Seefahrer aus dem Memelland: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 215: | Zeile 215: | ||
===Swansea=== | ===Swansea=== | ||
[[Bild:Bild_Swansea_um_1900.jpg|thumb| | [[Bild:Bild_Swansea_um_1900.jpg|thumb|480px|left|Swansea um 1900]] | ||
<br style="clear:both;" /> | <br style="clear:both;" /> | ||
Die Hafenstadt Swansea liegt in Südwales (Großbritannien) an der Mündung des Tawe und an der Swansea-Bai. Swansea gehörte seinerzeit mehr zum "Interessensgebiet" von Hans, weniger von Georg, der weiter in die Welt hinaus wollte.<br> | Die Hafenstadt Swansea liegt in Südwales (Großbritannien) an der Mündung des Tawe und an der Swansea-Bai. Swansea gehörte seinerzeit mehr zum "Interessensgebiet" von Hans, weniger von Georg, der weiter in die Welt hinaus wollte.<br> | ||
===Valparaiso=== | ===Valparaiso=== | ||
[[Bild:Bild_Valparaiso_vor_1900.jpg|thumb|480px|left|Valparaiso vor 1900]][[Bild:Bild_Valparaiso_einst2.jpg|thumb|480px|right|Valparaiso einst]] | [[Bild:Bild_Valparaiso_vor_1900.jpg|thumb|480px|left|Valparaiso vor 1900]][[Bild:Bild_Valparaiso_einst2.jpg|thumb|480px|right|Valparaiso einst]] |
Version vom 28. Oktober 2009, 08:28 Uhr
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland |
Seefahrer aus dem Memelland
von Gerhard Krosien
Der Seefahrerberuf unterscheidet sich fundamental von einem Beruf an Land. Während der übliche Beruf sich meist im vertrauten Kreis der Familie, am Ort, im Heimatland oder sonstwo auf dem Festland abspielt, hat der Seefahrerberuf regelmäßig zwei entscheidende Ereignisse als sein fest verankertes Charakteristikum: Das Abschiednehmen und die Begrüßung bei der Heimkehr. Dazwischen liegt für jeden Seefahrer ein mehr oder weniger langer Lebensabschnitt Abwesenheit, Unterwegssein mit Höhen und Tiefen.
Mit der Wahl seines Berufs verzichtet der Seefahrer weitgehend auf den größten Teil seines Familienlebens, der Teilnahme am kulturellen Geschehen in seiner Heimat, der Beteiligung an gesellschaftlichen Ereignissen, wie Jubiläen, Vereinsfesten, Treffen der unterschiedlichsten Art, Wahlen usw. Zusätzlich muss er besonders dafür Regelungen treffen, dass wichtige private und behördliche Dinge durch jemanden an Land so problemlos erfolgen, dass keine Hindernisse oder Schäden durch Versäumnisse entstehen.
Andererseits eröffnet ihm sein Beruf viele Eindrücke und Chancen, von denen er als junger Mensch schon lange geträumt hatte und die ihm bei einem bodenständigen Beruf verschlossen geblieben wären: Der Seefahrer lernt die große, weite Welt mit all ihren unterschiedlichen Ländern, Landschaften, Städten, Sehenswürdigkeiten, Menschen, Sitten und Bräuchen, Sprachen u. dgl. kennen. Er schließt sowohl an Bord eines Schiffes als auch irgendwo anders Freundschaft, oft mit Menschen ähnlichen oder gleichen Lebensplans.
Dennoch ist es für jeden Seefahrer immens wichtig, mit den Seinen in der Heimat ständig in Verbindung zu bleiben. So gut es geht, schickt er auf jeder Fahrt von jedem angelaufenen Hafen eine Ansichtskarte – meist koloriert -, um den daheim Gebliebenen zu zeigen, wo er sich gerade aufhält, dass er gesund ist und dass die heimatliche Post bis zum So-und-Sovielten da oder da hinzuschicken ist, damit er sie auch ja erhält! Er ist sich sicher, dass daheim jemand ist, der die entsprechenden Aufzeichnungen führt, damit alles reibungslos klappt.
