Die Deutschen Personennamen/104: Unterschied zwischen den Versionen
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Luther heißt bei den Zeitgenossen vorzugsweise {{Sperrschrift|Martinus}}, so in der Geschichte von dem Zusammentreffen mit den beiden Schweizer Studenten. Seinen Freund Melanchthon nennt er den Magister {{Sperrschrift|Philippus}}. Im Künstlermonogramm {{Sperrschrift|Dürers}} verschwindet das D völlig hinter dem A. 1449 ernennt Markgraf Friedrich II. von Brandenburg einen Ulrich Czewschel zum Hausvogt von Berlin; im weiteren Verlauf der Urkunde heißt dieser immer nur Ulrich (Altmann, ausgew. Urk. zur brand.-preuß. Verfassungsgeschichte, Berlin 1897, I, 4). Besonders auffällig ist es aber, daß in vielen Städten amtliche Namenverzeichnisse bis in die neueste Zeit nach dem Vornamen, nicht nach dem Familiennamen geordnet sind. So in Görlitz die alphabetischen Verzeichnisse zu den Testamentsbüchern bis ins 18. Jahrhundert, ähnlich in Frankfurt a.M., Bunzlau und anderen Städten (Jecht 9, Reichert 40. Heinrichs 17. 253f.). | |||
Daß in der Zeit der Entstehung der Familiennamen {{Sperrschrift|die Obrigkeit irgendwie eingegriffen habe}}, wird nirgends berichtet. Sie nimmt sich erst sehr spät und ganz vereinzelt der Sache an. In Baiern verbietet Kurfürst Ferdinand Maria 1677 seinen Untertanen, sich ohne landesherrliche Genehmigung heute so und morgen anders zu nennen. Ich erwähnte ferner die Regelung der Namen der Dänen, Friesen und Juden (S. [[../037|37]]. [[../099|99]]f. [[../103|103]]). | |||
Eine Änderung des Namens bedarf der obrigkeitlichen Genehmigung, die Führung eines falschen Namens ist verboten. Doch hat man nichts dagegen, daß {{Sperrschrift|Schriftsteller und Künstler sich willkürlich Namen beilegen}}, häufig um ihren Namen zu verhüllen, oft um ihn zu verschönen. Bei Goethe in Wilhelm Meisters theatralischer Sendung kommt ein Schauspieler vor, der ursprünglich {{Sperrschrift|Pfefferkuchen}} geheißen hat und sich dann {{Sperrschrift|Melina}} nennt, von griechisch <tt>meli</tt> Honig. Er ist mit seinem Stande unzufrieden und klagt lebhaft darüber, und Wilhelm ruft aus, als er gegangen ist: „Unglücklicher Melina, der du immer noch Pfefferkuchen heißen solltest, nicht in deinem Stande, sondern in dir liegt das Armselige, über das du nicht Herr werden kannst.“ {{Sperrschrift|Dickens}} schrieb unter dem Namen {{Sperrschrift|Boz}}, in Erinnerung an einen Bruder Moses, den er immer scherzhaft Boses genannt hatte, Walter {{Sperrschrift|Scott}} nannte überhaupt keinen Verfassernamen. Agnes {{Sperrschrift|Sorma}} hieß ursprünglich Polaczek, die |
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sich zur Bezeichnung einer Person doch oft noch des bloßen Vornamens bedient.
Luther heißt bei den Zeitgenossen vorzugsweise Martinus, so in der Geschichte von dem Zusammentreffen mit den beiden Schweizer Studenten. Seinen Freund Melanchthon nennt er den Magister Philippus. Im Künstlermonogramm Dürers verschwindet das D völlig hinter dem A. 1449 ernennt Markgraf Friedrich II. von Brandenburg einen Ulrich Czewschel zum Hausvogt von Berlin; im weiteren Verlauf der Urkunde heißt dieser immer nur Ulrich (Altmann, ausgew. Urk. zur brand.-preuß. Verfassungsgeschichte, Berlin 1897, I, 4). Besonders auffällig ist es aber, daß in vielen Städten amtliche Namenverzeichnisse bis in die neueste Zeit nach dem Vornamen, nicht nach dem Familiennamen geordnet sind. So in Görlitz die alphabetischen Verzeichnisse zu den Testamentsbüchern bis ins 18. Jahrhundert, ähnlich in Frankfurt a.M., Bunzlau und anderen Städten (Jecht 9, Reichert 40. Heinrichs 17. 253f.).
Daß in der Zeit der Entstehung der Familiennamen die Obrigkeit irgendwie eingegriffen habe, wird nirgends berichtet. Sie nimmt sich erst sehr spät und ganz vereinzelt der Sache an. In Baiern verbietet Kurfürst Ferdinand Maria 1677 seinen Untertanen, sich ohne landesherrliche Genehmigung heute so und morgen anders zu nennen. Ich erwähnte ferner die Regelung der Namen der Dänen, Friesen und Juden (S. 37. 99f. 103).
Eine Änderung des Namens bedarf der obrigkeitlichen Genehmigung, die Führung eines falschen Namens ist verboten. Doch hat man nichts dagegen, daß Schriftsteller und Künstler sich willkürlich Namen beilegen, häufig um ihren Namen zu verhüllen, oft um ihn zu verschönen. Bei Goethe in Wilhelm Meisters theatralischer Sendung kommt ein Schauspieler vor, der ursprünglich Pfefferkuchen geheißen hat und sich dann Melina nennt, von griechisch meli Honig. Er ist mit seinem Stande unzufrieden und klagt lebhaft darüber, und Wilhelm ruft aus, als er gegangen ist: „Unglücklicher Melina, der du immer noch Pfefferkuchen heißen solltest, nicht in deinem Stande, sondern in dir liegt das Armselige, über das du nicht Herr werden kannst.“ Dickens schrieb unter dem Namen Boz, in Erinnerung an einen Bruder Moses, den er immer scherzhaft Boses genannt hatte, Walter Scott nannte überhaupt keinen Verfassernamen. Agnes Sorma hieß ursprünglich Polaczek, die