Portal:Memelland/Gedichte: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 16. Mai 2010, 08:47 Uhr
Memelland G e d i c h t e |
Boese-Baum, Jenny: Memel-Stadt
- Meine Stadt, meine Stadt!
- Wie steht dir das Blau -
- Wenn das Himmelskleid leuchtet um dich her,
- Und der Frühling lockt deine Schiffe zum Meer,
- Wie steht dir das Blau.-
- Meine Stadt, meine Stadt!
- Wie steht dir das Grün -
- Wenn deine Felder um dich reifen,
- Und deine Augen das Sommerglück streifen,
- Wie steht dir das Grün. -
- Meine Stadt, meine Stadt!
- Wie steht Dir das Rot -
- Wenn Sturmsonnen dir die Wälder färben
- Und Turmlichter wachen über Tod und Verderben,
- Wie steht dir das Rot -
- Meine Stadt, meine Stadt!
- Wie steht dir das Weiß. -
- Wenn der Winter dich hüllt in seine Gewalten
- Und du kannst dir dein inneres Leben gestalten,
- Wie steht dir das Weiß. -
- Meine Stadt, meine Stadt!
- So voll Farben und Licht -
- Ein Regenbogen wird über dir stehen,
- Und Gewitter müssen grollend vergehen -
- Verzage nicht!
- Jenny Boese-Baum (in "All-Ich", Johannes Baum Verlag, Pfullingen in Württ.)
Boese, Willy: Memeler Leuchtturm
- Du alter, roter, schmuckloser Turm
- an der Ostsee,
- umbraust von Wetter und Sturm.
- Du rufst nicht
- durch Glocken zum Sonntagsgebet,
- aber täglich wirkst du,
- bevor es zu spät.
- Wenn der Schiffer kämpft,
- mit der Finsternis Macht,
- dann leuchtet dein Licht
- durch die dunkele Nacht.
- Nur wer hier geboren und wer hier gelebt,
- er oft für die Seinen hier oben gebebt,
- nur wem ein Lied davon wurde gesungen,
- was du dem Tode schon abgerungen,
- wer erkannt hat,
- wie schwach doch der Erdenwurm,
- der weiß dich zu schätzen,
- du wackerer Turm.
- Willy Boese (gest. 1917)
- Willy Boese (gest. 1917)
Rohde-Haupt, Gerda: Ruhebaum
- Ein Innehalten
- unterm Ruhebaum,
- wenn längst Gewesenes
- noch einmal stillesteht,
- wenn Sonnentöne
- friedvoll verschweben...
- Ein Ineinanderfühlen
- mit Wolken-Flügeln,
- Hineingezogenwerden
- in die Spur des Lichts...
- Ein Weiterwachsen,
- sich ganz selbst Hingeben,
- im Seelengrunde
- tief im Heimat-See...
- Ein Zueinanderfinden
- in Naturgefühlen,
- wenn aus dem Ruhebaume
- Gottes Stimme spricht...
- Gerda Rohde-Haupt
Kuding, Fritz: Abend am Meer
- Der Horizont erglomm in düstrer Glut.
- Das Meer war aufgewühlt und rot wie Blut.
- Ein schmaler Baum nur leuchtet demanten.
- Die steile Wolkenwand stand so erstarrt
- wie Einer, der auf etwas Böses harrt.
- Die Wogen ruhelos den Strand berannten.
- Ein Unheil schien ganz nahe schon, zu drohn.
- Doch bald zog eine ganze Legion
- von Sternen auf, die hell verheissend brannten.
- Und vordem so dämonenschwangre Welt
- war wie vom tiefsten Innern her erhellt,
- verzaubert von des Himmels Lichtgesandten.
- Fritz Kuding (Leben und Werk)
Duwe, Gert : Dange
- Ein kleines Flüßchen, ganz unbekannt,
- In meiner Heimat, im Memelland -
- Es ist nicht bekannt wie Elbe und Rhein,
- Dange, ganz einfach der Name sein.
- Es wird nicht in schönen Liedern besungen.
- Sein Lauf ist nur kurz, sein Ruf schnell verklungen.
- Ganz still und leise sein Lied erklingt,
- bescheiden plätschernd und doch beschwingt.
- Doch mir bist du mehr als Elbe und Rhein,
- Du kleines Flüßchen, ich denke dein.
- Du bist meine Heimat, mein Stolz mein Glück
- Und immer denk' ich an dich zurück.
- Gert Duwe
- Gert Duwe
?: Ännchen von Tharau
- Ännchen von Tharau ist's, die mir gefällt,
- Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
- Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz
- Auf mich gerichtet in Lieb und in Schmerz.
- Ännchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut,
- Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
- Käm alles Wetter gleich auf uns zu schlahn,
- Wir sind gesinnet bei einander zu stahn.
- Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein
- Soll unsrer Liebe Verknotigung sein.
- Recht als ein Palmenbaum über sich steigt,
- Je mehr ihn Hagel und Regen anficht;
- So wird die Lieb' in uns mächtig und groß
- Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth.
- Würdest du gleich einmal von mir getrennt,
- Lebtest, da wo man die Sonne kaum kennt;
- Ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer,
- Durch Eis, durch Kerker, durch feindliches Heer.
- Ännchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn,
- Mein Leben schließ' ich um deines herum.
- Was ich gebiete, wird von dir getan,
- Was ich verbiete, das lässt du mir stahn.
- Was hat die Liebe doch für ein Bestand,
- Wo nicht ein Herz ist, ein Mund, eine Hand?
- Wo man sich peiniget, zanket und schlägt,
- Und gleich den Hunden und Katzen begeht.
- Ännchen von Tharau, das wolln wir nicht tun;
- Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn.
- Was ich begehre, begehrst du auch,
- Ich lass den Rock dir, du lässt mir den Brauch.
- Dies ist dem Ännchen die süßeste Ruh',
- Ein Leb' und Seele wird aus Ich und Du.
- Dies macht das Leben zum himmlischen Reich,
- Durch Zanken wird es der Hölle gleich.
- Verfasser unbekannt, weitere Informationen