Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/004: Unterschied zwischen den Versionen

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Disciplinen war wenig die Rede, die praktische Uebung ward vielmehr durchgehends dem Schlendrian überlassen. Dogmatische Controversen bildeten in dem Studium der Theologie eine Hauptsache, und die Streitschriften dieser Zeit waren von so grober Tonart, daß man gesagt hat, sie wären die „Hellebarden der Lanzknechte in das Theologische übersetzt“.
 
Nachdem eine neue Scholastik nach der Reformation sich Bahn gebrochen hatte, wurden die Theologen dazu angeleitet, das Wissen von der Religion als Religion zu betrachten, und alle Fragen, welche von der Schulgelehrsamkeit im Gebiete des Glaubens etwas aufgeworfen werden können, in der subtilsten und spitzfindigsten Art und Weise zu behandeln. Es galt als das höchste Ziel, dahin zu gelangen, schulgerecht alle diese Fragen beantworten zu können. Der größte Ruhm war, in der bis in das Einzelste hinein festbestimmten Rechtgläubigkeit unsträflich erfunden zu werden. Noch über den Zeitraum hinaus, den wir behandeln, war solche Orthodoxie das, worauf von der großen Mehrzahl das meiste Gewicht gelegt wurde, und selbst in einer abweichenden Ausdrucksweise oder in ungewöhnlichen Redensarten fand man nicht selten etwas ernstlich Bedenkliches. Es mußte dabei begreiflicherweise die Aufmerksamkeit auf Alles, was irgend den Schein des Verdächtigen an sich tragen konnte, sehr geschärft werden, und nicht schwer war es für gelehrte Leute, denen alle und jede alte und neue Ketzerei aller Jahrhunderte mit Allem, was dagegen zur Widerlegung gesagt worden, stets vor Augen schwebte, Verdächtiges gegen die Reinheit der Lehre zu finden. Sehr leicht war es für solche Rechtgläubige, in jedem ungewöhnlichen Ausdruck Etwas zu entdecken, was irgend an eine solche Ketzerei anstreifte. Wie nahe lag auch die Versuchung für Manche, mit der erworbenen Schulgelehrsamkeit wie auf der Universität so auch noch im Amte zu glänzen; wie verdienstlich erschien es dabei auch noch, für die Reinheit der Lehre auf den Kampfplatz zu treten. Es war so, als ob der kriegerische Geist auf diesem Felde der Gelehrsamkeit seinen Tummelplatz fand und hier Lorbeeren suchte. Es galt aber nicht bloß die eigene Kirche gegen andere Kirchen zu vertheidigen, demnach für den Lutheraner Alles von sich abzuwehren, was als papistisch oder calvinistisch auch nur halbweges angesehen werden konnte: es mußte auch innerhalb der eigenen Kirche strenge Wacht gehalten werden gegenüber

Aktuelle Version vom 25. November 2008, 16:35 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Disciplinen war wenig die Rede, die praktische Uebung ward vielmehr durchgehends dem Schlendrian überlassen. Dogmatische Controversen bildeten in dem Studium der Theologie eine Hauptsache, und die Streitschriften dieser Zeit waren von so grober Tonart, daß man gesagt hat, sie wären die „Hellebarden der Lanzknechte in das Theologische übersetzt“.

Nachdem eine neue Scholastik nach der Reformation sich Bahn gebrochen hatte, wurden die Theologen dazu angeleitet, das Wissen von der Religion als Religion zu betrachten, und alle Fragen, welche von der Schulgelehrsamkeit im Gebiete des Glaubens etwas aufgeworfen werden können, in der subtilsten und spitzfindigsten Art und Weise zu behandeln. Es galt als das höchste Ziel, dahin zu gelangen, schulgerecht alle diese Fragen beantworten zu können. Der größte Ruhm war, in der bis in das Einzelste hinein festbestimmten Rechtgläubigkeit unsträflich erfunden zu werden. Noch über den Zeitraum hinaus, den wir behandeln, war solche Orthodoxie das, worauf von der großen Mehrzahl das meiste Gewicht gelegt wurde, und selbst in einer abweichenden Ausdrucksweise oder in ungewöhnlichen Redensarten fand man nicht selten etwas ernstlich Bedenkliches. Es mußte dabei begreiflicherweise die Aufmerksamkeit auf Alles, was irgend den Schein des Verdächtigen an sich tragen konnte, sehr geschärft werden, und nicht schwer war es für gelehrte Leute, denen alle und jede alte und neue Ketzerei aller Jahrhunderte mit Allem, was dagegen zur Widerlegung gesagt worden, stets vor Augen schwebte, Verdächtiges gegen die Reinheit der Lehre zu finden. Sehr leicht war es für solche Rechtgläubige, in jedem ungewöhnlichen Ausdruck Etwas zu entdecken, was irgend an eine solche Ketzerei anstreifte. Wie nahe lag auch die Versuchung für Manche, mit der erworbenen Schulgelehrsamkeit wie auf der Universität so auch noch im Amte zu glänzen; wie verdienstlich erschien es dabei auch noch, für die Reinheit der Lehre auf den Kampfplatz zu treten. Es war so, als ob der kriegerische Geist auf diesem Felde der Gelehrsamkeit seinen Tummelplatz fand und hier Lorbeeren suchte. Es galt aber nicht bloß die eigene Kirche gegen andere Kirchen zu vertheidigen, demnach für den Lutheraner Alles von sich abzuwehren, was als papistisch oder calvinistisch auch nur halbweges angesehen werden konnte: es mußte auch innerhalb der eigenen Kirche strenge Wacht gehalten werden gegenüber