Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/260: Unterschied zwischen den Versionen

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Kirchhof ist der Vorhof: dieser Vorhof aber verengt sich in der Folge oft zu einem Eingangshause, bald an der Nord- bald an der Südseite, Karnhaus, Leichenhaus, Frauenhaus, Kinderhaus, Waffenhaus (dänisch: Vaabenhuus) an verschiedenen Orten genannt, meistens als späterer Anbau sich darstellend. Wie aber im Judenthum das Allerheiligste als die Wohnung Gottes galt, wohin ein alljährlich nur Einmal der Hohepriester gehen durfte, das Heilige für die Priester war, der Vorhof für das Volk, so rücken neutestamentlich die Priester (mit dem Küster und den Chorknaben) als die die Kirche darstellenden Personen in das Allerheiligste (den Chor), das Volk aber läßt man in das Heilige einrücken (das Schiff). Draußen im Vorhofe bleiben die Büßenden, die Wöchnerinnen, die ungetauften Kinder. Dort müssen auch die Waffen abgelegt werden. Es erklären sich daraus die angeführten Namen des Vorhauses. In das Allerheiligste, an den Platz der Bundeslade, wird der Altar gestellt, wo eine runde Nische am östlichen Ende ist (Apsis genannt) in diese hinein, oder doch dicht davor. Vom Chor nach dem Langhause der Kirche führt in der Regel ein Schwibbogen, dessen Form, ob als Halbkreis (Rundbogen) oder aus zwei einander schneidenden Segmenten des Kreises gebildet (Spitzbogen), ein Kennzeichen des früheren oder späteren Alters abgiebt. Auch kommen Beispiele vor, wo der Rundbogen sich allmälig dem Spitzbogen anzunähern scheint. Das gehört schon mit zu den Anzeichen der Übergangsperiode zwischen der Zeit des Rundbogen- und der des Spitzbogen-Styls.
 
Diese Uebergangsperiode fällt in das dreizehnte Jahrhundert. Sie hat bei uns eine verhältnißmäßig lange Dauer gehabt<ref>Wir verweisen im Allgemeinen unter andern auf: W. Lübke, Vorschule zum Studium der kirchlichen Kunst des deutschen Mittelalters. Aufl. 5. (Leipzig 1866) S. 44 ff.</ref>, insonderheit hinsichtlich des rundbogigen Frieses, den man, dem modernen Spitzbogen sich noch nicht hingebend, hier lange beibehielt. Es zeigt sich das oben an der Außenmauer bei manchen Kirchen. Der Spitzbogen-Styl reicht hier zu Lande überhaupt keinenfalls über 1240 hinaus, und damit ist nicht gesagt, daß nicht daneben der Rundbogen-Styl eine Zeit lang in Gebrauch geblieben sei. Letzterer findet sich vielmehr nicht allein an Kirchen, die von Quadern zierlich aufgeführt sind, und denen wir, wie vorhin gezeigt, ein recht
 
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Aktuelle Version vom 27. September 2008, 12:23 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Kirchhof ist der Vorhof: dieser Vorhof aber verengt sich in der Folge oft zu einem Eingangshause, bald an der Nord- bald an der Südseite, Karnhaus, Leichenhaus, Frauenhaus, Kinderhaus, Waffenhaus (dänisch: Vaabenhuus) an verschiedenen Orten genannt, meistens als späterer Anbau sich darstellend. Wie aber im Judenthum das Allerheiligste als die Wohnung Gottes galt, wohin ein alljährlich nur Einmal der Hohepriester gehen durfte, das Heilige für die Priester war, der Vorhof für das Volk, so rücken neutestamentlich die Priester (mit dem Küster und den Chorknaben) als die die Kirche darstellenden Personen in das Allerheiligste (den Chor), das Volk aber läßt man in das Heilige einrücken (das Schiff). Draußen im Vorhofe bleiben die Büßenden, die Wöchnerinnen, die ungetauften Kinder. Dort müssen auch die Waffen abgelegt werden. Es erklären sich daraus die angeführten Namen des Vorhauses. In das Allerheiligste, an den Platz der Bundeslade, wird der Altar gestellt, wo eine runde Nische am östlichen Ende ist (Apsis genannt) in diese hinein, oder doch dicht davor. Vom Chor nach dem Langhause der Kirche führt in der Regel ein Schwibbogen, dessen Form, ob als Halbkreis (Rundbogen) oder aus zwei einander schneidenden Segmenten des Kreises gebildet (Spitzbogen), ein Kennzeichen des früheren oder späteren Alters abgiebt. Auch kommen Beispiele vor, wo der Rundbogen sich allmälig dem Spitzbogen anzunähern scheint. Das gehört schon mit zu den Anzeichen der Übergangsperiode zwischen der Zeit des Rundbogen- und der des Spitzbogen-Styls.

Diese Uebergangsperiode fällt in das dreizehnte Jahrhundert. Sie hat bei uns eine verhältnißmäßig lange Dauer gehabt[1], insonderheit hinsichtlich des rundbogigen Frieses, den man, dem modernen Spitzbogen sich noch nicht hingebend, hier lange beibehielt. Es zeigt sich das oben an der Außenmauer bei manchen Kirchen. Der Spitzbogen-Styl reicht hier zu Lande überhaupt keinenfalls über 1240 hinaus, und damit ist nicht gesagt, daß nicht daneben der Rundbogen-Styl eine Zeit lang in Gebrauch geblieben sei. Letzterer findet sich vielmehr nicht allein an Kirchen, die von Quadern zierlich aufgeführt sind, und denen wir, wie vorhin gezeigt, ein recht


  1. Wir verweisen im Allgemeinen unter andern auf: W. Lübke, Vorschule zum Studium der kirchlichen Kunst des deutschen Mittelalters. Aufl. 5. (Leipzig 1866) S. 44 ff.