Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/149: Unterschied zwischen den Versionen

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Als die Not immer größer wurde, da sagte Felix Millithaler, der Zimmermann allhie, der einige Jahre zuvor aus Pettenhausen im Berner-Biet hier eingewandert war, zu seiner Ehefrau, Tochter des Sebastian Volk, Fischers dahier: Mei (Marie), was meinst du, wenn wir bis Advent noch in dieser Wildnis sind? Wir wollen miteinander hinziehen, wo ich hergekommen bin. Glaubst du nicht auch? Die Mei gab ihre Einwilligung. Die wenigen guten Sachen, die der Krieg übrig gelassen, nahmen sie auf den Rücken. So wanderten sie auf einsamen Pfaden, unterstützt von der Barmherzigkeit, den Rhein hinauf und ins Bernerbiet hinein. Wenige Monate darauf kam dann einer von dort heraus, den in den Krieg zu ziehen gelüstete, und brachte dem Pfarrer einen Brief. Darinnen stand geschrieben, daß Gott ihnen am 10. Dezember ein Töchterlein geschenkt; sie hätten es nach Herzogenbuchsee zur Taufe getragen und Elisabetha benannt. Der Pfarrer möge all ihren Verwandten die Mitteilung machen, daß sie gesund seien. Auch möge er ihr Kind in sein Buch eintragen, damit es auch in Freistett eine Heimat habe.
Als die Not immer größer wurde, da sagte Felix Millithaler, der Zimmermann allhie, der einige Jahre zuvor aus Pettenhausen im Berner-Biet hier eingewandert war, zu seiner Ehefrau, Tochter des Sebastian Volk, Fischers dahier: Mei (Marie), was meinst du, wenn wir bis Advent noch in dieser Wildnis sind? Wir wollen miteinander hinziehen, wo ich hergekommen bin. Glaubst du nicht auch? Die Mei gab ihre Einwilligung. Die wenigen guten Sachen, die der Krieg übrig gelassen, nahmen sie auf den Rücken. So wanderten sie auf einsamen Pfaden, unterstützt von der Barmherzigkeit, den Rhein hinauf und ins Bernerbiet hinein. Wenige Monate darauf kam dann einer von dort heraus, den in den Krieg zu ziehen gelüstete, und brachte dem Pfarrer einen Brief. Darinnen stand geschrieben, daß Gott ihnen am 10. Dezember ein Töchterlein geschenkt; sie hätten es nach Herzogenbuchsee zur Taufe getragen und Elisabetha benannt. Der Pfarrer möge all ihren Verwandten die Mitteilung machen, daß sie gesund seien. Auch möge er ihr Kind in sein Buch eintragen, damit es auch in Freistett eine Heimat habe.