Die „Lebenszeichen“ in Form von meist kolorierten Postkarten werden oft an allen möglichen freien Flächen ihrer Bilddarstellungen mit Nachrichten in eiligem Stenogrammstil versehen. Häufig muss dafür ein ganz spitzer Bleistift herhalten, um mit kleinen Buchstaben und engem Zeilenabstand möglichst viele Informationen zu Papier zu bringen. Tinte wird nur in ganz speziellen Fällen verwendet, z.B. wenn genügend Zeit zum Schreiben vorhanden ist oder die Nachricht an einen besonders wichtigen Adressaten gerichtet wird.
Auf diesem Weg erfahren die daheim Gebliebenen viele Dinge aus der weiten Welt, die für sie neu sind und von denen sie bis dahin häufig noch nie etwas gehört oder gesehen haben. Sie sind stolz, dass „ihre Jungs das alles mitbekommen“. Und sie zeigen auch stolz all die mehr oder weniger kitschigen oder absonderlichen Mitbringsel ihrer zur See fahrenden Männer Besuchern oder Schaulustigen. Das gesamte elterliche Haus war mit solchen Sachen quasi wie ein komisches Museum ausstaffiert!
Aus einer Fischersfamilie hervorgegangen, wurden die beiden Brüder Hans und Georg meiner Vorfahren väterlicherseits ganz selbstverständlich Seefahrer. Leider wurden beide nur 50 Jahre alt, haben aber über ihre erheblich jüngere unverheiratete Schwester ein Erbe in Form von Postkarten aus ihrer Seefahrerzeit um die Wende zum 20. Jahrhundert hinterlassen. Und die wiederum hat diesen „Schatz“ an mich, ihren Großneffen, weitergegeben.
Noch heute, nach so vielen Jahren, vermag dieses Erbe interessante Eindrücke einer fernen Zeit, gefestigter Familienbande, früherer Technik, fremder Länder und Städte mit ihren Glanzpunkten, Problemen und Leistungen, aber auch über das Heimweh der Seefahrer zu vermitteln. Auch so manche unangenehme Nachricht war dabei, wie die über die schwere Erkrankung eines Bruders, über seinen Krankenhausaufenthalt in der Fremde, über den Tod des alten Vaters daheim, über das Schiff eines Seefahrers in Seenot.
Dennoch: Eine Betrachtung der alten Postkarten lohnt sich!
Wer seinerzeit mit einem Dampfer den Äquator überquerte, musste sich einer besonderen Taufe, der Äquatortaufe, unterziehen. Das war eine Gaudi an Bord. Gastgeber war immer Neptun, der Meeresgott, in all seiner wilden Pracht: Mit zotteligem Bart, sonderbar "behütet", mit derbem Leibriemen, farbiger Jacke mit langen Rockschößen, mit Degen in der Faust. Sein Adjutant - in voller Montur - wacht hinter ihm sorgsam darüber, dass die Taufprozedur ja reibungslos vonstatten geht.
Illustre Gestalten ringsum in fantasievoller Bekleidung (modern Outfit) machen mit unterschiedlichsten Instrumenten und Gegenständen Radau, hier wohl Musik genannt!, und der Schiffskapitän führt mittendrin das voluminöse Taufbuch.
Der Täufling liegt rücklings auf dem Tauftisch, sein Gesicht wird ordentlich dick mit Schlagsahne oder Eierschnee eingeschmiert, mit einem übergroßen Rasiermesser aus Holz bearbeitet und schließlich mit einigen Wassergüssen gesäubert. Die Stimmung in der Runde ist feuchtfröhlich!
Der krönende Abschluss der Zeremonien ist aber die förmliche Verleihung der Taufurkunde an den Täufling. Er kann künftig so nachweisen und sicher sein, dass er bei der nächsten Seereise von einer zur anderen Halbkugel unserer Erde nicht noch einmal auf den Tauftisch gelegt und bearbeitet werden muss, sondern sich die obligatorische Äquatortaufe als lustiger Gast im Kreis der übrigen Lustigen anschauen darf!
