Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich/292: Unterschied zwischen den Versionen
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Klespe war übringens ein seeleneiferiger Hirt, hielt fleißig Katechese und führte einen erbaulichen Wandel. In seiner Krankheit, wo er Aushülfe nöthig hatte, schrieb er: "Freunde in der Noth, gehen hundert auf ein Loth." | |||
{{Sperrschrift|Johann Jansen}}, aus Hürth bei Köln, früher Kaplan zu St. Brigitta in Köln, darauf 1717 Pfarrer in Berrendorf und von 1741 in Neukirchen. Wo das Geld geblieben, das zur Reparatur des Pfarrhauses bestimmt war, weiß Niemand.<ref><tt>verosimiliter cella vinaria maximam recepit partem</tt>. So ein altes Kirchenbuch.</ref> Er hinterließ dasselbe im traurigsten Zustande, und sah es eher der Hütte eines Schweinehirten, wie der Wohnung eines Pastors ähnlich (<tt>plus casea pauperis subulci, quam pastoris inhabitatio reperiebatur</tt>). Schon 1728 heißt es im <tt>recessus visitaionis</tt>: "Da das Pfarrheus und die Scheune vor Alter den Einsturz drohen, so werden die Pfarrgenossen daran erinnert, daß sie den Synodalstatuten gemäß verpflichtet sind, selbige herzustellen und zwar <tt>intra proximum semestre</tt>, binnen einem halben Jahre." Und in dreizehn Jahren war noch nichts daran geschehen. Fast keine Silbe hat Jansen aufgezeichnet, was nicht zu verwundern. Denn, wenn nicht täglich, so doch wenigstens an allen Sonn= und Feiertagen mußte er Ordensgeistliche, die in der Kirche aushalfen, bewirten. Außerdem hatte er eine Menge Verwandte, die in der Pastorat beständig aus und eingingen. Auch mochte seine Unfähigkeit in der lateinischen Sprache ihm im Schreiben hinderlich sein. Selbst die vorhandenen Documente wußte er nicht zu schützen. Einst säuberte er, um Platz zu gewinne, das Archiv, indem er die Actenstücke und alten Papiere an einen Krämer verkaufte; was übrig geblieben, übergab sein Nachfolger dem Feuer. <br> | |||
Am 5. September 1760, der Octav der Kirchweihe, besuchte Pastor Jansen nach dem Hochamte die in der Nähe gelegene Wirthschaft von Andreas Wehrhahn. Bei Tische, nachdem er gut gegessen und getrunken, fühlte er sich unwohl und mußte sich zu Bette legen. Da traf ihn ein [[Schlagfluß]], der ihn nach empfangener letzten Oelung dahinraffte. Er war 66 Jahre alt und hinterließ das Andenken eines guten Hirten, der nur besser hätte rechnen und mehr sich einschränken müssen. | |||
{{Sperrschrift|Gerhard Friedrich Decker}}, aus Köln, folgte. Er war Licentiat der Theologie und zwanzig Jahre lang Professor am Laurentiander Gymnasium zu Köln. Mit Rücksicht auf seine Verdienste wurde ihm die Pfarre Neukirchen übertragen. Er glaubte, wie es im Sterbebuche von Neukirchen heißt, auf dem Lande regne es täglich Milch und Honig. Aber, wie täuschte er sich! Er konnte sich gar nicht schicken und wurde [http://wiki-de.genealogy.net/Deutsches_W%C3%B6rterbuch_1898/009| Misanthrop]. Wenn er Jemanden begegnete, sah er einen andern Weg | |||
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Klespe war übringens ein seeleneiferiger Hirt, hielt fleißig Katechese und führte einen erbaulichen Wandel. In seiner Krankheit, wo er Aushülfe nöthig hatte, schrieb er: "Freunde in der Noth, gehen hundert auf ein Loth."
Johann Jansen, aus Hürth bei Köln, früher Kaplan zu St. Brigitta in Köln, darauf 1717 Pfarrer in Berrendorf und von 1741 in Neukirchen. Wo das Geld geblieben, das zur Reparatur des Pfarrhauses bestimmt war, weiß Niemand.[1] Er hinterließ dasselbe im traurigsten Zustande, und sah es eher der Hütte eines Schweinehirten, wie der Wohnung eines Pastors ähnlich (plus casea pauperis subulci, quam pastoris inhabitatio reperiebatur). Schon 1728 heißt es im recessus visitaionis: "Da das Pfarrheus und die Scheune vor Alter den Einsturz drohen, so werden die Pfarrgenossen daran erinnert, daß sie den Synodalstatuten gemäß verpflichtet sind, selbige herzustellen und zwar intra proximum semestre, binnen einem halben Jahre." Und in dreizehn Jahren war noch nichts daran geschehen. Fast keine Silbe hat Jansen aufgezeichnet, was nicht zu verwundern. Denn, wenn nicht täglich, so doch wenigstens an allen Sonn= und Feiertagen mußte er Ordensgeistliche, die in der Kirche aushalfen, bewirten. Außerdem hatte er eine Menge Verwandte, die in der Pastorat beständig aus und eingingen. Auch mochte seine Unfähigkeit in der lateinischen Sprache ihm im Schreiben hinderlich sein. Selbst die vorhandenen Documente wußte er nicht zu schützen. Einst säuberte er, um Platz zu gewinne, das Archiv, indem er die Actenstücke und alten Papiere an einen Krämer verkaufte; was übrig geblieben, übergab sein Nachfolger dem Feuer.
Am 5. September 1760, der Octav der Kirchweihe, besuchte Pastor Jansen nach dem Hochamte die in der Nähe gelegene Wirthschaft von Andreas Wehrhahn. Bei Tische, nachdem er gut gegessen und getrunken, fühlte er sich unwohl und mußte sich zu Bette legen. Da traf ihn ein Schlagfluß, der ihn nach empfangener letzten Oelung dahinraffte. Er war 66 Jahre alt und hinterließ das Andenken eines guten Hirten, der nur besser hätte rechnen und mehr sich einschränken müssen.
Gerhard Friedrich Decker, aus Köln, folgte. Er war Licentiat der Theologie und zwanzig Jahre lang Professor am Laurentiander Gymnasium zu Köln. Mit Rücksicht auf seine Verdienste wurde ihm die Pfarre Neukirchen übertragen. Er glaubte, wie es im Sterbebuche von Neukirchen heißt, auf dem Lande regne es täglich Milch und Honig. Aber, wie täuschte er sich! Er konnte sich gar nicht schicken und wurde Misanthrop. Wenn er Jemanden begegnete, sah er einen andern Weg
- ↑ verosimiliter cella vinaria maximam recepit partem. So ein altes Kirchenbuch.