Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/091: Unterschied zwischen den Versionen

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der Folge als Papst durch den Beinamen des Großen ausgezeichnet''*)''. Es mag etwa um das Jahr 586 gewesen sein, als er, damals noch Mönch in Rom, eines Tages über den Markt gehend, Knaben zum Verkauf ausgestellt sah, deren Gestalt und Gesichtsbildung auf ihn einen besonders angenehmen Eindruck machte. Er fragte den Sclavenhändler, woher diese wären. Aus Brittanien hieß es. Ob sie Christen wären? Nein. Welches Volks? Angeln nenne man sie, aus der Provinz Deira''**)''; der König dort heiße Alle. Ja wohl, sprach Gregor, mögen sie <tt>Angeli</tt> (Engel) heißen, denn sie haben Engelgesichter und sollten Miterben der Engel im Himmel sein; vom Zorne (<tt>de ira</tt>) Gottes sollen sie befreit, und das Allelujah (mit Beziehung auf den Namen des Königs Alle) soll auch in jenem Lande gesungen werden. Gregor wollte sich sogleich aufmachen, um dort das Christenthum zu verkündigen; wider den Willen des Römischen Bischofs begab er sich von wenigen Mönchen begleitet auf die Reise. Es wurden ihm Boten nachgesendet, die ihn wieder zurückbringen mußten. Dennoch aber hielt Gregor den Gedanken fest, zu jenem Volke hin, das einmal durch die Knaben desselben einen so tiefen Eindruck auf ihn gemacht hatte, das Christenthum zu verbreiten. Wir sehen auch hier, wie so oft in der Geschichte, daß durch scheinbar geringfügige Umstände der Anstoß zu etwas Großem gegeben wird, und müssen darin den Finger Gottes erkennen. Und eben von dort aus sollte das Christenthum in der Folge nach den Stammländern hin verpflanzt werden, von wo jene Angelsachsen, die das Christenthum in Brittanien unterdrückten, ausgezogen waren. Gregor ward 590 zum Papst erwählt, selbst konnte er nun freilich nicht nach England sich begeben, hatte indessen schon Anglische Jünglinge aufkaufen lassen, um aus ihnen Missionäre für ihr Volk zu bilden, als sich durch die Vermählung einer Fränkischen Königstochter mit dem Anglischen König Edilbert von Kent eine Veranlassung darbot, die er nicht vorübergehen ließ. Jene Prinzessin Bertha hatte sich freie Ausübung des Christenthums ausbedungen, und Gregor sandte nun einen Römischen Klostervorsteher Augustinus mit einer Anzahl Mönche dorthin. Sie landeten 597
der Folge als Papst durch den Beinamen des Großen ausgezeichnet.<ref> Vgl. G. J. Th. Lau, Gregor I. der Große, nach seiner Lehre und seinem Leben geschildert. Leipzig 1845.</ref> Es mag etwa um das Jahr 586 gewesen sein, als er, damals noch Mönch in Rom, eines Tages über den Markt gehend, Knaben zum Verkauf ausgestellt sah, deren Gestalt und Gesichtsbildung auf ihn einen besonders angenehmen Eindruck machte. Er fragte den Sclavenhändler, woher diese wären. Aus Brittanien hieß es. Ob sie Christen wären? Nein. Welches Volks? Angeln nenne man sie, aus der Provinz Deira;<ref>  In der Gegend von York, seit 560 von den Anglern erobert unter Anführung Ella des Zweiten.</ref> der König dort heiße Alle. Ja wohl, sprach Gregor, mögen sie <tt>Angeli</tt> (Engel) heißen, denn sie haben Engelgesichter und sollten Miterben der Engel im Himmel sein; vom Zorne (<tt>de ira</tt>) Gottes sollen sie befreit, und das Allelujah (mit Beziehung auf den Namen des Königs Alle) soll auch in jenem Lande gesungen werden. Gregor wollte sich sogleich aufmachen, um dort das Christenthum zu verkündigen; wider den Willen des Römischen Bischofs begab er sich von wenigen Mönchen begleitet auf die Reise. Es wurden ihm Boten nachgesendet, die ihn wieder zurückbringen mußten. Dennoch aber hielt Gregor den Gedanken fest, zu jenem Volke hin, das einmal durch die Knaben desselben einen so tiefen Eindruck auf ihn gemacht hatte, das Christenthum zu verbreiten. Wir sehen auch hier, wie so oft in der Geschichte, daß durch scheinbar geringfügige Umstände der Anstoß zu etwas Großem gegeben wird, und müssen darin den Finger Gottes erkennen. Und eben von dort aus sollte das Christenthum in der Folge nach den Stammländern hin verpflanzt werden, von wo jene Angelsachsen, die das Christenthum in Brittanien unterdrückten, ausgezogen waren. Gregor ward 590 zum Papst erwählt, selbst konnte er nun freilich nicht nach England sich begeben, hatte indessen schon Anglische Jünglinge aufkaufen lassen, um aus ihnen Missionäre für ihr Volk zu bilden, als sich durch die Vermählung einer Fränkischen Königstochter mit dem Anglischen König Edilbert von Kent eine Veranlassung darbot, die er nicht vorübergehen ließ. Jene Prinzessin Bertha hatte sich freie Ausübung des Christenthums ausbedungen, und Gregor sandte nun einen Römischen Klostervorsteher Augustinus mit einer Anzahl Mönche dorthin. Sie landeten 597


