Wittlich: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 152: Zeile 152:


===Juden===
===Juden===
Juden 1336 zuerst erwähnt. Siedlung: Böhmer¬straße. Keine größere Bedeutung; unter dem Schutz des Kurfürsten. Synagoge 1910. 1871: 204, 1905: 225, 1925: 231, 1933: etwa 300, 1950: 4 Juden.
Juden 1336 zuerst erwähnt. Siedlung: Böhmerstraße. Keine größere Bedeutung; unter dem Schutz des Kurfürsten. Synagoge 1910. 1871: 204, 1905: 225, 1925: 231, 1933: etwa 300, 1950: 4 Juden.


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 13. August 2009, 07:13 Uhr

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Rheinland-Pfalz > Landkreis Bernkastel-Wittlich > Wittlich

Name

  • In marca villiacensi super fluvium Lesuarm (1065), witelicho (1114), witlich (1120). Die beiden letzten Formen sind bis Anfang des 14. Jhdts. nebeneinander in Gebrauch. Im 14. Jhdt. setzte sich Witlich/Wittlich durch.

Landschaftslage

  • Wittlich liegt in der fast 35 km langen, 2-8 km wechselnd breiten, hügeligen fruchtbaren Wittlicher Senke ungefähr am Ausgang des Liesertals. Höhe 155 m.
  • Wegen ihrer gestreckten südwest-nord¬östlichen Ausrichtung ist die Senke statt des benachbarten sehr gewundenen Moseltales von jeher wichtiger Durchgang des Verkehrs zwischen Trier und dem Rheintal. Die Bundesstr. 49 durchzieht 1964 die Senke; von ihr gehen 1964 in Wittlich wich¬tige Straßen in die Eifel und ins Moseltal aus.

Ortschaftsursprung

  • Eine Portikus-Villa an der Lieser innerhalb der heutigen Gemarkung und verschiedene Einzelfunde bezeugen eine römische Ansiedlung, wenn auch nicht im heutigen Siedlungskern.
  • 1114 villa, 1152 curtis; beide Formen nebeneinander, doch häufiger curtis.
  • Die Stadt entwickelte sich (neben dem alten Hochgerichts- und Verwaltungsmittel¬punkt des zwischen Eifel und Mosel entlang der Lieser gelegenen Reichsgutes in folge Altrich) aus dem Hof des Kurfürstentuns von Trier und wurde dadurch, daß die kurfürstliche Burg und der Sitz des kur¬fürstlichen Amtmanns dort errichtet wurden, politisch, rechtlich, wirtschaftlich und militärischer Mittel¬punkt der sogenannten Wittlicher Senke, die - vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht - Mittler zwischen Eifel und Mosel war.

Stadtherrschaft u. Stadtrecht

  • Stadtherr war stets der Kurfürst von Trier
  • 1291 Verleihung der Stadtrechte durch Rudolf von Habsburg. 1300 Freiheitsbrief des Erzbischofs Dieters von Trier unter Wahrung der landes¬herrlichen Rechte (im Trierer Sammelprivileg von 1332 Frankfurter Recht, doch ohne Bedeutung).
  • Als Stadt (civitas) zuerst 1300 bezeichnet.
  • Eine offene Gerichtsstätte (Schöffenge¬richt) wahrscheinlich im Erdgeschoß des Rat¬hauses. Hochgerichtsplatz in Kirchhof (bei Altrich).

Stadt als Siedlung

Bauliche Entwicklung

Siedlungskern war der Hof des Erzbischofs von Trier (curtis/curtile Kordel; Straßennamen Obere-, Mittlere-, Untere Kordel), an den sich nach Norden die Siedlung der 4-Kaufleute und Handwerker anschloß. Im 0sten wurde Anfang 15. Jhdt. die Burg errichtet, die in den Mauerbering ein¬bezogen war. Daher kein einheitlicher Grundriß: rechteckiger Kordelbering, strahlenförmiger Straßenkomplex an Marktplatz/Rathaus, auf der Anhöhe ovaler Burg- bzw. Schloßbereich. Mauerbau 1300-14, Mitte 19. Jhdt. abgetragen. - Stadttore : Nordwest Himmeroder Tor, Südwest Trierer Tor, Nordost Burg-Tor. Entfernung Trierer Tor¬ – Burg -Tor: 435 m. In der 2. Hälfte 19. Jhdt. Erwei¬terung der Stadt nach Südwesten (Trierer Str., Kreiskrankenhaus, Gefängnis, Ev. Kirche) und 0sten (Schulen, Lehrerseminar), im 20. Jhdt. nach Norden (Pleiner Weg, Sägewerk) und Süden (Kasernen, Wohnblocks der franz. Besatzung).

