Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/068: Unterschied zwischen den Versionen

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irgend eine Gewaltthat zu verüben, denn die Rache würde nicht ausbleiben, so glaubte man. Lieber gaben sie den Zehnten ihrer Beute den Mönchen, die dort ihren Wohnsitz hatten. Auch darin schimmert die alte Heiligkeit der Insel durch. So ist es nun überhaupt nicht zu bezweifeln, daß wir hier das Hauptheiligthum der alten Friesen vor uns haben. Aber damit wissen wir noch von der Phoseta oder Fosta nichts weiter. An Vermuthungen darüber fehlt es freilich nicht. Es lag nahe die Stelle des Tacitus, wo er von dem gemeinsamen Heiligthum der Hertha, das sieben Germanische Völkerschaften auf einer Insel im Ocean hatten, redet, in Beziehung zu Helgoland zu setzen, und so deutete man denn die Fosta als Vesta und diese wieder als Hertha. <ref> '' Vgl. den Aufsatz von P. v. Kobbe: „Die Religion Cimbriens im Archiv f. St. u. K. Gesch. Bd. 4, besonders S. 567.''</ref> Unter den von Tacitus genannten Völkerschaften sind die Angler genannt, aber die Friesen sind unter ihnen nicht erkennbar. <ref> '' Die berühmte Stelle des Tacitus <tt>de morib. Germ. 40</tt>, welche den Auslegern und Alterthumsforschern so viel zu schaffen gemacht hat und noch machen wird, lautet bekanntlich: <tt>Reudigni deinde et Aviones et Angli et Varini et Eudoses et Suardones et Nuithones fluminibus aut silvis muniuntur. Nec quidquam notabile in singulis nisi quod in commune Herthum (al. Nerthum) (Hertham) id est Terram matrem colunt eamque intervenire rebus hominum, invehi populis arbitrantur. Est in insula Oceani castum nemus dicatumque in eo vehiculum veste contectum attingere uni sacerdoti concessum. Is adesse penetrali deam intelligit vectamque bubus feminis multa cum veneratione prosequitur. Laeti tunc dies, festa loca quaecumque adventu hospitioque diguatur. Non bella ineunt, non arma sumunt; clausum omne ferrum; pax et quies tunc tantum nota, tunc tantum amata; donec idem sacerdos satiatam conversatione mortalium deam templo reddat. Mox verhiculum et vestes et si credere velis numen ipsum secreto lacu abluitur. Servi ministrant, quos statim idem lacus haurit. Arcanus hinc terror, sanctaqne ignorantia, quid sit illud quod tantum perituri vident. </tt>- Es kommt vor allen Dingen auf eine Erklärung der Völkernamen an, um der Insel im Ocean ihren Platz anzuweisen. Eine der neueren Arbeiten auf diesem Felde ist die von Müllenhoff „Die deutschen Völker an Nord - und Ostsee in ältester Zeit“ in den Nordalbingischen Studien 1. Bd. S. 111-174. Man vergleiche jetzt: K. Müllenhoff, Deutsche Alterthumskunde. Bd. I. Berlin 1870.''</ref>  
irgend eine Gewaltthat zu verüben, denn die Rache würde nicht ausbleiben, so glaubte man. Lieber gaben sie den Zehnten ihrer Beute den Mönchen, die dort ihren Wohnsitz hatten. Auch darin schimmert die alte Heiligkeit der Insel durch. So ist es nun überhaupt nicht zu bezweifeln, daß wir hier das Hauptheiligthum der alten Friesen vor uns haben. Aber damit wissen wir noch von der Phoseta oder Fosta nichts weiter. An Vermuthungen darüber fehlt es freilich nicht. Es lag nahe die Stelle des Tacitus, wo er von dem gemeinsamen Heiligthum der Hertha, das sieben Germanische Völkerschaften auf einer Insel im Ocean hatten, redet, in Beziehung zu Helgoland zu setzen, und so deutete man denn die Fosta als Vesta und diese wieder als Hertha. <ref> Vgl. den Aufsatz von P. v. Kobbe: „Die Religion Cimbriens im Archiv f. St. u. K. Gesch. Bd. 4, besonders S. 567.</ref> Unter den von Tacitus genannten Völkerschaften sind die Angler genannt, aber die Friesen sind unter ihnen nicht erkennbar. <ref> Die berühmte Stelle des Tacitus <tt>de morib. Germ. 40</tt>, welche den Auslegern und Alterthumsforschern so viel zu schaffen gemacht hat und noch machen wird, lautet bekanntlich: <tt>Reudigni deinde et Aviones et Angli et Varini et Eudoses et Suardones et Nuithones fluminibus aut silvis muniuntur. Nec quidquam notabile in singulis nisi quod in commune Herthum (al. Nerthum) (Hertham) id est Terram matrem colunt eamque intervenire rebus hominum, invehi populis arbitrantur. Est in insula Oceani castum nemus dicatumque in eo vehiculum veste contectum attingere uni sacerdoti concessum. Is adesse penetrali deam intelligit vectamque bubus feminis multa cum veneratione prosequitur. Laeti tunc dies, festa loca quaecumque adventu hospitioque diguatur. Non bella ineunt, non arma sumunt; clausum omne ferrum; pax et quies tunc tantum nota, tunc tantum amata; donec idem sacerdos satiatam conversatione mortalium deam templo reddat. Mox verhiculum et vestes et si credere velis numen ipsum secreto lacu abluitur. Servi ministrant, quos statim idem lacus haurit. Arcanus hinc terror, sanctaqne ignorantia, quid sit illud quod tantum perituri vident. </tt>- Es kommt vor allen Dingen auf eine Erklärung der Völkernamen an, um der Insel im Ocean ihren Platz anzuweisen. Eine der neueren Arbeiten auf diesem Felde ist die von Müllenhoff „Die deutschen Völker an Nord - und Ostsee in ältester Zeit“ in den Nordalbingischen Studien 1. Bd. S. 111-174. Man vergleiche jetzt: K. Müllenhoff, Deutsche Alterthumskunde. Bd. I. Berlin 1870.</ref> Eine geheimnißvolle Unwissenheit umschwebt
 
