Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/296: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Herbste 1798 waren unerhörte Vorräthe in Hamburg aufgespeichert, waren zu hohen Preisen in der Hoffnung auf noch höhere sehr große Quantitäten von Colonialwaaren in England angekauft. Da trat ungewöhnlich früh und strenge der Winter ein. Die Schifffahrt stockte bis spät in den Frühling 1799. Gleichzeitig verschloß sich Rußland, welches einen bedeutenden Absatzweg | |||
dargeboten hatte, und in Deutschland wirkten der ungemein harte Winter, so wie Kriegsunfälle, hohe Steuern und Plünderungen hemmend auf den Absatz und Verkehr. Als die Preise zu sinken anfingen, als für immer niedrigere Preise losgeschlagen wurde, als die Börse von Schrecken ergriffen ward, da riß ein Haus das andere mit sich fort. In dem Einen Jahre 1799 sallirten 136 große Handelshäuser in Hamburg, die kleineren ungerechnet. | |||
Jene Periode war zugleich der trübselige Zeitramn, in welchem die abschreckendsten Beispiele von Unkirchlichkeit zu Tage lagen. Wir haben in dieser Beziehung aufgezeichnete Jugenderinnerungen aus Flensburg, der nächstgrößten Stadt der Herzogthümer, vor uns liegen aus der Zeit von 1816, worin der Verfasser erzählt, wie er selbdritter Zuhörer einer Nachmittagspredigt in der Nicolaikirche gewesen sei, und allein mit dem Vorsänger den Gesang nach der Predigt in den großen Räumen dieser Kirche gesungen habe. Und diese Räume waren zu den Zeiten des Propsten Johannsen von 1776—1806 ganz gefüllt gewesen. Es wird von unserem Zeugen drastisch erzählt, wie wegen gänzlichen Mangels an Zuhörerschaft der Nachmittags-Gottesdienst mitunter ganz wegfiel, und das in einer Gemeinde von etwa 3000 Seelen. Da trat eine Anzahl von Familienvätern zusammen, welche sich unter einander beredeten und verpflichteten, daß aus ihren Häusern doch sonntäglich Ein Mitglied die Kirche besuchen solle, damit nicht vielleicht auch der Hauptgottesdienst am Vormittage eingehe. Das Reformations-Jubiläum 1817 schien den Kirchenbesuch etwas zu heben, doch nur für eine kurze Zeit, so daß jener Zustand in der genannten Gemeinde über 1820 hinaus fortdauerte. Jedoch vor 1830 war die Kirche wieder gefüllt, nachdem sehr begabte Prediger angestellt waren. In St. Johannis, wo der Verfall der Kirchlichkeit doch nicht so groß gewesen war, hob sich der Kirchenbesuch, als Pastor Volquardts seit 1821 mit voller Kraft auftrat, und bald mußte man darauf bedacht sein, eine neue Emporkirche zu errichten. In |
Aktuelle Version vom 25. Januar 2009, 09:45 Uhr
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Im Herbste 1798 waren unerhörte Vorräthe in Hamburg aufgespeichert, waren zu hohen Preisen in der Hoffnung auf noch höhere sehr große Quantitäten von Colonialwaaren in England angekauft. Da trat ungewöhnlich früh und strenge der Winter ein. Die Schifffahrt stockte bis spät in den Frühling 1799. Gleichzeitig verschloß sich Rußland, welches einen bedeutenden Absatzweg dargeboten hatte, und in Deutschland wirkten der ungemein harte Winter, so wie Kriegsunfälle, hohe Steuern und Plünderungen hemmend auf den Absatz und Verkehr. Als die Preise zu sinken anfingen, als für immer niedrigere Preise losgeschlagen wurde, als die Börse von Schrecken ergriffen ward, da riß ein Haus das andere mit sich fort. In dem Einen Jahre 1799 sallirten 136 große Handelshäuser in Hamburg, die kleineren ungerechnet.
Jene Periode war zugleich der trübselige Zeitramn, in welchem die abschreckendsten Beispiele von Unkirchlichkeit zu Tage lagen. Wir haben in dieser Beziehung aufgezeichnete Jugenderinnerungen aus Flensburg, der nächstgrößten Stadt der Herzogthümer, vor uns liegen aus der Zeit von 1816, worin der Verfasser erzählt, wie er selbdritter Zuhörer einer Nachmittagspredigt in der Nicolaikirche gewesen sei, und allein mit dem Vorsänger den Gesang nach der Predigt in den großen Räumen dieser Kirche gesungen habe. Und diese Räume waren zu den Zeiten des Propsten Johannsen von 1776—1806 ganz gefüllt gewesen. Es wird von unserem Zeugen drastisch erzählt, wie wegen gänzlichen Mangels an Zuhörerschaft der Nachmittags-Gottesdienst mitunter ganz wegfiel, und das in einer Gemeinde von etwa 3000 Seelen. Da trat eine Anzahl von Familienvätern zusammen, welche sich unter einander beredeten und verpflichteten, daß aus ihren Häusern doch sonntäglich Ein Mitglied die Kirche besuchen solle, damit nicht vielleicht auch der Hauptgottesdienst am Vormittage eingehe. Das Reformations-Jubiläum 1817 schien den Kirchenbesuch etwas zu heben, doch nur für eine kurze Zeit, so daß jener Zustand in der genannten Gemeinde über 1820 hinaus fortdauerte. Jedoch vor 1830 war die Kirche wieder gefüllt, nachdem sehr begabte Prediger angestellt waren. In St. Johannis, wo der Verfall der Kirchlichkeit doch nicht so groß gewesen war, hob sich der Kirchenbesuch, als Pastor Volquardts seit 1821 mit voller Kraft auftrat, und bald mußte man darauf bedacht sein, eine neue Emporkirche zu errichten. In