Werner Wittich: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Werner Wittich''' wurde am 5. August 1867 in [[Darmstadt]] geboren, als erster Sohn des Buchdruckers, Buch- und Zeitungsverlegers Ferdinand Wittich (1826-1912) und dessen Ehefrau Christiane Liebig (1842-1899). | '''Werner Wittich''' wurde am 5. August 1867 in [[Darmstadt]] geboren, als erster Sohn des Buchdruckers, Buch- und Zeitungsverlegers Ferdinand Wittich (1826-1912) und dessen Ehefrau Christiane Liebig (1842-1899). Klassisches Gymnasium in Darmstadt, dann Studien in Lausanne (1886) und Strassburg (ab 1887), dort Dr.rer.pol. 1891, Dr. hab. 1895, Privatdozent 1895-1900, (Ruf nach Göttingen 1900, lehnt ab), a.o. Professor („ohne Besoldung oder Aussicht auf solche“) 1901-1908, (Ruf an TH München 1908, lehnt ab), 1909-18 a.o. Professor (mit Gehalt, erweiterter Lehrauftrag für elsässische Belange). Verheiratet 1911 in Strassburg mit Marie Fest, zwei Kinder (sein Sohn Ferdinand, *1916, diente 1939-40 in der französischen Armee, dann zur Wehrmacht eingezogen, 1943 im Osten verschollen). | ||
Verbleibt 1919 als einziger der reichsdeutschen Professoren in Frankreich, dafür in Deutschland stark angefeindet. 1921-22 Lehrauftrag am Centre d’études germaniques (der französischen Armee) in Mainz, 1922-24 Lehrauftrag am Institut supérieur de commerce, Strasbourg. 1930-32 Professeur honoraire à la Faculté de Droit, Université de Strasbourg, 1932 Chevalier, Légion d'honneur. Lebt ab etwa 1922 auf seinem Landgut Langenschlössel in Bergheim, Haut Rhin, als „Privatgelehrter und Agronom“ (aus einem Brief 1925 an Paul Siebeck, Tübingen). Sein Besitz dort ab 1933 erster Anlaufpunkt vieler in Deutschland zwangspensionierter akademischer Kollegen. 1922-35 etwa 20 Veröffentlichungen zu wirtschaftspolitischen, historischen und kultursoziologischen Themen (auf deutsch und französisch). Stirbt 1937 in Colmar.<ref>Strauss, Léon, François Uberfill, and Claus Wittich. "Wittich, Werner Ludwig Georg." In: ''Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne'', 4277-79. Strasbourg: Fédération des Sociétés d'Histoire et d'Archéologie d'Alsace, 2002.</ref> | |||
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Version vom 15. August 2008, 08:43 Uhr
Werner Wittich, * 5. August 1867 in Darmstadt, † 11. August 1937 in Colmar (Haut-Rhin), war ein deutscher (später französischer) Gelehrter, Volkswirt, Historiker und Kultursoziologe, Professor der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Reichsuniversität Strassburg (1901-1918), dann bis zu seinem Tode, in Deutschland verpönt, Privatgelehrter und Agronom in Bergheim (Haut Rhin). Zwei seiner Arbeiten - beide in DigiBib präsentiert - werden noch heute, doch in sehr verschiedenen Zusammenhängen, häufig zitiert: einerseits seine wirtschaftshistorische Habilitationsschrift Grundherrschaft in Nordwestdeutschland (1896), andrerseits - im Rahmen deutscher und französischer Grenzlandsanalysen - die seinerzeit sehr kontroverse Kulturstudie Deutsche und französische Kultur im Elsass (1900). Andere Arbeiten, darunter eine frühe journalistische Analyse (1932) der NS-Bewegung (s.u.), wurden nie beachtet.
Leben
Werner Wittich wurde am 5. August 1867 in Darmstadt geboren, als erster Sohn des Buchdruckers, Buch- und Zeitungsverlegers Ferdinand Wittich (1826-1912) und dessen Ehefrau Christiane Liebig (1842-1899). Klassisches Gymnasium in Darmstadt, dann Studien in Lausanne (1886) und Strassburg (ab 1887), dort Dr.rer.pol. 1891, Dr. hab. 1895, Privatdozent 1895-1900, (Ruf nach Göttingen 1900, lehnt ab), a.o. Professor („ohne Besoldung oder Aussicht auf solche“) 1901-1908, (Ruf an TH München 1908, lehnt ab), 1909-18 a.o. Professor (mit Gehalt, erweiterter Lehrauftrag für elsässische Belange). Verheiratet 1911 in Strassburg mit Marie Fest, zwei Kinder (sein Sohn Ferdinand, *1916, diente 1939-40 in der französischen Armee, dann zur Wehrmacht eingezogen, 1943 im Osten verschollen).
