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Seit 1918 brach ein wahres Sammelfiber aus. Bald wurden die Scheine in Serien zu 6 oder mehr mit kräftigem Aufgeld („Gebühren") an die Sammler verkauft. Der Verdienst für die Gemeinden, aber auch für Händler und Spekulanten, war enorm. Die Gemeinden brauchten kaum zu befürchten, daß dieses „Geld" wieder in den Zahlungsverkehr zurückfloß. Am 17. Juli 1922, als die fortschreitende Inflation die Herstellung der kleinen Noten sowieso längst „ad absurdum“ geführt hatte, wurde die weitere Ausgabe von Notgeld verboten. | Seit 1918 brach ein wahres Sammelfiber aus. Bald wurden die Scheine in Serien zu 6 oder mehr mit kräftigem Aufgeld („Gebühren") an die Sammler verkauft. Der Verdienst für die Gemeinden, aber auch für Händler und Spekulanten, war enorm. Die Gemeinden brauchten kaum zu befürchten, daß dieses „Geld" wieder in den Zahlungsverkehr zurückfloß. Am 17. Juli 1922, als die fortschreitende Inflation die Herstellung der kleinen Noten sowieso längst „ad absurdum“ geführt hatte, wurde die weitere Ausgabe von Notgeld verboten. | ||
===Notgeld als biografische Methode=== | ===Notgeld als [[Biografie|biografische Methode]]=== | ||
Damit stellt das lokale Notgeld eine von vielen biografischen Methoden in der Regionalgeschichte dar, um den einzelnen Menschen als den persönlichen Vorfahren in seinen Zeitverhältnissen und Lebensräumen darzustellen. Über das Notgeld läßt sich der ermittelte Vorfahre zeitlich in seinem historisch/lokalem Kontext biografisch verorten. | Damit stellt das lokale Notgeld eine von vielen biografischen Methoden in der Regionalgeschichte dar, um den einzelnen Menschen als den persönlichen Vorfahren in seinen Zeitverhältnissen und Lebensräumen darzustellen. Über das Notgeld läßt sich der ermittelte Vorfahre zeitlich in seinem historisch/lokalem Kontext biografisch verorten. | ||
Version vom 3. August 2009, 14:44 Uhr
Notgeld
1914 Mangel an Zahlungsmitteln
Obwohl auf Plakaten Aufrufe gegen das Hamstern von Kleingeld erschienen und be¬reits im ersten Kriegsjahr ein gewisser Mangel an Zahlungsmitteln spürbar wurde, kam es in den meisten Gebieten des Deutschen Reiches zu keiner richtigen Notlage. Nur in Grenzgebieten, die unmittelbar vom Feind bedroht waren, und in ausgesprochenen Industriegebieten mußte einem Kleingeldmangel durch die Ausgabe von Notgeldscheinen abgeholfen werden. Die meisten dieser primitiv gestalteten Ausgaben stammen von Gemeinden, aber auch Firmen gaben solche „Gutscheine", „Anweisungen" oder „Wechselscheine" aus. Auf das unpopuläre Wort „Notgeld" für die nichtstaatlichen Scheine verzichtete man lieber.
1916 bis 1922 Kleingeldscheine
Im Herbst 1916 begann jetzt überall in Deutschland, das Kleingeld knapp zu werden, da unter anderem die Nickel- und Kupfermünzen als kriegswichtiges Material eingeschmolzen wurden und die staatlichen Ersatzgepräge aus Zink und Eisen nicht schnell genug zur Verfügung standen. Die Bevölkerung wurde wieder aufgerufen, Hartgeld nicht zu horten und die Spardosen und Münzautomaten häufiger zu leeren. Da dies nicht viel nutzte, wandten sich seit dem Oktober 1916 viele Städte und Gemeinden an den Finanzminister mit der Bitte um Genehmigung zur Ausgabe eigenen Notgeldes. Die ersten Kleingeldscheine lauteten meist auf Beträge zwischen 10 und 50 Pfennig, ihr Erscheinen wurde in den lokalen Zeitungen angekündigt.
Schon nach kurzer Zeit erkannten die Behörden, wie sich gerade dieses Geld mit einem begrenzten Umlaufgebiet dazu eignete, die Gemeinde, ihre Sehenswürdigkeiten, ihre Geschichte und Persönlichkeiten in Bildern darzustellen.
Ausgabe von Notgeld verboten
Seit 1918 brach ein wahres Sammelfiber aus. Bald wurden die Scheine in Serien zu 6 oder mehr mit kräftigem Aufgeld („Gebühren") an die Sammler verkauft. Der Verdienst für die Gemeinden, aber auch für Händler und Spekulanten, war enorm. Die Gemeinden brauchten kaum zu befürchten, daß dieses „Geld" wieder in den Zahlungsverkehr zurückfloß. Am 17. Juli 1922, als die fortschreitende Inflation die Herstellung der kleinen Noten sowieso längst „ad absurdum“ geführt hatte, wurde die weitere Ausgabe von Notgeld verboten.
Notgeld als biografische Methode
Damit stellt das lokale Notgeld eine von vielen biografischen Methoden in der Regionalgeschichte dar, um den einzelnen Menschen als den persönlichen Vorfahren in seinen Zeitverhältnissen und Lebensräumen darzustellen. Über das Notgeld läßt sich der ermittelte Vorfahre zeitlich in seinem historisch/lokalem Kontext biografisch verorten.