Geschichte der kleinen deutschen Höfe 1/064: Unterschied zwischen den Versionen

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Kleidern. Um ein Uhr tam die Vraut mit ihren Freunden, da dann auch etliche Fürsten und der Braut Bruder, der junge Pfalzgraf, mit waren, mit zwei über-güldeten herrlichen Wagen. Da waren etliche Hundert Kürisse im Felde, welches herrlich anzusehen war. Eine halbe Weile vor Wisniar ward die Braut gebührlich empfangen und von ihrem Bruder und Herzog Alb recht, des Bräutigams Bruder, aus dem Wagen gehoben und wieder darin gesetzet. Darauf ritten die Fürsten und Edelleute in feiner Ordnung nach der Stadt mit fröhlichem Schall der Trommeten und Pauken, mit großem Geprassel der Pferde :c. Herzog Alb recht und der junge Pfalz graf ritten nächst der Braut Wagen, welcher aufs Rathhaus geführet ward. Da dann der Bischof von Ratzeburg auf einem daselbst eingerichteten Altar zu drei Uhr Nachmittag, wider päpstlichen Gebrauch, eine Messe gehalten hat. Dieweil auch die Herren von Lübeck in Marien Kirche eine Capelle Pflegen zu halten und etliche Pfaffen und Knaben, fo täglich in li^uri» sungen, gehalten, und dem Herrn Bräutigam solche geliehen hatten; als haben sie die» Weisen gesungen und sind alle hochgedachten Fürsten und Fürstinnen, Bischöfe und edelste Frauen des Landes umher gestanden. Nach der Messe wurden Braut und Bräutigam copuliret und darnach mit allen fürstlichen Freunden geführet, auch ward fort die Mahlzeit zugerichtet und die ganze Nacht in Freuden zugebracht,"
Kleidern. Um ein Uhr kam die Braut mit ihren Freunden, da dann auch etliche Fürsten und der Braut Bruder, der junge {{Sperrschrift|Pfalzgraf}}, mit waren, mit zwei übergüldeten herrlichen Wagen. Da waren etliche Hundert Kürisse im Felde, welches herrlich anzusehen war. Eine halbe Weile vor Wismar ward die Braut gebührlich empfangen und von ihrem Bruder und Herzog {{Sperrschrift|Albrecht}}, des Bräutigams Bruder, aus dem Wagen gehoben und wieder darin gesetzet. Darauf ritten die Fürsten und Edelleute in feiner Ordnung nach der Stadt mit fröhlichem Schall der Trommeten und Pauken, mit großem Geprassel der Pferde :c. Herzog {{Sperrschrift|Albrecht}} und der junge {{Sperrschrift|Pfalzgraf}} ritten nächst der Braut Wagen, welcher aufs Rathhaus geführet ward. Da dann der Bischof von {{Sperrschrift|Ratzeburg}} auf einem daselbst eingerichteten Altar zu drei Uhr Nachmittag, wider päpstlichen Gebrauch, eine Messe gehalten hat. Dieweil auch die Herren von Lübeck in Marien Kirche eine Capelle pflegen zu halten und etliche Pfaffen und Knaben, so täglich <tt>in figuris</tt> sungen, gehalten, und dem Herrn Bräutigam solche geliehen hatten; als haben sie die Weisen gesungen und sind alle hochgedachten Fürsten und Fürstinnen, Bischöfe und edelste Frauen des Landes umher gestanden. Nach der Messe wurden Braut und Bräutigam copuliret und darnach mit allen fürstlichen Freunden geführet, auch ward fort die Mahlzeit zugerichtet und die ganze Nacht in Freuden zugebracht.“
„Des Morgens ritten alle Fürsten aus ihren Herbergen wieder zu Hofe, da waren etliche Hundert Edelknaben verordnet,   so wächserne  Kerzen halten und zu
 
„Des Morgens ritten alle Fürsten aus ihren Herbergen wieder zu Hofe, da waren etliche Hundert Edelknaben verordnet, so wächserne  Kerzen halten und zu




