Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/079: Unterschied zwischen den Versionen

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(griechisches Χορτος)
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voraus, daß unter der Wandalenherrschaft an der Ostsee schon Slavische Volksstämme lebten, die gleich anderen durch den Abzug ihrer Germanischen Herren frei wurden, wenn man es so nennen will, wenigstens nun nur einheimischen Herren unterthänig waren, ohne in der Welt viel Geräusch zu machen. Es vergehen Jahrhunderte ehe sie auf dem Schauplatz der größeren Ereignisse erscheinen, denn die innerlichen Zwistigkeiten der Häuptlinge hat die Geschichte nicht verzeichnet, woran denn auch eben nichts verloren ist. Einstweilen legten sie sich auf Ackerbau und Viehzucht, hatten einige Gewerbe und Künste und standen überhaupt auf einer nicht ganz niedrigen Stufe äußerer Cultur. Als ein sehr stark bebautes und bevölkertes wird man sich das Slavenland nicht vorzustellen haben, denn es blieben Wälder und Moräste genug für die Cultur späterer Jahrhunderte übrig; nimmt man indessen die große Menge der Ortschaften in Betracht, die noch Slavische Namen führen, so muß man doch den Schluß auf eine ziemliche Bebauung des Landes machen. Ein Dorf heißt in den Slavischen Sprachen <tt>wjes, wiesz,</tt> daher die Endung so vieler Oerter auf Witz. Die Wohnungen aber sollen schlecht gewesen sein, wie noch in Böhmen, Polen und andern Slavischen Ländern. Auch befestigte Oerter, <tt>gorod</tt>, gab es ''<sup>(10)</sup>'' und einzelne Handelsplätze, Städte, wenn man will, worunter an der Oder-Mündung das berühmte Wineta, wie denn überhaupt es an Handelsverbindung nicht fehlte. Das Volk erscheint im Ganzen als ein harmloses, der Gegenwart lebendes, und den Augenblick genießendes, sich erfreuend an Musik, Gesang und Spiel, gastfrei und mittheilend, daher behauptet wird, man habe bei den alten Slavischen Völkerschaften keine Bettler gefunden. Was die innere Verfassung
voraus, daß unter der Wandalenherrschaft an der Ostsee schon Slavische Volksstämme lebten, die gleich anderen durch den Abzug ihrer Germanischen Herren frei wurden, wenn man es so nennen will, wenigstens nun nur einheimischen Herren unterthänig waren, ohne in der Welt viel Geräusch zu machen. Es vergehen Jahrhunderte ehe sie auf dem Schauplatz der größeren Ereignisse erscheinen, denn die innerlichen Zwistigkeiten der Häuptlinge hat die Geschichte nicht verzeichnet, woran denn auch eben nichts verloren ist. Einstweilen legten sie sich auf Ackerbau und Viehzucht, hatten einige Gewerbe und Künste und standen überhaupt auf einer nicht ganz niedrigen Stufe äußerer Cultur. Als ein sehr stark bebautes und bevölkertes wird man sich das Slavenland nicht vorzustellen haben, denn es blieben Wälder und Moräste genug für die Cultur späterer Jahrhunderte übrig; nimmt man indessen die große Menge der Ortschaften in Betracht, die noch Slavische Namen führen, so muß man doch den Schluß auf eine ziemliche Bebauung des Landes machen. Ein Dorf heißt in den Slavischen Sprachen <tt>wjes, wiesz,</tt> daher die Endung so vieler Oerter auf Witz. Die Wohnungen aber sollen schlecht gewesen sein, wie noch in Böhmen, Polen und andern Slavischen Ländern. Auch befestigte Oerter, <tt>gorod</tt>, gab es <ref> '' <tt>gorod</tt> - in andern Dialecten <tt>grad</tt> (z. B. Belgrad d. i. Weissenburg) und <tt>gard</tt> (Belgard in Pommern, Stargard, d. i. Altenburg). Das Wort geht durch viele Sprachen mit naheliegenden Bedeutungen, die zuletzt auf umringen, umgeben, umschließen zurückkommen, <tt>gairdan</tt> im Gothischen, unser gürten, davon Garten als das am Hause eingezäunte Landstück, das Griechische <tt>Χορτος</tt>, Gehege, Hofraum, (wovon wieder das Lateinische <tt>hortus</tt>) wie im Danischen Gaard, der Hof, Bauer- und Edelhof, und Gjorde, der Zaun, aber in Angeln noch der Zaun selbst Gaard. Hieher gehört auch das Lateinische <tt>chors</tt>, Umzäunung, Hürde, wovon das mittelalterliche <tt>curtis</tt>, Gehöfte, in der Endung vieler Romanischen Ortsnamen <tt>court</tt>, als <tt>Henricourt</tt>, Heinrichshof u. s. w.''</ref>
und einzelne Handelsplätze, Städte, wenn man will, worunter an der Oder-Mündung das berühmte Wineta, wie denn überhaupt es an Handelsverbindung nicht fehlte. Das Volk erscheint im Ganzen als ein harmloses, der Gegenwart lebendes, und den Augenblick genießendes, sich erfreuend an Musik, Gesang und Spiel, gastfrei und mittheilend, daher behauptet wird, man habe bei den alten Slavischen Völkerschaften keine Bettler gefunden. Was die innere Verfassung