Die Zeit, in der meine beiden Großonkel Seefahrer waren - etwa um die Wende des 20.Jh. - war eine Zeit des Umbruchs in der Seefahrt. Während lange Zeit zuvor meist Segler aus Holz Personen und Gürer befördert hatten, waren es nun meistens stählerne, kohlebefeuerte Dampfer. Schon am Horizont tauchte auf hoher See zunächst der schwarze Rauch für den fernen Betrachter auf, ehe er das Schiff selbst zu erkennen vermochte. Auf Reede dümpelten Frachtschiffe vor Anker, um möglichst rauch ent- oder beladen zu werden und eine erneute Seereise antreten zu können.
Die Hamburg-Amerika-Linie transportierte damals sowohl Fracht als auch Menschen über alle Weltmeere zu allen bedeutenden Häfen der Welt. Und sie tut es heute noch! Die beiden Dampfer "Coral" und "Prinz Sigismund" sind hier nur beispielhaft zu sehen. Sie - Dampfschiffe in voller Fahrt auf hoher See - wurden offensichtlich zunächst von Künstlerhand gemalt und dann auf Postkarten feilgeboten, um von vielen Menschen als "Massenobjekt Postkarte" an viele andere Menschen versandt und als Zeichen einer exquisiten Welt präsentiert zu werden. Stellen die beiden Dampfer nicht auch wirklich eine stolze, vorzeigbare Pracht dar? Diese Größe, diese Dynamik, dieses erkenn- oder erahnbare Leben und Treiben an Deck und im Innern des Dampfers, diese durch die einsatzbereiten Rettungsboote an seiner Außenseite verkörperte Sicherheit für eine mögliche Havarie, diese starken Ladebäume zur Frachtbearbeitung, aber auch diese gewisse Vornehmheit, die sich seinerzeit gewiss nicht jeder leisten konnte! Eine besondere Zeit! Und die sollten die Lieben daheim zumindest auf dem Postkartenweg auch einmal betrachten dürfen.
Bereiste Häfen
Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Reihung der Häfen wurde bewusst das Alphabet verwendet, um keine Wertung - ob bedeutender oder unbedeutender - in die gezeigten Motive zu bringen. Diese Beurteilung bleibt allein dem Betrachter überlassen.
Amsterdam
Amsterdam - im Mündungsdelta der Amstel - ist zwar Hauptstadt der Niederlande, Regierungssitz ist jedoch den Haag.
Die historische Altstadt mit ihren vielen Grachten wird gern "Venedig des Nordens" genannt. Die Stadt hat heute noch 135 km Befestigungsanlagen. Dem Touristen, der an Amsterdam besonders die Geselligkeit schätzt, präsentieren sich zahlreiche prunkvolle Sehenswürdikeiten, unter ihnen als besondere Attraktion der "Montalbantoren" aus dem 16.Jahrhundert.
Im 17.Jahrhundert beherrschte Amsterdam große Teile der Weltmeere und wurde vorwiegend durch den Handel mit Gewürzen und Sklaven reich. Seit eh und je ist Amsterdam ein bedeutender Seehafen, Handels- und Stapelplatz für Tabak, Kaffee, Tee, Kakao, Kautschuk und - in neuerer Zeit - für Erdöl. Auch die Diamantenschleiferei hat seit etwa 400 Jahren der Stadt Wohlstand und Ansehen beschert.
Antwerpen
Antwerpen ist der größte Seehafen Belgiens - gelegen an der Schelde -, zweitgrößter Hafen Europas und viertgrößter der Welt. Die Stadt hat außerdem über Kanäle Verbindung mit Maas und Rhein. Im 16.Jahrhundert war Antwerpen die reichste Stadt Europas!
Die vielen Postkarten zeigen deutlich, dass Hans und Georg sich öfters in Antwerpen aufgehalten und während ihrer freien Zeit viele der damals vorhandenen Schönheiten der Stadt betrachtet hatten. So manche ihrer Seereisen nahm doch schließlich ihren Anfang in Antwerpen, so dass man ihre Zuneigung zu den Glanzpunkten dieser Stadt verstehen kann.
Erstaunlich für den Betrachter dürfte sein, wie pedantisch genau die beiden Brüder helle Flächen vieler bildlicher Darstellungen mit ihnen bedeutsam erscheinenden Nachrichten zu beschreiben verstanden - allerdings taten sie das meist "nur" mit dem Bleistift!