Gebäude

Rathaus erbaut um 1650, erweitert 1922/23.- Kath. Pfarrkirche 1569, 1647, 1707 durch Brand zerstört; Neubau 1709-24. - Faller¬kapelle 1718. - Neubau einer 2. kath. Pfarr¬kirche (St. Bernhard) 1953-55. - Ev. Kirche 1861, Restauration 1923-25 ,1945 zerstört, Wiederaufbau 1950/51. - Franziskanerkloster : Niederlassung 1641 bzw. 1652, Kirchenbau 1662-69, teilweise zerstört 1689, Wiederaufbau 1700,a ufgelöst 1804. - Hospital St. Wendelin, heutiges Gebäude von 1868. - Burg Ottenstein erbaut 1400-40, nach Abbruch 1762/63 erbaut als Schloß Philippsfreude, 1794 zerstört, 1804 auf Abbruch versteigert. - Kurfürstl. Kellerei¬gebäude erbaut um 1660, 19./20. Jh. Amts¬gericht, 1954 zum Neubau der Kreissparkasse abgerissen. - Landratsamt 1911, Zollamt 1920 (1944 zerstört), Finanzamt 1920, Elektrizitäts¬werk um 1900 (1944 zerstört, Wiederaufbau 1952), Kreishaus 1912 (Architekt Prof. Schulze, Naumburg), Gefängnis 1898-1902 (bis 1912 Männer- und Frauenhaus, 1912 Frauenabt. auf¬gelöst, erstes dt. Jugendgefängnis), Kasernen 1936/37 (Erweiterungen 1950), Behördenhaus seit 1956, Kreissparkasse 1957 erbaut.

Brände

Brände: (50-100%) 1140, 1397, 1569, 1625, 1647, 1689, 1707, 1745.

2. Weltkrieg

Zerstört wurden : Ev. Kirche, Zollamt, Elektrizitätswerk, Schlachthof, Waisenhaus, 62 Wohn- und 47 Geschäftshäuser. Beschädigt weitere 107 Gebäude, davon 3 öffentl. Ferner wurden zerstört: Haus Ronde (Sitz des kurfürstl. Amtmanns), Haus Diedenhofen (Adelshof: Braun von Schmittburg), Fenster der kath. Kirche. Beschädigt: Burgtor und Amtsgericht (kur¬fürstl. Amtskellerei). Zerstört wurden 1.200 qm 3,5% der umbauten oder rund 20% der baulich genutzten Fläche.

Bevölkerung

Ältere Einwohnerzahlen

1563: 180 Feuerstellen; 1587-1618 errechnete Geburtenzahl jährlich etwa 30; 1624: 193; 1654: 130; 1702: 203 Geschatzte; Kopfsteuerliste 1663: 170 Einwohner, 14 Juden; 1684: 202 Feuerstellen; 1748: 167 Häuser, 90 Scheunen, 93 Ställe; 1781-84: 1236 Einwohner; 1787/88: 265 Häuser, Pfarrhaus, 2 Schulhäuser, Hospital; 1797: 1.545 Einwohner.

Seuchen

Pest 1597/98, 1630 (1/5 der Bevölkerung) und 1719 (400 Bürger).

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Kirchenbücher: Taufen und Heiraten seit 1587 ; Sterberegister seit 1630 (lückenhaft).
  • Bürgermeisterei: Taufen seit 1687, Heiraten seit 1684, Sterbefälle seit 1695.
  • Adreßbuch 1906, 1910, 1912, 1930, 1937, 1959/60.

Abschriften der Mormonen

Bedeutende Persönlichkeiten

  • Mehrere Himmeroder und Springiers¬bacher Äbte stammen aus Wittlich.
  • Johannes von Wittlich, um 1400, Philosoph und Theologe an den Universitäten Köln und Paris.
  • Heinrich Dungen, um 1500, bedeutender kurfürstlich trierischer Kanzler, * in Wittlich
  • Matthias Agritius, 1545-1613, Humanist, * in Wittlich, Prof. in Köln, zuletzt in Himmerod.
  • Fritz Bottler, * 02.10.1870 in Wittlich, + 07.08.1922, Ober¬bürgermeister von Bonn.

