Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/31: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
{{Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien|30|31|32|unvollständig}}
{{Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien|30|31|32|unkorrigiert}}
Tiefe Trauer lagerte auf der Gemeinde Sarata. Das Pfarramt verwaltete Jospeh Str. stellvertretend; für die Gläubigen in den anderen Kolonien war die plötzliche Entfernung Lindl's ein Donnerschlag. Die Ursache derselben ist nie recht bekannt geworden ; man vermuthete, weil er als romisch-katholischer Geistlicher ganz evangelisch lehrte und lebte und sich doch nicht öffentlich zur evangelischen Kirche bekannte. Daß er letzteres nicht that, mag aus Abscheu vor dem Unglauben, der damals in der evangelischen Kirche vorherrschend war, und dann aus Rücksicht auf seine, ihm aus der römischen Kirche gefolgten und zu solchem Schritt noch nicht hinlänglich gereiften, Pfarrkinder geschehen sein. Als bald darauf von der
Tiefe Trauer lagerte auf der Gemeinde Sarata. Das Pfarramt verwaltete Jospeh Str. stellvertretend; für die Gläubigen in den anderen Kolonien war die plötzliche Entfernung Lindl's ein Donnerschlag. Die Ursache derselben ist nie recht bekannt geworden ; man vermuthete, weil er als romisch-katholischer Geistlicher ganz evangelisch lehrte und lebte und sich doch nicht öffentlich zur evangelischen Kirche bekannte. Daß er letzteres nicht that, mag aus Abscheu vor dem Unglauben, der damals in der evangelischen Kirche vorherrschend war, und dann aus Rücksicht auf seine, ihm aus der römischen Kirche gefolgten und zu solchem Schritt noch nicht hinlänglich gereiften, Pfarrkinder geschehen sein. Als bald darauf von der Reglerung die Frage an die Gemeinde Sarata gestellt wurde, „zu welcher Confession sie sich bekenne,“ so erklärte sich der größte Theil derselben für evangelisch, ein kleiner Theil aber nur für Christus. Sofort wurde ein römisch-katholischer Pater nach Sarata geschichkt, der die Leute zur römischen Kirche zurückführen sollte. Man gab ihm zwar einen Wohnung, ließ sich aber auf keine Weise mit ihm ein, und er mußte ohne den geringsten Erfolg abziehen. Lindl hatte große Hoffnung, daß er wieder nach Sarat zurückkommen werde, wie solches in folgendem Briefauszuge von ihm klar ausgesprochen ist.
 
<tt>An die Gemeinde Sarata</tt>
:::::Berlin, d. 4. Mai (22. April) 1824.
:::In Christo Jesu!
:::Herzlichgeliebte Kinder!
:„Ach! ich möchte euch recht viel ins Herz und zum Herzen sagen, und kann nicht; mein Herz ist zu voll. Was aber ich nicht kann, das kann der HErr, und er wolle es thun und wird es thun in Gnaden; nur öffnet den Glaubensmund weit, und lasset ihn recht anfüllen vom lieben - guten Heilande. Sein heiliger Geist lasse uns hier in Berlin und euch in Sarata Tag und Nacht keine Ruhe mehr, wie den vier lebendigen Wesen vor dem Throne Gottes, die Tag und Nacht rufen müssen: „Heilig - heilig - heilig - ist Gott, der HErr Zebaoth. - Wenn es Gottes Wille ist, und komme ich zurück, - ach möchte es der Herr doch fügen, daß die verfolgten Geschwister in Baiern ein offenes Thürlein kriegten zu entfliehen, und ich könnte sie mitbringen nach Sarata! - o, wie wollten wir uns in Jesu neuerdings verbinden, um Ihm nur allein

Version vom 31. März 2009, 11:13 Uhr

GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[30]
Nächste Seite>>>
[32]
Datei:Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.


Tiefe Trauer lagerte auf der Gemeinde Sarata. Das Pfarramt verwaltete Jospeh Str. stellvertretend; für die Gläubigen in den anderen Kolonien war die plötzliche Entfernung Lindl's ein Donnerschlag. Die Ursache derselben ist nie recht bekannt geworden ; man vermuthete, weil er als romisch-katholischer Geistlicher ganz evangelisch lehrte und lebte und sich doch nicht öffentlich zur evangelischen Kirche bekannte. Daß er letzteres nicht that, mag aus Abscheu vor dem Unglauben, der damals in der evangelischen Kirche vorherrschend war, und dann aus Rücksicht auf seine, ihm aus der römischen Kirche gefolgten und zu solchem Schritt noch nicht hinlänglich gereiften, Pfarrkinder geschehen sein. Als bald darauf von der Reglerung die Frage an die Gemeinde Sarata gestellt wurde, „zu welcher Confession sie sich bekenne,“ so erklärte sich der größte Theil derselben für evangelisch, ein kleiner Theil aber nur für Christus. Sofort wurde ein römisch-katholischer Pater nach Sarata geschichkt, der die Leute zur römischen Kirche zurückführen sollte. Man gab ihm zwar einen Wohnung, ließ sich aber auf keine Weise mit ihm ein, und er mußte ohne den geringsten Erfolg abziehen. Lindl hatte große Hoffnung, daß er wieder nach Sarat zurückkommen werde, wie solches in folgendem Briefauszuge von ihm klar ausgesprochen ist.

An die Gemeinde Sarata

Berlin, d. 4. Mai (22. April) 1824.
In Christo Jesu!
Herzlichgeliebte Kinder!
„Ach! ich möchte euch recht viel ins Herz und zum Herzen sagen, und kann nicht; mein Herz ist zu voll. Was aber ich nicht kann, das kann der HErr, und er wolle es thun und wird es thun in Gnaden; nur öffnet den Glaubensmund weit, und lasset ihn recht anfüllen vom lieben - guten Heilande. Sein heiliger Geist lasse uns hier in Berlin und euch in Sarata Tag und Nacht keine Ruhe mehr, wie den vier lebendigen Wesen vor dem Throne Gottes, die Tag und Nacht rufen müssen: „Heilig - heilig - heilig - ist Gott, der HErr Zebaoth. - Wenn es Gottes Wille ist, und komme ich zurück, - ach möchte es der Herr doch fügen, daß die verfolgten Geschwister in Baiern ein offenes Thürlein kriegten zu entfliehen, und ich könnte sie mitbringen nach Sarata! - o, wie wollten wir uns in Jesu neuerdings verbinden, um Ihm nur allein