Schmelz (Kr.Memel)/Familie Krosien: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Grundstück in der V. Querstraße 4 war in einen Hofraum und in einen Garten - den Kirschgarten - aufgeteilt.<br> | Das Grundstück in der V. Querstraße 4 war in einen Hofraum und in einen Garten - den Kirschgarten - aufgeteilt.<br> | ||
Der Hofraum wurde durch einen geschlossenen dunkelfarbigen etwas über 2 m hohen Holzzaun an seiner West- und Ostseite umsäumt. Zwischen Wohnhaus mit ungefähr 12 m Länge und dem Holzzaun befanden sich ein Tor für Passanten und eine breite zweiflügeliche Pforte für Fahrzeuge, wofür insgesamt etwa 4 m der Gesamtbreite | |||
- etwa 16 m - des Hofgrundstücks verwendet wurden. Das Hofgrundstück, das eine Länge von etwa 30 m hatte, also eine Gesamtfläche von etwa 480 qm umfasste, wurde vom 10 m breiten Wohnhaus mit kleinem Vorgarten, einem Wirtschaftsgebäude, einem kleinen Kräuter- und Blumengarten, dem Wasserbrunnen, einem "Plumpsklo" mit einem Kinder- und einem Erwachsenensitz sowie drei Taubenschlägen mit Voliere in Anspruch genommen.<br><br> | - etwa 16 m - des Hofgrundstücks verwendet wurden. Das Hofgrundstück, das eine Länge von etwa 30 m hatte, also eine Gesamtfläche von etwa 480 qm umfasste, wurde vom 10 m breiten Wohnhaus mit kleinem Vorgarten, einem Wirtschaftsgebäude, einem kleinen Kräuter- und Blumengarten, dem Wasserbrunnen, einem "Plumpsklo" mit einem Kinder- und einem Erwachsenensitz sowie drei Taubenschlägen mit Voliere in Anspruch genommen.<br><br> | ||
Der anschließende "Kirschgarten" wurde vom Hofraum durch einen ebenso hohen Holzzaun mit jeweils 5 cm breiten Lücken zwischen den Holzleisten und einer abschließbaren Pforte abgegrenzt. Seine Länge betrug ungefähr 50 m, die Breite wie die des Hofgrundstücks. Er war an der West-, Süd- und Ostseite von einem Bretterzaun von etwa 1,80 m Höhe mit jeweils brettbreiten Lücken zwischen den einzelnen Brettern umgeben. An der Westseite des Zaunes folgte innen auf der gesamten Zaunlänge eine dichte Himbeerhecke, beides dafür vorgesehen, kalten Haffwind - und natürlich auch ungebetene Gäste - fernzuhalten. Beide Seiten des Mittelgangs wurden von Stachelbeer- und Johannisbeersträuchern gesäumt, die von zahlreichen Sauerkirschbäumen überragt wurden. Jedes Frühjahr während der Kirschbaumblüte ein "Traum in Weiß"!<br> | |||
Unmittelbar hinter dem Südzaun befand sich der Steilabfall einer schon längst ausgebeuteten Kiesgrube, der beliebte Teffpunkt und Spielplatz der Schmelzer Marjellens und Bowkes.<br> | Unmittelbar hinter dem Südzaun befand sich der Steilabfall einer schon längst ausgebeuteten Kiesgrube, der beliebte Teffpunkt und Spielplatz der Schmelzer Marjellens und Bowkes.<br> | ||
<br>Erzählungen von Gerhard Krosien auch zum Kirschgarten können Sie [[Erzählungen_von_Gerhard_Krosien_aus_Schmelz_(Kr.Memel)|'''hier''']] lesen.<br> | <br>Erzählungen von Gerhard Krosien auch zum Kirschgarten können Sie [[Erzählungen_von_Gerhard_Krosien_aus_Schmelz_(Kr.Memel)|'''hier''']] lesen.<br> |
Version vom 19. September 2009, 16:08 Uhr
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland |
Richard Friedrich Emil Krosien und Annike Krosien, geb. Andulaite
Richard Friedrich Emil Krosien, * 21.02.1870 in Russ
+ 04.10.1946 in Bremervörde
2.Ehe
oo 01.12.1905 in Schmelz (StA)
Annike Krosien, geb. Andulaite, * 06.06.1871 in Adl.Schmelz, + 21.01.1953 in Bremervörde
Die Kinder der Familie Richard und Annike Krosien:
- Richard Franz Krosien, * 07.11.1908 in Schmelz, + 12.12.1982 in Bremervörde
- Henry Kurt Krosien, genannt Heinz, * 28.07.1911 in Schmelz, + 20.06.1973 in Marienheide
oo 30.08.1939 in Memel (StA), Ella Pogies, geschiedene Harder, * 30.04.1913, +21.11.1992 in Marienheide, Sohn Olaf aus dieser Ehe mitgebracht * 01.05.1934 + unbekannt
