Deutsche und französische Kultur im Elsass/029: Unterschied zwischen den Versionen
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Elsässers besonders in den niederen Volksklassen die Geistesbildung nur wenig befördern. Denn immer trat die fremde Nationalität der höheren Geistesbildung, die eben doch auch auf das Geistesleben des niederen Volkes einen grossen Einfluss ausübt, hindernd dazwischen, später aber kam hinzu, dass der Unterricht selbst fremdsprachig wurde, obwohl das Volk im Leben noch bei der angeborenen Sprache und Art verharrte. | Elsässers besonders in den niederen Volksklassen die Geistesbildung nur wenig befördern. Denn immer trat die fremde Nationalität der höheren Geistesbildung, die eben doch auch auf das Geistesleben des niederen Volkes einen grossen Einfluss ausübt, hindernd dazwischen, später aber kam hinzu, dass der Unterricht selbst fremdsprachig wurde, obwohl das Volk im Leben noch bei der angeborenen Sprache und Art verharrte. | ||
In den höheren Ständen, bei den Notabeln, den Geistlichen und Gelehrten, waren dieselben Ursachen, wenn auch in abgeschwächtem Masse, wirksam. Sie waren eifrig bestrebt, sich der französischen Geistesbildung durch Unterricht und Tradition zu bemächtigen. Diejenigen, die ihr Lebensweg dauernd nach Frankreich führte, wurden auch geistig völlige Franzosen, zu einem grossen Franzosen ist auf geistigem Gebiet keiner geworden. Die in der Heimat Verbliebenen streiften ihre deutsche Geistesrichtung nie soweit ab, dass sie auch geistig als völlige Franzosen gelten konnten. Viele, die protestantischen Geistlichen und Gelehrten besonders, bewahrten absichtlich den geistigen Zusammenhang mit Deutschland und deutscher Geistesbildung. So bestand auch in den höheren Ständen bald bewusst bald unbewusst dieser Zwiespalt in der Geisteskultur, der die höhere Entfaltung des Geisteslebens hemmte und gerade hervorragende Leistungen auf diesem Gebiete fast unmöglich machte. Trotz der relativ guten Schulen verfiel gerade im Elsass das Geistesleben einer gewissen Verödung. Die besten Elemente wandten sich der Industrie und dem Soldatenberuf zu, und einsichtsvolle Männer wünschten, um | In den höheren Ständen, bei den Notabeln, den Geistlichen und Gelehrten, waren dieselben Ursachen, wenn auch in abgeschwächtem Masse, wirksam. Sie waren eifrig bestrebt, sich der französischen Geistesbildung durch Unterricht und Tradition zu bemächtigen. Diejenigen, die ihr Lebensweg dauernd nach Frankreich führte, wurden auch geistig völlige Franzosen, zu einem grossen Franzosen ist auf geistigem Gebiet keiner geworden. Die in der Heimat Verbliebenen streiften ihre deutsche Geistesrichtung nie soweit ab, dass sie auch geistig als völlige Franzosen gelten konnten. Viele, die protestantischen Geistlichen und Gelehrten besonders, bewahrten absichtlich den geistigen Zusammenhang mit Deutschland und deutscher Geistesbildung. So bestand auch in den höheren Ständen bald bewusst bald unbewusst dieser Zwiespalt in der Geisteskultur, der die höhere Entfaltung des Geisteslebens hemmte und gerade hervorragende Leistungen auf diesem Gebiete fast unmöglich machte. Trotz der relativ guten Schulen verfiel gerade im Elsass das Geistesleben einer gewissen Verödung. Die besten Elemente wandten sich der Industrie und dem Soldatenberuf zu, und einsichtsvolle Männer wünschten, um aus dieser verderblichen Zwitterbildung herauszukommen, einen möglichst schnellen und vollständigen Sieg der französischen Kultur. Das Schicksal hatte anders beschlossen, und heute müssen die Elsässer den mühsam zurückgelegten Weg zurückmachen, das französische Wesen abstreifen und ein seltsames, äusserst altertümliches Deutschtum, das als Kern verblieben war, bis zur modernen deutschen Geisteskultur weiterbilden. Das ist sehr schwer und erfordert lange Zeit und guten Willen, welch' letzterer bisher gefehlt hat. Die geistige Verödung des Elsasses hat, rein äusserlich gesehen, viele Ähnlichkeit mit dem Normalzustand der französischen Provinz und lässt sich zum kleineren Teil wohl auf die gleiche Ursache, die