Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/281: Unterschied zwischen den Versionen

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und für die späteren schrofferen Gegensätze und Zerwürfnisse muß man zum Verständniß derselben auf jene Tage zurückgehen, wo unter der Jugend das Deutschthum so vielen Anklang fand. Die ganze Bewegung des Jahres 1848 reicht in ihren Anfängen über 20 Jahre weiter zurück. Die Idee des großen, einigen Gesammtdeutschlands war keine damals erst auftauchende. Es begreift sich aber, wie von dänischer Seite her mit vieler Schärfe im entgegengesetzten nationalen Gefühl die Bewegung von 1848 aufgefaßt worden, und wie vielfach daher von einer Professoren- und Advocaten-Parthei in den Herzogthümern dort die Rede gewesen ist. Die Idee des Deutschthums läßt sich übrigens in eine Parallele stellen mit den skandinavischen Ideen der Kopenhagener.
 
In einem nicht geringen Theile der Bevölkerung der Herzogthümer blieb übrigens lange der Gedanke der Zugehörigkeit zu Dänemark vorherrschend. Es herrschte Vorliebe für das Königthum und herzliche Anerkennung vieler Wohlthaten einer im Ganzen milden Regierung. Und wenn Holstein freilich überwiegend das Gefühl seiner alten Zugehörigkeit zu Deutschland hatte, bei ungemischter deutscher Nationalität, so war dagegen in Schleswig wohl der Wunsch, mit Holstein vereint zu bleiben, immer sehr stark, aber eigentlich national-deutsche Sympathien konnten nur bei der Bevölkerung des südlichen Theils stattfinden. Je weiter nach Norden, desto mehr stand die dänische Volkssprache im Wege. Der Hinneigung für das Königthum leistete in beiden Herzogthümern, so lange Friederich VI. lebte, die persönliche Zuneigung für den König entschiedenen Vorschub. Der König ward aufrichtig betrauert, man hatte ihn von Jugend auf als durch Mißgeschick verfolgt und durch viele harte Schicksale geprüft als einen milden Herrscher gekannt. Schien in seiner Regierung etwas verkehrt zu sein, so ward es nicht ihm persönlich, sondern seinen Rathgebern zugeschrieben. So war im Allgemeinen die Volksstimmung. Das Hinscheiden des Königs Friederichs VI. am 3. December 1839 wurde um so mehr betrauert, weil der gerade Mannsstamm mit ihm erlosch. Seine beiden Söhne waren bald nach der Geburt gestorben. Der Enkel der unbeliebten Königin Juliane Marie folgte. Der Mannsstamm des Königlichen Hauses stand auf drei Personen: Christian VIII., seinem Sohne Friederich und seinem Bruder Ferdinand.

Aktuelle Version vom 24. Januar 2009, 16:38 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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und für die späteren schrofferen Gegensätze und Zerwürfnisse muß man zum Verständniß derselben auf jene Tage zurückgehen, wo unter der Jugend das Deutschthum so vielen Anklang fand. Die ganze Bewegung des Jahres 1848 reicht in ihren Anfängen über 20 Jahre weiter zurück. Die Idee des großen, einigen Gesammtdeutschlands war keine damals erst auftauchende. Es begreift sich aber, wie von dänischer Seite her mit vieler Schärfe im entgegengesetzten nationalen Gefühl die Bewegung von 1848 aufgefaßt worden, und wie vielfach daher von einer Professoren- und Advocaten-Parthei in den Herzogthümern dort die Rede gewesen ist. Die Idee des Deutschthums läßt sich übrigens in eine Parallele stellen mit den skandinavischen Ideen der Kopenhagener.

In einem nicht geringen Theile der Bevölkerung der Herzogthümer blieb übrigens lange der Gedanke der Zugehörigkeit zu Dänemark vorherrschend. Es herrschte Vorliebe für das Königthum und herzliche Anerkennung vieler Wohlthaten einer im Ganzen milden Regierung. Und wenn Holstein freilich überwiegend das Gefühl seiner alten Zugehörigkeit zu Deutschland hatte, bei ungemischter deutscher Nationalität, so war dagegen in Schleswig wohl der Wunsch, mit Holstein vereint zu bleiben, immer sehr stark, aber eigentlich national-deutsche Sympathien konnten nur bei der Bevölkerung des südlichen Theils stattfinden. Je weiter nach Norden, desto mehr stand die dänische Volkssprache im Wege. Der Hinneigung für das Königthum leistete in beiden Herzogthümern, so lange Friederich VI. lebte, die persönliche Zuneigung für den König entschiedenen Vorschub. Der König ward aufrichtig betrauert, man hatte ihn von Jugend auf als durch Mißgeschick verfolgt und durch viele harte Schicksale geprüft als einen milden Herrscher gekannt. Schien in seiner Regierung etwas verkehrt zu sein, so ward es nicht ihm persönlich, sondern seinen Rathgebern zugeschrieben. So war im Allgemeinen die Volksstimmung. Das Hinscheiden des Königs Friederichs VI. am 3. December 1839 wurde um so mehr betrauert, weil der gerade Mannsstamm mit ihm erlosch. Seine beiden Söhne waren bald nach der Geburt gestorben. Der Enkel der unbeliebten Königin Juliane Marie folgte. Der Mannsstamm des Königlichen Hauses stand auf drei Personen: Christian VIII., seinem Sohne Friederich und seinem Bruder Ferdinand.