- Kinder:
- Martina Gisela Krosien, oo Werner Jäger, deren Kinder: Manuela Jäger, Ralf Jäger
Werner Gerd Krosien, * 01.02.1942 in Memel, + 10.05.1982
Fred Henry Krosien, oo Ilse Mielke, deren Kinder: Tanja Krosien, Ilona Krosien
Annemarie Elisabeth Krosien, * 14.08.1949 in Marienheide, + 16.09.1980, oo Frank Wilhelm, deren Tochter Anja
Eva Edda Krosien, oo Reinhard Mikat, deren Kinder: Lena-Marie Mikat und Max Mikat
- Kinder:
- Elisabeth Krosien, * 27.08.1912 in Schmelz, + 24.02.1946 in Zschadrass, oo Herbert Rugullis, Weiteres unbekannt, Tochter Edith
- Else Krosien * 18.04.1915 in Schmelz, + 06.03.1997 in Bremervörde
- Kurt Krosien im frühen Kindesalter verstorben
- Walter Krosien im frühen Kindesalter verstorben
Großvaters Beruf und der seiner Vorfahren
Gerhard Krosien erzählt:
Auf dem Hof sitzt der alte Großvater auf einem Hocker. Er sitzt vor der Voliere, in der Memeler Hochflieger, die heimische Taubenrasse, seines Militärdienst leistenden Sohnes hin- und herflattern. Er hat als zugelassener Fischer auf dem Kurischen Haff ein kleines zerrissenes Fischernetz zu seiner Rechten an dem Maschendraht der Voliere befestigt und flickt die schadhaften Stellen. Auf seinem linken Oberschenkel sitze ich, sein damals etwa sechsjähriger Enkel. Mir erzählt Großvater, während er die Maschen des Netzes repariert, von seinen Erlebnissen in der Fremde, als er einst freigeschriebener Seilergeselle gewesen war. „Du musst nämlich wissen, alle meine Vorfahren waren Seiler in unserem Heimatort Russ (heute Rusne) am Memelstrom, und so wurde ich es aus Familientradition auch. Als es dort mit Handel und Wandel bergab ging und man als Seiler nicht mehr das tägliche Brot für seine Familie verdienen konnte, zog unsere Familie nach Memel-Schmelz um. Schließlich konnte man in der See- und Handelsstadt Memel sein Glück machen.“
In Schmelz richtete Großvater den lang gestreckten Hof seines Anwesens mit allem für die Seilherstellung Notwendigen ein, wie diversen Haken und Ösen an den Endmauern, Kurbeln, Feuerstellen, Lagerschuppen und sonstigen Einrichtungen und Geräten. Immer wieder duftete es auf dem Hof nach Holzkohlenteer, mit dem die Seile imprägniert wurden, nach Hanf und anderem Fasermaterial. Als stets neugierigen Bowke ließ Großvater mich öfter als einmal unter seiner gestrengen Anleitung selbst Seile drehen. So entwickelte ich mich schließlich zu „seinem fachkundigen Gehilfen“, dem in Sachen Seilherstellung so leicht keiner etwas vormachen konnte.
Bei Großvaters Erzählung fielen Städtenamen, wie Venedig, Genua, Friedrichshafen, Frankfurt am Main und andere. Ich wusste damals nicht viel mit alledem anzufangen. Aber Großvater muss wohl in der ganzen großen Welt gewesen sein! Und seine Geschichten waren immer so spannend und lehrreich!
Eine Erzählung über das Fischen mit seinem Enkel finden Sie hier: Fischzug_mit_Schlubberche
Halbbrüder von Richard Franz Krosien
Richard Franz Krosien und Maria Meta Krosien, geb. Willumeit
Richard Franz Krosien, * 07.11.1908 in Schmelz, + 12.12.1982 in Bremervörde
oo 20.08.1932 in Memel (StA)
Maria Meta Willumeit, * 11.11.1910 in Memel, + 07.04.1999 in Bremervörde
Die Kinder der Familie Richard und Maria Krosien:
- Karlheinz Krosien, * 24.01.1934 in Schmelz, + 14.12.2008 in Bremervörde
- Gerhard Henry Krosien
- Werner Krosien, * 1937, Schmelz, + ca. 1939 Rippenfellvereiterung Memel
- Elfriede Krosien, oo Rolf Hackmann, * 25.07.1938 Bremerhaven, + 13.03.2008 Bremerhaven, deren Kinder: Helke Hackmann, Jens, Hackmann, Meike Hackmann, Axel Hackmann
- Helga Krosien, * 7.9.1941, Schmelz, + 13.9.1945 Bremervörde
- Reinhard Krosien, oo Ingrid Meyer, deren Kinder: Thorsten Krosien und Swenja Krosien
V. Querstraße 4
Das Grundstück mit Haus und Garten lag in der V. Querstraße 4.