Jüngere Einwohnerzahlen

1818: 2.002, 1843: 2.874, 1871: 3.085, 1905: 5.548, 1925: 6.447, 1933: 7.272, 1939: 9.231, 1946: 6.994, 1950: 8.274, 1956: 8.902, 1961: 9.501 Einwohner.

Sprache

Die Mundart ist moselfränkisch, gehört in den engeren Bereich Saarlouis-Koblenz, spricht also wat „was", Dorf „Dorf", gebroch „gebrochen" (gegen westerwäldisch gebroche).

Wirtschaft

Handel u. Gewerbe

  • Gewerbe: Kaufleute, 4-5 Gerbereien, 2 Brauereien (bis 1914), seit Mitte 18. Jhdt. Tabakverarbeitung, Holzverarbeitung, Spinnereien, Weinbau, Mühlen, chemische Fabrik.
  • Märkte: Gesindemarkt bis Ende 19. Jhdt. Seit Mitte 19. Jhdt. jeden 1. und 3. Dienstag des Monats (vorwiegend Vieh- und Schweine-) Markt. Landwirtschaft 1964 nur noch gering (etwa 6-8%).
  • Handelshäuser: Tabakfabrik Haus Neuer¬burg 1863-1963. Zigarrenfabrik Hess 1868-1925; Ziegelei Neuerburg 1875-1923. Chemische Fabrik 1910-35. Holzindustrie Kümmel und Co. seit 1914. Tonindustrie seit 1884. Drahtwerk seit 1957. Strickwarenfabrik seit 1958. Elektrotechnische Fabrik seit 1960.

Verkehr

Stand 1964: Anschlußlinie Wittlich-Wengerohr (an Trier-Koblenz und Bernkastel) seit 1887, Strecke Wengerohr-Wittlich-Daun seit 1910. Brücke 1884, nach Zerstörung erneuert 1950; Lieserbrücke 1938; neue Brücken 1950, 1954, 1957.

Umgebungsbedeutung

Stand 1964: Wittlich ist Mittelpunkt für das Gebiet der Wittlicher Senke als Bindeglied zwischen Mosel und Eifel. Aus diesem Grunde ist Wittlich 1964 eine Stadt der Geschäfte (vornehmlich für den Bedarf der Land¬bevölkerung), der Behörden (Kreisstadt) und der Schulen.

Verwaltung

Gericht

  • Das Stadt(Schöffen)gericht setzte sich zusammen aus dem Schultheißen (zuerst 1297) und 5-7 Schöffen (zuerst 1336). Die Ein- und Ab¬setzung von Schultheißen, Centurio (Zender) und „Bedell", ebenso die Besetzung der Schöf¬fenstellen hatte sich der Kurfürst von Trier 1300 ausdrücklich vorbehalten. 1543 hatte der Zender im Namen des Kurfürsten die Stadtschlüssel.
  • Das Hochgericht tagte unter dem Vorsitz des Amt¬manns von Wittlich (die Vogtei hatte der Kurfürst von Trier 1297 durch Kauf von den Grafen von Vinstingen erworben) im Beisein der Zender von Wittlich, Altrich, Wehlen, Mahring, Platten, Wenger¬ohr, Plein, Flußbach und Pohlbach in Kirch¬hof (bei Altrich), wo auch der Galgen stand.

Rat, Bürgerschaft

Neben Schultheiß, Unterschultheiß, Zender und Schöffen traten um 1600 die aus den Zünften gewählten Ratsherren/Ratsverwandten (bis 4) und der jährlich von der Bürgerschaft gewählte Bürgermeister. Daneben Baumeister, Gerichtsschreiber, Steuermeister und für den kirchlichen Bereich die Sendschöffen.

Landesherrschaft

Landesherren

Wehrverfassung

Wehrhoheit

Die Wehrhoheit besaß der Kurfürst von Trier. Eine sich 1848 formierende Bürgerwehr wurde bald aufgelöst.

Schützengilden

Die noch mindestens in das Ende des 15. Jhdt. zurückreichende St.-Sebastians-Schützenbruderschaft besteht noch heute und widmet sich in Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse wohltätigen Zwecken in der Stadt.

