Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/299: Unterschied zwischen den Versionen
K (1 Versionen) |
(OCR-Text eingefügt) |
||
(Eine dazwischenliegende Version von einem anderen Benutzer wird nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4|298|302|300| | <noinclude>{{Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4|298|302|300|unkorrigiert}}</noinclude> | ||
es innerhalb der protestantischen Kirche anders ward, und wo in der Kirche, die Manchen unter ihnen fast als erstorben erscheinen mochte, ein neues Leben sich regte. Bekanntlich datirt sich in Deutschland auch in der theologischen Richtung der Zeit ein bedeutender Umschwung von den Freiheitskriegen. Unser Land ward freilich davon weniger unmittelbar berührt. Das Herzogthum Holstein war seit 1806 aus Deutschland politisch ausgeschieden, und die Stellung der dänischen Monarchie bekanntlich eine, den gegen Napoleon alliirten Mächten entgegengesetzte. Erst 1815 ward Holstein ein Mitglied des Deutschen Bundes. Inzwischen waren aber die geistigen Bande, welche unsere Herzogthümer von jeher an Deutschland geknüpft hatten, keineswegs aufgelöst. Eine Anzahl unserer jungen Theologen besuchte fortwährend außerhalb unseres Landes die deutschen Universitäten, und einige Jahre später war es besonders Berlin, wohin nicht Wenige, und unter ihnen vorzüglich begabte junge Theologen, sich zum Studiren wandten, und von wo vor Allen Schleiermacher und Neander mittelbar durch ihre Schüler auch auf unser Land maßgebend einwirkten. Wenn übrigens die Drangsale der Zeit einen Einfluß darauf übten, daß das Volk im Allgemeinen sich mehr der Religion zuwendete, und in dem Kirchlichen mehr als vorher Trost und Erhebung suchte, so waren solche Drangsale der Zeit auch bei uns in nicht geringem Maße empfunden. | |||
Hauptsächlich ist aber für die religiöse Neubelebung als ein entscheidender Wendepunkt der Harms'sche Thesenstreit bei dem Reformations-Jubiläum 1817 anzusehen, welchen man mit Grund als einen Höhenmesser der Zeit charakterisirt hat. Claus Harms,<ref>s. Claus Harms. Ein Denkmal von Prof. <tt>Dr.</tt> Baumgarten. Braunschweig 1855. „Geschichte des Thesen- und Bibelstreites in Schleswig-Holstein“ (von <tt>Dr.</tt> Asmussen) in der Evang. Kirchenzeitung von 1829. Nr. 45 ff. u. 58 ff.</ref> Archidiaconus an der Hauptkirche in Kiel, vorher Prediger zu Lunden in seinem Heimathslande Dithmarschen, ließ zu dem Jubelfeste die 95 Streitsätze Luther's abdrucken und begleitete sie mit 95 eigenen Thesen, die eine bittere Arznei für die Glaubensschwäche der Zeit waren. Ueber die „Thesenthat“ von Harms urtheilt in seinem neulich erschienenen, vielgelesenen Buche <tt>Dr.</tt> Wilhelm Baur<ref>Wilhelm Baur (<tt>Dr.</tt> d. Theologie, Hof- u. Domprediger in Berlin), Das deutsche evangelische Pfarrhaus. Seine Gründung, seine Entfaltung und sein Bestand. Aufl. 2. Bremen 1878.</ref> <noinclude> | |||
---- | |||
<references/> | |||
</noinclude> |
Aktuelle Version vom 25. Januar 2009, 16:03 Uhr
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
Register | 1. Band | 2. Band | 3. Band | |
4. Band | Inhalt des 4. Bandes | |
<<<Vorherige Seite [298] |
Nächste Seite>>> [300] |
Datei:SH-Kirchengeschichte-4.djvu | |
unkorrigiert | |
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.
|
es innerhalb der protestantischen Kirche anders ward, und wo in der Kirche, die Manchen unter ihnen fast als erstorben erscheinen mochte, ein neues Leben sich regte. Bekanntlich datirt sich in Deutschland auch in der theologischen Richtung der Zeit ein bedeutender Umschwung von den Freiheitskriegen. Unser Land ward freilich davon weniger unmittelbar berührt. Das Herzogthum Holstein war seit 1806 aus Deutschland politisch ausgeschieden, und die Stellung der dänischen Monarchie bekanntlich eine, den gegen Napoleon alliirten Mächten entgegengesetzte. Erst 1815 ward Holstein ein Mitglied des Deutschen Bundes. Inzwischen waren aber die geistigen Bande, welche unsere Herzogthümer von jeher an Deutschland geknüpft hatten, keineswegs aufgelöst. Eine Anzahl unserer jungen Theologen besuchte fortwährend außerhalb unseres Landes die deutschen Universitäten, und einige Jahre später war es besonders Berlin, wohin nicht Wenige, und unter ihnen vorzüglich begabte junge Theologen, sich zum Studiren wandten, und von wo vor Allen Schleiermacher und Neander mittelbar durch ihre Schüler auch auf unser Land maßgebend einwirkten. Wenn übrigens die Drangsale der Zeit einen Einfluß darauf übten, daß das Volk im Allgemeinen sich mehr der Religion zuwendete, und in dem Kirchlichen mehr als vorher Trost und Erhebung suchte, so waren solche Drangsale der Zeit auch bei uns in nicht geringem Maße empfunden.
Hauptsächlich ist aber für die religiöse Neubelebung als ein entscheidender Wendepunkt der Harms'sche Thesenstreit bei dem Reformations-Jubiläum 1817 anzusehen, welchen man mit Grund als einen Höhenmesser der Zeit charakterisirt hat. Claus Harms,[1] Archidiaconus an der Hauptkirche in Kiel, vorher Prediger zu Lunden in seinem Heimathslande Dithmarschen, ließ zu dem Jubelfeste die 95 Streitsätze Luther's abdrucken und begleitete sie mit 95 eigenen Thesen, die eine bittere Arznei für die Glaubensschwäche der Zeit waren. Ueber die „Thesenthat“ von Harms urtheilt in seinem neulich erschienenen, vielgelesenen Buche Dr. Wilhelm Baur[2]
- ↑ s. Claus Harms. Ein Denkmal von Prof. Dr. Baumgarten. Braunschweig 1855. „Geschichte des Thesen- und Bibelstreites in Schleswig-Holstein“ (von Dr. Asmussen) in der Evang. Kirchenzeitung von 1829. Nr. 45 ff. u. 58 ff.
- ↑ Wilhelm Baur (Dr. d. Theologie, Hof- u. Domprediger in Berlin), Das deutsche evangelische Pfarrhaus. Seine Gründung, seine Entfaltung und sein Bestand. Aufl. 2. Bremen 1878.