Buenos Aires
Buenos Aires ist die Hauptstadt Argentiniens und liegt am Rio de la Plata, und zwar am Mündungszufluss von Rio Parana und Rio Uruguay an der Ostküste Argentiniens. Buenos Aires wird wegen seines besonderen Flairs oft "Paris Lateinamerikas" genannt. Die Stadt verfügte und verfügt über moderne Hafenanlagen, die seinerzeit auch Georgs Dampfer angesteuert hat. Im Verlauf ihrer wechselhaften Geschichte musste die Stadt sich wiederholt gegen ihre indianischen und portugiesischen Feinde verteidigen. Aus dem 16.Jahrhundert stammt daher noch die 1580 wiederaufgebauten Burg.
Cardiff
Cardiff ist die Hauptstadt von Wales, eine südenglische Hafenstadt. Sie liegt an der Severnmündung am Bristolkanal. Cardiff ist wichtiger Exporteur hochwertiger Kohle aus Südwales, wenn die Stadt nicht sogar einen der größten englischen Häfen beheimatet.
Mit den Nachrichten an seine Schwester Dorothea: "Dieses ist mein Krankenhaus - hübsch nicht wahr. Die schönsten Grüße an Vater, Muttchen, A. D. M. Chr. Hans" teilt er (oben rechts auf dem Bild)
- vermutlich trotz seiner Erkrankung in der Fremde - humorvoll Folgendes mit: "Da geht meine Liebe. Sie hat mich abends besucht - wie sie weint". Galgenhumor eines Patienten???
China / Tsingtau
Wer heutzutage von China spricht, denkt mit Sicherheit an eine dynamische, rasant aufstrebende, moderne Großmacht von enormer Wirtschaftskraft. Dem modernen Tourismus hat das Land viel zu bieten. Man denke nur an die "Chinesische Mauer"!
Georg lernte auf seinen Seefahrten jedoch noch das alte, ganz andere China kennen, das durch seine uralte Kultur, seine Armut, zivilisatorische Rückständigkeit und hilflose Abhängigkeit gekennzeichnet war. Mit seinen Postkarten zeigte er den Seinen die auch für ihn erkennbar gewordene Diskrepanz: Einerseits das armselige, graue Alltagsleben vieler Menschen hier (die Schubkarren mit Segel und die beiden Chinesen - offenbar Kulis) und andererseits ihre bunte folkloristische Kultur. Wahrlich ein Kontrast!
Dünkirchen
Dünkirchen (frz. Dunkerque, flämisch Duinekerke) ist eine Hafenstadt in Nordfrankreich an der südlichen Nordsee und am Eingang zum Ärmelkanal. Vielfach wird dieser französische Landesteil auch als Französisch Flandern bezeichnet. Seit dem siebten Jahrhundert wird von hier aus Hochseefischerei betrieben. Außerdem ist Dünkirchen ein Seebad mit einer wechselhaften Geschichte.
Mit dem Namen Dünkirchen ist eine militärische Rettungstat während des Zweiten Weltkriegs verbunden. In der Zeit vom 26.05. bis 03.06.1940 nämlich wurde die englisch-französische Nordarmee, die vor den deutschen Truppen in diese Stadt geflüchtet war, nach England eingeschifft und so dem Zugriff der Verfolger entzogen.
Genua
Genua ist der wichtigste Hafen Italiens und seit Langem der bedeutendste des Mittelmeers. Im Mittelalter war Genua die führende Handelsmacht im Mittelmeer mit Niederlassungen bis zum Schwarzen Meer. Die Stadt hat eine sehr wechselhafte Geschichte. Heute ist sie Hauptstadt der Region Ligurien am Golf von Genua.
Hamburg
Etwa 110 Kilometer von der Nordsee entfernt liegt die Hansestadt Hamburg als größter deutscher Seehafen zu beiden Seiten der Niederelbe. Den Hamburgtouristen begrüßt das Wahrzeichen der Stadt, der "Michel" in der Nähe des Hafens, eigentlich aus allen Richtungen, am besten jedoch vom Wasser aus.
