Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/256: Unterschied zwischen den Versionen

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<center> <big>256</big> XV. Einfluß des Christenthums auf die Völkerschaften unsrer Gegenden.</center>




als das Christenthum im mittleren Deutschland durch Bonifacius verbreitet ward, als etwas Abscheuliches, mit dem Heidenthum Zusammenhängendes betrachtet und daher vom Papst Gregor III. 732 in einem Briefe an Bonifacius streng untersagt ''<sup>(26)</sup>''. Ohne Zweifel hing dies damit zusammen, daß im Germanischen und Slavischen Heidenthum das Pferd als ein den Göttern besonders geweihtes Thier galt, und zum Zweck der Kundgebung des göttlichen Willens dienend betrachtet ward. Daher war es auch vorzugsweise Opferthier. Wie entschieden der Genuß des Pferdefleisches als Zeichen wohin man sich neige galt, zeigt die Norwegische Geschichte ums Jahr 960, wo beim Julfest der König Hakon erst den Genuß desselben verweigerte, dann aber doch gezwungen ward etwas von einer Pferdeleber zu verzehren, was er nachher bitter bereute. Als die Isländer im Jahre 1000 um den inneren Krieg der heidnischen und christlichen Partei zu vermeiden, sich über gewisse Punkte einigten, und freilich die christliche Partei es erlangte, daß die Taufe und das öffentliche Bekenntniß zum Christenthum, sowie die Abschaffung der Tempel, Götzenbilder und öffentlichen Opfer angenommen ward, während die Fortsetzung der heidnischen Gebräuche im Verborgenen Niemand verwehrt sein sollte, wurde auch noch der Genuß des Pferdefleisches zugegeben, wenigstens nicht geradezu gesetzlich verboten, so wenig als das Aussetzen der Kinder, eine heidnische Sitte, von der man noch nicht ließ.
 
als das Christenthum im mittleren Deutschland durch Bonifacius verbreitet ward, als etwas Abscheuliches, mit dem Heidenthum Zusammenhängendes betrachtet und daher vom Papst Gregor III. 732 in einem Briefe an Bonifacius streng untersagt .<ref> <tt>— immundum enim est atque execrabile.</tt> S. Neander's Kirchengesch. 4. Bd. S. 34.</ref>
Ohne Zweifel hing dies damit zusammen, daß im Germanischen und Slavischen Heidenthum das Pferd als ein den Göttern besonders geweihtes Thier galt, und zum Zweck der Kundgebung des göttlichen Willens dienend betrachtet ward. Daher war es auch vorzugsweise Opferthier. Wie entschieden der Genuß des Pferdefleisches als Zeichen wohin man sich neige galt, zeigt die Norwegische Geschichte ums Jahr 960, wo beim Julfest der König Hakon erst den Genuß desselben verweigerte, dann aber doch gezwungen ward etwas von einer Pferdeleber zu verzehren, was er nachher bitter bereute. Als die Isländer im Jahre 1000 um den inneren Krieg der heidnischen und christlichen Partei zu vermeiden, sich über gewisse Punkte einigten, und freilich die christliche Partei es erlangte, daß die Taufe und das öffentliche Bekenntniß zum Christenthum, sowie die Abschaffung der Tempel, Götzenbilder und öffentlichen Opfer angenommen ward, während die Fortsetzung der heidnischen Gebräuche im Verborgenen Niemand verwehrt sein sollte, wurde auch noch der Genuß des Pferdefleisches zugegeben, wenigstens nicht geradezu gesetzlich verboten, so wenig als das Aussetzen der Kinder, eine heidnische Sitte, von der man noch nicht ließ.