Verbleibt 1919 als einziger der reichsdeutschen Professoren in Frankreich, dafür in Deutschland stark angefeindet. 1921-22 Lehrauftrag am Centre d’études germaniques (der französischen Armee) in Mainz, 1922-24 Lehrauftrag am Institut supérieur de commerce, Strasbourg. 1930-32 Professeur honoraire à la Faculté de Droit, Université de Strasbourg, 1932 Chevalier, Légion d'honneur. Lebt ab etwa 1922 auf seinem Landgut Langenschlössel in Bergheim, Haut Rhin, als „Privatgelehrter und Agronom“ (aus einem Brief 1925 an Paul Siebeck, Tübingen). Sein Besitz dort ab 1933 erster Anlaufpunkt vieler in Deutschland zwangspensionierter akademischer Kollegen. 1922-35 etwa 20 Veröffentlichungen zu wirtschaftspolitischen, historischen und kultursoziologischen Themen (auf deutsch und französisch). Stirbt 1937 in Colmar.[1]
Werke
Grundherrschaft
Zu Grundherrschaft: [In Bearbeitung].
Deutsche und französische Kultur im Elsass
[In Bearbeitung]. Vorgeschichte. Spindler zur Genesis des Buches.[2] und [3]. Zur Strassburger Reaktion viel später: die Spahn'sche Denunziation.[4]
Ausgewählte Bibliographie
Wittich, Werner. Ländliche Verfassung Niedersachsens und Organisation des Amts im 18. Jahrhundert. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der staatswissenschaftlichen Doctorwürde eingereicht bei der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Kaiser-Wilhelms-Universität zu Strassburg. Darmstadt: L.C.Wittich'sche Hofbuchdruckerei, 1891. 126 pp.
________. Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland. Leipzig: Duncker & Humblot, 1896. 461 & 143 pp. (Habilitationsschrift).
________. "Auf der Grenze. Erlebnisse und Gedanken vom Kamme der Vogesen." Revue Alsacienne Illustrée / Illustrirte Elsässische Rundschau II, no. 1 (1900): 14-20. .
________. Deutsche und französische Kultur im Elsass. Strassburg: Schlesier & Schweickhardt, 1900. 92 pp. Ursprünglich in Illustrirte Elsässische Rundschau, II/2-4 (1900), pp.71-92, 113-140, 177-216.
________. "Le génie national des races française et allemande en Alsace." Revue internationale de Sociologie 10 (1902): 777-824, 857-907.
________. Kultur und Nationalbewusstsein im Elsass. Strassburg: Verlag der Illustrirten Elsässischen Rundschau, 1909. 19 pp. Zuerst in Revue Alsacienne Illustrée / Illustrirte Elsässische Rundschau, XI:1 (Jan. 1909), pp.24-36 (mit franz. Einleitung von Henri Lichtenberger).
________. Civilisation et Patriotisme en Alsace, (Trad. & preface par Henri Lichtenberger). Strasbourg: Revue Alsacienne Illustrée, 1909. vi & 21 pp.
________. "Die Wirtschaft des Reichslandes Elsass-Lothringen in Vergangenheit und Gegenwart." In: Das Elsass: Ein Buch von seiner Geschichte, Art und Kunst, pp.145-63. G. Anrich, F. Schultz, and W. Wittich. Strassburg: Trübner, 1918.
________. "L'introduction du franc en Alsace et en Lorraine." Revue d'Economie Politique 1, 4 (1922): 20-44, 500-548.
________. "Der soziale Gehalt von Goethes Roman 'Wilhelm Meisters Lehrjahre'." In: Erinnerungsgabe für Max Weber: Die Hauptprobleme der Soziologie, hrsg. von Melchior Palyi. Vol. 2. München: Duncker & Humblot, 1923, pp.278-306.
________. "Oesterreicher und Balten in der deutschen Politik: Ein Versuch zur Erklärung des National-Sozialismus." Strassburger Neueste Nachrichten (June 1932): 14., 15. & 16. Juni. [Hätte er 1940 noch gelebt, dann wäre es mit ihm auf Grund dieser Artikel allein, auch ohne Spahn, gewiss arg schlimm gegangen].
________. "Der religiöse Gehalt der Kolonisation des ostelbischen Deutschlands." Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 144 (1936): 641-59 [letzte Arbeit].
- ↑ Strauss, Léon, François Uberfill, and Claus Wittich. "Wittich, Werner Ludwig Georg." In: Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne, 4277-79. Strasbourg: Fédération des Sociétés d'Histoire et d'Archéologie d'Alsace, 2002.
- ↑ Spindler, Charles. L'Alsace pendant la guerre, (Préface de André Hallays). Strasbourg: Treuttel & Würtz, 1925. 763 pp.
- ↑ ________. Mémoires inédits. Saint-Léonard: manuscript, 1930. 135 pp.
- ↑ Spahn, Martin. "Von der französischen Revolution bis zum Weltkrieg." In: Das Elsass: Des Reiches Tor und Schild, hrsg. von Franz Kerber. Stuttgart: J. Engelhorns Nachf. Adolf Spemann, 1940, pp.105-19. (Zitat, p.119: "Der [elsässischen] Oberschicht hatte der aus Darmstadt herübergekommene, dem Lehrkörper der Universität als Nationalökonom angehörige Werner Wittich, er war nichtarischer Herkunft, um die Jahrhundertwende in einem Aufsatz thesenhaft die Losung nahegebracht, dass sich die elsässische Eigenart auf die gleich enge Verbundenheit des elsässischen Wesens mit der französischen wie der deutschen Kultur gründe. Sie nahm mit dieser Losung den Kampf um den vorwaltenden Einfluss im Lande auf".