Hamburg war während des Zweiten Weltkriegs stark zerstört worden. Inzwischen präsentiert sich die moderne Stadt jedoch als Juwel mit vielen Glanzpunkten und als vielseitiger Wirtschaftsstandort.
Für Hans und Georg war Hamburg seinerzeit Heimathafen. Dahin kehrten ihre Damfschiffe nach mehr oder weniger langer Seereise immer wieder zurück, weil dort die meisten großen Reedereien ihren Sitz hatten. In Hamburg hatten die beiden Brüder auch ihr festes Standquartier. Hierhin hatte ihre jüngere Schwester Dorothea ihnen für sie eingetroffene Post, Päckchen und Pakete mit gereinigter oder reparierter Wäsche von Schmelz aus zu senden, soweit die Männer sie inzwischen nicht an eine andere Adresse "beordert" hatten. Hier verbrachte Hans nach schwerer Erkrankung und Krankenhausaufenthalt auch seine letzten Lebenstage.
Las Palmas
Las Palmas ist die Hauptstadt der spanischen Provinz Las Palmas und der Autonomen Region der Kanarischen Inseln. Die Stadt liegt im Nordosten der Insel Gran Canaria. Ihr Hafen zählt zu den größten des Atlantik. Sie bietet Touristen zahlreiche Sehenswürdigkeiten und eine reizvolle Strandpromenade.
Lissabon
Im äußersten Südwesten Europas an der Atlantikküste der Iberischen Halbinsel liegt die glanzvolle Hafen- und Handelsstadt Lissabon. Lissabon ist die Hauptstadt und gleichzeitig Haupthafen Portugals. Die Stadt ist politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes. Sie beherbergt verschiedene bedeutende Organisationen der Europäischen Union. Ihre Geschichte ist seit Gründung der Stadt sehr wechselhaft.
Madeira
Madeira ist eine portugiesische Insel im Atlantik. Ihre Haupt- und Hafenstadt ist Funchal. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und liegt westlich von Marokko.
Malaga
Malaga ist südspanische Provinzhauptstadt in Andalusien und bedeutende Hafen- und Handelsstadt am Mittelmeer.
Marseille
Am Golfe du Lion nahe der Rhonemündung liegt die zweitgrößte Stadt Frankreichs, Marseille. Sie ist der bedeutendste Handelshafen Frankreichs am Mittelmeer und durch einen 90 Kilometer langen Kanal mit der Rhone verbunden. Die Gründung Marseilles datiert um das Jahr 600 v. Chr. Die geschichtliche Entwicklung der Stadt ist sehr wechselhaft.
Montevideo
Montevideo ist die Hauptstadt von Uruguay und liegt an der Mündung des Rio de la Plata. Die Stadt besitzt einen internationalen Hafen. Beachtlich ist die Altstadt in spanischem Kolonialstil.
Nagasaki
Nagasaki ist bedeutende japanische Hafenstadt im Westen der Insel Kiuschiu.
Am 09.08.1945 wurde Nagasaki durch die zweite amerikanische Atombombe zerstört. Dadurch waren etwa 74000 Menschenopfer zu beklagen. Eine bittere Mahnung vor Krieg und Gewalt an die Menschheit.
Georg sah noch ein Nagasaki, das bis dahin wohl in friedvoller Harmonie gelebt hat. Er konnte 1907 das spätere Schicksal dieser Stadt noch nicht erahnen.
Neapel
Neapel ist die Hauptstadt der Provinz Neapel in Kampanien und drittgrößte Stadt Italiens. Die Stadt liegt westlich des Vesuvs. Nicht weit von Neapel sind die archäologischen Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum gern besuchte Anziehungspunkte von Touristen.
Im Hintergrund Neapels droht mit seiner Fumarole der Vesuv ständig: " Habt Acht, Menschen! Ich schlafe nur!".
Newcastle Jamaica
Hans schreibt am 29.03.1912 an seinen Vater und an seine jüngere Schwester Dorothea nach Schmelz: Sende Euch die schönsten Grüße, bin noch gesund, hoffentlich ihr auch. Kommen Anfang Mai in Hamburg, bitte schreibt gleich Antwort nach Lawischus. Sollen 5 Wochen in Hamburg aufliegen. Hans
Philadelphia
An der Delawarebucht liegt Philadelphia, die Hauptstadt Pennsylvaniens (USA). Philadelphia ist 154 Kilometer vom Atlantischen Ozean entfernt und ein bedeutender Einfuhrhafen.