Christliche Namen in den Familien kommen in den ersten Zeiten des Christenthums noch nur in geringer Anzahl und vereinzelt vor. Knud der Gr. hatte auch den Taufnamen Lambert, Svend Grathe den Namen Peter; Svend Estridsen aber hat auch den Namen Magnus, vermuthlich ein angenommener von seinem Vorgänger, dem Norwegischen Magnus (dem Guten), des heiligen Olav Sohn. Mit diesem Namen hatte es eine besondere Bewandtniß. Der Skalde Sighvat hatte dem Knaben in der Nothtaufe diesen Namen gegeben nach dem großen Karl, <tt>Carolus Magnus</tt>, „weil er diesen für den besten Mann in der Welt erkannt hätte.“ Nachher verbreitete dieser Name Magnus sich weiter und war ein ziemlich gebräuchlicher. Er ging über auf den Herzog von Sachsen, Ordolphs Sohn, der
Christliche Namen in den Familien kommen in den ersten Zeiten des Christenthums noch nur in geringer Anzahl und vereinzelt vor. Knud der Gr. hatte auch den Taufnamen Lambert, Svend Grathe den Namen Peter; Svend Estridsen aber hat auch den Namen Magnus, vermuthlich ein angenommener von seinem Vorgänger, dem Norwegischen Magnus (dem Guten), des heiligen Olav Sohn. Mit diesem Namen hatte es eine besondere Bewandtniß. Der Skalde Sighvat hatte dem Knaben in der Nothtaufe diesen Namen gegeben nach dem großen Karl, <tt>Carolus Magnus</tt>, „weil er diesen für den besten Mann in der Welt erkannt hätte.“ Nachher verbreitete dieser Name Magnus sich weiter und war ein ziemlich gebräuchlicher. Er ging über auf den Herzog von Sachsen, Ordolphs Sohn, der


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''<sup>(26)</sup> <tt>— immundum enim est atque execrabile.</tt> S. Neander's Kirchengesch. 4. Bd. S. 34.''
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Aktuelle Version vom 6. April 2008, 08:41 Uhr

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als das Christenthum im mittleren Deutschland durch Bonifacius verbreitet ward, als etwas Abscheuliches, mit dem Heidenthum Zusammenhängendes betrachtet und daher vom Papst Gregor III. 732 in einem Briefe an Bonifacius streng untersagt .[1] Ohne Zweifel hing dies damit zusammen, daß im Germanischen und Slavischen Heidenthum das Pferd als ein den Göttern besonders geweihtes Thier galt, und zum Zweck der Kundgebung des göttlichen Willens dienend betrachtet ward. Daher war es auch vorzugsweise Opferthier. Wie entschieden der Genuß des Pferdefleisches als Zeichen wohin man sich neige galt, zeigt die Norwegische Geschichte ums Jahr 960, wo beim Julfest der König Hakon erst den Genuß desselben verweigerte, dann aber doch gezwungen ward etwas von einer Pferdeleber zu verzehren, was er nachher bitter bereute. Als die Isländer im Jahre 1000 um den inneren Krieg der heidnischen und christlichen Partei zu vermeiden, sich über gewisse Punkte einigten, und freilich die christliche Partei es erlangte, daß die Taufe und das öffentliche Bekenntniß zum Christenthum, sowie die Abschaffung der Tempel, Götzenbilder und öffentlichen Opfer angenommen ward, während die Fortsetzung der heidnischen Gebräuche im Verborgenen Niemand verwehrt sein sollte, wurde auch noch der Genuß des Pferdefleisches zugegeben, wenigstens nicht geradezu gesetzlich verboten, so wenig als das Aussetzen der Kinder, eine heidnische Sitte, von der man noch nicht ließ.

Christliche Namen in den Familien kommen in den ersten Zeiten des Christenthums noch nur in geringer Anzahl und vereinzelt vor. Knud der Gr. hatte auch den Taufnamen Lambert, Svend Grathe den Namen Peter; Svend Estridsen aber hat auch den Namen Magnus, vermuthlich ein angenommener von seinem Vorgänger, dem Norwegischen Magnus (dem Guten), des heiligen Olav Sohn. Mit diesem Namen hatte es eine besondere Bewandtniß. Der Skalde Sighvat hatte dem Knaben in der Nothtaufe diesen Namen gegeben nach dem großen Karl, Carolus Magnus, „weil er diesen für den besten Mann in der Welt erkannt hätte.“ Nachher verbreitete dieser Name Magnus sich weiter und war ein ziemlich gebräuchlicher. Er ging über auf den Herzog von Sachsen, Ordolphs Sohn, der


  1. — immundum enim est atque execrabile. S. Neander's Kirchengesch. 4. Bd. S. 34.