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''*) Vgl. G. J. Th. Lau, Gregor I. der Große, nach seiner Lehre und seinem Leben geschildert. Leipzig 1845.''
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''**) In der Gegend von York, seit 560 von den Anglern erobert unter Anführung Ella des Zweiten.''

Aktuelle Version vom 4. April 2008, 09:14 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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der Folge als Papst durch den Beinamen des Großen ausgezeichnet.[1] Es mag etwa um das Jahr 586 gewesen sein, als er, damals noch Mönch in Rom, eines Tages über den Markt gehend, Knaben zum Verkauf ausgestellt sah, deren Gestalt und Gesichtsbildung auf ihn einen besonders angenehmen Eindruck machte. Er fragte den Sclavenhändler, woher diese wären. Aus Brittanien hieß es. Ob sie Christen wären? Nein. Welches Volks? Angeln nenne man sie, aus der Provinz Deira;[2] der König dort heiße Alle. Ja wohl, sprach Gregor, mögen sie Angeli (Engel) heißen, denn sie haben Engelgesichter und sollten Miterben der Engel im Himmel sein; vom Zorne (de ira) Gottes sollen sie befreit, und das Allelujah (mit Beziehung auf den Namen des Königs Alle) soll auch in jenem Lande gesungen werden. Gregor wollte sich sogleich aufmachen, um dort das Christenthum zu verkündigen; wider den Willen des Römischen Bischofs begab er sich von wenigen Mönchen begleitet auf die Reise. Es wurden ihm Boten nachgesendet, die ihn wieder zurückbringen mußten. Dennoch aber hielt Gregor den Gedanken fest, zu jenem Volke hin, das einmal durch die Knaben desselben einen so tiefen Eindruck auf ihn gemacht hatte, das Christenthum zu verbreiten. Wir sehen auch hier, wie so oft in der Geschichte, daß durch scheinbar geringfügige Umstände der Anstoß zu etwas Großem gegeben wird, und müssen darin den Finger Gottes erkennen. Und eben von dort aus sollte das Christenthum in der Folge nach den Stammländern hin verpflanzt werden, von wo jene Angelsachsen, die das Christenthum in Brittanien unterdrückten, ausgezogen waren. Gregor ward 590 zum Papst erwählt, selbst konnte er nun freilich nicht nach England sich begeben, hatte indessen schon Anglische Jünglinge aufkaufen lassen, um aus ihnen Missionäre für ihr Volk zu bilden, als sich durch die Vermählung einer Fränkischen Königstochter mit dem Anglischen König Edilbert von Kent eine Veranlassung darbot, die er nicht vorübergehen ließ. Jene Prinzessin Bertha hatte sich freie Ausübung des Christenthums ausbedungen, und Gregor sandte nun einen Römischen Klostervorsteher Augustinus mit einer Anzahl Mönche dorthin. Sie landeten 597


  1. Vgl. G. J. Th. Lau, Gregor I. der Große, nach seiner Lehre und seinem Leben geschildert. Leipzig 1845.
  2. In der Gegend von York, seit 560 von den Anglern erobert unter Anführung Ella des Zweiten.