Die Stadt wurde im Jahr 1683 von dem englischen Quäker William Penn gegründet, nach dem das Land benannt wurde.
In Philadelphia wurde die Unabhängigkeit der USA erklärt.
Port Said
Port Said ist Ägyptens internationaler Hafen und liegt am nördlichen Eingang des Suezkanals. Port Said hat einen Freihafen sowie Werften und Dockanlagen. Außerdem ist die Stadt Sitz der Kanalverwaltung.
Rotterdam
Rotterdam ist die zweitgrößte Stadt und wichtigster Hafen der Niederlande. Die Stadt breitet sich zu beiden Seiten der unteren Maas aus und ist durch den Nieuwen Waterweg mit dem Atlantik verbunden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Rotterdam nahezu total zerstört. Dank großzügigem Wiederaufbau während der Nachkriegsjahre entstand ein modernes, wirtschaftlich kräftiges Rotterdam.
Vom Umschlag her ist Rotterdam größter Hafen der Welt und bedeutendster Europas. Der Hafen wird daher zu Recht "Europort" genannt, den Schiffe mit einem Tiefgang von 19 Metern anlaufen können.
Wichtigste Umschlagprodukte sind Erz, Kohlen und besonders Erdöl. Hier befindet sich die größte Erdölraffinerie Europas.
Rotterdam hat ein großes und wichtiges Hinterland, zu dem die Niederlande selbst, alle Rheinanliegerstaaten und das Ruhrgebiet gehören. Und schließlich ist Rotterdam Endhafen der Rhein- und Maas-Schifffahrt.
Sabang
Von Sabang, einem vermutlich nicht sehr bedeutsamen Hafen an der nördlichen Spitze Sumatras, schickte ein seefahrender Freund Grüße an Georg, der wohl gerade Landurlaub in Schmelz machte. Sicherlich wollte der Freund ihm einen Zielhafen empfehlen, den Georg auch einmal ansteuern sollte??
Sansibar
Sansibar ist eine Koralleninsel vor der Küste Ostafrikas gegenüber Daressalam. Die Insel gehört politisch zu Tansania, hat aber eine eigene Verfassung und ein eigenes Parlament. Für England war sie während des britischen Protektorats Seestützpunkt. Deutschland erhielt Helgoland im Tausch gegen Sansibar.
Santos
Santos ist eine Hafenstadt in Brasilien auf der Küsteninsel Sao Vicento. Es ist der größte Ausfuhrhafen für Kaffee in Brasilien.
Skansen
In der Nähe von Stockholm liegt der Hafen Skansen. Von hier aus sendet Georg 1901 eine Ansichtskarte an seinen Bruder Hans in Hamburg, offenbar an dessen Standortadresse. Humorvoll schreibt er: "Herzlichsten Gruß vom Nordpol Georg".
Swansea
Die Hafenstadt Swansea liegt in Südwales (Großbritannien) an der Mündung des Tawe und an der Swansea-Bai. Swansea gehörte seinerzeit mehr zum "Interessensgebiet" von Hans, weniger von Georg, der weiter in die Welt hinaus wollte.
Valparaiso
Valparaiso ist drittgrößte Stadt Chiles am Pazifischen Ozean und bedeutendster Einfuhrhafen des Landes. Das historische Stadtbild brachte Valparaiso den Titel "Welterbe" ein.
Quellen
Wie es zu dieser schönen Postkartensammlung kam können Sie hier lesen:
Bloß ein alter Schuhkarton ?
Impressionen eines Memelländers
Memeler Seefahrer
Memel war schon immer ist eine bedeutende und rührige See- und Handelsstadt. Wer sich zum Beispiel früher mit der Fähre nach Sandkrug auf der Kurischen Nehrung begab, passierte sowohl die eigentlich stets betriebsame Lindenauwerft mit den im Bau befindlichen Schiffen, mit ihren Schwimmdocks – mal leer, meist aber besetzt – als auch zahlreiche Schiffe und Boote in voller Fahrt oder auf Reede im Memeler Tief liegende größere oder kleinere Wasserfahrzeuge. Auf den Hafenanlagen herrschte stets reger Betrieb: Wareneingang und –abgang, Menschen steigen aus und steigen ein oder spazieren dort nur in verschiedenen Richtungen entlang. Geschäftigkeit, Neugierde, Muße, laute Begrüßung, trauriger Abschied.
