[4] und eine flache Holzdecke, die im 16. Jahrhundert durch ein flaches Netzgewölbe ersetzt wurde.[5] Die zierlichen Schlußsteine in den Kreuzungspunkten der Rippen schienen, darauf deutete ein einzelner Stein, einst plastische Verzierungen getragen zu haben und wurden 1884 beim Ausbau der Kirche durch roh abgeschlagene Scheiben ersetzt. Das engmaschige Netz mit seinen dünnen Rippen endete und stützte sich auf winzige Konsolen. Die hier rotfarbigen Halbfiguren bärtiger Männer und einer Anna selbdritt waren später z. T. beschädigt und durch mehrere, dick aufeinander liegende, ziegelrote Farbaufträge verschwommen.
Kurz vor Kriegsende, am 21. April 1945, wurden die Kirchen von Malchow, Wartenberg und Falkenberg von Wehrmachtsangehörigen gesprengt, da sie andernfalls als Orientierung für die anrückende Rote Armee hätte dienen können (?!). Später sind sie nicht wieder aufgebaut worden.
Innenausstattung
Beim Bau der Kirche wird man nur eine sparsame, auf das Notwendigste beschränkte Ausstattung beschafft haben. Benötigt wurden ein Altar, ein Taufbecken, ein Kelch und eine Glocke.[6] Bei der nach der Reformation vermutlich 1540 durchgeführten Kirchenvisitation wird als Schmuck in der Wartenberger Kirche ein Kelch, eine Monstranz und ein Pax[7] angegeben.[8] Die Monstranz, die 8 Mark 12 Lot wog, mußte daraufhin der kurfürstlichen Silberkammer "überantwortet" werden[9] und wird in den Schmelzofen gewandert sein.
Ein gotischer Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert bestand aus einem einfachen Kastenschrein mit geschnitzten Figuren, einer Bemalung und einer geputzten Musterung des vergoldeten Hintergrundes.[10] Den Mittelschrein füllte, als einzige Schnitzfigur, die Madonna mit dem Kind, auf der Mondsichel stehend. Ihr Körper trug mit der ganzen rechten Seite das Christuskind. Links und rechts der Madonna waren zwei Figuren in bräunlicher Farbe auf die Wand gemalt, vermutlich der Stifter und ein Heiliger. Während der rechte Flügel des Altars noch die ursprünglichen weiblichen Heiligenfiguren Barbara, Maria Magdalena, Katharina und Margaretha enthielt, stammten die im linken Flügel stehenden Apostel aus einem später verlorengegangenen Altar des 16. Jahrhunderts. Petrus' bärtiges Gesicht schaute prüfend herunter, die rechte Hand hält zierlich den Schlüssel. Thomas hielt in der rechten Hand ein Buch und stützte sich mit der linken auf eine Lanze. Der Bildschnitzer hat die Figuren nicht idealisiert, sondern stellte die Gesichter so dar, wie er die Bauern um sich herum sah - auch darin liegt der besondere Wert dieses Kunstwerks. Im 19. Jahrhundert gelangte der Marienaltar ins Märkische Museum und von dort in die Hohenschönhauser Taborkirche, wodurch er vor der Zerstörung 1945 bewahrt wurde und heute betrachtet werden kann.
Eine der beiden Patronatsfamilien stiftete am Ende des 18. Jahrhunderts eine silberne Oblatendose. Die glatte Form der Dose wurde durch reiche Ziselierung belebt. Diese zeigte auf einem Berg einen Widder, aus dessen Brust das Blut in breitem Strom in den Kelch floß. Umgeben wurde die sinnbildliche Darstellung von reichem Rankenwerk.[11]
Im 19. Jahrhundert wurde in die Kirche eine Orgelempore eingebaut, allerdings ohne Rücksicht auf die Proportionen des beengten Raumes und die vorhandenen Konsolen.[12]
Von allen Ausstattungsgegenständen konnten nach der Sprengung 1945 nur Konsolsteine (Apostel bzw. Evangelistenfiguren) aus dem 15. Jahrhundert gerettet werden. Sie befinden sich heute im Foyer der 1999 neu errichteten Wartenberger Kirche an der Falkenberger Chaussee.[13]
Grabstätten
Früher war die Dorfkirche zugleich Begräbnisstätte der Patronatsherrschaften.[14] Die übrigen Bewohner werden bis heute auf dem Kirchhof begraben. Von den alten, bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts anzutreffenden mannshohen, gußeisernen Grabkreuzen[15] ist keines erhalten geblieben. Das heute älteste Grab datiert aus dem Jahre 1907.
Literatur
- Türck, Walter C.: Die Dorfkirchen von Berlin. Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1950.
- Friske, Matthias: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Geschichte - Architektur - Ausstattung. Lukas Verlag, Berlin 2001.
Quellen
- Codex diplomaticus brandenburgensis (CDB). Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellen für die Mark Brandenburg. Herausgegeben von Adolph Friedrich Riedel. 4 Hauptteile (A-D) mit 35 Bänden, Supplementband, 5 Registerbände. Berlin 1838 - 1869.
Fußnoten
- ↑ Laut Kirchenbuch wurde er am 30. September 1826, morgens um 3 Uhr, geboren.
- ↑ Friske, Matthias, Die mittelalterlichen Kirchen ..., S. 339
- ↑ Türck, Walter C., Die Dorfkirchen ..., S. 10
- ↑ ebenda, S. 23
- ↑ ebenda, S. 13/14
- ↑ ebenda, S. 18
- ↑ Pax (lateinisch) bzw. ☧ = "Friede" gilt als Christussymbol.
- ↑ CDB, A 11, S. 477
- ↑ CDB, C 3, S. 501
- ↑ Türck, Walter C., Die Dorfkirchen ..., S. 21
- ↑ ebenda, S. 20
- ↑ ebenda, S. 13
- ↑ Homepage der Wartenberger Kirche
- ↑ Türck, Walter C., Die Dorfkirchen ..., S. 24
- ↑ ebenda, S. 26
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>WARER2JO62SN</gov> <gov>WARER3JO62SN</gov>
Wartenberg | |
1 | Rittergut 1. Anteil | 2 | 3 | 4 | 5 | vereinigtes Rittergut | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | Kirche | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | Rittergut 2. Anteil | 20 | Schule | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | Chausseehaus |