Noch in demselben Jahre 1704 sah man einen merkwürdigen Leichenzug, der von Memprechtshofen her auf den hiesigen Kirchhof gezogen kam. Derselbe bestand ans lauter Scharfrichtersleuten, dem Scharfrichter Michel Groß von Straßburg sammt seiner Familie, dem Nachrichter Michael Burkhard von dort, dem Scharfrichter Heinrich Spengler zu Achern und dem Scharfrichter Idinger zu Memprechtshofen, alle mit Weib und Kind. Diese hatten sich zu Ehren des in Ruhestand versetzten Scharfrichters Hans Jakob Weiß, welcher sein achtjähriges Pflegetöchterlein Anna Maria zu Grabe begleitete, eingefunden. Es waren ihrer so viele aus der Ferne herbeigekommen, weil die Scharfrichter von dem Volke gehaßt und gemieden, dazu noch in abergläubischer Weise verabscheut wurden und sich sonst niemand an Freuden- und Trauerfesten derselben beteiligte. Wahrlich aber, der alte Weiß verdiente es nicht, daß man ihn verachtete. Ein paar Jahre zuvor waren nämlich
Noch in demselben Jahre 1704 sah man einen merkwürdigen Leichenzug, der von Memprechtshofen her auf den hiesigen Kirchhof gezogen kam. Derselbe bestand aus lauter [[Scharfrichter]]sleuten, dem Scharfrichter Michel Groß<ref>''GenWiki-Red.: Der Name lautet richtig "Michael Großholz" (freundliche Mitteilung von Reinhard Riepl).''</ref> von Straßburg sammt seiner Familie, dem Nachrichter Michael Burkhard von dort, dem Scharfrichter Heinrich Spengler zu Achern und dem Scharfrichter Idinger zu Memprechtshofen, alle mit Weib und Kind. Diese hatten sich zu Ehren des in Ruhestand versetzten Scharfrichters Hans Jakob Weiß, welcher sein achtjähriges Pflegetöchterlein Anna Maria zu Grabe begleitete, eingefunden. Es waren ihrer so viele aus der Ferne herbeigekommen, weil die Scharfrichter von dem Volke gehaßt und gemieden, dazu noch in abergläubischer Weise verabscheut wurden und sich sonst niemand an Freuden- und Trauerfesten derselben beteiligte. Wahrlich aber, der alte Weiß verdiente es nicht, daß man ihn verachtete. Ein paar Jahre zuvor waren nämlich
 
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Aktuelle Version vom 12. Oktober 2008, 09:39 Uhr

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Als die Not immer größer wurde, da sagte Felix Millithaler, der Zimmermann allhie, der einige Jahre zuvor aus Pettenhausen im Berner-Biet hier eingewandert war, zu seiner Ehefrau, Tochter des Sebastian Volk, Fischers dahier: Mei (Marie), was meinst du, wenn wir bis Advent noch in dieser Wildnis sind? Wir wollen miteinander hinziehen, wo ich hergekommen bin. Glaubst du nicht auch? Die Mei gab ihre Einwilligung. Die wenigen guten Sachen, die der Krieg übrig gelassen, nahmen sie auf den Rücken. So wanderten sie auf einsamen Pfaden, unterstützt von der Barmherzigkeit, den Rhein hinauf und ins Bernerbiet hinein. Wenige Monate darauf kam dann einer von dort heraus, den in den Krieg zu ziehen gelüstete, und brachte dem Pfarrer einen Brief. Darinnen stand geschrieben, daß Gott ihnen am 10. Dezember ein Töchterlein geschenkt; sie hätten es nach Herzogenbuchsee zur Taufe getragen und Elisabetha benannt. Der Pfarrer möge all ihren Verwandten die Mitteilung machen, daß sie gesund seien. Auch möge er ihr Kind in sein Buch eintragen, damit es auch in Freistett eine Heimat habe.

Noch in demselben Jahre 1704 sah man einen merkwürdigen Leichenzug, der von Memprechtshofen her auf den hiesigen Kirchhof gezogen kam. Derselbe bestand aus lauter Scharfrichtersleuten, dem Scharfrichter Michel Groß[1] von Straßburg sammt seiner Familie, dem Nachrichter Michael Burkhard von dort, dem Scharfrichter Heinrich Spengler zu Achern und dem Scharfrichter Idinger zu Memprechtshofen, alle mit Weib und Kind. Diese hatten sich zu Ehren des in Ruhestand versetzten Scharfrichters Hans Jakob Weiß, welcher sein achtjähriges Pflegetöchterlein Anna Maria zu Grabe begleitete, eingefunden. Es waren ihrer so viele aus der Ferne herbeigekommen, weil die Scharfrichter von dem Volke gehaßt und gemieden, dazu noch in abergläubischer Weise verabscheut wurden und sich sonst niemand an Freuden- und Trauerfesten derselben beteiligte. Wahrlich aber, der alte Weiß verdiente es nicht, daß man ihn verachtete. Ein paar Jahre zuvor waren nämlich


  1. GenWiki-Red.: Der Name lautet richtig "Michael Großholz" (freundliche Mitteilung von Reinhard Riepl).