Hinzu kommt dieser besondere Geruch: Ein Geruch von Wasser, Tang, Teer und Rauch! Dazu das schrille Möwengeschrei von morgens bis abends. Und dies alles zusammen strömte auf die Memeler von ihrer Geburt an ein – ganz abgesehen von den ererbten Genen ihrer Vorfahren. Welcher Memeler hatte nicht den Berufswunsch, eines Tages zur See zu fahren, Seemann zu werden, die große, weite Welt zu sehen, die hinter der Norder- und Südermole liegen musste? Und viele der Wünsche wurden wahr. Viele Memeler wurden Seefahrer – die einen als Matrosen, andere als Kapitän oder Steuermann.
Sicherlich haben alle jedoch zuvor nicht bedacht, auf welche wichtigen Dinge des Lebens sie bei ihrer Berufswahl verzichten würden: Keine Teilnahme an kulturellen, vielfältigen kommunalen oder familiären Ereignissen u.ä., lange Trennung von Freunden und Familie, kaum wichtige Maßnahmen planen, ausführen oder kontrollieren können usw. Alles dem überragenden Berufsziel „Seefahrer“ geopfert!
Auch in meiner Familie war das so. Zwei meiner Großonkel fuhren zur See. Und sie – die die Verwaltung ihres Hauses, die Pflege ihrer gebrechlichen Eltern und der Instandhaltung der Familiengräber auf dem Götzhöfener Friedhof ihrer weit jüngeren Schwester übertragen hatten – kamen wohl in den letzten Winkel der großen, weiten Welt!
Das belegen die zahllosen Postkarten, die sie eigentlich von überall nach Schmelz sandten. Auf ihnen teilten sie Wichtiges – z.B. wohin und bis wann ihre Schwester ihnen saubere Wäsche oder andere wichtige Dinge – schicken sollte. Sie ließen mit ihnen alle ihre Familienmitglieder grüßen und sie auf diesem Wege an der Welt draußen teilhaben. Oft klang aus dem Geschriebenen aber auch ihr Heimweh mit. Seemannslos!
Hin und wieder kam auch ein kleines oder etwas größeres Päckchen zu Hause an mit einem Souvenier darin. Ein Souvenier - oft mehr als kitschig - wurde aber auch bei jedem Besuch auf Schmelz als Mitbringsel übergeben. Aber, was soll`s? Ihre heimatliche Behausung sah damit jedenfalls bald wie ein Museum oder Antiquariat aus. Für alle aber auf jeden Fall eine bleibende Erinnerung an etwas oder jemand.
Und diese Postkarten wurden nicht fortgeworfen. Nein, um Gotteswillen, die zu Hause gebliebene Schwester bewahrte sie sorgsam in einem leeren Schuhkarton auf. Sie nahm „ihren Schatz“ sogar 1944 mit auf die Flucht und übergab ihn ihrem Großneffen, nämlich mir, „weil der für sowas ein Händchen hat “ – wie sie kurz vor ihrem Tod meinte.
Wer heute als Heimwehtourist „auf Besuch“ nach Memel kommt, sieht, hört und riecht das Flair dieser Stadt und versteht deren Berufswunsch besser denn je. Dies trotz der inzwischen eingetretenen vielfältigen Veränderungen. Dass es den heute dort Lebenden, mit ihrem Nachwuchs seefahrender Menschen ernst ist, sieht man an der auf Schmelz errichteten Seefahrtsschule. Hier werden junge Memeler zu Seeleuten unterschiedlichster Fachrichtung ausgebildet, um sie auf den Flüssen des Memellandes, auf der Ostsee und auf allen Weltmeeren ihren Mann stehen zu lassen. Auf diese Männer ist Memel stolz!
Gerhard Krosien, 2009