Eine geheimnißvolle Unwissenheit umschwebt


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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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irgend eine Gewaltthat zu verüben, denn die Rache würde nicht ausbleiben, so glaubte man. Lieber gaben sie den Zehnten ihrer Beute den Mönchen, die dort ihren Wohnsitz hatten. Auch darin schimmert die alte Heiligkeit der Insel durch. So ist es nun überhaupt nicht zu bezweifeln, daß wir hier das Hauptheiligthum der alten Friesen vor uns haben. Aber damit wissen wir noch von der Phoseta oder Fosta nichts weiter. An Vermuthungen darüber fehlt es freilich nicht. Es lag nahe die Stelle des Tacitus, wo er von dem gemeinsamen Heiligthum der Hertha, das sieben Germanische Völkerschaften auf einer Insel im Ocean hatten, redet, in Beziehung zu Helgoland zu setzen, und so deutete man denn die Fosta als Vesta und diese wieder als Hertha. [1] Unter den von Tacitus genannten Völkerschaften sind die Angler genannt, aber die Friesen sind unter ihnen nicht erkennbar. [2] Eine geheimnißvolle Unwissenheit umschwebt


  1. Vgl. den Aufsatz von P. v. Kobbe: „Die Religion Cimbriens im Archiv f. St. u. K. Gesch. Bd. 4, besonders S. 567.
  2. Die berühmte Stelle des Tacitus de morib. Germ. 40, welche den Auslegern und Alterthumsforschern so viel zu schaffen gemacht hat und noch machen wird, lautet bekanntlich: Reudigni deinde et Aviones et Angli et Varini et Eudoses et Suardones et Nuithones fluminibus aut silvis muniuntur. Nec quidquam notabile in singulis nisi quod in commune Herthum (al. Nerthum) (Hertham) id est Terram matrem colunt eamque intervenire rebus hominum, invehi populis arbitrantur. Est in insula Oceani castum nemus dicatumque in eo vehiculum veste contectum attingere uni sacerdoti concessum. Is adesse penetrali deam intelligit vectamque bubus feminis multa cum veneratione prosequitur. Laeti tunc dies, festa loca quaecumque adventu hospitioque diguatur. Non bella ineunt, non arma sumunt; clausum omne ferrum; pax et quies tunc tantum nota, tunc tantum amata; donec idem sacerdos satiatam conversatione mortalium deam templo reddat. Mox verhiculum et vestes et si credere velis numen ipsum secreto lacu abluitur. Servi ministrant, quos statim idem lacus haurit. Arcanus hinc terror, sanctaqne ignorantia, quid sit illud quod tantum perituri vident. - Es kommt vor allen Dingen auf eine Erklärung der Völkernamen an, um der Insel im Ocean ihren Platz anzuweisen. Eine der neueren Arbeiten auf diesem Felde ist die von Müllenhoff „Die deutschen Völker an Nord - und Ostsee in ältester Zeit“ in den Nordalbingischen Studien 1. Bd. S. 111-174. Man vergleiche jetzt: K. Müllenhoff, Deutsche Alterthumskunde. Bd. I. Berlin 1870.