Wahrzeichen

Siegel, Wappen, Fahne

Wap wittlich1964.jpg Beschreibung:

Wappen 1907: Wappen (1304): In rotem Schilde 2 silb. nebeneinanderstehende Schlüssel unter vergoldeter, dreizinkiger Laubkrone. Mitte 19. Jhdt.: in Blau 2 gekreuzte Schlüssel in Gold. 1964 wieder wie 1304.

Siegel: Großes Stadtsiegel (1300): Spitzbogige Türöffnung mit Flankentürmen, denen je ein mit der Mauer gleichhohes Rondell vorgelegt ist. Sekretsiegel (Schöffen) (1348): zwei stehende Schlüssel mit übereinandergelegten Griffen.

Stadtfarben: Weiß-Rot.

Finanmzwesen

Abgaben und Steuern

Der Kurfürst von Trier bestimmte 1300 die jährliche Zahlung von 2 Solidi von jeder Feuerstätte, im übrigen gewährte er Abgabefreiheit.

Stadtgebiet

  • Gemarkung 1950/1961: 2.368 ha, ein¬schließl. beträchtl. Waldungen und Weinberge. Innerhalb der Gemarkung liegen die Höfe Failz und Breit, ferner mehrere Mühlen.
  • Im 18. Jhdt. auch noch innerhalb der Mauern durch Ackerbau genutzte Flächen, dazu der Tiergarten des Schlosses.

Politische Einteilung

Stadtteile:

Kirchenwesen

Kath. Bistümer

Seit der 1. Hälfte 12. Jh. bis 1804 Pfarrei (vorher zu Altrich), Erzbistum Trier, Archidiakonat St. Peter/Trier, Landkapitel Piesport.

  • 1804-24 Bistum Trier, Kantonalpfarrei.
  • Ab 1824 Bistum Trier, Dekanat Wittlich 1955 Aufteilung in 2 Pfarreien links der Lieser (die alte Pfarrei St. Markus) und rechts der Lieser (St. Bernhard).

Reformation

Eine ev. Gemeinde entstand erst nach dem Übergang der Rheinprovinz an den preußischen Staat (1815), zunächst durch Zuzug von ev. Beamten. 1852 erster ev. Reiseprediger für Wittlich und Daun, 1858 Errichtung der Kirchengemeinde Wittlich-Daun mit eigener Pfarrstelle (Kr. Wittlich und Daun mit geringen Abweichungen), 1861 Gotteshaus in Wittlich, 1889 Vikariat Gerolstein-Daun abgetrennt.

Bekenntnisse

1871: 54 Ev., 2.827 Kath.; 1905: 458 Ev., 4.864 Kath., 1 Sonst.; 1925: 372 Ev., 5.830 Kath., 14 Sonst.; 1950: 849 Ev., 7.331 Kath., 90 Sonstige.

Verwaltungen, Anstalten

Wittlich gehörte ursprünglich zur Urpfarrei Altrich, von der es wohl in der 1. Hälfte 12. Jhdts. abge¬trennt wurde (1157 Erwähnung des pastor). Patronatsherr war der Erzbischof von Trier. Filiale Plein. Teilung der Pfarrei 1955. Franziskanerkloster 1642-60-1802. Von auswärtigen geistlichen Grundbesitzern sind vor allem die Abteien Himmerod und Springiersbach zu nennen. In der Gegenwart (1964) werden das St.- Wendelinus ¬Hospital, die Heilstätte Maria Grünewald und das Kreiskrankenhaus von den Armen Dienst¬mägden Christi (Dernbach) betreut.

Juden

Juden 1336 zuerst erwähnt. Siedlung: Böhmerstraße. Keine größere Bedeutung; unter dem Schutz des Kurfürsten. Synagoge 1910. 1871: 204, 1905: 225, 1925: 231, 1933: etwa 300, 1950: 4 Juden.

Geschichte

Genealogische und historische Quellen

Internetlinks

Offizielle Internetseiten

Weitere Internetseiten

Artikel Wittlich. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>WITICHJN39KX</gov>


Wappen_Landkreis_Bernkastel-Wittlich.png

Städte, Gemeinden und Verbandsgemeinden im Landkreis Bernkastel-Wittlich (Rheinland-Pfalz)

Städte: Wittlich
Gemeinde: Morbach (Bernkastel-Wittlich)
Verbandsgemeinden: Bernkastel-Kues | Kröv-Bausendorf | Manderscheid | Neumagen-Dhron | Thalfang am Erbeskopf | Traben-Trarbach | Wittlich-Land