Deutsche und französische Kultur im Elsass/087: Unterschied zwischen den Versionen
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origineller als das deutsche. So schafft hier das Volk aus dem unerschöpflichen Schatz der antiken Sprachen unaufhörlich neue Wortbildungen, von denen viele dauernd die Sprache bereichern. Gerade in der Tageslitteratur, der ernsten Presse und dem illustrierten Witzblatt, dem Theater, ja in der alltäglichen Unterhaltung tritt diese individualistische Geisteskultur glänzend zu Tage. Es ist ja der Segen, aber auch der Fluch des französischen Volkes, dass so viele, die es nicht nötig haben, Geist besitzen. Aber nicht nur in der geistigen Kultur der grossen Masse, sondern auch in den Systemen der französischen Philosophen ist dieser nationale Zug deutlich erkennbar. Die Staatslehren von Montesquieu und Rousseau sind ebenso individualistisch wie der ganze französische Sozialismus, der sich gegen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen empört und die höchste Instanz des französischen Geisteslebens, den gesunden Menschenverstand, gegen diesen Missbrauch anruft. In dem Individualismus des Volkes liegt auch die Erklärung für die zentrale Stellung des gesunden Menschenverstandes im französischen Geistesleben. Denn der bon sens ist ja weiter nichts als das Urteil des naiven Einzelmenschen über sich und die ihn umgebende Welt. In der sinnlichen Kultur endlich feiert der Individualismus des Franzosen seinen höchsten Triumph. Denn wie die bildende Kunst die sinnliche Erscheinung des Menschen als ihren höchsten Gegenstand verehrt, so will die sinnliche Kultur im Ganzen die sinnlichen Triebe und Bedürfnisse des Menschen, allerdings in vollendeter und verfeinerter Weise, befriedigen. Nur da, wo der Mensch als Individuum im Mittelpunkt der Beachtung steht, ist eine so weitgehende Pflege seiner subjektivsten Bedürfnisse denkbar. | origineller als das deutsche. So schafft hier das Volk aus dem unerschöpflichen Schatz der antiken Sprachen unaufhörlich neue Wortbildungen, von denen viele dauernd die Sprache bereichern. Gerade in der Tageslitteratur, der ernsten Presse und dem illustrierten Witzblatt, dem Theater, ja in der alltäglichen Unterhaltung tritt diese individualistische Geisteskultur glänzend zu Tage. Es ist ja der Segen, aber auch der Fluch des französischen Volkes, dass so viele, die es nicht nötig haben, Geist besitzen. Aber nicht nur in der geistigen Kultur der grossen Masse, sondern auch in den Systemen der französischen Philosophen ist dieser nationale Zug deutlich erkennbar. Die Staatslehren von Montesquieu und Rousseau sind ebenso individualistisch wie der ganze französische Sozialismus, der sich gegen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen empört und die höchste Instanz des französischen Geisteslebens, den gesunden Menschenverstand, gegen diesen Missbrauch anruft. In dem Individualismus des Volkes liegt auch die Erklärung für die zentrale Stellung des gesunden Menschenverstandes im französischen Geistesleben. Denn der bon sens ist ja weiter nichts als das Urteil des naiven Einzelmenschen über sich und die ihn umgebende Welt. In der sinnlichen Kultur endlich feiert der Individualismus des Franzosen seinen höchsten Triumph. Denn wie die bildende Kunst die sinnliche Erscheinung des Menschen als ihren höchsten Gegenstand verehrt, so will die sinnliche Kultur im Ganzen die sinnlichen Triebe und Bedürfnisse des Menschen, allerdings in vollendeter und verfeinerter Weise, befriedigen. Nur da, wo der Mensch als Individuum im Mittelpunkt der Beachtung steht, ist eine so weitgehende Pflege seiner subjektivsten Bedürfnisse denkbar. | ||
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origineller als das deutsche. So schafft hier das Volk aus dem unerschöpflichen Schatz der antiken Sprachen unaufhörlich neue Wortbildungen, von denen viele dauernd die Sprache bereichern. Gerade in der Tageslitteratur, der ernsten Presse und dem illustrierten Witzblatt, dem Theater, ja in der alltäglichen Unterhaltung tritt diese individualistische Geisteskultur glänzend zu Tage. Es ist ja der Segen, aber auch der Fluch des französischen Volkes, dass so viele, die es nicht nötig haben, Geist besitzen. Aber nicht nur in der geistigen Kultur der grossen Masse, sondern auch in den Systemen der französischen Philosophen ist dieser nationale Zug deutlich erkennbar. Die Staatslehren von Montesquieu und Rousseau sind ebenso individualistisch wie der ganze französische Sozialismus, der sich gegen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen empört und die höchste Instanz des französischen Geisteslebens, den gesunden Menschenverstand, gegen diesen Missbrauch anruft. In dem Individualismus des Volkes liegt auch die Erklärung für die zentrale Stellung des gesunden Menschenverstandes im französischen Geistesleben. Denn der bon sens ist ja weiter nichts als das Urteil des naiven Einzelmenschen über sich und die ihn umgebende Welt. In der sinnlichen Kultur endlich feiert der Individualismus des Franzosen seinen höchsten Triumph. Denn wie die bildende Kunst die sinnliche Erscheinung des Menschen als ihren höchsten Gegenstand verehrt, so will die sinnliche Kultur im Ganzen die sinnlichen Triebe und Bedürfnisse des Menschen, allerdings in vollendeter und verfeinerter Weise, befriedigen. Nur da, wo der Mensch als Individuum im Mittelpunkt der Beachtung steht, ist eine so weitgehende Pflege seiner subjektivsten Bedürfnisse denkbar.
Worin besteht nun im Gegensatz zum Individualismus in der französischen Kultur der übereinstimmende Zug in den Elementen
- Bildunterschrift:
- TH. SCHULER: Bauer aus Oberseebach.