Konzentration des geistigen Lebens in Paris, zurückführen. In der Hauptsache jedoch sind andere Gründe massgebend, nämlich dass ein deutsches Volk vermöge seiner politischen Schicksale der deutschen Geistesbildung entfremdet worden ist und die französische Geisteskultur gar nicht oder nur unvollkommen aufgenommen hat. Einige schon erwähnte Eigentümlichkeiten des elsässischen Volkslebens erklären sich aus diesem Tiefstand geistiger Kultur, so z. B. das conubium zwischen Bürgern und Bauern. In Deutschland bildet eben die höhere Geisteskultur des Stadtbürgers eine fast unübersteigliche Scheidewand zwischen diesem und dem Bauer. Im Elsass ist der Stadtbürger relativ ungebildet, der Bauer steht wirtschaftlich und sozial auf höherer Stufe, und auch in seinem Bildungsstand nähert er sich besonders im Unterelsass | ||
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Elsässers besonders in den niederen Volksklassen die Geistesbildung nur wenig befördern. Denn immer trat die fremde Nationalität der höheren Geistesbildung, die eben doch auch auf das Geistesleben des niederen Volkes einen grossen Einfluss ausübt, hindernd dazwischen, später aber kam hinzu, dass der Unterricht selbst fremdsprachig wurde, obwohl das Volk im Leben noch bei der angeborenen Sprache und Art verharrte.
In den höheren Ständen, bei den Notabeln, den Geistlichen und Gelehrten, waren dieselben Ursachen, wenn auch in abgeschwächtem Masse, wirksam. Sie waren eifrig bestrebt, sich der französischen Geistesbildung durch Unterricht und Tradition zu bemächtigen. Diejenigen, die ihr Lebensweg dauernd nach Frankreich führte, wurden auch geistig völlige Franzosen, zu einem grossen Franzosen ist auf geistigem Gebiet keiner geworden. Die in der Heimat Verbliebenen streiften ihre deutsche Geistesrichtung nie soweit ab, dass sie auch geistig als völlige Franzosen gelten konnten. Viele, die protestantischen Geistlichen und Gelehrten besonders, bewahrten absichtlich den geistigen Zusammenhang mit Deutschland und deutscher Geistesbildung. So bestand auch in den höheren Ständen bald bewusst bald unbewusst dieser Zwiespalt in der Geisteskultur, der die höhere Entfaltung des Geisteslebens hemmte und gerade hervorragende Leistungen auf diesem Gebiete fast unmöglich machte. Trotz der relativ guten Schulen verfiel gerade im Elsass das Geistesleben einer gewissen Verödung. Die besten Elemente wandten sich der Industrie und dem Soldatenberuf zu, und einsichtsvolle Männer wünschten, um aus dieser verderblichen Zwitterbildung herauszukommen, einen möglichst schnellen und vollständigen Sieg der französischen Kultur. Das Schicksal hatte anders beschlossen, und heute müssen die Elsässer den mühsam zurückgelegten Weg zurückmachen, das französische Wesen abstreifen und ein seltsames, äusserst altertümliches Deutschtum, das als Kern verblieben war, bis zur modernen deutschen Geisteskultur weiterbilden. Das ist sehr schwer und erfordert lange Zeit und guten Willen, welch' letzterer bisher gefehlt hat. Die geistige Verödung des Elsasses hat, rein äusserlich gesehen, viele Ähnlichkeit mit dem Normalzustand der französischen Provinz und lässt sich zum kleineren Teil wohl auf die gleiche Ursache, die Konzentration des geistigen Lebens in Paris, zurückführen. In der Hauptsache jedoch sind andere Gründe massgebend, nämlich dass ein deutsches Volk vermöge seiner politischen Schicksale der deutschen Geistesbildung entfremdet worden ist und die französische Geisteskultur gar nicht oder nur unvollkommen aufgenommen hat. Einige schon erwähnte Eigentümlichkeiten des elsässischen Volkslebens erklären sich aus diesem Tiefstand geistiger Kultur, so z. B. das conubium zwischen Bürgern und Bauern. In Deutschland bildet eben die höhere Geisteskultur des Stadtbürgers eine fast unübersteigliche Scheidewand zwischen diesem und dem Bauer. Im Elsass ist der Stadtbürger relativ ungebildet, der Bauer steht wirtschaftlich und sozial auf höherer Stufe, und auch in seinem Bildungsstand nähert er sich besonders im Unterelsass
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