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''<sup>(10)</sup> <tt>gorod</tt> - in andern Dialecten <tt>grad</tt> (z. B. Belgrad d. i. Weissenburg) und <tt>gard</tt> (Belgard in Pommern, Stargard, d. i. Altenburg). Das Wort geht durch viele Sprachen mit naheliegenden Bedeutungen, die zuletzt auf umringen, umgeben, umschließen zurückkommen, <tt>gairdan</tt> im Gothischen, unser gürten, davon Garten als das am Hause eingezäunte Landstück, das Griechische <tt>Χορτος</tt>, Gehege, Hofraum, (wovon wieder das Lateinische <tt>hortus</tt>) wie im Danischen Gaard, der Hof, Bauer- und Edelhof, und Gjorde, der Zaun, aber in Angeln noch der Zaun selbst Gaard. Hieher gehört auch das Lateinische <tt>chors</tt>, Umzäunung, Hürde, wovon das mittelalterliche <tt>curtis</tt>, Gehöfte, in der Endung vieler Romanischen Ortsnamen <tt>court</tt>, als <tt>Henricourt</tt>, Heinrichshof u. s. w.''

Version vom 31. März 2008, 09:41 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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voraus, daß unter der Wandalenherrschaft an der Ostsee schon Slavische Volksstämme lebten, die gleich anderen durch den Abzug ihrer Germanischen Herren frei wurden, wenn man es so nennen will, wenigstens nun nur einheimischen Herren unterthänig waren, ohne in der Welt viel Geräusch zu machen. Es vergehen Jahrhunderte ehe sie auf dem Schauplatz der größeren Ereignisse erscheinen, denn die innerlichen Zwistigkeiten der Häuptlinge hat die Geschichte nicht verzeichnet, woran denn auch eben nichts verloren ist. Einstweilen legten sie sich auf Ackerbau und Viehzucht, hatten einige Gewerbe und Künste und standen überhaupt auf einer nicht ganz niedrigen Stufe äußerer Cultur. Als ein sehr stark bebautes und bevölkertes wird man sich das Slavenland nicht vorzustellen haben, denn es blieben Wälder und Moräste genug für die Cultur späterer Jahrhunderte übrig; nimmt man indessen die große Menge der Ortschaften in Betracht, die noch Slavische Namen führen, so muß man doch den Schluß auf eine ziemliche Bebauung des Landes machen. Ein Dorf heißt in den Slavischen Sprachen wjes, wiesz, daher die Endung so vieler Oerter auf Witz. Die Wohnungen aber sollen schlecht gewesen sein, wie noch in Böhmen, Polen und andern Slavischen Ländern. Auch befestigte Oerter, gorod, gab es [1] und einzelne Handelsplätze, Städte, wenn man will, worunter an der Oder-Mündung das berühmte Wineta, wie denn überhaupt es an Handelsverbindung nicht fehlte. Das Volk erscheint im Ganzen als ein harmloses, der Gegenwart lebendes, und den Augenblick genießendes, sich erfreuend an Musik, Gesang und Spiel, gastfrei und mittheilend, daher behauptet wird, man habe bei den alten Slavischen Völkerschaften keine Bettler gefunden. Was die innere Verfassung

  1. gorod - in andern Dialecten grad (z. B. Belgrad d. i. Weissenburg) und gard (Belgard in Pommern, Stargard, d. i. Altenburg). Das Wort geht durch viele Sprachen mit naheliegenden Bedeutungen, die zuletzt auf umringen, umgeben, umschließen zurückkommen, gairdan im Gothischen, unser gürten, davon Garten als das am Hause eingezäunte Landstück, das Griechische Χορτος, Gehege, Hofraum, (wovon wieder das Lateinische hortus) wie im Danischen Gaard, der Hof, Bauer- und Edelhof, und Gjorde, der Zaun, aber in Angeln noch der Zaun selbst Gaard. Hieher gehört auch das Lateinische chors, Umzäunung, Hürde, wovon das mittelalterliche curtis, Gehöfte, in der Endung vieler Romanischen Ortsnamen court, als Henricourt, Heinrichshof u. s. w.