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Seiten von Hause an bis an den Thor für Ma-rie Kirche stehen mußten: da inzwischen gingen sie sämmtlich zur Kirche und hielt aber «wiederum) ein Nischos Messe, und ward von den Lübeckschen Sängern aesungen, auch auf der neuen von den Wismarischen gebauten Orgel geschlagen. Hiernächst wurden Bräutigam und Braut fürs Altar geführet und über sie die Nenediction oder Segen gelesen, da war die Braut, wie auch die beiden Fürstinnen, die sie führten < deren eine des Herrn Bräutigams Schwester, die Landgräfin von Hessen» in weißen Tuch gekleidet, zudem waren gleich die Edelfrauen aus dem Lande Mecklenburg mit Kleidern und Kleinodien gegenwärtig. Aber von einer wird sonderlich gedacht, die Fineckesche genannt*), welcher von fürstlichen Gnaden ihre besten Kleider auf dieser Hochzeit anzulegen verboten und nur erlaubt worden, die nächst dem besten anzuziehen. Nichts destoweniger ist sie der fürstlichen Braut fast gleich gekleidet gewesen. Ja diese Frau soll sich dermaaßen des Hoffahrts beflissen haben, daß Cochius^*) von ihr schreibet: sie habe einmal in S. Jürgens Kirche auf einer Edelmanns Hochzeit bei der Copulation einen mit großen Perlen so sehr gesteiften Rock angetragen, daß sie, da alle andere Edelfrauen zur Ctillmesse in die gefallen, in ihrem Rocke wie in einer Ton-
beiden Seiten von Hause an bis an den Thor für Marien Kirche stehen mußten: da inzwischen gingen sie sämmtlich zur Kirche und hielt aber (wiederum) ein Bischoff Messe, und ward von den Lübeckschen Sängern gesungen, auch auf der neuen von den Wismarischen gebauten Orgel geschlagen. Hiernächst wurden Bräutigam und Braut fürs Altar geführet und über sie die Benediction oder Segen gelesen, da war die Braut, wie auch die beiden Fürstinnen, die sie führten (deren eine des Herrn Bräutigams Schwester, die Landgräfin von {{Sperrschrift|Hessen}}) in weißen Tuch gekleidet, zudem waren gleich die Edelfrauen aus dem Lande Mecklenburg mit Kleidern und Kleinodien gegenwärtig. Aber von einer wird sonderlich gedacht, die {{Sperrschrift|Fine}}ck{{Sperrschrift|esche}} genannt*), welcher von fürstlichen Gnaden {{Sperrschrift|ihre besten Kleider auf dieser Hochzeit anzulegen verboten}} und nur erlaubt worden, die nächst dem besten anzuziehen. Nichts destoweniger ist sie der fürstlichen Braut fast gleich gekleidet gewesen. Ja diese Frau soll sich dermaaßen des Hoffahrts beflissen haben, daß {{Sperrschrift|Cochius}}**) von ihr schreibet: sie habe einmal in S. Jürgens Kirche auf einer Edelmanns Hochzeit bei der Copulation einen mit großen Perlen so sehr gesteiften Rock angetragen, daß sie, da alle andere Edelfrauen zur Stillmesse in die Knie gefallen, {{Sperrschrift|in ihrem Rocke wie in einer Ton}}-
») Von der Familie derer von Finccke auf Karow im Amte Güstrow unterschrieb Iaspai Finecke 1523 die Uni«», aber schon zu Propst Frau <k's Zeit um die Mitte «oiigen Jahrhunderts war diese Familie ci»e der ärmste,!. Altes «nd neues Mecklenburg g, 43,
 
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:Kleine deutsche Höfe, I.                                  5

Version vom 24. März 2008, 20:17 Uhr

Vorlage:Geschichte der kleinen deutschen Höfe1

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Kleidern. Um ein Uhr kam die Braut mit ihren Freunden, da dann auch etliche Fürsten und der Braut Bruder, der junge Pfalzgraf, mit waren, mit zwei übergüldeten herrlichen Wagen. Da waren etliche Hundert Kürisse im Felde, welches herrlich anzusehen war. Eine halbe Weile vor Wismar ward die Braut gebührlich empfangen und von ihrem Bruder und Herzog Albrecht, des Bräutigams Bruder, aus dem Wagen gehoben und wieder darin gesetzet. Darauf ritten die Fürsten und Edelleute in feiner Ordnung nach der Stadt mit fröhlichem Schall der Trommeten und Pauken, mit großem Geprassel der Pferde :c. Herzog Albrecht und der junge Pfalzgraf ritten nächst der Braut Wagen, welcher aufs Rathhaus geführet ward. Da dann der Bischof von Ratzeburg auf einem daselbst eingerichteten Altar zu drei Uhr Nachmittag, wider päpstlichen Gebrauch, eine Messe gehalten hat. Dieweil auch die Herren von Lübeck in Marien Kirche eine Capelle pflegen zu halten und etliche Pfaffen und Knaben, so täglich in figuris sungen, gehalten, und dem Herrn Bräutigam solche geliehen hatten; als haben sie die Weisen gesungen und sind alle hochgedachten Fürsten und Fürstinnen, Bischöfe und edelste Frauen des Landes umher gestanden. Nach der Messe wurden Braut und Bräutigam copuliret und darnach mit allen fürstlichen Freunden geführet, auch ward fort die Mahlzeit zugerichtet und die ganze Nacht in Freuden zugebracht.“

„Des Morgens ritten alle Fürsten aus ihren Herbergen wieder zu Hofe, da waren etliche Hundert Edelknaben verordnet, so wächserne Kerzen halten und zu



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beiden Seiten von Hause an bis an den Thor für Marien Kirche stehen mußten: da inzwischen gingen sie sämmtlich zur Kirche und hielt aber (wiederum) ein Bischoff Messe, und ward von den Lübeckschen Sängern gesungen, auch auf der neuen von den Wismarischen gebauten Orgel geschlagen. Hiernächst wurden Bräutigam und Braut fürs Altar geführet und über sie die Benediction oder Segen gelesen, da war die Braut, wie auch die beiden Fürstinnen, die sie führten (deren eine des Herrn Bräutigams Schwester, die Landgräfin von Hessen) in weißen Tuch gekleidet, zudem waren gleich die Edelfrauen aus dem Lande Mecklenburg mit Kleidern und Kleinodien gegenwärtig. Aber von einer wird sonderlich gedacht, die Fineckesche genannt*), welcher von fürstlichen Gnaden ihre besten Kleider auf dieser Hochzeit anzulegen verboten und nur erlaubt worden, die nächst dem besten anzuziehen. Nichts destoweniger ist sie der fürstlichen Braut fast gleich gekleidet gewesen. Ja diese Frau soll sich dermaaßen des Hoffahrts beflissen haben, daß Cochius**) von ihr schreibet: sie habe einmal in S. Jürgens Kirche auf einer Edelmanns Hochzeit bei der Copulation einen mit großen Perlen so sehr gesteiften Rock angetragen, daß sie, da alle andere Edelfrauen zur Stillmesse in die Knie gefallen, in ihrem Rocke wie in einer Ton-


*) Von der Familie derer von Finecke auf Karow im Amte Güstrow unterschrieb Jaspar Finecke 1523 die Union, aber schon zu Propst Franck's Zeit um die Mitte vorigen Jahrhunderts war diese Familie eine der ärmsten. Altes und neues Mecklenburg 9, 43,
*) Reimar Kock, gest. 1569 zu Lübeck.

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