Das Grundstück in der V. Querstraße 4 war in einen Hofraum und in einen Garten - den Kirschgarten - aufgeteilt.
Der Hofraum wurde durch einen geschlossenen dunkelfarbigen etwas über 2 m hohen Holzzaun an seiner West- und Ostseite umsäumt. Zwischen Wohnhaus mit ungefähr 12 m Länge und dem Holzzaun befanden sich ein Tor für Passanten und eine breite zweiflügeliche Pforte für Fahrzeuge, wofür insgesamt etwa 4 m der Gesamtbreite
- etwa 16 m - des Hofgrundstücks verwendet wurden. Das Hofgrundstück, das eine Länge von etwa 30 m hatte, also eine Gesamtfläche von etwa 480 qm umfasste, wurde vom 10 m breiten Wohnhaus mit kleinem Vorgarten, einem Wirtschaftsgebäude, einem kleinen Kräuter- und Blumengarten, dem Wasserbrunnen, einem "Plumpsklo" mit einem Kinder- und einem Erwachsenensitz sowie drei Taubenschlägen mit Voliere in Anspruch genommen.
Der anschließende "Kirschgarten" wurde vom Hofraum durch einen ebenso hohen Holzzaun mit jeweils 5 cm breiten Lücken zwischen den Holzleisten und einer abschließbaren Pforte abgegrenzt. Seine Länge betrug ungefähr 50 m, die Breite wie die des Hofgrundstücks. Er war an der West-, Süd- und Ostseite von einem Bretterzaun von etwa 1,80 m Höhe mit jeweils brettbreiten Lücken zwischen den einzelnen Brettern umgeben. An der Westseite des Zaunes folgte innen auf der gesamten Zaunlänge eine dichte Himbeerhecke, beides dafür vorgesehen, kalten Haffwind - und natürlich auch ungebetene Gäste - fernzuhalten. Beide Seiten des Mittelgangs wurden von Stachelbeer- und Johannisbeersträuchern gesäumt, die von zahlreichen Sauerkirschbäumen überragt wurden. Jedes Frühjahr während der Kirschbaumblüte ein "Traum in Weiß"!
Unmittelbar hinter dem Südzaun befand sich der Steilabfall einer schon längst ausgebeuteten Kiesgrube, der beliebte Teffpunkt und Spielplatz der Schmelzer Marjellens und Bowkes.
Erzählungen von Gerhard Krosien auch zum Kirschgarten können Sie hier lesen.
Zur Geschichte der Memeler Hochflieger lesen Sie bitte hier weiter.
Ausflüge
Henry Kurt Krosien, genannt Heinz und Ella Pogies
Henry Kurt Krosien, genannt Heinz, * 28.07.1911 in Schmelz, + 20.06.1973 in Marienheide
oo 30.08.1939 in Memel (StA)
Ella Pogies, geschiedene Harder, * 30.04.1913, +21.11.1992 in Marienheide, Sohn Olaf aus dieser Ehe mitgebracht * 01.05.1934 + unbekannt
Ihre Kinder:
- Martina Gisela Krosien, oo Werner Jäger
- deren Kinder: Manuela Jäger, Ralf Jäger
- Werner Gerd Krosien, * 01.02.1942 in Memel, + 10.05.1982
- Fred Henry Krosien, oo Ilse Mielke,
- deren Kinder: Tanja Krosien, Ilona Krosien
- Annemarie Elisabeth Krosien, * 14.08.1949 in Marienheide, + 16.09.1980, oo Frank Wilhelm
- deren Tochter Anja
- Eva Edda Krosien, oo Reinhard Mikat
- deren Kinder: Lena-Marie Mikat und Max Mikat
In neuer Umgebung - Bremervörde
Gerhard Krosien schreibt:
Am 31. Juli 1944 war meine memelländische Kinderzeit zu Ende. Evakuierung der Familie! Zuerst nach Osterode/Ostpreußen, dann in die Nähe von Plathe in Pommern, schließlich nach Bremervörde in Niedersachsen.Nach viel zu kurzer ungetrübter Kinderzeit im Memelland nun - wohl für immer,das wurde so nach und nach bewusst - in fremder, aber immerhin friedvollerer Umgebung!
Schwere Zeiten waren es nach 1945, nach Kriegsende, für meine ganze Familie und für mich - für viele. Auch hier war das Land durch den schrecklichen Krieg ausgepowert. Die angestammte Einwohnerschaft (die Einheimischen) hatte damals nur noch wenig. Die hilfesuchend herbeiströmenden Heimatlosen (die Flüchtlinge) kamen zumeist mit dem an, was sie am Leib trugen oder in kleinem Handgepäck mit sich brachten. Sie hatten im Grunde nichts!
Weitere Kurzgeschichten finden Sie unter Zeit nach der Flucht aus dem Memelland