Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/327: Unterschied zwischen den Versionen
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den im Lande hin und wieder errichteten Münstern und Abteien, entfaltete in den Städten sich das kirchliche Wesen mit seinen Gottesdiensten und Feiern am vollständigsten; hier erhoben sich nicht nur in den bischöflichen Städten die Kathedralen, sondern in den übrigen Städten auch meistens stattliche Kirchen; hier sammelte sich eine zahlreiche Geistlichkeit. Ueberdies waren die Städte die Sitze der Mendicanten-Orden, welche der Seelsorge sich annahmen, die durch ihre sogenannten dritten Orden, von denen wir später hören werden, viele heranzogen zu einer geistlichen Verbindung. Die Kirche suchte das ganze bürgerliche Wesen zu durchdringen. Zünfte und Gilden der einzelnen Gewerke wurden zu geistlichen Verbrüderungen, hatten in den Kirchen ihre besonderen Altäre, hielten an denselben ihre eignen Priester. Mancherlei Wohlthätigkeitsanstalten wurden hier gegründet, immer unter Leitung der Geistlichkeit und in enger Verbindung mit der Kirche. Wir sehen durchgängig die Bürgerschaften an die Kirche sich anschließen, der Geistlichkeit, in welcher viele Bürgersöhne auch eine Versorgung fanden, zugeneigt, bis im Laufe der Zeiten bei größerem Verfall der Kirche in den Städten, wo zuerst der erwachende Geist eines neuen Zeitalters sich regte, das Verkehrte am ersten durchschaut ward, eine Mißstimmung gegen den Clerus, allermeist gegen die Bettelmönche sich erhob, und es dadurch herbeigeführt wurde, daß die Städte zuerst der Reformation zufielen, die von dortaus sich erst weiter im Lande verbreitete. Es hat indessen auch in früherer Zeit nicht an Widersetzlichkeit gegen die Geistlichkeit gefehlt, wovon verschiedene Beispiele in unsrer Landesgeschichte berichtet werden. | |||
Fassen wir zuletzt noch die Landbevölkerung ins Auge, so hat es hier von Anfang an am schwersten gegolten, den kirchlichen Einrichtungen in den Gemüthern einen Boden zu gewinnen. Die Landbevölkerung war, die vom Zehnten, dem stets so verhaßten Zehnten am empfindlichsten berührt wurde. Wir werden sehen, inwieweit darin von Seiten der Kirche nachgegeben wurde, nachgegeben werden mußte, ja bis zu dem Grade, daß die Friesen sich überall zu keinem Zehnten verstanden, die Dithmarscher ein sehr Geringes leisteten. Eine ganz eigenthümliche Stellung hatte die Kirche überhaupt in jenen Marschgegenden, wo ziemlich unabhängig eine Anzahl in der That republikanisch eingerichteter Gemeinwesen bestanden und sich erhielten, nachdem in andern Gegenden das demokratische Element schon mehr |
Aktuelle Version vom 6. April 2008, 10:58 Uhr
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den im Lande hin und wieder errichteten Münstern und Abteien, entfaltete in den Städten sich das kirchliche Wesen mit seinen Gottesdiensten und Feiern am vollständigsten; hier erhoben sich nicht nur in den bischöflichen Städten die Kathedralen, sondern in den übrigen Städten auch meistens stattliche Kirchen; hier sammelte sich eine zahlreiche Geistlichkeit. Ueberdies waren die Städte die Sitze der Mendicanten-Orden, welche der Seelsorge sich annahmen, die durch ihre sogenannten dritten Orden, von denen wir später hören werden, viele heranzogen zu einer geistlichen Verbindung. Die Kirche suchte das ganze bürgerliche Wesen zu durchdringen. Zünfte und Gilden der einzelnen Gewerke wurden zu geistlichen Verbrüderungen, hatten in den Kirchen ihre besonderen Altäre, hielten an denselben ihre eignen Priester. Mancherlei Wohlthätigkeitsanstalten wurden hier gegründet, immer unter Leitung der Geistlichkeit und in enger Verbindung mit der Kirche. Wir sehen durchgängig die Bürgerschaften an die Kirche sich anschließen, der Geistlichkeit, in welcher viele Bürgersöhne auch eine Versorgung fanden, zugeneigt, bis im Laufe der Zeiten bei größerem Verfall der Kirche in den Städten, wo zuerst der erwachende Geist eines neuen Zeitalters sich regte, das Verkehrte am ersten durchschaut ward, eine Mißstimmung gegen den Clerus, allermeist gegen die Bettelmönche sich erhob, und es dadurch herbeigeführt wurde, daß die Städte zuerst der Reformation zufielen, die von dortaus sich erst weiter im Lande verbreitete. Es hat indessen auch in früherer Zeit nicht an Widersetzlichkeit gegen die Geistlichkeit gefehlt, wovon verschiedene Beispiele in unsrer Landesgeschichte berichtet werden.
Fassen wir zuletzt noch die Landbevölkerung ins Auge, so hat es hier von Anfang an am schwersten gegolten, den kirchlichen Einrichtungen in den Gemüthern einen Boden zu gewinnen. Die Landbevölkerung war, die vom Zehnten, dem stets so verhaßten Zehnten am empfindlichsten berührt wurde. Wir werden sehen, inwieweit darin von Seiten der Kirche nachgegeben wurde, nachgegeben werden mußte, ja bis zu dem Grade, daß die Friesen sich überall zu keinem Zehnten verstanden, die Dithmarscher ein sehr Geringes leisteten. Eine ganz eigenthümliche Stellung hatte die Kirche überhaupt in jenen Marschgegenden, wo ziemlich unabhängig eine Anzahl in der That republikanisch eingerichteter Gemeinwesen bestanden und sich erhielten, nachdem in andern Gegenden das demokratische Element schon mehr